«Abgemacht«, sagte ich.
Donny begleitete Energise von der Sattelbox zum Führring, dicht gefolgt von Rupert und den vier neuen Besitzern.
«Du kommst aber auch mit«, mahnte Allie an.
Ich schüttelte den Kopf.»Vier Besitzer reichen für ein Pferd.«
Bert und Charlie zogen sie mit sich, und glückstrahlend bis über die Ohren standen sie dann alle beieinander. Berts Mama, Owens Tochter und Charlies Frau zogen los, den Totalisator zu plündern, und ich wettete bei den renommiertesten Buchmachern der Branche fünfhundert Pfund gegen dreitausend, daß Energise siegen würde.
Wir schauten ihm vom Balkon der Loge aus zu, und unsere Herzen klopften wie Buschtrommeln. Für das, was in den nächsten Minuten bevorstand, hatten wir all die Mühe auf uns genommen. Für das unglaubliche Vergnügen, diesem
Prachttier dabei zuzusehen, wie es seine Zucht, sein Training, seinen Eifer und sein Können umsetzte. Für sich wie für uns in Tempo, in Freude, in Erregung.
Die Bänder schnellten weg, und ab sprangen die vierzehn besten Hürdler Englands, um den König unter sich auszumachen.
Zwei Meilen schwierige, wellige Bahn. Neun Reisighürden. Sie gingen über die ersten beiden und jagten bergauf an der Tribüne vorbei, Energise mit leichtem Gang an sechster Stelle, sein Jockey in meinem leuchtendblauen Dress, da die neuen Besitzer noch keine Farben hatten.
«Lauf, lauf«, sagte Owen mit verzückter Miene.»Mach sie nieder. «Generationen begeisterungsfähiger Waliser hallten in seiner Stimme nach.
Um den oberen Bogen. Bergab in die Senke. Weitere Sprünge, dann der lange Anstieg auf der Gegenseite. Ein Pferd stürzte, der Schreck ging wie ein Windstoß durchs Publikum, und Allie stöhnte, sie könne nicht mehr hinsehen. Energise flog mit der Eleganz aller großen Springer über die Hürden, und am Ende der Gegenseite lag er an vierter Stelle.
«Drück auf die Tube«, murmelte Bert, der mit weißen Knöcheln sein Fernglas gepackt hielt.»Trödel jetzt bloß nicht.«
Energise befolgte die Anweisung. Er schoß den schwer zu nehmenden Hang hinunter wie ein schwarzer Vogel, schloß auf zum Dritten, schloß auf zum Zweiten, griff den Führenden an.
Über den nächsten Sprung gingen die drei wie eine Welle. Seite an Seite kamen sie aus dem Schlußbogen, und jetzt hieß es nur noch kämpfen, die letzte Hürde nehmen und das letzte schwierige, aufreibende Stück bis ins Ziel.
«Das halt ich nicht aus«, sagte Allie.»Jetzt komm, du Prachtkerl… komm…«
«Mach sie alle… «
«Lauf, du Krampen…«
Alle brüllten, alles schrie, und Charlie hatte Tränen in den Augen.
Sie kamen Seite an Seite zur letzten Hürde, Energise an den Innenrails. Er sprang gut ab, flog gut, und ich hatte
aufgehört zu atmen.
Das Pferd in der Mitte blieb an der Hürde hängen, drehte sich in der Luft, kam bei der Landung ins Stolpern, Schleudern, Rutschen und schlug der Länge nach hin. Es stürzte auf Energise zu, der ihm seitlich ausweichen mußte.
Mehr war es nicht. Eine halbe Sekunde, bis er wieder Tritt faßte. Aber der dritte der Führenden, der freie Bahn hatte, kam mit zwei Längen Vorsprung von der Hürde weg.
Energise setzte alles daran, das Rennen zu gewinnen. Er streckte sich und kämpfte um jeden Zentimeter. Er zeigte, was Schneid und Kraft auf dem grünen Rasen bewirken können. Er holte auf, er schloß die Lücke und machte mit jedem Schritt noch Zentimeter gut.
Allie und Owen und Bert schrien wie Wahnsinnige, und das Ziel war zu nah, zu nah.
Energise wurde, knapp geschlagen, Zweiter.
Im Rennsport endet selten etwas wie im Märchen.