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»Genau das geschah, als ich es das letzte Mal versuchte«, sagte Tzirik.

Finster zog Quenthel die Brauen zusammen, es gelang ihr aber, Ruhe zu bewahren, während sie Danifae losließ und sich gegen Jeggred lehnte.

»Pharaun«, sagte die Hohepriesterin, »was habt Ihr beobachtet?«

Der Magier hob eine Augenbraue, vielleicht, weil es ihn überraschte, von Quenthel befragt zu werden, und sagte: »Das klingt einigermaßen plausibel. Wenn wir mittels Projektion unseres Geistes auf die Astralebene überwechseln, werden wir nicht direkt von dieser Ebene in den Abyss reisen. Wir würden die Astralsee überqueren und uns Lolths Reich als Geister nähern. Es könnte sein, daß die geheimnisvolle Barriere, auf die wir eben trafen, eine solche Form der Annäherung nicht unterbindet.« Der Magier strich sein Gewand glatt und überlegte. »Das könnte auch erklären, warum den von uns beschworenen Dämonen dieser Trick nicht gelingen wollte. Sie reisen nicht mittels Astralprojektion von Ebene zu Ebene, da sie keine Seele haben.«

Quenthel murmelte etwas, verschränkte die Arme und drehte sich zu Tzirik um.

»Nun gut«, sagte sie. »Ich bin überzeugt. Wo wollt Ihr unsere Körper lassen?«

Tzirik ging zu einer Wand der Kapelle und drückte einen verborgenen Mechanismus, woraufhin sich der Durchgang zu einer verborgenen Kammer hinter Vhaerauns Maske öffnete. Es war ein kleiner Raum, doch er war groß genug, daß acht elegante alte Diwane – Möbelstücke, die womöglich noch aus der Zeit stammten, als die Oberflächen-Elfen Cormanthyrs die Burg bewohnt hatten – mit den Kopfenden nach innen gerichtet in einem engen Kreis zusammengestellt Platz fanden.

»Nur eine Handvoll meiner Leute weiß von der Existenz dieses Raums«, sagte der Priester, »und ich habe sie angewiesen, uns so lange nicht zu stören, wie es für uns erforderlich ist. Ihr müßt hier nicht um Euer Leben fürchten.«

Ryld, der ein Stück hinter Jeggred stand, wandte sich von Tzirik ab und gestikulierte unauffällig zu Pharaun und Halisstra: Wenn unser Geist geschlagen wird, während wir uns im astralen Zustand befinden, kehren wir also in unseren Körper zurück. Aber was geschieht mit unserem Geist, wenn jemand ein Messer in den Körper jagt?

Dann sterben wir, erwiderte der Magier. Ein umsichtiger Mann würde sicherstellen, daß sich sein Körper an einem sicheren Ort befindet, und würde jemanden seinen Körper bewachen lassen, dem er vertrauen kann.

Ryld verzog das Gesicht, äußerte sich aber nicht.

Die Gruppe folgte Tzirik in den Raum. Halisstra starrte mit einigem Widerwillen auf die Couch vor ihr, war aber nicht in der Lage, ihren Blick abzuwenden. Sie war wohl nicht die einzige in der Gruppe, die die Diwane wie eine Ansammlung von Särgen empfand. Quenthel mußte das gleiche gedacht haben.

Sie sah von der Couch zu Tzirik und sagte: »Wir werden eine Wache zurücklassen. Jemand, dem ich traue, wird hier sein, um auf unsere Körper aufzupassen, bis wir zurück sind, genau wie Ihr Euch sicher von jemandem bewachen lassen werdet, dem Ihr vertraut.«

»Ah«, sagte Tzirik. »Ihr seid wahrlich eine Dunkelelfe. Tut, was Ihr wollt.«

»Er könnte diese ganze Burg auf den hetzen wollen, der hier zurückbleibt«, fauchte Jeggred. »Die Frage ist, wer bleibt?«

Quenthel sah zu Ryld, dann wanderte ihr Blick zu Halisstra. Einen Augenblick lang fürchtete Halisstra, Quenthel könnte bestimmen, daß sie hierbleiben sollte, um ihr die Audienz zu verweigern, um die sie bei Lolth ersuchen wollte. Doch noch während ihr Herz vor Aufregung und Ungewißheit zu rasen begann, wurde ihr bewußt, daß die Baenre um jeden Preis verhindern würde, daß eine Melarn bei Bewußtsein war und über ihren hilflosen Körper verfügen konnte – jedenfalls dann, wenn sie in Halisstra eine echte Bedrohung sah. Quenthel kniff nachdenklich die Augen zusammen, dann wandte sie sich zu Jeggred um.

»Du mußt bleiben«, sagte sie dem Draegloth.

Durch Jeggreds Körper ging ein Zucken.

»Ich werde nicht hier sitzen und Euren lebenden Leichnam betrachten, während Ihr Euch den Gefahren im Reich Lolths stellt! Mutter hat mich angewiesen, Euch zu beschützen. Wie soll ich das tun, wenn Ihr mich zurücklaßt?«

»Du wirst mich bewachen«, sagte Quenthel. »In astraler Form kann mir nichts zustoßen. Hier aber bin ich verwundbar, und ich vertraue niemandem sonst diese Aufgabe an. Du mußt derjenige sein, Jeggred.«

Der Draegloth verschränkte alle vier Arme und gab zurück: »Ihr wißt, was Euch im Abgrund der Dämonennetze erwartet. Ihr werdet dort meine Kraft brauchen.«

»Hör sofort auf«, herrschte die Herrin Arach-Tiniliths ihn an. Ihre Augen blitzten, ihre Peitsche wand sich und spie wütend. »Du hast kein Recht, meine Befehle in Frage zu stellen. Du wirst deiner Pflicht so nachkommen, wie ich sie dir vorgebe.«

Jeggred verfiel in Schweigen. Verärgert wandte er sich ab und ließ sich auf dem Boden nieder, während er seinen Rucksack abstreifte. Quenthel sah die anderen an und deutete dann mit einem Kopfnicken auf die Diwane.

»Kommt«, sagte sie. »Lolth wartet.«

Tzirik blieb stehen, während die Menzoberranzanyr sich je eine Couch aussuchten und sich hinlegten. Er ging zum letzten freien Diwan, setzte sich und sah Jeggred an.

»Wenn Ihr hierbleibt, Draegloth, dann sollt Ihr wissen, daß einige meiner Leute die Wache mit Euch teilen werden. Macht keinen Ärger, und Ihr werdet sehen, daß sie Euch nur zu gerne in Ruhe lassen werden.«

Jeggred verzog nur den Mund, dann legte sich Tzirik hin, was ihm in seiner Rüstung nicht leichtfiel, und plazierte seinen Streitkolben so, daß er neben ihm lag.

Halisstra stellte fest, daß sie zwischen Ryld und Danifae lag. Sie sah zu dem Waffenmeister hinüber. Er lag mit angespannter, nervöser Miene da. Offenbar hatte er mit Astralreisen auch noch keine Erfahrung.

Wenn unser Geist reist, wozu brauchen wir dann all unsere Waffen? bedeutete er ihr.

Sie sind ein Teil von Euch, erwiderte sie. Euer Bewußtsein beinhaltet in Eurer Selbstdefinition Eure Habseligkeiten. Wenn Eure Seele von Eurem Leib getrennt unterwegs ist, erzeugt Euer Geist auch weiterhin ein astrales Abbild von allem, was Ihr bei Euch tragt.

»Faßt Euch an den Händen«, sagte Tzirik. »Stellt sicher, daß Ihr einen festen Griff habt. Ich will keinen von Euch zurücklassen.«

Der Priester setzte mit seiner melodischen Stimme wieder zu einem Gesang an. Halisstra starrte zur Decke und griff mit der Rechten nach Danifaes, mit der Linken nach Rylds Hand.

Vielleicht sollte ich mir dann auch ein gutes, starkes Getränk vorstellen, fügte Ryld an und nahm Halisstras Hand in seinen festen Griff, ehe sie etwas erwidern konnte.

Hinter ihr auf der anderen Seite des Kreises setzte Tzirik seinen Zauber fort und sprach die harten magischen Worte mit Selbstvertrauen und Gelassenheit. Halisstra fühlte, wie ein elektrischer Schlag ihren Körper durchfuhr, als der Zauber zu wirken begann und sie mit Ryld und Danifae verband. Es war ein merkwürdiges, kribbelndes Gefühl, dem der Eindruck folgte, schwerelos zu werden, als sie sich von ihrem Leib zu lösen begann. Es war, als steige sie aus sich selbst auf, angezogen von einer unwiderstehlichen Macht, die sie in eine Richtung zog, ohne daß sie zu sagen vermochte, ob sie sich nach oben oder unten, nach rechts oder links bewegte. Die steinerne Decke begann zu verschwimmen und entfernte sich immer schneller von ihr. Dann war sie fort.

Triel Baenre marschierte elegant an den Reihen ihrer geschlagenen Soldaten vorüber, ihr Gesicht verriet keine noch geringe Gemütsregung, doch das war nur möglich, weil ein stählerner Wille sie daran hinderte, ihren Empfindungen freien Lauf zu lassen. Die erschöpften Soldaten standen so gut in Habtachtstellung, wie es in dem schmalen Tunnel möglich war. Sie hatte sich von Nauzhror sofort an den Schauplatz des Rückzugs transportieren lassen, um mit eigenen Augen das Ausmaß der Niederlage zu begutachten, die Menzoberranzan erlitten hatte. Sie mußte feststellen, daß ihr nicht gefiel, was sie sah. Es gefiel ihr ganz und gar nicht.