Er sagte: »Ja. Was? Bestens«, und sah die Zettel durch. Die Namen sagten ihm nichts, absolut gar nichts.
Er ging zum Fenster hinter seinem Schreibtisch und starrte durch die riesige Scheibe aus getöntem Glas. Unter ihm stieg donnernd ein Jet nach dem anderen vom Flughafen auf, so steil, als gälten weder Vernunft noch aerodynamische Gesetze, tatsächlich aber geschah es, um die hoch empfindlichen Gehörnerven der Millionäre zu schützen, die da unten in der Flugschneise ihre Häuser hatten. Douglas beobachtete die Maschinen, ohne sie wirklich zu sehen. Er wusste, er sollte jetzt die Anrufe erledigen, die auf ihn warteten, aber das Einzige, woran er denken konnte, waren Thistles Worte:Ein äußerer Schock.
Und was war äußerlicher als Donna?
Sie trugObsession. Sie tupfte es hinter ihre Ohren und unter ihren Busen. Und wenn sie durch ein Zimmer ging, ließ sie ihren Duft zurück. Ihr dunkles Haar glänzte, wenn das Sonnenlicht es traf. Sie trug es schlicht und kurz geschnitten; links gescheitelt, fiel es weich zu ihren Ohren hinunter.
Sie hatte lange Beine. Ihr Schritt war ausgreifend und selbstsicher. Und wenn sie an seiner Seite ging, Arm in Arm mit ihm, den Kopf hoch erhoben, dann zog sie, das wusste er, aller Aufmerksamkeit auf sich. Und er wusste auch, dass alle ihre Freunde sie beneideten, wenn sie sie zusammen sahen. Und nicht nur Freunde, auch Fremde.
Er sah es in den Gesichtern der Leute, wenn er mit Donna an ihnen vorüberging. Im Ballett, im Theater, bei Konzerten, in Restaurants zogen Douglas Armstrong und seine Frau die Blicke auf sich. In den Mienen der Frauen konnte er den Wunsch erkennen, wieder jung zu sein wie Donna, wieder frisch und voller Leben, fruchtbar und zur Liebe bereit. In den Mienen der Männer erkannte er Begehren.
Es war immer ein Vergnügen gewesen zu sehen, wie andere auf den Anblick seiner Frau reagierten. Jetzt aber wurde ihm klar, wie gefährlich ihr Reiz in Wirklichkeit war und dass er seinen Frieden zu zerstören drohte.
Ein Schock, hatte Thistle gesagt.Machen Sie sich auf einen Schock gefasst. Machen Sie sich auf einen Schock gefasst, der ihr Leben verändern wird.
An diesem Abend hörte Douglas das Wasser laufen, als er das Haus betrat: Vierhundertachtzig Quadratmeter voller Natursteinböden, gewölbter Decken und Panoramafenster an einem Berghang, mit Blick auf den Ozean im Westen und die Lichter von Orange County im Osten. Das Haus hatte ihn ein Vermögen gekostet, aber das hatte ihn nicht gestört. Geld spielte keine Rolle. Er hatte das Haus für Donna gekauft. Aber wenn er schon zuvor Zweifel an seiner Frau gehabt hatte - hervorgerufen durch seine eigenen Versagensängste, verstärkt durch die Sitzung bei Thistle McCloud -, so begann er jetzt, als er das Wasser rauschen hörte, die Wahrheit zu erkennen. Donna war unter der Dusche.
Er beobachtete ihre Silhouette hinter den durchscheinenden Glasbausteinen, die die Wand der Duschkabine bildeten. Sie war dabei, sich das Haar zu waschen. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt, und er betrachtete sie einen Moment, die erhobenen Brüste, die Hüften, die langen Beine. Im allgemeinen badete sie - nahm ausgedehnte Schaumbäder in der erhöhten ovalen Wanne und blickte auf die Lichter des Städtchens Irvine hinunter. Wenn sie jetzt duschte, so sprach das von einer ernsthaften und energischen Bemühung, sich zu reinigen. Und wenn sie sich das Haar wusch, so hieß das . Nun, es war sonnenklar, was es hieß. Gerüche setzten sich im Haar fest: Zigarettenrauch, genauso wie Knoblauchsoße, Fisch von einem Fischerboot oder Sperma und Sex. Diese letzten beiden Gerüche waren verräterisch. Natürlich musste sie sich da die Haare waschen.
Ihre abgelegten Kleider lagen auf dem Boden. Mit einem hastigen Blick zur Dusche kramte Douglas sie durch und fand die spitzenbesetzte Unterwäsche. Er kannte Frauen. Er kannte seine Frau. Wenn sie an diesem Nachmittag tatsächlich mit einem Mann zusammen gewesen war, würde ihr Höschen im Schritt steif sein von den inzwischen getrockneten Säften, die ihr Körper abgesondert hatte, und er würde daran den Geruch des Geschlechtsverkehrs wahrnehmen können. Das wäre der Beweis. Er hob das Höschen zu seinem Gesicht.
»Doug! Was tust du denn da?«
Mit heißen Wangen und schweißfeuchtem Hals ließ Douglas das Höschen fallen. Donna starrte ihn durch die Öffnung der Duschkabine an. Ihr Haar war eingeschäumt, und ein Streifen Schaum rann ihre linke Wange hinunter. Sie wischte ihn weg.
»Und was tustdu?«, konterte er. Drei Ehen und zwei Scheidungen hatten ihn gelehrt, dass ein flinkes Offensivmanöver den Gegner im Allgemeinen aus dem Konzept brachte. Es klappte auch diesmal.
Sie zog sich unter den Wasserstrahl zurück - schlau von ihr, da konnte er ihr Gesicht nicht sehen - und sagte:
»Das ist doch ziemlich offensichtlich. Ich nehme eine Dusche. Mein Gott, war das ein Tag!«
Er trat zur Öffnung der Duschkabine, um sie im Auge zu behalten. Es gab keine Tür, nur diese Öffnung in der Glaswand. Er konnte ihren Körper betrachten und nach den verräterischen Spuren leidenschaftlicher Zärtlichkeiten, wie sie sie mochte, suchen. Und sie würde es nicht einmal merken, weil sie den Kopf unter die Dusche hielt, um ihr Haar auszuspülen.
»Steve hat sich heute krank gemeldet«, sagte sie, »da musste ich im Zwinger alles selber machen.«
Sie züchtete schokoladenbraune Labradorhunde. So hatte er sie kennen gelernt, auf der Suche nach einem Hund für seinen jüngsten Sohn. Dank der Empfehlung eines Tierarztes hatte er ihr Zuchtunternehmen in Midway City entdeckt - knapp eine Quadratmeile voller Tierfuttergeschäfte, anderer Zuchtzwinger und heruntergekommener Nachkriegshäuser billigster Sorte. Ein ausgesprochen seltsamer Arbeitsplatz für eine junge Frau aus der teuren Ecke von Corona del Mar. Aber genau das mochte er an Donna. Sie war nicht der landläufige Typ, sie war kein Strandhäschen, sie war nicht die typische südkalifornische Biene. Zumindest hatte er das geglaubt.
»Das Schlimmste waren die Zwinger«, sagte sie. »Es hat mir nichts ausgemacht, die Hunde zu bürsten - das macht mir nie was aus -, aber ich hasse es, die Zwinger sauber zu machen. Ich habe von oben bis unten nach Hundekacke gestunken, als ich heimkam.« Sie drehte das Wasser aus und griff nach den Badetüchern. Eines wand sie um ihren Kopf, das andere um ihren Körper. Mit einem Lächeln trat sie aus der Kabine und sagte:
»Komisch eigentlich, wie manche Gerüche sich am Körper und in den Haaren festsetzen und andere wieder gar nicht.«
Sie gab ihm einen Begrüßungskuss und hob ihre Kleider vom Boden auf. Sie warf sie in den Wäschekorb. Zweifellos dachte sie, aus den Augen, aus dem Sinn. Sie war nicht dumm.
»Das ist jetzt innerhalb von zwei Wochen das dritte Mal, dass Steve sich krank gemeldet hat.« Sie trocknete sich ab und ging dabei ins Schlafzimmer. Unbefangen, wie er das von ihr gewöhnt war, ließ sie das Badetuch fallen und begann, sich anzukleiden: hauchzarte Unterwäsche, schwarze Leggins, einen losen silbernen Pulli.
»Wenn er so weitermacht, setze ich ihn an die Luft. Ich brauche jemanden, auf den ich mich verlassen kann. Wenn er nicht fähig ist, seinen Teil ...« Sie hielt verwirrt inne und runzelte die Stirn. »Was ist los, Doug? Du siehst mich so komisch an? Ist was nicht in Ordnung?«
»Nein. Wieso?« Aber er dachte: Das an ihrem Hals sieht aus wie ein Knutschfleck. Und er ging zu ihr, damit er die Stelle besser sehen konnte. Er nahm ihr Gesicht in die Hände, um sie zu küssen, und drückte ihren Kopf leicht zur Seite. Der Schatten des Badetuchs, das um ihr Haar gewunden war, löste sich auf, und zurück blieb makellose Haut. Na, wenn schon, dachte er. Sie würde nicht so dumm sein, sich von irgendeinem hitzigen Kerl Knutschflecken verpassen zu lassen, ganz gleich, wie sehr er sie auf Touren gebracht hatte. So dumm war sie nicht. Nein, so dumm war seine Donna nicht. Aber sie war auch nicht so clever wie ihr Ehemann.