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Tucker steckte die Nase in die Tüte. »Das ist nicht Kerrys Ge­ruch.«

»Wessen Geruch ist es denn?«

»Gummihandschuhe. Kein Geruch außer Normans Eau de Co­logne.«

»Mrs. Murphy, du bist genau so ein Nichtsnutz wie Tucker.« Cooper hob entrüstet die zerfetzte Tüte auf.

»Wenn du ein Hirn in deinem Schädel hättest, würdest du merken, daß wir versuchen zu helfen.« Murphy rückte von Cyn­thia ab. »Tucker, nur zur Sicherheit, geh Kerry beschnuppern.«

Tucker wich Cynthia aus und lief zu Kerry, die neben dem Streifenwagen stand.

»Tucker Haristeen.« Kerry traten Tränen in die Augen. »We­nigstens eine Freundin, die zu mir hält.«

Tucker leckte ihr die Hand. »Es tut mir leid.«

Rick kam auf Tucker zu, und der Hund sprintete aus seiner Reichweite. »Tucker, komm wieder her. Komm schon, Mäd­chen.«

»Denkste.« Bellend begab sich der Hund wieder zu Mrs. Mur­phy, die flach auf dem Bauch in der Obstwiese lag.

»Komm, wir gehen zurück, bevor sie uns zur Strafe ins Tier­heim stecken.«

»Das würden sie nicht tun.« Tucker sah zu den Menschen hinüber.

»Coop schon«, meinte Murphy kichernd.

»Kerrys Geruch ist nicht an der Kordel. Nachdem ich sie un­tersucht habe, bin ich doppelt sicher.«

Während sie gemächlich zu ihrer Farm zurückwanderten, be­klagten die beiden Tiere Kerrys Schicksal. Der Mörder hatte die Mordwaffe in ihren Kofferraum gelegt. Angesichts ihrer Dro­hungen, Norman umzubringen, von denen inzwischen jeder Mensch und jedes Tier in Crozet wußte, hatte sie nicht die Spur einer Chance, für unschuldig befunden zu werden. Auch wenn zu bezweifeln stand, daß sie Hogan Freely erschossen hatte - was Norman betraf, würde es keinen Zweifel geben.

Als sie am Bach anlangten, waren beide niedergeschlagen.

»Meinst du, wir sind weit genug weg von dem Biber?«

»Murphy, ein Stückchen weiter unten ist es nicht so tief. Wenn wir herumtrödeln und eine Stelle zum Durchwaten su­chen, wo du mit einem Satz rüber kannst, sind wir noch den ganzen Tag hier. Mach dir einfach die Pfoten naß und fertig.«

»Du hast leicht reden. Du magst Wasser.«

»Augen zu und durch, wenn es so schlimm ist.«

Tucker spritzte durch den Bach. Murphy folgte nach heftigem Jammern. Auf der anderen Seite mußte Tucker auf sie warten, bis sie jede Pfote zuerst ausgiebig geschüttelt und dann abge­leckt hatte.

»Das kannst du machen, wenn wir zu Hause sind.«

Mrs. Murphy saß auf ihrem Hinterteil und hielt die rechte Hinterpfote in die Luft. »Ich lauf nicht mit diesem modrigen Geruch an mir rum.«

Tucker setzte sich hin, da sie Mrs. Murphy schon nicht von ihrer Toilette abbringen konnte. »Glaubst du, Norman war in die Sache verwickelt?«

»Ist doch sonnenklar.«

»Bloß für uns.« Tucker streckte den Kopf in die Höhe.

»Die Menschen werden annehmen, daß Kerry ihn getötet hat. Einige werden vielleicht denken, daß er dem Mörder in der Bank zu dicht auf der Spur war - oder daß er ihr Komplize war und kalte Füße gekriegt hat.«

»Kerry hätte ihn umbringen und dabei Gummihandschuhe be­nutzen können. Es ist möglich, daß wir uns irren.«

»Ist es nicht alles eine Charakterfrage?«

»Ja.«

»Tucker, wenn Norman nicht derjenige war, der hinter dem Computervirus steckte, glaubst du, er war der Typ, um dem Mörder auf die Spur zu kommen? An dem Fall dranzubleiben?«

»Er war kein totaler Feigling. Er hätte etwas rauskriegen kön­nen. Da er in der Bank arbeitete, hätte er es jemandem erzählt. Es hätte sich herumgesprochen, und - «

Mrs. Murphy, die ihre Toilette beendet hatte, stand auf und schüttelte sich. »Das ist richtig. Aber wir müssen uns auf unsere Instinkte verlassen. Drei Männer sind ohne Anzeichen eines Kampfes ermordet worden. Ich könnte mich in den Hintern beißen, weil ich nicht in die Gasse gerannt bin, um das Auto zu sehen. Ich hab das Auto des Mörders in der Nacht, als Hogan erschossen wurde, gehört. Pewter und ich, wir haben es beide gehört.«

»Ich hab dir schon mal gesagt, Murphy, du hast genau das Richtige getan.« Tucker machte sich wieder auf den Weg. »Ich glaube nicht, daß der Mörder noch einmal zuschlägt, es sei denn, bei noch einem Bankangestellten.«

»Wer weiß?«

37

Harry, Fair, Mrs. Hogendobber, Susan, Ned, Blair, Big Marilyn und Little Marilyn sahen aus dem Caféfenster Cynthia im Strei­fenwagen vorbeifahren. Kerry McCray saß hinter dem Absperr­gitter auf dem Rücksitz. Kaum war der betrübliche Anblick vorübergezogen, als Aysha Cramer in ihrem dunkelgrünen Wa­gen mit Volldampf vorbeibrauste. Fair stand auf, und als er die Tür öffnete, war ein Krachen zu hören. Sekunden später kam Rick Shaw mit quietschenden Reifen an, hinter ihm breitete sich eine Staubwolke aus. Er trat voll auf die Bremse und kam schleudernd zum Stehen.

Unterdessen waren die übrigen nach draußen geeilt zu Fair, der wie der Blitz zu dem Wrack rannte. Aysha hatte Cynthia Coopers Streifenwagen absichtlich gerammt und die Polizistin von der Straße gedrängt. Cynthia blieb vorsichtshalber im Auto sitzen und verriegelte die Türen. Sie sprach ins Funktelefon.

»Ich bring sie um! Machen Sie die Tür auf! Verdammt noch mal, Cynthia, wie können Sie sie beschützen? Sie hat meinen Mann umgebracht!«

Rick hatte hinter Cooper gehalten. Er sprang aus dem Wagen und lief zu Aysha.

»Aysha, das reicht.«

»Sie beschützen sie. Lassen Sie mich ran. Auge um Auge, Zahn um Zahn.«

Während Rick und Fair sich mit Aysha abmühten, die den Türgriff nicht loslassen wollte, zitierte Mrs. Hogendobber leise: »>Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.<«

Kerry schrie aus dem Auto heraus: »Ich habe ihn nicht umge­bracht. Du hast ihn umgebracht. Du hast ihn in den Tod getrie­ben!«

Aysha drehte durch. Von blinder Wut beflügelt, entwand sie sich den beiden Männern. Sie nahm einen Stein und zerschlug das Rückfenster des Wagens. Fair packte sie von hinten, indem er seine starken Arme unter ihre schob. Sie trat rückwärts aus und traf ihn am Schienbein, aber er ließ sich nicht abschütteln, und mit Rick, Ned und Blair zog er sie vom Wagen fort. Sie warf sich am Straßenrand auf die Erde, rollte sich zusammen und wiegte sich schluchzend hin und her.

Cynthia nutzte klugerweise diesen Moment, um sich zu ent­fernen.

Rick winkte den Männern, damit sie ihm halfen, Aysha in sei­nen Wagen zu bringen. Fair hob sie hoch, trug sie hinüber und verfrachtete sie auf den Rücksitz. Sie sackte nach vorn und weinte weiter.

Big Marilyn ging um den Wagen herum auf die andere Seite. Ned schritt ein. »Mim, ich fahre mit. Wenn sie wieder durch­dreht, sind Sie vielleicht nicht imstande, sie in Schach zu hal­ten.«

»Ich setz mich nach vorne zu Sheriff Shaw. Wir bringen sie am besten zu Larry.« Larry Johnson, der alte Arzt, und sein Partner Hayden McIntire behandelten die meisten Einwohner von Crozet.

»In Ordnung«, stimmte der Sheriff zu. »Ich habe schon vielen Leuten schreckliche Nachrichten überbringen müssen, aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Sie hat mich glatt umgerannt und ist ins Auto gesprungen.«

»Jeder nimmt es anders auf, denke ich.« Harry fühlte sich ent­setzlich. »Ich ruf am besten ihre Mutter an.«

Wie aufs Stichwort kam Ottoline die Straße entlanggerast, trat auf die Bremse und hielt schleudernd hinter dem Wagen ihrer Tochter. Sie stieg aus und ließ die Tür offen.

»Das bringt ihn nicht zurück.« Ottoline rutschte auf den Rück­sitz von Ricks Wagen.