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Nauzhror wurde ernst. »M-muttermatrone«, stammelte er. »Ich ... ich dachte, ich würde vielleicht den ...«

»Könnt Ihr es mit Gromph aufnehmen, Nauzhror?« fragte Triel.

Der Magier mochte sanftmütig wirken, aber seine Augen verrieten einen harten, berechnenden Verstand – und einen pragmatischen dazu.

»Könnte ich das, dann hätte ich ihn schon längst herausgefordert, um ihm seinen Titel abzunehmen.« Er überlegte einen Moment und streichelte die Spinne auf seiner Schulter. »Ich gehe davon aus, daß ich mit der Zeit so geschickt sein werde wie er und daß ich ihn vielleicht sogar übertreffen werde. Doch muß ich die Kunst noch viele Jahre studieren, ehe ich mich als mit ihm gleichrangig bezeichnen kann.«

»Das hatte ich mir gedacht. Bedenkt«, gab Triel zurück, »wer immer hinter Gromphs Verschwinden steckt, würde mit Euch kurzen Prozeß machen, sobald Ihr Euch als der neue Erzmagier von Menzoberranzan vorstelltet. Der Tag mag kommen, an dem Ihr Euren Ehrgeiz verwirklichen könnt, Vetter, doch heute ist nicht dieser Tag.«

Nauzhror zögerte keine Sekunde, zu nicken und zu erwidern: »Ja, Muttermatrone. Ich werde tun, was Ihr befehlt.«

»Ihr seid bis auf weiteres Hausmagier des Hauses Baenre. Sollte sich herausstellen, daß mein Bruder tot ist, dann werdet Ihr diesen Posten behalten, doch im Moment benötige ich Eure Zauber und Euren Rat. Ordnet für den Augenblick Eure Angelegenheiten in Sorcere, ich werde Eure Habe herbringen lassen.«

Nauzhror verbeugte sich und sagte: »Ich danke Euch für Euer Vertrauen in meine Fähigkeiten, Muttermatrone.«

»Mein Vertrauen in Eure Fähigkeiten reicht nicht eben weit, Vetter: Laßt Euch nicht umbringen«, mahnte Triel. »Von diesem Augenblick an ist jeder Mann mit der geringsten Befähigung zum Magier im Haus Baenre von Euch auszubilden. Wir benötigen einen Kader geschickter Arkanisten, die es mit denen Del’Armgos oder Xorlarrins aufnehmen können.«

»Eine solche Ansammlung von Talent läßt sich nicht über Nacht zusammenstellen. Es wird Jahre dauern, um mit den Magiern Xorlarrins auch nur gleichzuziehen.«

»Dann solltet Ihr unverzüglich beginnen.«

Triel betrachtete den dicken Magier und hoffte, die Zukunft ihres Hauses möge nicht in diesen feuchten Händen liegen.

»Noch etwas«, sagte sie, als der Magier sich zum Gehen wandte. »Betrachtet es als Eure erste Aufgabe als Hausmagier.« Triel kam näher und sah ihm tief in die Augen, während sie darauf wartete, daß er ihr ins Gesicht lächelte. »Ihr werdet herausfinden, was mit meinem Bruder geschehen ist.«

Ryld jagte durch einen kurzen, kurvigen Korridor, Jezz und Valas dicht hinter ihm. Danifae half Quenthel, der Gruppe zu folgen. Der Waffenmeister lief den Korridor zu seiner Rechten entlang, durch den er in einen großen Saal oder Ballsaal gelangte. Der Betrachter-Magus trieb dort umher, eine gewaltige Monstrosität in der Form einer mit Chitin überzogenen Kugel, die einen Durchmesser von einem Meter achtzig hatte. Die zehn Augenstiele zuckten, während sie einen Zauber nach dem anderen auf Pharaun und Jeggred niederprasseln ließ. Der Magier war von einer Sphäre aus magischer Energie umgeben, einer Art Abwehrzauber, der ihn schützte, während er sich Zauber für Zauber mit dem Monster maß. Jeggred stand reglos, das Gesicht zu einer Grimasse verzogen, während er sich bemühte, die Wirkung eines schrecklichen Zaubers abzuschütteln.

»Hartnäckige Insekten«, knurrte der Betrachter, als er Ryld und die anderen sah. »Laßt mich in Ruhe!«

Die Kreatur schwebte rückwärts durch einen Torbogen und zog sich in einen anderen Teil ihrer Behausung zurück.

Pharaun wandte sich den anderen zu. Eine Seite seiner Kleidung war von qualmenden Löchern durchsetzt, an denen sie von einer Säure getroffen worden war. Er zitterte vor Ermüdung.

»Ah, wie ich sehe, haben sich meine werten Gefährten doch noch entschieden, sich mir anzuschließen«, stellte er fest. »Prima. Ich befürchtete schon, Ihr würdet Euch das Vergnügen entgehen lassen, Leib und Leben gegen einen mörderischen Widersacher zu riskieren.«

»Was ist mit Jeggred?« brachte Quenthel heraus.

»Er ist von irgendeinem Festhaltezauber getroffen worden, und ich habe bei diesem Duell all meine Zauber aufgebracht, die Magie aufheben könnten. Wenn Ihr ihn befreien könnt, bitte. Ich bin nicht so egoistisch, daß ich den Betrachter ganz für mich allein haben müßte.«

»Haltet den Mund«, krächzte Danifae. »Wir müssen den Betrachter schnell überwinden. Wir werden von einem Höllenschlundteufel und einem weiteren Dutzend Teufel verfolgt, und wir laufen Gefahr, zwischen die Fronten zu geraten.«

Pharaun schnitt eine Grimasse. In seinen Augen flackerte ein gefährliches Leuchten, als er erst Danifae und dann Jezz den Lahmenden ansah.

»Wenn Euer Zauberbuch den Aufwand wert ist, vielleicht sollten wir es dann für uns behalten«, überlegte der Meister Sorceres.

»Tzirik wird nicht die Ergebnisse seines Erkenntniszaubers mit Euch teilen, wenn Ihr uns in den Rücken fallt«, sagte der Jaelre. »Entscheidet, was Euch wichtiger ist, Spinnenküsser, und zwar schnell.«

»Hör auf, Pharaun«, sagte Ryld.

Er ging zu dem erstarrt dastehenden Jeggred und legte Splitter neben den Draegloth, um den Zauber zu brechen, in dessen Bann er gefangen war. Der Halbdämon blinzelte und setzte eine finstere Miene auf, während er sich langsam aufrichtete und reckte.

»Ein Problem nach dem anderen«, fuhr Ryld fort. »Hast du irgendwelche Magie, die uns die Teufel lange genug vom Hals hält, bis wir den Betrachter geschlagen haben?«

»Nein«, antwortete Pharaun. »Sie werden jeden Moment hier auftauchen und uns eine Szene machen. Sie ... ich habe eine Idee. Wir halten die Teufel nicht von uns fern, wir lassen sie ein.«

Höllische Energie knisterte und zischte im Raum gleich hinter ihnen.

»Das ist der Höllenschlundteufel, der meine Mauer zerstört«, sagte Jezz. »Erklärt, was Ihr meint, Menzoberranzanyr.«

Pharaun begann, einen Zauber zu wirken und wob mit den Händen die arkanen Gesten, die erforderlich waren, um seiner Magie Form zu geben und sie zu kontrollieren.

»Setzt Euch nicht zur Wehr«, sagte er. »Jetzt habe ich es. Ich habe über uns einen Schleier der Illusion gelegt. Wir sind jetzt alle Teufel.«

Ryld sah an sich hinab, stellte aber keine Veränderung fest. Erst als er wieder aufblickte, erkannte er, daß er mitten in einer Gruppe von Teufeln stand. Unwillkürlich zuckte er zusammen, sah aber, daß die anderen genauso reagierten. Ganz schwach, so als seien sie in durchsichtigen Stoff gehüllt, konnte er unter dem schuppigen Äußeren die eigentlichen Gestalten der Drow erkennen.

»Ich kann durch den Schleier hindurchsehen«, warnte er.

»Ja, aber du erwartest das auch«, antwortete der Teufel, der dort stand, wo er eben noch Pharaun gesehen hatte. »Es dürfte für Verwirrung unter unseren Gegnern sorgen, aber wir müssen uns beeilen. Wir wollen, daß die Teufel uns einholen, wenn wir gegen den Betrachter kämpfen.«

Der Magier glitt durch den Raum und folgte dem Betrachter, der Rest der Gruppe schloß zu ihm auf und eilte mit Pharaun voran, während hinter ihnen das Geheul der Teufel lauter wurde. Sie liefen eine Wendeltreppe hinauf und holten den Betrachter ein, der in einem Thronsaal auf sie wartete. Das Monster zögerte, als die Gruppe in ihrer teuflischen Verkleidung hereinkam.

»Die Drow sind hier nicht«, polterte es. »Durchsucht den Rest des Turms, ihr müßt sie finden!«

»Ich fürchte, da irrt Ihr Euch«, gab Pharaun zurück und schleuderte der Kreatur einen Lichtblitz entgegen, der auf der Chitinhülle eine Fläche von der Größe eines Abendbrottellers verkohlte.

Gleichzeitig feuerte Valas Hune eine Salve aus Pfeilen ab, die sich in den gepanzerten Leib bohrten, während Ryld, Jeggred und Danifae losstürmten.