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Satansbraten.«

«Mit was spielen sie?«

Sie war belustigt.»Des Spielzeugmachers Marktrecherche?«

«Der Kunde hat immer recht.«

Wir kreuzten die Umgehung Nord und nahmen die A1 Richtung Baidock.

«Ralph steckt Puppen in Kampfanzüge, und William baut die Treppe zum Fort um und beschießt alles, was hochkommt, mit getrockneten Bohnen.«

«Gesunde Aggressionsentladung.«

«Als ich klein war, war ich sauer über das ganze >kindgerechte< Spielzeug aus dem pädagogischen Lager.«

Ich lächelte.»Es gibt bekanntlich zweierlei Spielsachen. Solche, die die Kinder mögen, und solche, die die Mütter

kaufen. Raten Sie mal, wovon es mehr gibt.«

«Sie sind zynisch.«

«Das höre ich oft«, sagte ich.»Aber es stimmt nicht. «Die

Scheibenwischer machten Überstunden im Schneeregen, und ich stellte die Heizung an. Allie seufzte, wie mir schien, zufrieden. Der Wagen schnurrte zügig durch Cambridgeshire und nach Suffolk hinein, und die neunzig Minuten Fahrt gingen schnell vorbei.

Das Wetter war zwar ungünstig, aber selbst im Juli hätte der Stall, den ich für meine drei jungen Flachpferde gewählt hatte, deprimierend gewirkt. Zwei nebeneinanderliegende kleine Höfe mit hohen Ziegelbauten, so alt wie das Jahrhundert. Alle Türen in einem düsteren Dunkelbraun gestrichen. Kein Zierat, keine Blumen, kein Gras, keine Lebensfreude weit und breit. Wie viele Ställe in Newmarket lag er direkt an der Straße und war von Häusern umgeben. Allie sah sich ohne Begeisterung um und sprach aufs Wort genau aus, was ich dachte.

«Das sieht eher nach einem Gefängnis aus.«

Vergitterte Fenster an den Boxen. Massives, drei Meter hohes Tor zur Straße. In Beton eingelassene Glasscherben auf der Grundstücksmauer. Vorhängeschlösser an jeder Tür. Fehlte nur noch eine bewaffnete Gestalt in Uniform, und die hatten sie bei Gelegenheit womöglich auch noch.

Der Herr dieses sicheren Ortes entpuppte sich als recht sturer Geselle. Trevor Kennet gab uns die Hand mit einem Lächeln, das den beteiligten Gesichtsmuskeln ungewohnte Arbeit abzuverlangen schien, und bat uns, weil es doch regne, in sein Büro zu kommen.

Ein kahler Raum; Linoleum, verkratzte Metallmöbel, Neonröhren und Stapel von Papierkram. Der Kontrast zur eleganten Leichtigkeit von Rupert Ramsey war bemerkenswert. Schade, daß ich Allie zur falschen Adresse mitgenommen hatte.

«Sie haben sich gut eingelebt, Ihre Pferde. «Sein Tonfall forderte mich heraus, das anzuzweifeln.

«Ausgezeichnet«, sagte ich freundlich.

«Sie möchten sie sicher sehen.«

Da ich eigens deshalb von London gekommen war, fand ich seine Bemerkung albern.

«Sie arbeiten natürlich noch nicht.«

«Nein«, stimmte ich zu. Die Flachsaison war vor sechs Wochen zu Ende gegangen. Die nächste begann in drei

Monaten. Kein vernünftiger Besitzer würde erwarten, daß seine Flachpferde im Dezember voll im Training sind. Trevor Kennet war ein begnadeter Verkünder des Selbstverständlichen.

«Es regnet«, sagte er.»Sie haben einen schlechten Tag erwischt.«

Allie und ich trugen Gummimäntel, und außerdem hatte ich noch den Regenschirm. Er betrachtete diese Vorkehrungen des längeren und zuckte schließlich die Achseln.»Dann wollen wir mal.«

Er selbst trug einen Regenmantel und einen Schlapphut, den kein Unwetter mehr erschüttern konnte. Er führte uns auf den ersten Hof, und Allie und ich hielten uns unter meinem Schirm dicht hinter ihm.

Schon schob er die Riegel an einer der stumpfbraunen Stalltüren zurück und stieß beide Hälften auf.»Wrecker«, sagte er.

Wir betraten die Box. Wrecker, ein nervös veranlagter, hochbeiniger brauner Jährling, wich hastig auf der Torfstreu zurück. Trevor Kennet machte sich nicht die Mühe, ihn zu beruhigen, sondern stellte sich breit vor ihn hin und musterte ihn abschätzend. Jody konnte bei all seinen Fehlern gut mit Jungtieren umgehen; er hatte sie gestreichelt und liebevoll mit ihnen geredet. Vielleicht war es verkehrt gewesen, Wrecker hierherzuschicken.

«Er braucht einen einfühlsamen Pfleger«, sagte ich. Kennets Gesichtsausdruck war der Verachtung nah.»Die darf man nicht verhätscheln. Weichlinge gewinnen nichts.«

Ende der Unterhaltung.

Wir traten hinaus in den Regen, und er warf die Riegel vor. Vier Boxen weiter hielt er wieder an.

«Hermes.«

Auch hier das stumme Begutachten. Hermes, der bereits zwei Rennjahre hinter sich hatte, konnte Menschen ohne Angst in die Augen sehen und starrte einfach zurück. Äußerlich unauffällig, hatte er meisterhaft mehrere Rennen für sich entschieden… und jedes Mal verloren, wenn ich voll auf ihn gesetzt hatte. Gegen Ende der Flachsaison war er zweimal schwach am Schluß des Feldes eingekommen. Zu viele Rennen, hatte Jody gesagt. Braucht mal Urlaub.

«Was halten Sie von ihm?«fragte ich.

«Er frißt gut«, sagte Kennet.

Ich wartete auf mehr, aber das war's. Nach einer kurzen Pause zogen wir wieder hinaus in den Regen und wiederholten mehr oder minder die ganze deprimierende Prozedur in der Box meines dritten Junghengstes, Bubbleglass.

Auf Bubbleglass setzte ich große Hoffnungen. Als zweijähriger Spätentwickler war er bis jetzt erst ein Rennen gelaufen und hatte sich dabei auch nicht besonders ausgezeichnet. Aber mit drei kam er vielleicht in die Hufe. Er war gewachsen und hatte zugelegt, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte. Als ich das sagte, meinte Kennet, das sei zu erwarten gewesen.

Wir kehrten alle ins Büro zurück, und Kennet bot uns Kaffee an, hörte aber mit Erleichterung, daß wir weitermüßten.

«War das ein trostloser Laden«, meinte Allie, als wir davonfuhren.

«Darauf ausgerichtet, daß die Pferdehalter nicht zu oft vorbeikommen, würde ich sagen.«

Sie staunte.»Ist das Ihr Ernst?«

«Manche Trainer sind der Meinung, Besitzer sollten ihre Rechnungen bezahlen und den Mund halten.«

«Das ist doch verrückt.«

Ich warf ihr einen Seitenblick zu.

«Für so viel Kohle«, sagte sie,»darf ich doch wohl erwarten, daß man mich mit offenen Armen empfängt.«

«Die Hand zu beißen, die einen füttert, ist hier ein Volkssport.«

«Weil ihr spinnt.«

«Gehen wir etwas essen?«

Wir gingen in ein Pub, dessen Küche für einen Montag gar nicht übel war, und fuhren am Nachmittag gemächlich zurück nach London. Allie machte keine Einwendungen, als ich vor meiner Haustür anhielt, und ging ohne die befürchteten Wenn und Aber mit hinein.

Ich bewohnte die zwei unteren Stockwerke eines hohen, schmalen Hauses in der Prince Albert Road mit Blick auf den Regent's Park. Unten Garage, Garderobe, Werkstatt. Oben Schlafzimmer, Bad, Küche und Wohnzimmer, letzteres mit einem Balkon, der halb so groß war wie es selbst. Ich machte Licht und ging voran.

«Eine Junggesellenbude, wie sie im Buche steht«, meinte Allie, sich umblickend.»Schlicht und einfach. «Sie ging zu der gläsernen Schiebetür am Balkon und sah hinaus.»Geht Ihnen der Verkehr nicht auf die Nerven?«

Auf der Straße unten fuhren pausenlos Autos, gelbe Blinklichter leuchteten im glitzernden Regen.

«Ich finde ihn ganz gut«, sagte ich.»Im Sommer wohne ich praktisch da draußen auf dem Balkon… atme in vollen Zügen die Abgase ein und warte darauf, daß sich der Qualm verzieht.«

Sie lachte, knöpfte ihren Mackintosh auf und legte ihn ab. Das rote Kleid darunter war noch so unverknittert wie beim Lunch. Sie war der einzige leuchtende Farbfleck in diesem Raum voller Beige- und Brauntöne, und sie war Frau genug, um es zu merken.

«Was zu trinken?«fragte ich.

«Noch ein bißchen früh…«Sie schaute sich um, als hätte sie nicht nur Sitzmöbel zu sehen erwartet.»Haben Sie hier keine Ihrer Spielsachen?«

«In der Werkstatt«, sagte ich.»Unten.«

«Die würde ich gern mal sehen.«

«In Ordnung.«

Wir gingen wieder runter in die Halle und wandten uns dem rückwärtigen Teil des Hauses zu. Ich öffnete die unauffällige Holztür, die geradewegs von Teppich- zu Betonfußböden, von der Couch zur Werkbank, von Sektgläsern zur Thermoskanne führte. Der vertraute Geruch von Öl und Maschinen wartete dahinter im Dunkeln. Ich schaltete das blendend helle Licht an und ließ sie eintreten.