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«Das ist ja… doch eine Fabrik. «Sie hörte sich erstaunt an.

«Was haben Sie erwartet?«

«Na, ich weiß nicht. Was viel Kleineres wahrscheinlich.«

Die Werkstatt war fünfzehn Meter lang, und sie war der Grund, weshalb ich das Haus an meinem dreiundzwanzigsten

Geburtstag von selbstverdientem Geld gekauft hatte.

Durch den Verkauf der drei oberen Etagen hatte ich dann so viel zurückbekommen, daß ich mir die Wohnung im ersten Stock ausbauen konnte, aber das Herz des Ganzen lag hier, in dem Vermächtnis einer bankrott gegangenen alten Leichtmaschinenfabrik.

Das Laufwerk, das fast die ganze Anlage antrieb, war noch das Original, auch wenn es jetzt mit Strom statt mit Dampf arbeitete, und ich hatte einige Maschinen zwar ausgewechselt und eine neu hinzugefügt, aber insgesamt waren sie noch gut in Schuß.

«Erklären Sie mir, wie das funktioniert«, sagte Allie.»Tja… der Elektromotor hier«- ich zeigte ihr das kompakte, auf dem Boden montierte Gerät —»treibt den Riemen an, der oben über das große Schwungrad läuft.«»Ja. «Sie sah nach dort, wo ich hinzeigte.»Das Rad ist mit der langen Welle verbunden, die unter der Decke durch die ganze Werkstatt geht. Wenn sie sich dreht, laufen die anderen Riemen, die zu den Maschinen runtergehen, mit. Warten Sie, ich zeige es Ihnen.«

Ich schaltete den Motor an, und sofort setzte der große Riemen das Rad in Gang, das die Welle drehte, die wiederum die zu den weiteren Maschinen führenden Riemen antrieb. Die einzigen Geräusche waren das Brummen des Motors, das Sirren der Welle und das leise Schlagen der Riemen.

«Sieht aus, als ob es lebt«, sagte Allie.»Wie werfen Sie denn die Maschinen an?«

«Einfach zuschalten, dann setzt das Laufwerk sie in Bewegung.«

«Wie bei der Nähmaschine.«

«Mehr oder weniger.«

Wir gingen die Anlage entlang. Sie wollte wissen, was wozu gut war, und ich sagte es ihr.

«Das ist eine Fräsmaschine für glatte Flächen. Hier haben wir eine Schnelldrehbank; die nehme ich für Holz und für Metall. Die kleine Drehbank dort ist für Präzisionsarbeiten, sie stammt von einem Uhrmacher. Das ist eine Presse. Eine Poliermaschine. Eine Bügelsäge. Und das ist eine Bohrmaschine. Sie bohrt nach unten.«

Ich drehte mich um und wies auf die andere Seite der Werkstatt.»Das große da ist eine Spitzendrehbank, für größere Werkstücke. Sie hat einen eigenen Elektroantrieb.«

«Was für ein unglaublicher Aufwand.«

«Nur für Spielzeug?«

«Nun… «

«Die Maschinen hier sind im Grunde einfach. Sie sparen nur viel Zeit.«

«Kommt es bei Spielsachen so auf… Präzision an?«

«Ich stelle meist nur die Prototypen aus Metall und Holz her. Was in den Handel kommt, ist dann üblicherweise aus Kunststoff, aber die Technik muß stimmen, sonst funktionieren die Sachen schlecht und gehen leicht kaputt.«

«Wo bewahren Sie sie auf?«Sie blickte sich in der sauberen, leeren Halle um, in der keine Arbeiten zu sehen waren.

«In dem Schrank drüben rechts.«

Ich ging mit ihr hin und öffnete die breiten Türflügel. Sie stieß sie mit ausgestreckten Armen weiter auf.

«Oh!«Sie schien völlig verblüfft zu sein.

Mit offenem Mund und großen Augen stand sie vor den Regalen wie ein Kind.

«Oh«, sagte sie noch einmal, als fehlte ihr der Atem zu mehr.»Oh… das ist ja Rola-Spielzeug!«

«Stimmt.«

«Warum haben Sie davon nichts gesagt?«»Aus Gewohnheit eigentlich. Sag ich nie. «Sie lächelte mich an, ohne den Blick von den bunten Sachen im Schrank abzuwenden.»Bittet man Sie so oft um Gratisstücke?«

«Ich bin es einfach leid, immer wieder davon zu reden!«

«Aber ich habe selbst damit gespielt. «Unvermittelt blickte sie wieder zu mir und sah mich verwirrt an.»Vor zehn, zwölf Jahren hatte ich drüben lauter Rola-Sachen. «Ihr Tonfall deutete an, daß ich zu jung sei, um dieselben erfunden zu haben.

«Das erste habe ich mit fünfzehn gemacht«, erklärte ich.»Mein Onkel hatte eine Werkstatt in der Garage… er war Schweißer. Schon mit sechs lernte ich von ihm, mit Werkzeug umzugehen. Er war ziemlich pfiffig. Auf seinen Rat hin ließ ich meine Entwürfe patentieren, bevor ich sie jemandem zeigte, und er beschaffte und lieh mir auch das Geld dafür.«»Geld?«

«Patente sind teuer, und man muß für jedes Land eins kaufen, um sich vor Nachahmern zu schützen. In Japan kostet's wohl am meisten.«

«Du meine Güte. «Sie wandte sich wieder dem Schrank zu, griff hinein und nahm den Grundstein meines Erfolgs, das Karussell, heraus.

«Das Karussell hatte ich auch«, sagte sie.»Genau so eins, nur in anderen Farben. «Sie drehte die Spindel in der Mitte zwischen Daumen und Zeigefinger, so daß die Plattform kreiste und die Pferdchen sich auf und ab bewegten.»Ich kann es einfach nicht glauben.«

Sie stellte das Karussell an seinen Platz zurück und nahm nacheinander noch einige andere Sachen heraus, begrüßte Altbekanntes, untersuchte Neues.»Haben Sie auch einen Rola-Sockel hier?«

«Sicher«, sagte ich und holte einen unten aus dem Schrank.

«O bitte… darf ich?«Sie war aufgeregt wie ein kleines Mädchen. Ich stellte den Sockel auf die Werkbank, und sie kam mit vier Spielsachen herüber.

Der Rola-Sockel bestand aus einem großen flachen Kasten — in diesem Fall 60 mal 60 und 15 cm hoch, wenn es auch noch andere Größen gab — mit einer seitlich angebrachten Kurbel. Die Seite mit der Kurbel mußte man an die Tischkante anlegen, damit sich der Griff drehen ließ. Im Innern des Kastens waren die Rollen, von denen das Spielzeug den lautmalerischen Namen Rola erhalten hatte; breite Rollen, über die ein langer, flacher Treibriemen lief, der viele Reihen querliegender Zahnräder bewegte. Im Kastendeckel befanden sich entsprechende Lochreihen, Dutzende von Löchern insgesamt. Jede einzelne der mechanischen Spielsachen, das Karussell und hundert andere, hatte eine Spindel, die unten herausstand und eingekerbt war wie eine Zahnstange. Steckte man die Spindel in eins der Löcher, griff sie in das darunterliegende Zahnrad, und wenn man nun die Kurbel am Rola-Sockel drehte, liefen die Zahnräder rund, die Spindeln liefen mit, und die Spielsachen erfüllten ihre jeweilige Funktion. Eine einfache Sperre am Spielzeug, die sich unter dem Loch einklinkte, verhinderte, daß es sich als ganzes drehte.

Allie hatte das Karussell und die Achterbahn vom Rummelplatz-Set mitgebracht, eine Kuh vom Bauernhof-Set und den Panzer vom Manöver-Set. Sie steckte die Spindeln ein, wie es gerade kam, und drehte den Griff. Das Karussell lief rundherum, die Achterbahnwagen rollten auf und ab, die Kuh nickte mit dem Kopf und schlug mit dem Schwanz, und aus dem Bordgeschütz des sich drehenden Panzers sprühten Funken. Sie lachte vergnügt.

«Nicht zu fassen. Ich glaube es einfach nicht. Nicht im Traum wäre ich darauf gekommen, daß das Rola-Spielzeug von Ihnen ist.«

«Ich habe auch noch anderes gemacht.«

«Was denn so?«

«Hm… Das Neueste im Handel ist eine Chiffriermaschine. Die geht jetzt zu Weihnachten ganz gut.«»Sie meinen doch nicht den Geheim-Texter?«»Doch. «Ich war überrascht, daß sie ihn kannte.»Zeigen Sie mal. Meine Schwester hat für ihre Jungs auch zwei gekauft, aber die sind schon als Geschenk verpackt. «Also zeigte ich ihr das Chiffriergerät, das mich wohl noch einige Zeit mit Rennpferden versorgen würde, da nicht nur kleine, sondern auch viele große Kinder darauf versessen waren. Die neue Erwachsenenversion war zwar um einiges komplizierter, aber auch viel teurer und brachte mir mehr Lizenzgebühren.

Von außen sah die Kinderversion wie ein oben abgeschrägter Kasten aus, etwas kleiner als ein Schuhkarton. Auf der schrägen Oberseite befand sich ein Tastenfeld wie bei einer Schreibmaschine, nur ohne Zahlen, ohne Satzzeichen und ohne Leertaste.