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Cynthia kritzelte hektisch mit. »Frauen?«

»Die haben die Maschine kaum eines Blickes gewürdigt, au­ßer mir natürlich.« Harry fügte hinzu: »Warum fragen Sie?«

»Ich habe die Maschine genau unter die Lupe genommen. Dann beschloß ich, mir die Satteltaschen vorzunehmen. Ich war so damit befaßt, zu sehen, was drin war - gar nichts -, daß ich sie außen nicht gründlich untersucht habe. Viel konnte ich so­wieso nicht sehen, weil sie schwarz sind, aber ich habe sie auf alle Fälle in unser kleines Labor geschickt.«

Tucker und Mrs. Murphy spitzten die Ohren. Pewter spielte in der Ecke mit einer Grille.

»An einer Tasche war ein bißchen Blut.«

»Ich hab's dir ja gesagt!« schrie die Katze.

»Mrs. Murphy, reiß dich zusammen«, schalt Harry sie.

»Wenn man bedenkt, wie der Mann erschossen wurde«, sagte Mrs. Hogendobber, »hätte das Blut nicht überallhin spritzen müssen?«

»Wir wissen, wie er getötet wurde, Miranda, aber wir wissen nicht, wo er getötet wurde. Wir wissen nur, wo die Leiche ge­funden wurde. Und das Blut ist nicht von ihm. Die Ergebnisse von der Leichenuntersuchung sind gekommen. Er hatte eine seltene Blutgruppe, AB negativ. Das Blut an der Satteltasche war Null positiv.«

»Sie meinen.« Harry sprach den Satz nicht zu Ende.

»Es könnte noch eine weitere Leiche geben«, beendete Mi­randa ihn an ihrer Stelle.

»Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse«, warnte Cynthia. »Wir haben ein paar Leute in Sugar Hollow. Wenn dort irgend etwas ist, werden sie es finden. Vor allem, wenn es.« Sie brach takt­voll ab.

»Aus Fleisch und Blut ist«, bellte Tucker.

16

Harry, Miranda und Susan durchkämmten den Wald im Licht des frühen Abends; die blaßgoldenen Strahlen beleuchteten hier und da einzelne Stellen, und ringsum stieg der Geruch von Moos und heruntergefallenen Blättern auf.

Cynthia hatte ihnen zwar gesagt, sie möchten sich da heraus­halten, weil sie mehr schaden als nützen würden, doch sobald die Mannschaft des Sheriffs Sugar Hollow verlassen hatte, wa­ren die drei Frauen eingefallen.

Mrs. Murphy schlug einen Purzelbaum, als sie versuchte, ei­nen Grashüpfer zu fangen. »Spuck, spuck erst Tabaksaft, und dann laß ich dich los.«

»Zuerst mußt du ihn kriegen. « Tucker befand Grashüpfer ihrer Beachtung nicht für würdig.

»Ich werde ihn fangen, o du, die du arm im Glauben bist, und dann werde ich sagen: >Spuck, spuck erst Tabaksaft, und dann laß ich dich los.<«

»Grashüpfer verstehen unsere Sprache nicht.« Tucker senkte die Nase wieder auf die Erde. Sie wollte den Menschen helfen, aber jede Spur von Witterung, abgesehen von dem Moderge­ruch, der in der Luft hing, war verschwunden. Die Menschen konnten die Verwesung nicht mehr riechen. »Hier ist nichts. Wir gehen seit einer Stunde im Kreis, und ich weiß gar nicht, wieso sie ihre Nasen überhaupt da reinstecken«, knurrte Tu­cker, die ihre Nase überall hineinsteckte.

»Weil dies ein langweiliger Sommer ist. Außerdem, wann konnte Mutter jemals stillsitzen?«

»Ich kann 's jedenfalls. « Und damit ließ Tucker sich hin­plumpsen.

Der Grashüpfer oder ein naher Verwandter von ihm schnellte wieder an Murphy vorbei, und sie schoß senkrecht in die Luft, kam mit dem Insekt zwischen den Pfoten herunter und wälzte sich auf der Erde.

»Den hätten wir!«

Doch dann öffnete sie eine Pfote ganz leicht, um ihre Beute näher in Augenschein zu nehmen, und der Grashüpfer stieß sich mit den Hinterbeinen ab und wand sich frei. Murphy schlug zu, doch der Grashüpfer sprang hoch, breitete die Flügel aus und entschwand in die Freiheit. Voller Wut hieb Murphy mit den Krallen auf die Blätter auf der Erde ein.

»Ha, ha«, lachte Tucker sie aus.

»Ach, halt die Schnauze, Stummelchen.« Sie schlug wieder voll Verdruß auf die Blätter ein. »Tucker...«

»Was ist?«

»Guck mal.«

Die Corgihündin erhob sich zögernd und ging zu der Katze. Sie betrachtete die kleine Stelle, die Mrs. Murphy freigekratzt hatte. »Ein Ring.«

»Mehr noch. Ein Ehering.« Murphy berührte ihn mit einer Kralle. »Da ist eine Inschrift. Bleib du hier. Ich geh Mom ho­len.«

»Na dann, viel Glück.«

»Ich geh direkt auf ihr Bein los. Ohne zu miauen und um die Beine zu streichen.«

»Wie gesagt, viel Glück.«

Die Blätter, auf die sie trat, knisterten; ein umgekippter Baumstamm, dem ein trockener, modriger Geruch entstieg, versperrte ihr den Weg. Die Katze setzte mit einem Sprung hinüber. Sie schoß mitten zwischen die Menschen.

Mrs. Hogendobber beobachtete Murphys Kaspereien. »Hast du's aber eilig.«

»>You ain 't seen nothing yet<«, parodierte Mrs. Murphy Al Jolson - noch habt ihr gar nichts gesehen. Sie nahm Harry ins Visier, drehte sich einmal um sich selbst, rannte geradewegs auf Harrys Bein zu und biß hinein.

»Autsch! Was ist denn in dich gefahren?« Harry schlug nach ihr. Murphy wich der ungeschickten Hand behende aus und biß in das andere Bein.

»Die Tollwut! Die Katze hat die Tollwut.« Mrs. Hogendobber trat rückwärts in eine Schlingpflanze und fiel auf ihr großes Hinterteil.

»Miranda, haben Sie sich weh getan?« Susan eilte zu der älte­ren Dame, um ihr aufzuhelfen.

»Zum Glück nicht. Ich bin gut gepolstert«, grummelte sie, während sie sich den Hintern abklopfte.

»Los, komm mit.« Mrs. Murphy rannte im Kreis herum, dann setzte sie sich still vor Harry hin. »Okay, Tucker, wie wär 's mit der Nationalhymne?«

»>O say can you see.. .<« schmetterte Tucker.

»Das ist ja ein gräßliches Gejaule.« Miranda hielt sich die Oh­ren zu.

Susan lachte. »Das findet sie aber gar nicht.«

»Kommt mit. Mir nach. Nun kommt. Ich zeig euch was. Im­mer der Miezekatze nach.« Mrs. Murphy ging ein paar Schritte rückwärts.

Susan beobachtete Murphy. »Sie quasselt und quasselt.«

»Ich seh lieber mal nach.« Harry hatte den Wink verstanden. »Womöglich hat sich Tucker mit dem Fuß in einer Wurzel ver­fangen oder so was. Ich weiß nie, was die beiden alles anstel­len.«

Mrs. Hogendobber rümpfte die Nase. »Solange es kein Stink­tier ist.«

»Das hätten wir längst gemerkt.« Susan kletterte über den vermoderten Baumstamm, den Murphy wieder mit einem Satz überwand.

Mrs. Hogendobber nahm das Hindernis in gemächlicherem Tempo. Bis sie es geschafft hatte, war Harry schon bei Tucker angelangt, die sich nicht von der Stelle rührte.

»>.at twilight's last gleaming, whose broad stripes and.. .<«

»Tucker«, unterbrach Mrs. Murphy diesen Ausbruch von Pa­triotismus, »du kannst jetzt aufhören. «

»Ich komm gerade erst richtig in Fahrt.«

»Das hör ich.« Die Katze berührte den Ring. »Wie lange gibst du ihnen?«

»Eine Minute. Sie sind zu dritt, und vorausgesetzt, keine von ihnen tritt darauf, wird eine ihn sehen.«

Harry kniete sich hin, um Tucker zu streicheln. »Alles in Ord­nung, Mädchen?«

»Ihr sollt hierher gucken!« sagte Mrs. Murphy aufgeregt.

Susan gehorchte. »Na so was! Seht mal.«

Miranda beugte sich vor. »Ein Ehering.« Sie griff danach, dann zog sie die Hand zurück. »Lieber nicht anfassen.«

Harry brach einen Zweig ab, schob ihn durch den Ring und hielt ihn sich vor die Augen. »M & M, 6.12.86.«

17

Coop beschloß, nicht mit Harry, Susan und Miranda zu schimp­fen. Immerhin hatten sie, etwa fünfzig Meter vom Fundort der Leiche entfernt, den Trauring gefunden. Sie hatte den Ring eingeschickt, um ihn auf Fingerabdrücke untersuchen zu lassen, machte sich aber wenig Hoffnung.