«Er hat die Vierzehn. Ich bin gleich wieder bei Ihnen. «Ich nickte und ging zu Nummer 14. Riegelte die Tür auf. Trat ein. Das beinah schwarze Pferd war drinnen angebunden. Extra für meinen Besuch wahrscheinlich.
Das Pferd und ich schauten uns an. Mein alter Freund, dachte ich. Das einzige Pferd überhaupt, mit dem ich jemals echten Kontakt gehabt hatte. Ich redete mit ihm wie in dem Transporter und sah mich verschämt nach der offenen Tür um aus Angst, jemand könnte mich hören und für einen Spinner halten.
Es war offensichtlich, was Rupert an ihm gestört hatte. Er sah dünner aus. Das Durchgeschüttel in dem Transporter hatte ihm sicher nicht gutgetan.
Auf der anderen Hofseite sah ich Rupert mit den Neuankömmlingen reden, während er sie zu ihren Pferden führte. Sonntags früh war Stoßzeit für Besitzer.
Ich blieb erst mal, wo ich war. Zwanzig Minuten vielleicht blieb ich bei meinem schwarzen Pferd, und es gab mir Stoff für einige sehr seltsame Gedanken.
Dann kam Rupert herbeigeeilt und entschuldigte sich.»Sie sind noch hier…? Es tut mir leid.«
«Nicht nötig«, versicherte ich ihm.
«Kommen Sie auf ein Glas mit ins Haus.«
«Gern.«
Wir stießen zu den anderen Besitzern und gingen in sein
Büro, wo es reichlich Gin und Scotch für alle gab. Getränke zur Bewirtung von Besitzern waren nur als Geschäftsunkosten absetzbar, wenn die Besitzer aus dem Ausland kamen. Jody hatte regelmäßig allen und jedem sein Leid darüber geklagt, während er sich beiläufig nickend das Zeug kistenweise von mir schenken ließ. Rupert schenkte großzügig aus, ohne irgendwelche Andeutungen zu machen, und das empfand ich als wohltuend.
Die anderen Besitzer schmiedeten aufgeregt Pläne für das Weihnachtsmeeting in Kempton Park. Rupert machte uns miteinander bekannt und erklärte, daß auch Energise dort im Christmas Hurdle starten solle.
«So wie der in Sandown gewonnen hat«, bemerkte einer der Schafsfellmäntel,»muß er doch ein absolut sicherer Tip sein.«
Ich blickte zu Rupert, um seine Meinung zu hören, aber er war mit Flaschen und Gläsern beschäftigt.
«Hoffentlich«, sagte ich. Der Schafsfellmantel nickte weise.
Seine Frau, eine gemütlich wirkende Dame, die ihren Ozelot abgelegt hatte und jetzt einen Meter fünfzig groß in leuchtendgrüner Wolle dastand, blickte verwundert von ihm zu mir.»Aber George, Liebling, Energise wird doch von dem netten jungen Mann mit der hübschen kleinen Frau trainiert. Du weißt schon, dem, der uns mit Ganser Mays bekannt gemacht hat.«
Sie lächelte glücklich und schien nicht zu bemerken, daß ihr Publikum wie vom Donner gerührt war. Ich muß fast eine Minute lang bewegungslos dagestanden haben, während mir die Tragweite ihrer Worte durch den Kopf ging, und unterdessen hatte sich die Unterhaltung von Liebling George und leuchtendgrüner Wolle den Chancen ihres eigenen Steeplers in einem späteren Rennen zugewandt. Ich ging dazwischen.
«Verzeihen Sie«, sagte ich» ich habe Ihre Namen nicht verstanden.«
«George Vine«, sagte der Schafsfellmantel, indem er eine klobige Hand ausstreckte,»und Poppet, meine Frau.«
«Steven Scott«, sagte ich.
«Sehr erfreut. «Er reichte sein leeres Glas Rupert, der es sogleich wieder mit Gin und Tonic füllte.»Poppet liest selten die Rennsportnachrichten, sonst hätte sie natürlich gewußt, daß Sie von Jody Leeds weg sind.«
«Sagten Sie«, fragte ich vorsichtig,»daß Jody Leeds Sie mit Ganser May s bekannt gemacht hat?«
«Aber nein«, erwiderte Poppet lächelnd.»Seine Frau war das.«
«Genau«, nickte George.»Gute Sache.«
«Wissen Sie«, erklärte Poppet im Plauderton,»die Quoten am Totalisator sind ja manchmal so dürftig, und das läuft wie bei einer Lotterie ab, nicht? Ich meine, man weiß doch eigentlich nie, was man da für sein Geld kriegt, und beim Buchmacher erfährt man's.«
«Hat sie das so gesagt?«fragte ich.
«Wer? Ach so… die Frau von Jody Leeds. Ja, genau. Ich hatte gerade meinen Wettgewinn auf eines unserer Pferde am Schalter abgeholt, und sie holte ihren am Nebenschalter ab, dem Spätschalter, und da sagte sie, es sei doch eine Schande, daß der Toto nur 40 zu 10 zahlt, wo der Startpreis bei den Buchmachern 60 zu 10 war, und weil ich das genauso sah, kamen wir dann ins Plaudern. Ich sagte ihr, daß wir den Steepler, der gerade gesiegt hatte, vor einer Woche erst gekauft hatten — unser allererstes Rennpferd! — , und sie war ganz interessiert und erklärte, sie sei die Frau eines Trainers und manchmal, wenn sie es satt habe, am Toto so wenig zu bekommen, wette sie bei einem Buchmacher. Ich sagte ihr, ich hätte aber was gegen das Gedränge und das Geschrei, dem man sich da aussetzt, und da sagte sie lachend, sie meine doch einen an den Rails, da könne man direkt hingehen und brauche gar nicht auf den Buchmacherplatz. Aber so jemand muß man natürlich erst mal kennen, und man muß ihm bekannt sein, wenn Sie wissen, was ich meine. George und ich kannten aber niemand an den Rails, wie ich Mrs. Leeds erklärte.«
Sie trank einen Schluck Gin. Ich hörte ihr gebannt zu.
«Nun«, fuhr sie fort,»Mrs. Leeds hat irgendwie gezögert, und da kam ich auf die glorreiche Idee, sie zu fragen, ob sie uns vielleicht mit ihrem Buchmacher an den Rails bekannt machen könnte.«
«Und das hat sie getan?«
«Sie war voll und ganz dafür. «Das konnte ich mir denken.
«Also haben wir George dazugeholt, und sie hat uns dem guten Ganser Mays vorgestellt. Und der«, schloß sie triumphierend,»gibt uns viel bessere Quoten als der Toto. «George Vine nickte bekräftigend.
«Das Dumme ist nur«, meinte er,»man kennt das ja bei Frauen, jetzt wettet sie wie noch nie.«
«George, Liebling!«Nur ein symbolischer Protest.»Es stimmt doch, Häschen.«
«Um Pennys spielen lohnt sich nicht«, sagte sie lächelnd.»Da gewinnt man nicht genug.«
Er tätschelte ihr zärtlich die Schulter und sagte mir von Mann zu Mann:»Wenn Ganser Mays' Abrechnung kommt und sie hat gewonnen, streicht sie den Kies ein; hat sie verloren, muß ich zahlen.«
Poppet lächelte glücklich.»George, du bist goldig.«»Was tun Sie denn öfter?«fragte ich sie.»Gewinnen oder verlieren?«
Sie schnitt ein Gesicht.»Das ist aber eine gemeine Frage, Mr. Scott.«
Am nächsten Morgen um Punkt zehn holte ich Allie in Hampstead ab. Zum ersten Mal bei Tageslicht gesehen, machte sie das Sauwetter schon wieder wett. Ich kam mit einem großen schwarzen Schirm zur Abwehr des schräg niedergehenden Schneeregens bei ihr an, und sie öffnete die Tür in einem eleganten weißen Mackintosh und kniehohen schwarzen Stiefeln. Ihr frischgewaschenes Haar war voller Spannkraft, und die Frische ihrer Haut hatte nichts mit Max Factor zu tun.Ich wagte einen dezenten Kuß auf die Wange. Sie duftete nach Blumen und Badelotion.
«Guten Morgen«, sagte ich.
Sie lachte leise.»Ihr Engländer seid so förmlich.«
«Nicht immer.«
Sie schlüpfte unter den Schirm, bis wir am Auto waren, und als sie einstieg, war jedes einzelne schimmernde Haar noch trocken und an seinem Platz.
«Wohin fahren wir?«
«Schnallen Sie sich an«, sagte ich.»Nach Newmarket.«
«Newmarket?«
«Pferde anschauen. «Ich legte den Gang ein und lenkte den Lamborghini in Richtung Nordosten.
«Das hätte ich mir denken können.«
Ich grinste.»Gibt es etwas, das Sie viel lieber tun würden?«
«Ich habe drei Museen besucht, vier Kunstgalerien, sechs Kirchen, einen Londoner Tower, zwei Parlamentsgebäude und sieben Schauspielhäuser.«
«In wieviel Wochen?«
«Sechzehn Tagen.«
«Höchste Zeit, daß Sie etwas vom wirklichen Leben sehen.«
Die weißen Zähne blitzten.»Wenn Sie sechzehn Tage mit meinen kleinen Neffen zugebracht hätten, kämen Sie gar nicht schnell genug weg davon.«
«Die Kinder Ihrer Schwester?«
Sie nickte.»Ralph und William. Zwei kleine