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»Immer«, sagte Ryld gut verständlich zu Valas.

Dann warf er dem Duergar einen stechenden Blick zu, nahm Splitter vom Rücken und lehnte den Zweihänder an die Wand. Er zog auch sein Kurzschwert aus der Scheide und stellte es neben Splitter.

»Auf der Klinge lastet ein Fluch«, erklärte er. »Ihr würdet nicht gerne erleben, wie er sich äußert.«

Valas legte Bogen und Pfeile ab, dann ließ er seine Kukris fallen. Die Duergar-Wachen durchsuchten die beiden Dunkelelfen nach verborgenen Warfen, dann drängten sie sie in den düsteren Schuppen. Dabei handelte es sich um eine Art Büro, in dem überall Kontenbücher und Aufzeichnungen lagen. An einem großen Stehpult stand einer der fettesten Duergar, die Ryld je zu Gesicht bekommen hatte, ein rundlicher Kerl mit dicken Armen und breiten Schultern. Duergar neigten trotz ihrer kleinen, aber kraftvollen Statur zu einem hageren, breitschultrigen Körperbau, doch Braumeister Thummud war genauso rund wie die Fässer, mit denen er handelte.

»Kohlenhauer«, sagte er statt einer Begrüßung. »Was kannst du für mich tun?«

»Ich habe hier eine Gruppe Drow, die einen Passierschein von Muzgardt braucht«, antwortete Kohlenhauer. »Sie möchten nicht gern auf eine königliche Erlaubnis warten.«

»Womit handeln sie?«

»Vorwiegend mit Edelsteinen«, sagte Valas. »Wir sind bemüht, neue Transportwege durch das Tiefenkönigreich einzurichten. Wir müssen viel reisen und mit vielen Leuten reden, und wie Kohlenhauer gerade sagte, wollen wir nicht monatelang auf eine königliche Lizenz warten.«

»Dann seid Ihr entweder dumm, oder Ihr lügt. Um von unserem Clansherrn einen Passierschein zu bekommen, müßt Ihr zehnmal so viel zahlen wie für eine königliche Lizenz. Ich kenne kaum einen Kaufmann, der so etwas täte.«

Valas Hune sah zu Ryld, dann wieder zu Thummud. »Nun gut, wir haben zu Hause einige Rivalen, die hier gute Geschäfte machen, und wir wollen uns zu ihren Lieferanten begeben, um zu sehen, ob wir sie nicht dazu bewegen können, an uns zu verkaufen. Eine königliche Lizenz würde dafür sicher nicht genügen.«

Thummud schnaubte. »Ich schätze nicht.«

»Könnt Ihr meinen Kunden helfen oder nicht?« drängte Kohlenhauer. »Oder muß ich mich an Eisenkopf oder Amboßsehne wenden?«

»Clan Muzgardt kann Euch womöglich helfen«, sagte Thummud nach langer Pause. »Wir bekommen 200 Goldstücke pro Namen auf dem Passierschein. Aber den Schein gibt es nicht heute.«

Kohlenhauer sah zu den Drow. Ryld nickte.

»Sie werden die Gebühr des Fürsten bezahlen«, erklärte der Duergar-Seemann. »Aber sie wollen das schnell erledigt wissen.«

»Mir egal, was Eure Kunden wollen«, meinte Thummud. »Ich muß das erst mit dem Clansherrn besprechen.«

»Das mußtet Ihr noch nie!«

Der fette Zwerg verschränkte die Arme und schob den Unterkiefer vor.

»Sei dem, wie es sei, die Soldaten des Kronprinzen sehen sich in letzter Zeit unsere Dokumente und Pässe viel zu gründlich an. Horgar hat erklärt, er wolle wissen, wer sich warum in seinem Königreich aufhält, und er verläßt sich darauf, daß die Clansherren sich zurückhalten. Wir werden Euren Kunden schon geben, was sie brauchen, aber ich muß mir erst Muzgardts Segen holen. Kommt morgen wieder. Oder übermorgen.«

Kohlenhauer murmelte etwas, machte sich aber nicht die Mühe, länger zu diskutieren. Er wandte sich ab und führte Ryld und Valas Hune nach draußen. Die Drow nahmen ihre Waffen an sich, und wenige Minuten später hatten sie die Brauerei wieder verlassen.

»Was machen wir nun?« wollte Valas wissen. »Kennt Ihr noch einen anderen Clan, der uns helfen könnte?«

»Kann sein. Aber wenn sich Horgar auf inoffizielle Pässe und dergleichen konzentriert, werdet Ihr überall auf Schwierigkeiten stoßen.« Der Zwerg kratzte sich am Bart. »Ich werde ein paar Fragen stellen müssen, aber ich glaube, es wäre besser, wenn ich das allein tue.«

Ryld sah zu Valas, der lange nachdachte, ehe er einwilligte. Aber selbst dann hatte der Waffenmeister nicht das Gefühl, daß sein Gefährte allzu großes Vertrauen in die Loyalität ihres Führers setzte.

7

Als Halisstra und Danifae in das Kalte Gießhaus zurückkehrten, stellten sie fest, daß Quenthel einen der größeren Flügel des Gasthauses gemietet hatte. Es handelte sich um ein freistehendes Gebäude mit eigenem kleinen Gemeinschaftsraum und acht Zimmern, die sich auf zwei Stockwerke verteilten. Der gesamte Flügel schien in einer Art und Weise gebaut und dekoriert worden zu sein, von der die Duergar glaubten, Drow fänden sie komfortabel. Die Einrichtung war auf Gäste von der Größe eines Drow, nicht eines Duergar, ausgelegt, überall lagen Teppiche und Läufer, und alle Türen waren mit Schlössern versehen. Drow benötigten anders als die niederen Rassen nicht unzählige Stunden Schlaf, aber die wenigsten Drow verspürten ein Gefühl der Sicherheit oder des Komforts, wenn sie in ihre tiefe Trance versanken, solange sie sich nicht in einem Raum einschließen konnten.

Der Rest der Truppe – nur Pharaun fehlte – ruhte sich auf Teppichen aus oder saß am Tisch im Gemeinschaftsraum und ließ sich ein üppiges Mahl schmecken, zu dem auch silberne Kannen mit Wein gehörten. Rüstungen und Gepäck waren gegen die Wände gelehnt worden, während die Waffen in Reichweite lagen.

Halisstra hob erstaunt eine Braue, als sie das Bankett betrachtete, das auf dem Serviertisch ausgebreitet worden war. Ein großes Stück Rothé-Braten, mehrere Räder edler Käsesorten und Teller voll mit dampfenden gedünsteten Pilzen erinnerten sie daran, wie lange sie schon auf eine anständige warme Mahlzeit hatte verzichten müssen.

»Das Essen ist unbedenklich?« fragte sie.

Quenthel schnaubte. »Haltet Ihr uns für dumm? Natürlich haben wir das überprüft. Zuerst schickte uns der Wirt ein Faß mit Wein, der mit Betäubungsmitteln versetzt war, aber wir haben uns beschwert ...«, Jeggred sah auf und lächelte so breit, daß seine Reißzähne gut zu sehen waren, womit Halisstra eine deutliche Vorstellung davon hatte, wie die Beschwerde ausgefallen war, »... und als Wiedergutmachung haben wir dieses Bankett bekommen. Genießt es.«

Halisstra untersuchte dennoch selbst noch einmal den Tisch, wobei sie sich auf den magischen Ring an ihrem Finger verließ. Adlige Drow waren im Umgang mit Giften so vertraut, daß man eine Mahlzeit nicht von vornherein als unbedenklich ansehen durfte. Schließlich war sie beruhigt, legte sich auf und setzte sich zu den anderen an den Tisch. Auch Danifae bediente sich und nahm auf einem flachen Sofa neben Quenthel Platz.

»Wie ich sehe, ist Pharaun noch nicht zurück. Hattet Ihr wenigstens Erfolg?« fragte Halisstra an Valas gerichtet, während sie aß.

Der Späher saß im Schneidersitz auf dem Boden neben der Tür. Den Gürtel mit seinem Messer hatte er zwar gelockert, aber nicht abgelegt. Er trank heißen Wein aus einem Krug und kaute gedankenverloren auf einem Stück Brot.

»Geht so«, antwortete er. »Ryld und ich stießen zwar nirgends auf übermäßige Feindseligkeit, aber wir sind nicht so weit gekommen, wie es mir recht gewesen wäre, obwohl wir den Duergar zu verstehen gaben, daß die Zeit drängt.« Er klopfte auf den Beutel voller Münzen an seinem Gürtel. »Ich weiß nicht, ob das ein Zeichen dafür ist, daß etwas Ungewöhnliches geschieht, doch Kohlenhauer hat es nicht gefallen.«

»Wo ist der Zwerg?« fragte Danifae.

»Er versucht, auf anderen Wegen an Dokumente zu kommen.«

»Vertraut Ihr ihm?«

»Nicht ganz, aber das ist etwas, was wir nicht so ohne weiteres selbst erledigen können.« Valas verzog das Gesicht und fuhr fort: »Es ist nicht so leicht, mit den Duergar-Clans auf eine einigermaßen direkte Art zu verhandeln. Wenn man mich erwischen würde, wie ich mich nach gefälschten Pässen umsehe, würde man mich sehr wahrscheinlich für einen Spion halten, und diesen Schluß würde man auf Euch alle übertragen.«

»Echte Spione würden sich doch Gracklstugh auf eine ganz ähnliche Weise nähern, wie wir es gemacht haben«, warf Ryld von seinem Platz in einer Ecke ein. Splitter lehnte in Reichweite an der Wand.