Выбрать главу

»Sollten wir nicht einfach hier in der Stadthöhle in Verteidigungsstellung gehen?« fragte Mez’Barris Armgo. »Wir können ohne Schwierigkeiten die Zugangswege befestigen, und die Duergar-Armee hätte dadurch Probleme, die Stadt einzukreisen, während unsere eigene intakte Armee in unseren Reihen bleibt.«

»Wenn wir den Grauzwergen erlauben, die Stadt zu infizieren«, wandte eine anderen Muttermatrone ein, »dann werden als nächstes Armeen der Illithiden, Abolethen und der Humanoiden vor unseren Toren stehen. Wir haben viele Feinde. Denkt daran, was in Ched Nasad geschehen ist.«

Die acht Hohepriesterinnen warfen einander finstere Blicke zu.

»Auf jeden Fall muß der Rat schnell zu Entscheidungen kommen«, brach Triel Baenre ihr Schweigen. »Uns bleibt nicht viel Zeit, wenn wir die Duergar außerhalb der Stadt stellen wollen. Daher befehle ich, daß sich die Hälfte der Baenre-Truppen abmarschbereit macht. Ich rate Euch, es nicht anders zu machen. Wenn wir uns entscheiden, die Stadthöhle zu verteidigen, können wir unsere Soldaten immer noch stoppen. Doch wenn wir uns zum Marsch entschließen, müssen wir in der Lage sein, damit in nächster Zeit zu beginnen.«

»Ich bin für eine energische und aggressive Verteidigung der Stadt«, sagte Yasraena. »Ein hartes Vorgehen kann weitere Angriffe verhindern. Ich werde die Hälfte der Streitkräfte des Hauses Dyrr mobilisieren.« Sie sah nachdenklich die anderen Matronen an und ergänzte: »Vorausgesetzt, einige andere Häuser sind bereit, das Risiko mit uns zu teilen und uns zu unterstützen. Entweder erklären wir uns alle zu einem gemeinsamen Vorgehen bereit oder gar nicht.«

»Haus Baenre garantiert Agrach Dyrr bis zur Rückkehr der Expedition«, sagte Triel brüsk.

Nimor nickte vor sich hin. Er hatte damit gerechnet, daß die Führerin des stärksten Hauses in Menzoberranzan entscheiden würde, in dieser Situation mit gutem Beispiel voranzugehen. Unter anderem verwandelte das jegliche räuberische Absicht der anderen Häuser in eine nach außen gerichtete Aktivität, von wo aus man die Baenre als die sah, die zu drastischen Maßnahmen griff, um die Sicherheit der Stadt zu gewährleisten. Triel mußte dringend etwas in dieser Richtung unternehmen.

Sie sah zu den Wachen, Beratern und Gästen im Ratssaal und verkündete: »Die Muttermatronen müssen darüber beraten, wie diesem hinterhältigen Angriff begegnet werden kann. Geht.«

»Hauptmann Zhayemd«, sagte Yasraena. »Es wäre mir recht, wenn Ihr den Befehl über das Agrach Dyrr-Kontingent übernähmt und sofort mit den entsprechenden Vorbereitungen begännet. Ich weiß, Ihr habt einen gefahrvollen Weg hinter Euch, doch Ihr seid mit dem Schlachtfeld bestens vertraut, und ich setze volles Vertrauen in Euch.«

»Ich werde Euch nach Kräften dienen«, erwiderte Nimor. »Mit Lolths Hilfe werde ich dieses Territorium von den Feinden unserer Stadt säubern.«

Er verbeugte sich wieder tief vor den Muttermatronen, dann zog er sich lautlos zurück.

Die Geräusche des Waldes kehrten schlagartig zurück, der Stillezauber hatte seine Wirkung verloren. In den Baumwipfeln seufzte der Wind, in der Nähe war das Murmeln eines kleinen Baches zu hören, raschelnde Geräusche drangen einem Flüstern gleich durch die Finsternis, als sich rund um die schwarze Sphäre kleinere Kreaturen durch den Wald bewegten – oder aber größere Kreaturen, die es verstanden, fast unbemerkt zu bleiben. Lange lauschte Halisstra einfach nur in der Hoffnung, einen Beweis dafür zu hören, daß sich die an der Oberfläche Lebenden zurückgezogen hatten oder daß ihre Kameraden in der Nähe ein Gefecht austrugen. Doch weder das Klirren von Schwertern, die aufeinandertrafen, noch das Dröhnen von Zaubern, die gewirkt wurden, drangen an ihre Ohren. Sie hörte nichts, was keinen Schluß darüber zuließ, ob ihre Gegner gegangen waren oder einfach stumm außerhalb der Dunkelheit darauf warteten, daß sie wieder zum Vorschein kam. Halisstra konnte geduldig sein, wenn ihr danach war, und sie war Entbehrungen und Gefahren gewöhnt, doch die nervliche Anspannung, jeden noch so winzigen Laut zu identifizieren und nach seiner Gefährlichkeit für sie einzuordnen, sorgte bald dafür, daß ihr der Schweiß auf der Stirn stand.

Wenn Quenthel und die anderen in der Nähe wären, würde ich sie hören, überlegte sie. Der Kampf mußte sie weit weggeführt haben.

Ihr Herz raste, als ihr der Gedanke kam, sie könnte in den endlosen Wäldern ganz allein zurückgeblieben sein – sie, ein schändlicher Feind für jedes Geschöpf, das auf der Welt an der Oberfläche lebte.

Es ist besser, beim Versuch zu sterben, wieder zu ihnen zu stoßen, entschied Halisstra. Wenigstens weiß ich, wohin sie gehen, wenn ich es schaffe, meinen Kurs beizubehalten.

Zunächst einmal mußte sie aus der Finsternis entkommen, die ihr Schutz bot. Sie wollte die magische Finsternis nicht auflösen, sondern sie weiter bestehen lassen, bis sich ihre Wirkung erschöpft hatte. Es bestand durchaus die Möglichkeit, daß ihre Gegner schweigend darauf warteten, bis sich die Finsternis von selbst auflöste, statt den Versuch zu unternehmen, in die Schwärze vorzudringen. Halisstra griff in ihre Gürteltasche und zog einen schmalen Elfenbeinstab hervor. Sie betastete ihn sorgfältig, weil sie sicher sein wollte, ob es der Stab war, den sie brauchte. Als sie davon überzeugt war, den richtigen Gegenstand in Händen zu halten, tippte sie den Stab gegen ihre Brust und flüsterte ein Wort.

Auch wenn es in der magischen Finsternis keine Möglichkeit gab, es nachzuprüfen, hatte der Stab sie unsichtbar gemacht. Sie stand so leise wie möglich auf und zuckte bei jedem noch so leisen Rascheln und Rasseln ihres Kettenhemdes zusammen.

Halisstra verließ die magische Schwärze eher als erwartet. Es schien, als hätte sie nur etwa zwei Meter vom Rand entfernt gesessen. Überzeugt von ihrer Unsichtbarkeit richtete sie sich auf und sah sich um. Der Wald sah unverändert aus, abgesehen davon, daß von ihren Gefährten ebensowenig etwas zu sehen war wie von den Waldmenschen und den Oberflächen-Elfen, die sie angegriffen hatten. Der Mond ging gerade auf und tauchte den Waldboden in ein strahlend silbernes Licht. Sie machte sich auf den Weg in eine Richtung, von der sie hoffte, es sei Westen, wobei sie sich so schnell und leise wie möglich vorwärts bewegte.

Nach kurzer Zeit erreichte sie den Schauplatz eines heftigen Kampfes, wenn sie die Zeichen richtig deutete. Von mehreren großen, schwarzen Kreisen auf dem Waldboden stieg noch Rauch auf. An anderer Stelle lagen die Leichen eines guten halben Dutzends Oberflächen-Elfen sowie in Grün gekleideter menschlicher Krieger, die allesamt Verletzungen aufwiesen, die von Streitkolben, Schwertern oder Klauen zu stammen schienen. Von den Drow war nichts zu sehen.

Halisstra versuchte, sich an das zu erinnern, was sie von den fahlen Elfen und ihren menschlichen Verbündeten gesehen hatte und befand, es könnten bis zu fünfzehn oder zwanzig gewesen sein.

»Ich frage mich, wo eure Kameraden sind«, fragte sie die gefallenen Krieger, ehe sie weiterzog.

Halisstra kam nur einen knappen Kilometer weit durch den vom Mond beschienenen Wald, als sie in einen Hinterhalt geriet. Im einen Moment lief sie noch schnellen und sicheren Schrittes durch den Wald, angetrieben von dem Wunsch, sich dem Rest ihrer Gruppe anzuschließen und wieder Teil der vertrauten Gefahren ihrer Verbindung zu sein, aber im nächsten Augenblick wurde sie von einem Elfenmagier überrascht, der einfach aus einem Baum hervortrat und ihr einen Zauber entgegenschleuderte, indem er gestikulierte und Worte von arkaner Macht ausstieß.