»Denke gut, Ned, hat die Natur einen Ruck bekommen. Denke, gut steht's.«
Indem trat Mistreß Baring aus dem Hause.
»Nun, alte Frau?«
»Sie schläft. Pst!«
»Gut so.«
Edgar begrüßte Miß Myers und dann Frances.
»Welch seltene Freude, Miß Schuyler, Sie so unerwartet wiederzusehen.«
Ihr ernstes Auge ruhte mit einem innigen Ausdruck auf seinem Antlitz, das jetzt hohes Glück widerspiegelte, begegnete seinem Blick, der eine Welt stürmender Gefühle verriet. [487]
Sie gab ihm die Hand, während ein leichtes Rot in ihre Wangen stieg.
»Ich freue mich, Herr Graf, Sie wiederzusehen.«
Alle Gastfreundschaft, welche Barings Haus bieten konnte, wurde nun dem Grafen und seinen Begleitern zu teil; und eine glückliche, hoffnungsvolle Stimmung beherrschte alle Bewohner desselben.
Luise schlief bis zum nächsten Morgen. Dann erwachte sie mit vollständig klarem Geiste.
Nachdem sie Mistreß Baring zu sich bitten lassen und mit ihr gesprochen, ließ sie Edgar rufen, mit dem sie eine lange Unterredung hatte.
Die Wolke, welche so lange ihr Haupt umhüllt und ihr Seelenleben in Banden gehalten hatte, war geschwunden, deutlich stand wieder die Vergangenheit vor ihrem Geiste.
Luise war genesen.
Die jetzt ruhigere Trauer ihres Herzens um verlorenes Glück wurde gemildert durch die Anwesenheit des Bruders, des Kindes, wie der guten Barings.
Edgar besuchte die Freunde in der Umgebung, vor allem Grover.
Mit Verwunderung hörten alle von seinen Erlebnissen, und Grover äußerte: »Habe es Euch gleich gesagt, Fremder. Ist Joe Baring der richtige Mann für Euch - he? Ist ein Fakt, war der richtige Mann.«
Nach etwa vierzehn Tagen schickte sich Edgar mit den Seinen zur Abreise an, unter den herzlichen Segenswünschen aller verließ er Barings gastliches Heim. Michael, den künftigen Gutsbesitzer in Leitrim, nahm er mit. Johnsons Zukunft war geordnet, er übersiedelte nach dem Muskegon.
Im Parke zu Schloß Elm saß der greise Graf, in Decken eingehüllt, in seinem Rollstuhl.
Zu seinen Füßen warf sich sein verstoßenes, so lang entbehrtes Kind.
Es war der letzte Glücksstrahl in seinem Leben, denn bald war er in die Gruft seiner Väter gebettet, seine Luise hatte seine letzten Seufzer empfangen, er starb in ihren Armen.
Noch heute waltet Graf Edgar, der dem Dienst entsagte, als Gutsherr in Schloß Elm und an seiner Seite seine geliebte Gattin, einst Frances Schuyler. Ein guter Genius aller Armen und [488]
Bedrückten ist des Grafen Schwester, Frau Walther, deren Trauer um den geliebten Toten in sanfte Wehmut übergegangen ist, mit welcher sie seiner gedenkt.
Ihr Stolz und ihre Freude ist ihr Willy, das Ebenbild des teuren Gatten, der seinem König unter den leichten Reitern dient, ein geborener Soldat.
Heinrich ist der erste Förster des Grafen, ein gar stattlicher, hochgeachteter Mann.
Dann und wann kommt Kunde von den Freunden aus Amerika, deren man auf Schloß Elm noch immer liebevoll und dankbar gedenkt. Alljährlich sendet Michael O'Donnel einen großen Brief, den er dem Dorfschreiber diktiert, und der spricht von bescheidenem Glück und atmet echte Dankbarkeit.