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»Ist Mike tatsächlich in die Bank gegangen und hat Karten un­terschrieben?«

»Na ja, niemand in der Bank erinnert sich, einen Mann gese­hen zu haben, auf den seine Beschreibung paßt. Oder es will keiner zugeben.«

»Coop, wie hat er unterschrieben?« fragte Blair. »Mit vorge­haltener Pistole?« »Konnten Sie Laura schon befragen?« fragte Mrs. H. »Sie könnte sich vielleicht an etwas erinnern.«

»Sie war äußerst kooperativ. Sobald der Schock abgeebbt war, hat sie geholfen, soviel sie konnte, weil sie möchte, daß Hogans Mörder gefaßt wird. Dudley und Thea tun, was sie können. Leider sagt Laura, sie hat niemanden gesehen, auf den Huck­steps Beschreibung zutrifft. Hogan hat gelegentlich mit Laura über Bankprobleme gesprochen, aber das waren gewöhnlich Probleme mit Leuten. Die Spannungen zwischen Norman Cra­mer und Kerry McCray haben ihn beunruhigt. Davon abgese­hen, meint sie, schien alles normal.«

»Und es gibt keine Auffälligkeiten bei irgend jemandem in der Crozet National Bank?« Mrs. Hogendobber spielte mit ihren Armreifen.

»Nein. Keine Polizeiakten.«

Harry seufzte. »Wir stecken immer noch in einer Sackgasse.«

»Wissen Sie, Harry, Sie sind die einzige, die den Mörder ge­sehen hat«, entgegnete Cooper.

»Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht.«

»Wie meinen Sie das?« Blair und Miranda sprachen durchein­ander, aber im Kern sagten beide dasselbe.

»Derjenige, der das Motorrad fuhr, als es Harry bei Sugar Hollow fast gerammt hätte, war höchstwahrscheinlich unser Mann. Es sei denn, Huckstep ist weggefahren und später zu­rückgekommen.«

»Ich hab weiter nichts gesehen als einen schwarzen Helm mit einem schwarzen Visier und jemand ganz in schwarzem Leder. Ein richtiger Hell's Angel.«

»Warum haben Sie nichts gesagt?« wollte Miranda wissen.

»Hab ich ja. Ich hab's Rick und Cynthia erzählt. Ich habe mir das Hirn zermartert nach irgendwas, einem Hinweis, einer Auf­fälligkeit, aber es ging ja alles so schnell.«

Als Blair gegangen war, um in der Gegend herumzufahren, blieb Cynthia noch ein bißchen. Die Leute kamen und gingen wie immer, und um fünf schlossen die Frauen das Postamt und gingen nach Hause.

Susan Tucker kam mit Danny und Brooks herübergefahren. Sie verließen Harrys Haus gegen acht. Dann rief Fair an. Der Abend kühlte zu Harrys Freude etwas ab, und sie ging früh schlafen.

Das Schrillen des Telefons ärgerte sie. Der große altmodische Wecker zeigte halb fünf. Sie nahm den Hörer ab. »Hallo.«

»Harry. Ich bin's, Fair. Ich komm rüber.« »Es ist halb fünf.«

»Norman Cramer ist erdrosselt worden.«

»Was?« Harry setzte sich kerzengerade auf.

»Ich erzähl dir alles, wenn ich da bin. Bleib, wo du bist.«

35

Kaffee mit Zimtgeschmack, richtig gefiltert, weckte Harrys Lebensgeister. Sie hatte die Krups-Kaffeemaschine aus dem Stall in die Küche geholt. Das Gerät war so schick, sie fand es zu schade für den Stall. Mrs. Murphy und Tucker nahmen mit ihr ein frühes Frühstück ein. Die Eule, aufs neue erzürnt über die Störung, segelte tief über Fairs Kopf, als er schweren Schrit­tes zur Hintertür ging.

»Was ist passiert?« fragte Harry, während sie ihm eine Tasse Kaffee einschenkte und Muffins auf den Tisch stellte.

Mit kreidebleichem Gesicht setzte er sich langsam hin. »Schwerer Fall von Kolik. Steve Altons große Hanno veraner­stute. Er hat sie in die Klinik gebracht, und ich hab operiert. Ich war erst gegen drei, halb vier fertig. Steve wollte bei ihr blei­ben, aber ich hab ihn nach Hause geschickt, damit er ein biß­chen Schlaf kriegt. Ich bin durch die Stadt zurückgefahren und an der Railroad Avenue links abgebogen. Keine Menschenseele in Sicht. Als ich an der alten Del-Monte-Fabrik vorbeikam, sah ich Norman Cramer in seinem Wagen sitzen. Die Scheinwerfer brannten, und der Motor lief. Norman starrte ins Leere, und seine Zunge hing so komisch raus. Ich hab angehalten und bin ausgestiegen, und als ich näher kam, sah ich schlimme Quet­schungen an seinem Hals. Da hab ich die Tür aufgemacht, und er ist rausgekippt aufs Pflaster. Hab sofort Rick angerufen. Er war in weniger als zehn Minuten da - er muß hundertsechzig gefahren sein. Cynthia hat es in zwanzig Minuten geschafft. Ich hatte bloß auf dem Türgriff Fingerabdrücke hinterlassen, die Leiche habe ich nicht angerührt. Ich hab ihnen erzählt, was ich wußte, bin ein bißchen dageblieben, dann hat Rick mich nach Hause geschickt.«

»Fair, es tut mir so leid.« Harrys Hände zitterten. »Wärst du früher dort gewesen, wäre der Mörder womöglich auf dich los­gegangen.«

»Diese toten Augen, die mich angestarrt haben, werde ich noch lange, lange Zeit sehen. Rick sagte, die Leiche war noch warm.« Er nahm ihre Hand.

»Wenn ich das Bett im Gästezimmer beziehe, glaubst du, daß du schlafen kannst?«

»Nein. Laß mich auf dem Sofa dösen. Ich muß um halb acht wieder in der Klinik sein.«

Sie holte ein paar Kissen und eine leichte Decke für das Sofa. Fair streifte seine Schuhe ab und streckte sich aus. Er sah Harry wehmütig an, als sie zum Schalter griff, um das Licht auszuma­chen. »Ich bin gern in diesem Haus.«

»Es ist schön, dich hierzuhaben. Ich weck dich um halb sie­ben.«

»Gehst du wieder schlafen?«

»Nein, ich muß über einiges nachdenken.« Er war eingeschla­fen, bevor sie den Satz beendet hatte.

36

Harry benutzte die Sattelkammer als Büro. Sie holte ihren Block hervor und schrieb alles auf, was Fair ihr erzählt hatte. Anschließend führte sie auf, was sie über den Mörder von Mike Huckstep und Hogan Freely wußte. Ob dieselbe Person Norman getötet hatte, stand nicht fest, aber er war immerhin Chef der Kontenabteilung der Crozet National Bank. Harrys Vermutung war, daß die drei Morde zusammenhingen.

Sie schrieb:

1. Kennt sich mit Computern aus.

2. Kennt die Gewohnheiten der Opfer.

3. Kennt die Gewohnheiten von uns übrigen, wäre aber nach der Ermordung von Hogan Freely fast erwischt worden.

4. Tötet unter Druck. Reagiert schnell. Hat Kerry k.o. geschla­gen, bevor Kerry ihn sehen konnte, und es dann so hinge­stellt, als sei sie die Mörderin, oder aber der Mörder ist Kerrys Komplize. Nicht auszuschließen.

5. Arbeitet in der Bank oder kennt sich mit Bankgepflogenhei­ten aus, vielleicht von einem anderen Job. Hat möglicher­weise einen Schlüssel.

6. Kennt womöglich Malibu. Könnte sie als Köder benutzen. Vielleicht ist Malibu die Mörderin oder die Partnerin des Mörders.

7. Fühlt sich uns übrigen überlegen. Hat die Medien mit fal­schen Informationen über den Threadneedle-Virus gefüttert und dann zugesehen, wie wir sie gefressen haben.

8. Kann Motorrad fahren.

Um sechs Uhr nahm Harry den Hörer des alten schwarzen Wandapparates ab und rief Susan Tucker an. Murphy setzte sich auf den Schreibblock. Die Katze wußte nichts hinzuzufügen außer »bewaffnet und gefährlich«.

»Susan, entschuldige, daß ich dich geweckt habe.«

»Harry, alles in Ordnung mit dir?«

»Ja. Fair schläft auf der Couch. Er hat Norman Cramer heute früh erdrosselt aufgefunden.« »Was? Moment. Ned - Ned, wach auf.« Susan schüttelte ihren Mann.

Harry hörte, wie er im Hintergrund murmelte, wie zwei Füße über den Boden schlurften und dann der Hörer aufgenommen wurde.

»Harry.«

»Tut mir leid, daß ich dich geweckt habe, Ned, aber ich den­ke, es könnte Kerry nützen, weil du doch ihr Anwalt bist. Fair hat Norman Cramer in seinem Wagen vor der Del-Monte- Fabrik erdrosselt aufgefunden. Heute morgen gegen halb vier. Er wußte nicht, daß er tot war. Er hat die Wagentür aufgemacht, und Norman ist aufs Pflaster gekippt. Fair sagt, große Quet­schungen an seinem Hals und der Zustand seines Gesichts deu­ten auf Erdrosseln hin.«