Выбрать главу

Er wälzte sich von Betsy Perryman herunter und ließ sich stöhnend auf den Rücken fallen. In seinen Lendenwirbeln hämmerte es wie unter den Schlägen eines ganzen Trommlerregiments, und die stets zweifelhaften Wonnen, die Betsys üppige, mit Parfüm getränkte Reize ihm bereitet hatten, waren bald nur noch blasse Erinnerung. Heiliger Himmel, dachte er, krampfhaft nach Luft schnappend. Da brauchst du keine Rechtfertigung mehr. Frag dich lieber, ob der Zweck diese gottverdammte Anstrengung überhauptwert ist.

Zum Glück nahm Betsy das Stöhnen und das heftige Atmen so auf, wie sie die meisten Dinge aufnahm. Sie hievte ihre Massen herum, so dass sie auf der Seite zu liegen kam, stützte den Kopf in die offene Hand und betrachtete ihn mit einer Miene, die kokett sein sollte. Keinesfalls wollte sie ihn merken lassen, wie verzweifelt sie hoffte, dass er sie aus ihrer derzeitigen Ehe - der vierten - retten würde, und Malcolm unterstützte ihre diesbezüglichen Fantasien nur zu gern. Manchmal wurde es ein wenig schwierig, sich zu merken, was ihm bekannt sein durfte und was nicht, aber er wusste mittlerweile, wenn sich bei Betsy argwöhnische Zweifel an seiner Aufrichtigkeit regten, gab es ein einfaches und wirksames, wenn auch für den Rücken etwas strapaziöses Mittel, diese Zweifel zum Schweigen zu bringen.

Sie griff nach der zur Seite gerutschten Bettdecke, zog sie hoch und hob ihre dralle Hand. Seinen kahlen Scheitel liebkosend, sah sie ihn mit trägem Lächeln an. »Mit einem Kahlköpfchen hab ich's noch nie getan. Hab ich dir das schon mal gesagt, Male?«

Jedes Mal sagte sie das, wenn sie es - wie sie es so ungeheuer blumig ausdrückte - miteinander getan hatten. Dann dachte er an Cora, die Spanielhündin, die er in seiner Kindheit so geliebt hatte, und bei der Erinnerung an den Hund bekam sein Gesicht einen angemessen liebevollen Ausdruck. Er zog Betsys Finger zu seinem Mund und küsste sie einen nach dem anderen.

Sie rutschte auf seine Seite des Betts hinüber, immer näher, bis ihr wogender Busen keine drei Zentimeter mehr von seinem Gesicht entfernt war. Aus dieser Nähe betrachtet, glich der Einschnitt zwischen ihren Brüsten der Cheddar-Schlucht und war etwa ebenso reizvoll. Du lieber Gott, noch eine Runde?, dachte er. Wenn das so weiterging, würde er seinen fünfzigsten Geburtstag nicht mehr erleben. Und sein Ziel nie erreichen.

Er drückte sein Gesicht in die erstickenden Tiefen ihres Busens und produzierte die Laute sehnsüchtigen Begehrens, die sie hören wollte. Dann nuckelte er noch ein wenig, bevor er mit großem Theater so tat, als fiele sein Blick zufällig auf seine Armbanduhr auf dem Nachttisch.

»Oh, verflixt!« Er packte die Uhr und hielt sie sich demonstrativ vor die Augen. »Mensch, Betsy, es ist elf Uhr. Ich hab diesen Austro-Richie-Freaks versprochen, dass ich sie um zwölf auf dem Bosworth Field erwarte. Ich muss schleunigst los.«

Und er sprang aus dem Bett, bevor sie protestieren konnte. Während er in seinen Morgenrock schlüpfte, bemühte sie sich, aus seinen Worten klug zu werden. Sie krauste die Stirn und sagte: »Astoritschifrieks? Was soll denn das sein?« Sie setzte sich auf. Ihr blondes Haar war wirr und strähnig, die Schminke in ihrem Gesicht verschmiert.

»NichtAstor, Austro«, erklärte Malcolm. »Aus Australien. Richard-Freaks aus Australien. Ich habe dir doch letzte Woche von ihnen erzählt, Betsy.«

»Ach, die!« Sie zog eine Schnute. »Ich dachte, wir machen heute Mittag ein kleines Picknick.«

»Bei dem Wetter?« Er war schon auf dem Weg ins Bad. Er konnte nicht nach Sex und Shalimar stinkend zu der Führung erscheinen. »Wo wolltest du denn mitten im Januar ein Picknick veranstalten? Hörst du nicht den Wind? Es hat bestimmt mindestens minus zehn Grad draußen.«

»Ein Picknick im Bett«, erklärte sie. »Mit Honig und Sahne. Du hast doch gesagt, das wäre dein Traum. Oder weißt du das nicht mehr?«

Er blieb an der Schlafzimmertür stehen. Ihm gefiel der Ton ihrer Frage nicht. Er hatte etwas Forderndes, das ihn an alles erinnerte, was er an Frauen hasste. Natürlich wusste er längst nicht mehr, was er als seinen Traum von Honig und Sahne ausgegeben hatte. In den vergangenen zwei Jahren ihres Verhältnisses hatte er vieles gesagt. Das meiste davon hatte er vergessen, sobald er gemerkt hatte, dass sie ihn so sah, wie er von ihr gesehen werden wollte. Aber er musste natürlich trotzdem auf sie eingehen.

»Hm, Honig und Sahne«, sagte er seufzend. »Du hast Honig und Sahne mitgebracht? Ach, Betsy ...« Ein Spurt zurück zum Bett. Eine züngelnde Inspektion ihrer Zahnfüllungen. Eine hitzig grapschende Hand zwischen ihre Beine. »Gottogott, du treibst mich noch in den Wahnsinn, Weib. Ich seh schon, ich werde heute den ganzen Tag mit stocksteifem Schwanz in Bosworth rumlaufen.«

»Geschieht dir recht«, sagte sie neckisch und wollte zupacken.

Er hielt ihre Hand fest. »Du bist ganz heiß drauf«, sagte er.

»Nicht heißer als du.«

Er nuckelte wieder an ihren Fingern. »Später«, sagte er.

»Erst muss ich diese blöden Australier auf dem Schlachtfeld herumführen, und wenn du danach noch hier bist ... Du weißt, was dir dann blüht.«

»Nein, das ist zu spät. Bernie glaubt, ich wäre nur zum Metzger gegangen.«

Er warf ihr einen gequälten Blick zu, um sie wissen zu lassen, wie sehr ihn der Gedanke an ihren ahnungslosen Mann, diesen Unglücksraben - seinen alten Busenfreund Bernie -, schmerzte.

»Dann eben ein andermal. Wir haben noch endlos viele Tage vor uns. Mit Honig und Sahne. Mit Kaviar. Mit Austern. Habe ich dir schon einmal gesagt, was ich mit den Austern tun werde?«

»Was denn?«, fragte sie.

Er lächelte. »Wart's ab!«

Dann floh er ins Badezimmer und drehte die Dusche auf. Wie gewöhnlich tröpfelte nur ein dünnes Rinnsal lauwarmen Wassers aus der Brause. Malcolm legte fröstelnd seinen Morgenrock ab und verwünschte die Umstände, in denen er lebte. Seit fünfundzwanzig Jahren stand er im Klassenzimmer und versuchte, pickeligen Halbstarken, die sich für nichts anderes interessierten als die Erfüllung ihrer feuchten Träume, die Geschichte der Zivilisation nahe zu bringen, und was hatte er davon? Ein schäbiges kleines Reihenhaus in der Nähe der Schule, einen alten Vauxhall ohne Ersatzreifen, eine Geliebte mit Heiratsplänen und einer Vorliebe für abartigen Sex. Und eine Leidenschaft für einen lang verstorbenen König, die ihm, wenn es nach ihm ginge, zum sprudelnden Quell einer weit reicheren Zukunft werden sollte. Die Möglichkeiten lagen so nahe, nur wenige herausfordernde Zentimeter außer Reichweite. Und wenn er sich erst einmal einen Namen gemacht hatte, würden die Buchverträge, die Vortragsreisen und die Angebote zu lukrativer Erwerbstätigkeit von selbst folgen.

»Scheiße!«, brüllte er, als das Wasser aus der Dusche ohne Übergang plötzlich kochend heiß herabschoss.

»Gott verdammt.« Er griff nach den Hähnen.

»Geschieht dir recht«, sagte Betsy von der Tür her.

»Du bist ein böser Junge, und böse Jungen brauchen eine Strafe.«

Er wischte das Wasser aus seinen Augen und blinzelte, um sie erkennen zu können. Sie hatte sein bestes Flanellhemd an - ausgerechnet das, welches er sich für die Führung zurecht gelegt hatte, verdammte Person! - und stand in bemüht verführerischer Pose lässig an den Türpfosten gelehnt. Er ignorierte sie und fuhr fort, sich zu waschen. Er konnte ihr ansehen, dass sie entschlossen war, ihren Kopf durchzusetzen und ihn noch einmal ins Bett zu lotsen, bevor er ging. Vergiss es, Bets, sagte er sich. Treib's nicht zu weit, meine Liebe.

»Ich versteh dich nicht, Malc Cousins«, sagte sie. »Du bist der einzige Mann auf Erden, der lieber mit einem Haufen Touristen im Morast herumrennt, als es sich mit der Frau, die er angeblich liebt, im Bett gemütlich zu machen.«