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»Sie holen nicht schnell auf«, bemerkte Quenthel nach einer Weile. »Sie werden eine Weile brauchen, um uns einzuholen.«

Halisstra drehte sich um und kletterte um die Brücke herum, um nach achtern zu blicken. Gerade eben konnte sie die Verfolger ausmachen. Sie folgten mit einer Bogenschußweite Abstand, schwarze geisterhafte Silhouetten, die sich nur schwach von dem letzten roten Schein abhoben, der anzeigte, wo hinter ihnen die Stadt lag. Ein weißer Schimmer war bei jedem der Boote dort zu sehen, wo sich der Bug durch das Wasser pflügte.

Sie sah den Duergar an und fragte: »Könnt Ihr nicht schneller fahren?«

Kohlenhauer brummte und wies mit einer Hand auf die Skelette, die das Schiff antrieben. »Sie sind schon so schnell, wie es nur geht«, erwiderte er. »Wir könnten etwas schneller werden, wenn wir Ballast über Bord werfen, aber ob es genügen wird, kann ich nicht sagen.«

»Wie weit noch bis zur Südwand der Höhle?« fragte Quenthel.

»Ich kenne diese Region des Sees nicht gut. Vielleicht noch fünf Kilometer.«

»Bleibt auf Kurs«, entschied die Baenre. »Sobald wir an Land sind, können wir jedem Verfolger entkommen oder gegen ihn kämpfen, sollten wir beschließen, nicht zu fliehen.«

»Was ist mit meinem Boot?« wollte Kohlenhauer wissen. »Habt Ihr eine Ahnung, was ich dafür bezahlt habe?«

»Ich bin sicher, Euch nicht eingeladen zu haben mitzukommen, Zwerg«, konterte Quenthel.

Sie kehrte dem Duergar den Rücken und ließ sich nieder, um abzuwarten, während sie gedankenverloren über ihre Peitsche fuhr und den Blick auf die sich nähernden Verfolger gerichtet hielt.

Das Boot fuhr weiter und passierte weitere Stalagmiten, die aus dem Wasser aufragten, während sich die Verfolger ständig näherten. Halisstra und Danifae hielten nach Hindernissen Ausschau, doch Halisstra mußte immer wieder über die Schulter blicken, um zu sehen, was die Verfolger machten. Jedesmal waren die Boote ein Stück näher, und inzwischen konnte sie sogar Bewegung an Deck ausmachen. Fünfzehn Minuten, nachdem die Verfolger zum ersten Mal aufgetaucht waren, begannen sie, auf Kohlenhauers Boot zu feuern. Schwere Armbrustbolzen landeten in ihrem Kielwasser, und plumpe Katapultschüsse mit großen, feurigen Sphären jagten am Boot vorbei und trafen gegen die feuchten Säulen, die ringsum das Wasser durchzogen.

»Fahrt einen Zickzackkurs«, wies Quenthel den Zwerg an. »Von so etwas wollen wir nicht getroffen werden.«

»Wenn ich das tue, holen sie uns noch schneller ein«, widersprach Kohlenhauer, begann aber bereits, das Steuerrad mal in die eine, mal in die andere Richtung zu drehen, ohne allzulange auf einem Kurs zu verharren.

»Ryld, Valas, erwidert das Feuer auf das erste Boot. Benutzt aber höchstens den halben Vorrat Eurer Pfeile und Bolzen. Wir könnten sie später noch brauchen.« Quenthel sah sich um und nickte Halisstra zu. »Ihr auch. Danifae, halte weiter Ausschau voraus. Pharaun, tut etwas gegen diese Katapulte.«

Valas wandte sich auf der Brücke um und stemmte sich gegen das Geländer, damit er einen Pfeil auflegen konnte. Er zielte auf das führende Boot und schoß. Ryld und Halisstra taten es ihm einen Augenblick später nach. Nach einem Flug, der einen Herzschlag lang dauerte, riß eine winzige Gestalt eines Duergar die Arme hoch und fiel über Bord, wo sie unter die Ruderblätter geriet. Andere Zwerge eilten umher, um Schutz zu suchen, und hoben Schilde, die sie schützen sollten.

Pharaun trat vor und gestikulierte kühn in Richtung des vordersten Boots, wobei er die Worte eines Zaubers hervorstieß. Aus seinen Fingerspitzen schoß eine orangefarbene Flamme, die sich pfeilschnell über das Wasser erstreckte und in der Schwärze zu verschwinden schien, als das Boot sie förmlich schluckte. Im nächsten Augenblick barst eine gewaltige Flamme aus dem Bug der Verfolger empor und überrollte die Vorderdecks mit einem gewaltigen Fauchen, das in der riesigen Höhle widerhallte. In Flammen gehüllte Duergar taumelten umher, weitere fielen über Bord oder sprangen gezielt ins Wasser.

»Gut gemacht!« rief Quenthel.

Sogar Jeggred jubelte, doch schon im nächsten Moment jagte vom zweiten Schiff eine summende Kugel aus blauer Energie heran. Pharaun setzte zu einem Zauber an, um den Angriff abzuwehren, doch es gelang ihm nicht, den Schlag zu stoppen. Gleißende Blitze hüllten Kohlenhauers Boot ein, die Luft dröhnte von Dutzenden von Explosionen, als knisternde Elektrizität Fässer und Kisten detonieren ließ und Fleisch versengte. Halisstra schrie und fiel aufs Deck, als ein Blitz sich in ihre linke Hüfte bohrte, während Ryld zuckend zusammenbrach. Sein Brustpanzer leuchtete bläulich-weiß, da die Energie des Blitzes auf ihn übergesprungen war.

Die rudernden Skelette bewegten sich unbeirrt weiter und trieben das Boot an.

Pharaun riß seinen Stab heraus und schleuderte einen Blitz auf das Boot, das soeben attackiert hatte. Ein springender Meteor aus blendendem Feuer flog ihnen vom führenden Fahrzeug entgegen und näherte sich ihnen wie von einem unstillbaren Hunger angetrieben. Zum Glück traf das Geschoß jedoch einen der aus dem Wasser ragenden Felsen, wo es detonierte und sich auf der Wasseroberfläche in einen Teppich aus brennender Flüssigkeit verwandelte. Das dritte Boot feuerte erneut sein Katapult ab und schickte einen kometengleichen Feuerball in ihre Richtung, der die Brücke knapp verfehlte und ein Stück weit vor ihnen explodierte.

»Verdammt!« fauchte Kohlenhauer. »Sie sind in Schußweite!«

»Scheinbar bin ich ein wenig in der Unterzahl«, rief Pharaun zwischen zwei Zaubern. »Vielleicht sollten wir mehr Energie auf unsere Flucht verwenden?«

Pfeile schossen an ihnen vorbei und prallten vom Boot ab oder bohrten sich lautstark ins Zurkhholz des Decks.

»Halisstra«, rief Pharaun. »Würdet Ihr meinen Stab nehmen – den, den ich in der Hand halte – und ihn benutzen, um den Kerl im ersten Boot zu entmutigen?«

Sie ignorierte den heißen Schmerz in der Hüfte und kämpfte sich zum Heck vor. Sie nahm den Eisenstab an sich, zielte auf das führende Boot und brüllte den Befehl. Die Luft knisterte vor Funken und Ozon, als ein Blitz auf den Verfolger zujagte, der dann wirkungslos an irgendeinem Schutzzauber verpuffte, der von den Duergar-Magiern hinter ihnen gewirkt worden war.

Pharaun griff zu einem anderen Zauber, woraufhin hinter dem Boot ein dichter weißer Nebel entstand, der sich rasend schnell auf dem Wasser ausbreitete und wie eine weiße Wand wirkte, die den verfolgenden Booten jegliche Sicht nahm.

»So«, meinte Pharaun. »Das sollte sie etwas aufhalten.«

»Das ist Nebel. Werden sie nicht einfach hindurchsegeln?« fragte Ryld.

»Das ist kein gewöhnlicher Nebel, Freund. Dieser Nebel ist dick genug, um einen Pfeil im Flug zu stoppen. Außerdem ist er höchst ätzend, so daß jeder, der sich in ihm aufhält, zerfressen wird.« Pharaun lächelte und verschränkte die Arme. »Oh, verdammt, was bin ich gut.«

Quenthel öffnete den Mund, um etwas gegen das Eigenlob des Magiers einzuwenden, als Danifae schrie: »Stop! Felsen voraus! Halt!«

»Verfluchte Hölle!« keuchte Kohlenhauer. »Volle Kraft zurück! Volle Kraft zurück, ihr großen knochigen Tolpatsche!«

Die kurbelnden Skelette verlangsamten ihre hektischen Bewegungen, konnten aber nicht all die schweren Räder gleichzeitig anhalten, so daß die Schaufeln sich nur langsam in die entgegengesetzte Richtung zu drehen begannen. Der Zwerg wartete nicht ab, bis sie fertig waren, sondern riß das Ruder herum, um das Boot beizudrehen und den Felsen auszuweichen, die wie eine Reihe schwarzer Reißzähne vor ihnen aufragten. Sie schienen den Rand des Sees erreicht zu haben, der rasch seichter wurde und an die abfallende Decke traf. Das Ufer erstreckte sich nach links und rechts, soweit Halisstra sehen konnte. Das Boot wurde langsamer, und der Steuerbordbug prallte von einem glücklicherweise abgerundeten Stein auf ihrem Weg ab. Der Aufprall ließ jeden an Bord taumeln, und fast wäre Danifae über Bord geschleudert worden.

»Was nun?« fragte Ryld. »Jetzt sitzen wir an der Höhlenwand fest.«