Выбрать главу

Der Assassine grinste, da er seine Gelegenheit gekommen sah. Die Baenre-Führer waren ganz in den Kampf vertieft. Wenn er sie töten konnte, würde er praktisch das Baenre-Kontingent enthaupten, und wenn diese Streitmacht zerfiel, dann standen die Chancen gut, daß die gesamte Armee der Schwarzen Spinne an diesem Tage aufgerieben wurde.

Nimor entdeckte Jazzt Dyrr, der sich im Hintergrund hielt und den Agrach Dyrr-Soldaten Befehle erteilte. Der Adlige hielt eine Hand auf eine klaffende Wunde quer über die Rippen gedrückt. Der Assassine eilte hinüber und wurde sichtbar.

»Gute Arbeit, Verwandter«, rief er Jazzt zu. »Haltet die Baenre weiter hier fest, dann wird die Wache des Kronprinzen sie aufreiben.«

Jazzt sah auf. Müdigkeit und Schmerz wichen aus seinem Gesicht, als er den Kampf überschaute.

»Leichter gesagt als getan«, sagte er. »Die Baenre kämpfen wie Dämonen, und mehr als nur ein paar unserer eigenen Leute werden nicht heimkehren.« Er drückte den Rücken durch und gab Nimor die Hand. »Ich hatte meine Vorbehalte, Zhayemd, doch Euer Plan scheint aufzugehen. Ich würde ja gerne sagen, wir könnten Euch hier gut gebrauchen, doch nach dem Blut zu urteilen, das an Euch klebt, nehme ich an, daß Euch nicht langweilig ist.«

»Die großen Häuser halten das Zentrum der Höhle, aber hier fällt die Entscheidung«, erwiderte Nimor. Seine Augen waren auf das Baenre-Banner gerichtet. »Gebt mir so viele Männer, wie Ihr entbehren könnt. Ich will die Baenre-Befehlshaber töten.«

»Gut«, gab Jazzt zurück. Er machte einem Dutzend erfahrener Krieger eine knappe Geste. »Ihr da, geht mit Zhayemd. Bringt mir das Banner der Baenre.«

Nimor machte seinen Rapier und den Dolch bereit, während sich die ausgeruhten Kämpfer um ihn scharten. Das Gemetzel kam näher, da die Baenre sich weiter zu ihrem Fluchtweg vorarbeiteten. Er konnte die Baenre-Standarte sehen, die über dem Zentrum des Kampfes wehte. Andzrel selbst befand sich nahe der Front und war von den besten Männern umgeben, die sein Haus zu bieten hatte. Zal’therra war nur wenige Schritte hinter ihm, humpelte aber, da sie an der Hüfte verwundet war. Ihren Arm hatte sie um einen anderen Baenre gelegt.

Nimor wartete, bis die vorderen Baenre-Wachen in Reichweite eines Speerwurfs waren, dann rief er: »Auf sie!«

Mit lautem Jubel stürmten die Krieger Agrach Dyrrs aus ihrem Versteck hervor, einige feuerten Armbrüste ab, ehe sie die Waffen wegwarfen und ihre Klingen zogen. Geschosse jagten in die Tunnelöffnung, von denen manche von den Rüstungen der Baenre-Wachen abprallten, während andere trafen. Die Wachen wappneten sich gegen die heranstürmenden Agrach Dyrr, so gut sie konnten. Zal’therra sprang an die eine Tunnelwand und setzte sich mit einem schwarzen, beidhändig zu führenden Flegel. Sie war nicht bereit, ihrem verletzten Bein zu vertrauen, daher stürzte sie sich nicht ins Kampfgetümmel, doch sie war alles andere als hilflos. Das bekam ein Soldat Agrach Dyrrs zu spüren, als sie ihm ein Bein stellte und ihm dann mit einem kraftvollen Schlag den Schädel zertrümmerte. Im nächsten Moment war der schmale Gang von dem Klirren von Stahl auf Stahl erfüllt sowie von dem häßlichen Geräusch, wenn sich Stahl in Fleisch bohrte, begleitet von den Schreien und den Flüchen der Kämpfer.

Anders als Zal’therra stürzte sich Andzrel in den Kampf und hieb mit dem zweischneidigen Schwert um sich, trat brutal gegen seine Feinde, um sie zu Fall zu bringen, während die sich gegen seine zuckenden Klingen zur Wehr zu setzen versuchten. Voller Bewunderung sah Nimor zu, wie der Kampf mal in die eine, mal in die andere Richtung wogte. Als die Agrach Dyrr wieder vorrückten, näherte er sich dem Waffenmeister der Baenre.

»Seid gegrüßt, Andzrel«, rief er. »Euer Meister der Späher muß Euch melden, daß die Duergar hinter unsere Verteidigungslinie bei den Säulen des Leids gelangt zu sein scheinen. Sie stellen eine beträchtliche Bedrohung für die Armee der Schwarzen Spinne dar.«

Andzrel verharrte, während sich der Kampf von ihm entfernte. Wut kochte unter seinem gelassenen Äußeren.

»Zhayemd«, spie er. »Es war ein schwerer Fehler, Euch mir zu stellen. Es wäre klüger gewesen, die Früchte Eures Verrats aus der Ferne zu genießen.«

»Das werden wir sehen«, erwiderte Nimor.

Er sprang vor und zielte mit einem mörderischen Stoß nach dem Oberkörper des Baenre, doch Andzrel ließ sich davon nicht überraschen. Der Waffenmeister wich zur Seite aus und hob sein zweischneidiges Schwert in einer wirbelnden Abwehrhaltung, so daß Nimors Klinge pariert wurde. Dadurch kam er nahe genug heran, um seinen Ellbogen, der in einer Rüstung steckte, gegen Nimors Kopf zu rammen. Wäre Nimor der dürre Drow gewesen, als der er allen erschien, dann hätte der Treffer ihm den Schädel zerschmettern müssen. So aber wurde sein Kopf nur zur Seite geschleudert. Er wirbelte in die andere Richtung davon und holte mit seinem verborgenen Dolch aus, der Andzrel unterhalb des Brustpanzers traf. Der wich zurück und sprang dann hoch, um dem Assassinen in die Rippen zu treten, doch Nimor stieß lediglich ein Grunzen aus und schleuderte Andzrel mit Verachtung von sich.

Andzrel rollte über den Boden, stand mit erhobenem Schwert auf und sah seinen Gegner mit aufgerissenen Augen an.

»Was bei allen Höllen Lolths seid Ihr?« murmelte er.

Ehe Nimor eine passende Antwort einfiel, schoß die Hand des Waffenmeisters zu seinem Stiefel, und im nächsten Moment warf er ein Messer, dessen Spitze auf Nimors Kehle gerichtet war. Der Assassine hob einfach die Hand und ließ zu, daß die Klinge sich ins Fleisch seines linken Unterarms bohrte. Er knurrte, dann zog er das Messer heraus. Blut spritzte auf den Höhlenboden.

Natürlich wartete Andzrel nicht ab, was geschehen würde, sondern rollte unter der Deckung seines Widersachers nach vorn und versuchte, sein Schwert durch Nimors Leib zu jagen.

Der sprang einfach über den Waffenmeister, indem er seine Füße dicht an den Körper zog und auf der anderen Seite landete. Als Andzrel seine Stoßrichtung umkehrte und wieder aufsprang, bohrte Nimor sein Rapier durch den Brustpanzer des Baenre und fügte ihm eine tiefe Stichwunde in der Seite zu. Andzrel stöhnte und taumelte, verlor das Gleichgewicht und ging zu Boden. Das Schwert landete neben ihm.

»Guter Versuch«, sagte Nimor und holte aus, um den Baenre zu töten.

Ehe er jedoch zuschlagen konnte, schloß ihn eine Kugel aus bernsteinfarbener Energie ein. Eine magische Macht stoppte die Bewegung seiner Klinge so sicher, als hätte er versucht, Narbondel zu durchbohren, und widerstand auch seinem Messer.

»Was bei den neun Höllen ist das?« wollte Nimor wissen.

Der Assassine knurrte aufgebracht, als er erkannte, daß sich der Kampflärm im Tunnel im gleichen Moment mindestens verdreifacht hatte. Er spähte aus der Kugel, um festzustellen, woher der Lärm kam und was geschehen war.

Außerhalb der Sphäre stürmten Dutzende neuer Baenre-Soldaten aus dem Tunnel hinter den Agrach Dyrr und mischten sich in den Kampf ein, wobei sie Jazzt und seine Fußtruppen in die Zange nahmen. Die Agrach Dyrr, die bislang den Tunnel blockiert hatten, wurden vertrieben oder getötet, und für das Kontingent des Hauses Baenre war der Fluchtweg frei. Nimor sah wutentbrannt, wie die Baenre sein magisches Gefängnis passierten und ihren Verwandten zu Hilfe eilten. Innerhalb weniger Augenblicke verlagerte sich das Kampfgetümmel zurück in die große Höhle.

Nimor sah in den Tunnel und sah sich einem großen, dicken Magier gegenüber, der die Farben des Hauses Baenre trug. Mit einem zufriedenen Lächeln betrachtete er die bernsteinfarbene Kugel. Zal’therra und Andzrel starrten den Neuankömmling verblüfft an.

»Nauzhror«, sagte die Priesterin. Blut strömte aus ihrer Hüftwunde. »Ihr kommt genau rechtzeitig.«

»Nur ein glücklicher Zufall«, schnurrte der Magier. »Die Muttermatrone wies mich an, ihr vom Schlachtfeld zu berichten, und so spähte ich die Armee aus, sah den tobenden Kampf und bemerkte Eure Schwierigkeiten. Ich benutzte eine sehr wertvolle Schriftrolle, um ein Portal zu öffnen und Euch Hilfe zu schicken.« Er wandte sich um und betrachtete Nimor in der Energiekugel. »Ist das nicht der stürmische Hauptmann Zhayemd von Agrach Dyrr?«