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»Hm.« Der Hund sah ein, daß die Katze recht hatte.

»Sie wollte genug Kohle machen, damit sie zu Hause sitzen konnte, eine Lady sein.« Der Mann lachte verächtlich. »Ich dachte, die macht Witze. Eine Lady?«

Blair kam zu der schnittigen Maschine, die auf ihrem Kipp­ständer ruhte. »Ich wette, die wummert.«

»Klar, sie hat jede Menge Power.«

Blair fuhr mit der Hand über den Benzintank. »Hab mal eine Triumph Bonneville gehabt. Hat Öl verloren, aber die konnte surren, verstehen Sie?«

»Heißer Ofen.« Der Kerl schob die Unterlippe vor, als Zei­chen von Zustimmung, Anerkennung.

»Meine erste war eine Norton. Und Ihre?«

»Sie mochten wohl die englischen Maschinen, wie?« Er lehn­te sich an das Motorrad. »Harley. Ich hatte immer eine Harley. Meine erste war ein 1960er Hog, 750 ccm, in Einzelteilen. Hab sie zusammengebaut. Dann hab ich für 'n Kumpel eine Ducati zusammengebaut, und eh ich mich's versah, hatte ich mehr Arbeit, als ich bewältigen konnte.«

»BMW?«

Der Motorradfahrer schüttelte den Kopf. »Nichts für mich. Geile Maschinen, aber ohne Seele. Und der Kolben statt Ket­tenantrieb - wenn du so 'ne Maschine in einen anderen Gang schaltest, gibt's einen Ruck. Macht dir den Pimmel kaputt.« Er lachte, zeigte kräftige, ebenmäßige Zähne. »Ketten gibt's natür­lich nicht mehr. Heute nehmen sie Riemen aus Kevlar.« Er deu­tete auf das Material des Raumfahrtzeitalters, das die Kette ersetzt hatte.

»Mein Dad hatte eine Indian.« Blair bekam glänzende Augen. »Was würde ich heute nicht für diese Maschine geben.«

»Eine Indian. Nicht schlecht. He Mann, kommen Sie, ich geb Ihnen ein Bier aus. Wir müssen uns mal richtig unterhalten.«

»Danke, ich hab eine Verabredung. Sie wartet im Haus auf mich. Ich komm aber später gern auf die Einladung zurück.«

Blair deutete mit dem Kopf in Richtung Ash Lawn, wo Harry am Ende des Weges stand, der zum Eingang führte. Sie wollte sich vergewissern, daß Blair keine Gefahr drohte.

»Ich wohne im Best Western.«

Blair lächelte. »Okay, danke.«

»Ich geh hier nicht weg, bevor ich das Miststück gefunden habe.«

»So entschlossen, wie Sie wirken, finden Sie sie bestimmt.«

Der Motorradfahrer tippte sich mit der Faust an den Kopf. »Blech in der Birne, Mann, Blech in der Birne, aber ich geb nie auf. Bis dann, Kumpel.« Er sprang auf seine Maschine, drehte den Zündschlüssel, und ein kräftiges Bollern erfüllte die Luft. Dann rollte er langsam die Zufahrt hinunter.

Mrs. Murphy beobachtete ihn, als er verschwand. »Motorräder wurden erfunden, um die Männerherde auszudünnen.«

Tucker lachte. Die beiden Tiere gingen mit Blair zurück.

»Was hast du da draußen gemacht?« fragte Harry, während die anderen Frauen aus dem Haus kamen und Blair umringten.

»Mich über Motorräder unterhalten.«

»Mit diesem Idioten?« Marilyn konnte es nicht fassen.

»Oh, so schlimm ist er gar nicht. Er sucht seine Freundin, und er wohnt im Best Western, bis er sie gefunden hat. Vielleicht trink ich sogar mal ein Bier mit ihm. Er ist gar nicht ohne.«

Kerry und Aysha waren inzwischen über die Suche nach Ma­libu informiert worden.

Laura sagte: »Haben Sie keine Angst vor ihm?«

»Nein. Er ist harmlos. Bloß ein bißchen bedröhnt, das ist al­les.«

Harry lachte. »Solange du nicht Malibu bist, ist er vielleicht harmlos.«

»Könnt ihr euch vorstellen, daß jemand Malibu heißt?« Ays­has eisiger Ton war durchtränkt von gesellschaftlicher Überheb­lichkeit.

»Ob mein Leben wohl besser liefe, wenn ich mich in Chatta­nooga umtaufen würde?« witzelte Kerry zum Vergnügen der anderen. Sie hätte Aysha am liebsten die Augen ausgekratzt.

Harry kicherte. »Petting. Als ich in Deutschland war, bin ich durch einen Ort gekommen, der Petting hieß. Ändere deinen Namen in Petting, dann wirst du fühlen, wie's ringsum prickelt.«

»O ja.« Laura Freelys aristokratische Stimme mit der perfek­ten Modulation verlieh jeder ihrer Äußerungen Gewicht. »Wenn ich mich recht entsinne, gibt es da auch Ortschaften, die Ficks­burg und Möse heißen.«

»Meine Damen« - Blair senkte den Kopf -, »ich muß doch sehr bitten.«

3

Die John-Deere-Vertragshandlung, ein niedriger Ziegelbau an der Route 250, stellte ihre neuen Traktoren am Straßenrand aus. Diese grünen und gelben Verlockungen ließen Harry das Was­ser im Mund zusammenlaufen. An die tausend Autofahrer ka­men täglich auf dem Weg nach Charlottesville an den Traktoren vorbei. Immer mehr Menschen zog es nach Albemarle County, Leute aus dem öffentlichen und diplomatischen Dienst, die auf fünf Morgen großen Grundstücken riesige Häuser kauften und deren Tempo von fahrbaren Rasenmähern bestimmt wurde. Sie gelüstete es wahrscheinlich kaum nach diesen Maschinen, die in einer ordentlichen Reihe aufgestellt waren. Aber die Leute vom Land fuhren in der Abenddämmerung vorbei, hielten an und spazierten um die neuesten Nutzfahrzeuge herum.

Harrys Maschine, ein 1958er 420S Traktor, schleppte einen Dungstreuer, zog einen kleinen Bodenfräser und war für sie wie ein Freund. Ihr Vater hatte den Traktor neu gekauft und liebe­voll gepflegt. Harrys Service-Heft, ein dickes Buch, war ange­füllt mit seinen Anmerkungen, denen sie jede Menge eigene hinzugefügt hatte. Das kleinere Benutzerhandbuch steckte ab­gegriffen und zerfleddert in einer Plastikschutzhülle.

Johnny Knatterton, wie Doug Minor seinen Traktor getauft hatte, knatterte und tuckerte noch immer. Im vorigen Jahr hatte Harry einen neuen Satz Hinterreifen gekauft. Die Originalreifen hatten am Ende den Geist aufgegeben. Aufgrund dieser erwie­senen Zuverlässigkeit wollte Harry wieder einen John Deere, den Rolls-Royce unter den Traktoren.

Nicht daß sie plante, Johnny Knatterton stillzulegen, aber ein Traktor mit 75 PS, mit einem Frontlader und Spezialgewichten für die Hinterräder, könnte viele von den größeren, schwierige­ren Arbeiten auf ihrer Farm übernehmen, die die Kräfte von Johnny Knattertons bescheidener PS-Zahl überstiegen. Der Grundpreis für das Gerät, das sie benötigte, belief sich auf ca. 29.000$ ohne Zubehör. Sie wurde jedesmal ganz verzagt, wenn sie an die Kosten dachte, die sie von ihrem Gehalt als Posthalte­rin unmöglich aufbringen konnte.

Mrs. Murphy und Tucker warteten in der Fahrerkabine von Harrys Transporter, auch ein Fahrzeug, das ersetzt werden müß­te. Das Supermannblau war verblaßt, die Kupplung war schon zweimal repariert worden, und Harry hatte insgesamt vier Sätze Reifen abgenutzt. Aber immerhin, der Ford fuhr. Die meisten Leute würden eher einen neuen Transporter kaufen als einen Traktor, aber für Harry, die zuallererst Farmerin war, hatte der Traktor Vorrang.

Sie schlenderte um die Maschinen herum, auf denen kein ein­ziger Schmutzfleck war. Manche hatten geschlossene Fahrerka­binen mit Klimaanlage, was ihr sündig vorkam; wenn man al­lerdings über ein Erdbienennest führe, wäre die geschlossene Kabine ein Segen. Es machte ihr Freude, zu träumen, hinaufzu­klettern, um das Lenkrad zu berühren, mit den Fingern über den Motorblock zu fahren. Deswegen kam sie am liebsten in der Abenddämmerung. Nicht so sehr, weil sie nicht mit den Händ­lern sprechen mochte. Sie kannte sie seit Jahren, und sie wuß­ten, daß sie keinen Penny besaß. Sie wollte ihnen nicht lästig fallen, weil sie keine ernsthafte Kundin war.

Sie öffnete die Tür ihres Transporters, die leise quietschte. Sie lehnte sich über den Sitz, stieg aber nicht sofort ein.

»Na, Kinder, was meint ihr? Sagenhaft, was?«

»Die sehen noch genau so aus wie letztes Mal.« Tucker war hungrig.

»Phantastisch, Mom, einfach phantastisch.« Mrs. Murphy führ gelegentlich auf Harrys Schoß mit, wenn sie Johnny Knatterton steuerte. »Ich persönlich würde mich für den mit der geschlos­senen Kabine entscheiden, dann kannst du für mich ein Körb­chen mit einem Handtuch reinstellen. Ich hab's gern gemüt­lich.«