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»Und er heiratete sie nach unserem Gesetz der Fenechus?«

»Ja.«

»Ebene der Eiben? Garb sprach angelsächsisch und übersetzte diesen Namen ins Angelsächsische?«

Eadulf nickte.

»Maigh Eo - Ebene der Eiben. Das ist ein Ort im Königreich Connacht. Ich verstehe, daß man fordern kann, Cild solle sich nach dem Gesetz der Fenechus richten, wenn er an diesem Ort geheiratet hat. Kannst du weitere Einzelheiten herausfinden?«

Eadulf setzte eine säuerliche Miene auf. »Vom Abt werde ich nichts erfahren.«

»Dann mußt du herausbekommen, wo Garbs Vater sein rituelles Fasten abhalten will.«

»Spielt das eine Rolle?«

»Ich glaube schon. In meinem Land findet das rituelle Fasten gewöhnlich in Sichtweite der Tür dessen statt, gegen den es gerichtet ist. Es gilt als eine Gotteslästerung und ein Verbrechen, wenn jemand dem Fastenden etwas tut, solange er das troscud abhält. Aber hier, in deinem Land ... Ich weiß nicht, wie man hier so ein Fasten durchführen kann, denn, ganz grob gesagt, eure Leute würden den Brauch nicht achten und wahrscheinlich den Fastenden verletzen.«

»Das ist wahr«, stimmte ihr Eadulf zu. »Bei unseren Leuten wäre das Fasten eine nutzlose Geste.«

Fidelma sank auf ihr Lager zurück. Sie hatte Schwierigkeiten beim Atmen, und ihr Husten quälte sie. Sie faßte Eadulfs Hand.

»Versuch etwas mehr herauszukriegen. Ich meine, Garbs Vater muß das erkannt und einen anderen Plan gemacht haben, um sich dabei zu schützen. Etwas so Ernstes wie ein troscud könnte zum Krieg führen.«

Eadulf lächelte ihr ermutigend zu. »Ich werde ein paar diskrete Erkundigungen einziehen. Aber als erstes muß ich Abt Cild klarmachen, daß wir heute nicht aus der Abtei abreisen können. Inzwischen sorge ich dafür, daß du ausreichend mit Medikamenten versorgt bist.«

Nachdem er noch einen weiteren Aufguß aus den Kräutern hergestellt hatte, die er immer bei sich führte, ließ Eadulf Fidelma in unruhigem Schlummer zurück und begab sich zu Abt Cilds Zimmer.

Der Abt begrüßte ihn unwirsch. »Du willst dich wohl verabschieden? Die Mühe hättest du dir sparen können.«

Eadulf bezwang seinen Ärger über die schroffe Art des Abts.

»Meine Gefährtin und ich können die Abtei heute vormittag noch nicht verlassen ...«, begann er.

Die zornige Miene des Abts ließ ihn innehalten.

»Ihr wagt es, meinen Anordnungen zuwiderzuhandeln?«

Eadulf hob die Hand mit der Fläche nach außen, um die Wut des anderen zu dämpfen.

»Ich muß zu meinem Bedauern sagen, daß meine Gefährtin, Schwester Fidelma, erkrankt ist. Bei diesem Wetter kann sie nicht reisen. Sie muß im Bett bleiben und Medikamente einnehmen, die ich für sie bereitet habe.«

Abt Cild betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Ich bin nicht für ihre Gesundheit verantwortlich. Ich habe weder dich noch sie in meine Abtei eingeladen.«

Diese Gefühllosigkeit erschütterte Eadulf.

»Es ist deine Christenpflicht, reisenden Mönchen und Nonnen Gastfreundschaft zu gewähren. Was für eine Art von Heiliger bist du, daß du auf diese Weise gegen die Regeln des Glaubens verstößt?«

Eadulfs Ton war kalt im Bemühen, sein eigenes Temperament zu zügeln. »Du verweigerst einer Glaubensschwester die Gastfreundschaft mit der Begründung, dies Haus sei nur für Männer bestimmt, doch du nimmst anscheinend weibliche Gäste auf, die keine Nonnen sind. Beim Kreuz Christi, ich werde dafür sorgen, daß Erzbischof Theodor davon erfährt.«

Abt Cild war etwas blaß geworden, als sich Eadulf brüsk abwandte.

»Warte!«

Der scharfe Befehl zwang Eadulf zur Umkehr.

»Was meinst du damit? Wovon redest du - von welchen weiblichen Gästen, die keine Nonnen sind?«

Eadulf lächelte maliziös. »Gestern abend auf meinem Weg zur Kapelle erblickte ich eine Dame. Ist es ein Geheimnis, daß sie sich hier aufhält?«

In Abts Cilds blassem Gesicht zuckten plötzlich Muskeln. Einen Moment schien es, als sei alle Aggressivität von ihm gewichen. Er setzte sich und starrte Eadulf mit einer beinahe Mitleid erweckenden Miene an.

»Erzähl mir genau, was du gesehen hast«, sagte er leise in bittendem Ton. Eadulf vernahm ein merkwürdiges Stocken in seiner Stimme.

Knapp berichtete er dem Abt, daß er eine junge Frau in dem kleinen Hof hinter der Kapelle beobachtet hatte. Auf einmal merkte er, daß der Abt leicht zitterte.

»Blond, sagst du, in einem roten Kleid und mit Juwelen?«

»So habe ich sie beschrieben«, bestätigte Eadulf und fragte sich, was diesen erstaunlichen Wandel in der Haltung des Abts hervorgerufen hatte.

»Du lügst mich nicht an?« Die Frage wäre eine Beleidigung gewesen, doch der Ton des Abts war fast flehend. »Schwörst du, daß du diese Frau tatsächlich gesehen hast?«

Eadulf setzte bereits zu einer heftigen Erwiderung an, doch der Mann tat ihm leid.

»Natürlich«, brummte er. »Ich habe nicht die Angewohnheit, Dinge zu berichten, die ich nicht gesehen habe. Aber genug davon. Ich meine, du kannst nicht behaupten, bestimmte Grundsätze zu vertreten, und gleichzeitig verbergen, daß du selbst dich nicht daran hältst. Ich verspreche dir, daß Erzbischof Theodor von deiner unwürdigen Behandlung Schwester Fidelmas erfahren wird. Wehe dir, wenn ihr durch deine gefühllose Gleichgültigkeit gegenüber ihrer Krankheit etwas zustößt.«

Wieder wandte sich Eadulf zur Tür, und wieder rief ihn Abt Cild zurück. Er wirkte immer noch unruhig und verunsichert, was Eadulf auf seine Drohung zurückführte, den Erzbischof zu informieren.

»Ich schicke den Apotheker der Abtei, damit er diese . diese Schwester Fidelma untersucht. Wenn er bestätigt, was du sagst, darf sie hierbleiben, bis sie wieder reisefähig ist.«

Abt Cild nahm eine kleine bronzene Handglocke und läutete. Fast sofort war Bruder Willibrod zur Stelle.

»Schicke Bruder Higbald zu Schwester Fidelma. Er soll feststellen, wie es ihr geht, und mir umgehend berichten, wie krank sie ist.«

Bruder Willibrod blickte beunruhigt drein. »Krank, Pater Abt?« Er schaute Eadulf unsicher an. »Sie ist krank?« flüsterte er ängstlich. »Es ist doch nicht -nicht die Gelbe Pest?« Rasch bekreuzigte er sich.

Abt Cild schnaubte unwirsch, weil seine Anordnung nicht augenblicklich befolgt wurde. Allmählich rötete sich sein Gesicht wieder, und sein altes Selbst kehrte anscheinend zurück.

Eadulf schüttelte den Kopf. »Es ist nur eine starke Erkältung, und sie braucht weiter nichts als Ruhe, Wärme und Bequemlichkeit. Und vielleicht ein bißchen christliche Nächstenliebe«, setzte er grimmig hinzu.

Bruder Willibrod entschuldigte sich sofort. »Es ist nur, weil wir ständig in Furcht vor dem Ausbruch der schrecklichen Gelben Pest leben . Sie hat so viele unserer Menschen hinweggerafft, und .«

»Je eher du Bruder Higbald zu der Frau schickst, desto eher wissen wir, was ihr fehlt, Bruder Willi-brod«, schnauzte der Abt.

Bruder Willibrod nickte eifrig zur Bestätigung und verschwand eilig aus dem Zimmer.

»Ich sollte dem Apotheker erklären, womit ich sie behandelt habe«, meinte Eadulf, doch Abt Cild hielt ihn zurück.

»Ich nehme an, sie kann sich mit Bruder Higbald verständigen und es ihm selbst sagen?« fragte er höhnisch. »Es ist besser, wenn Bruder Higbald sie allein untersucht, ohne daß man ihm sagt, was er finden soll.«

Eadulfs Miene versteinerte. Der Mann war ganz wie vorher, ungeduldig und arrogant. Eadulf wollte ihn nicht reizen - es war schließlich wichtig, daß Fidelma sich erholen konnte, bevor sie weiterreisten -, aber ganz konnte er es sich nicht verkneifen.

»Wäre ich in deiner Lage, Abt Cild, würde ich mich über den glücklichen Zufall freuen, der eine Person wie Fidelma von Cashel gerade zu diesem Zeitpunkt in deine Abtei führte.«

Abt Cilds Augen verengten sich.

»Das mußt du mir erklären«, antwortete er.