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»Sie hatten den Zweiten Weltkrieg. Das war Rebellion ge­nug.«

»So alt bin ich nicht«, korrigierte Ottoline Harry eisig.

»Meine Damen, das sind nette Geschichten. Fahren wir aufs Revier, da können Sie Ihre Aussagen machen und Ihren Anwalt anrufen«, drängte Rick.

Frank Kenton folgte Cynthia. Als er die Tür ihres Streifenwa­gens öffnete, bedachte er Aysha mit einem langen, eindringli­chen Blick.

Sie starrte trotzig zurück.

»Ich werde dich in der Hölle schmoren sehen.« Er lächelte.

»Das gefällt mir, Frank. Diese Ironie - du als Moralapostel.« Aysha lachte ihm ins Gesicht.

»Erniedrige dich nicht so weit, mit dem zu sprechen«, fauchte Ottoline.

»In San Francisco hat sie sich ausgiebig erniedrigt«, brüllte Frank Ottoline an. »Lady, wir wären alle besser dran gewesen, wenn Sie keine Mutter gewesen wären.«

Ottoline zögerte, ehe sie versuchte, auf den Rücksitz des Strei­fenwagens zu klettern. Rick hielt den Wagenschlag auf. So, wie den beiden Frauen die Handschellen angelegt waren, konnten sie nicht in den Wagen gelangen.

»Das ist unmöglich.« Aysha äußerte das Naheliegende.

»Sie haben recht.« Rick schloß die Handschellen auf.

Im Nu spurtete Aysha auf die Bäume zu.

»Stehenbleiben, oder ich schieße!« Rick ließ sich auf ein Knie fallen, während er seinen Revolver zog.

Cynthia ließ sich ebenfalls fallen, die Pistole schußbereit.

Tucker stieß sich ab und sprintete hinter Aysha her. Einen Menschen zu überholen war für einen so schnellen kleinen Hund nicht schwer. Sie machte vor Aysha kehrt, gerade als Rick einen Warnschuß abgab. Harry wollte den Hund zurückru­fen, hielt es jedoch für unklug, Tuckers Endspurt zu unterbre­chen. Aysha blickte eben über die Schulter, als Tucker sich vor sie hinhockte. Sie stolperte über den kleinen Hund und stürzte auf die Erde.

Cynthia, jünger und schneller als Rick, war fast bei Aysha an­gekommen, als diese sich wankend aufrappelte.

»Der verdammte Köter! «

»Nehmen Sie die Hände hinter den Kopf und gehen Sie lang­sam, ich sagte langsam, zurück zum Streifenwagen.«

Ottoline ließ sich hemmungslos weinend gegen den weißblau­en Wagen sacken. »Ich hab's getan. Wirklich. Ich bin schul­dig.«

»Sei still, Mutter! Nie hörst du auf mich.«

Ein Ausdruck von mütterlicher Autorität flackerte in Ottolines Gesicht auf. »Wenn du von vornherein auf mich gehört hättest, säßen wir jetzt nicht in der Tinte! Ich hab dir gesagt, du sollst Mike Huckstep nicht heiraten!«

»Ich kenne niemanden, der so heißt!« Ayshas ganzer Körper verrenkte sich vor Wut.

Ottolines Gesicht fiel in sich zusammen wie ein einstürzendes Gebäude. Ihr wurde klar, daß sie in ihrem verzweifelten Ver­such, ihre Tochter zu retten, die Katze aus dem Sack gelassen hatte.

45

Reverend Jones gesellte sich als letzter zu der kleinen Gruppe, die sich zu einem von Susan hastig arrangierten Abendessen auf Harrys Farm eingefunden hatte. Er begrüßte Mrs. Hogendobber, Mim, Little Marilyn, Market, Pewter, Ned, Blair, Cynthia, Ker­ry McCray und ihren Bruder Kyle.

»Was habe ich verpaßt?«

»Belanglosen Tratsch. Wir haben auf Sie gewartet«, teilte ihm Mrs. Hogendobber mit. »Jetzt fehlt nur noch Fair. Er kommt, sobald er kann.«

»Sind Sie eigentlich dahintergekommen, wie Aysha das Geld überwiesen hat?« fragte Susan neugierig.

»Ja, aber wir wissen nicht, was sie damit gemacht hat, ausge­nommen den Betrag, den sie auf Kerrys Konto überwiesen hat. Sie beabsichtigt, sich den besten Anwalt zu nehmen, den man für Geld kriegen kann, und ihre Gefängnisstrafe abzusitzen, wenn sie nicht zum Tode verurteilt wird. Sie wird vermutlich wegen guter Führung entlassen, bevor sie fünfzig ist, und dann wird sie dorthin gehen, wo sie das Geld versteckt hat.« Cynthia klang verbittert.

»Wie hat sie es gemacht?« wiederholte Mim die Frage.

»Dem >Ungültig<-Befehl im Computer der Crozet National Bank war ein Zusatzbefehl angefügt. Erinnern Sie sich an die vielen Instruktionen zum Umgang mit dem Threadneedle- Virus? Also, das war schon genial. Als die Bank den Befehl des Virus, Dateien zu vernichten, unwirksam machte, wurde ein Zusatzbefehl ausgelöst, der den Computer anwies, am ersten August zwei Millionen Dollar auf ein Nummernkonto zu über­weisen. Das Geld hat die Bank nicht verlassen. Später haben Aysha oder Norman es beiseite geräumt. Soweit wir wissen, könnte es noch auf diesem Nummernkonto sein, oder es ist vielleicht auf einem Auslandskonto in einem Land, wo Bankan­gestellte leicht zu bestechen sind.«

Blair war neugierig. »Was hatte Mike Huckstep mit alledem zu tun?«

»Ah.« Cynthia lächelte Blair an. Sie lächelte ihn immer an. »Das war das Haar in der Suppe. Sie hatte alles perfekt geplant, den Plan hatte sie zweifellos von Huckstep geklaut, und dann kreuzte er in Ash Lawn auf, gerade als ihre Falle bereit zum Zuschnappen war. Aysha ging kein Risiko ein, und sie war weitsichtig genug, um zu wissen, daß der Tod eines Motorrad­fahrers in Crozet nicht vielen zu Herzen gehen würde. Sie hat kühl kalkuliert, wie sie mit einem Mord davonkommen würde. Sie erzählte Huckstep, daß sie vorhatte, seinen Plan zu verwirk­lichen. Er unterzeichnete bereitwillig die Unterschriftskarten, weil er dachte, der unrechtmäßige Gewinn würde seinem Konto gutgeschrieben. Sie würden reich sein. Norman speiste die Kon­toinformation in das System ein, ohne zu wissen, wer Mike wirklich war. Unterdessen erzählte Aysha Mike, sie wolle zu ihm zurück. Er wußte natürlich nicht, daß sie mit Norman ver­heiratet war. Sie sagte ihm, sie fühle sich schrecklich, weil sie ihn im Stich gelassen hätte, aber sie sei vor einer festen Bin­dung zurückgeschreckt, und als sie ihren Fehler einsah, habe sie ihn nicht finden können - er war von der Glover Street fortge­zogen, wo sie gewohnt hatten. Sie schlug ihm vor, sie mit dem Motorrad abzuholen, und sie könnten eine Fahrt ins Blaue ma­chen. Peng! Das war das Aus für Mike Huckstep, ihren recht­mäßigen Ehemann. Sie ist nicht nur eine Mörderin und Diebin, sie ist eine Bigamistin.«

»Wie hat er sie gefunden?« wollte Harry wissen.

»Er kannte ihren richtigen Namen. Aysha hatte Glück, als er in seinem bedröhnten Zustand in Ash Lawn auftauchte. Er hat den Namen genannt, der ihm am geläufigsten war. Ottoline behauptet natürlich, ein Drogendealer oder sonst ein zwielichti­ger Typ müsse Huckstep umgebracht haben - irgendwer, nur nicht ihre werte Tochter.«

»Also, Coop, wie hat Huckstep Aysha gefunden?« fragte Su­san.

»Oh«, sagte sie lächelnd, »ich bin wohl vom Thema abge­kommen. Er muß unsere Kfz-Meldestelle angezapft haben, oder er hat die Dateien der staatlichen Einkommensteuer angezapft. Der Mann war ohne Zweifel ein Computergenie.« »Man stelle sich vor, dieser Geist hätte im Dienste des Herrn gewirkt«, grübelte Mrs. Hogendobber.

»Miranda, das ist ein interessanter Gedanke.« Herbie ver­schränkte die Arme. »Da wir gerade von seinem Geist sprechen: Ich frage mich, was ihn bewogen hat, nach ihr zu suchen.«

»Die Liebe. Er hat sie noch immer geliebt. Trotz allem«, be­hauptete Blair fest. »Das konnte man an dem Tag sehen, als er nach Ash Lawn kam. Manche Männer haben ein masochisti­sches Verlangen nach dieser Sorte von Bestrafung.«

»Das werden wir nie genau wissen.« Cynthia fand Blairs In­terpretation ein bißchen arg romantisch.