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Mit puppenhaften Schritten treten die Personen des Spiels — Parfion Rogoschin, Nastassia Filipowna, Totzki, Ganja Iwolgin, General Epantschin und Aglaja — auf. Die Pantomime endet mit dem Schlußtakt der Intrada, und Fürst Myschkin tritt in die Mitte der Szene. Er spricht den ganzen Monolog ohne Musik.

Ich habe das Wort, ich nahm's aus der Hand der Trauer, umwürdig, denn wie sollte ich würdiger sein als einer der andern — selbst ein Gefäß fiir jene Wolke, die vom Himmel fiel und in uns tauchte, schrecklich und fremd und teilhaft der Schönheit und jeder Verächtlichkeit dieser Welt.
(O Qual der Helle, Qual des Fiebers, nah an anderen Fiebern, unsrer gerechten Krankheit gemeinsamer Schmerz!)
Laß den stummen Zug durch mein Herz gehen, bis es dunkel wird und, was mich erleuchtet, wieder zurückgegeben ist an das Dunkel.
Wahrhaftig, weil dieser Schmerz in euch ist, tut ihr, was ihr fiir euer Leben tut, nicht fiir euer Leben, und was ihr zu eurer Ehre tut, geschieht nicht zu eurer Ehre.
In der Dämonen Gelächter gebrannt, bodenlos, sind die Schalen dieses glücklosen Lebens, das bis zum Rand uns bedenkt. Trifft eine die andre, so klingen sie nicht, denn kein Einhalt ist den Tränen geboten, sprachlos stürzen sie ab, von Grund zu Grund, und es verweigert der letzte, in den sie vergehn, sich immer unsrem Gehör. О Stummheit der Liebe!

Jetzt nimmt er jede Person, die er nennt, an der Hand.

Parfion Rogoschin, der Kaufmannssohn, weiß nichts von einer Million. In den Winternächten hält sein Gespann von den käuflichen Straßen der Welt und kann sie nicht fahren. Er schüttet sein Geld in den Schnee, denn der Schnee ist das Maß
deiner Wangen, Nastassia Filipowna, dein Name ist eine gefahrliche Kurve in jedem Mund, sie sagen, am Schnee nähmst du das Maß für deine Wangen, in deinem Haar wohnten die Winde, (ich sage nicht: sie sind launisch), dein Aug sei ein Hohlweg, in dem ihre Wagen stürzen, es zählt sie der Schnee, und vom Schnee erhältst du das Maß für deine Wangen.
Totzki — dies ist wohl zuviel, eh man zur Ruhe geht: eines Kindes Augenblick in den Armen war die Vergangenheit, und jetzt ist die Zeit von Blicken, die Zeit von Lippen über euch beide gekommen.
Gahja Iwolgin, wenn ein Band zwischen allen gesponnen ist, werden deine Hände die Knoten sein, die es spannen, denn du lächelst nicht gut. Du forderst zu viel für dich und verlangst zu wenig von dir. Dich gängelt nur ein Verlangen: die Wagen stürzen zu sehn, in denen die anderen fahren, eh du selbst unter Rädern verendest.
General Epantschin — es sind nicht Zufälle, die uns in die Nähe derer führen, die wir meiden. Wie wir uns in den Kindern entgleiten, gleiten wir uneingestandenen Wünschen nach und halten vor fremden Türen als Hüter, die wir uns selbst so wenig zu hüten vermögen.
Was aber entglitt? Der weiße, erkaltete Traum einer Jugend, die nicht Nachsicht verlangt? Vollkommenes also? Und Schönheit in solcher Gestalt, daß wir uns mit ihrem Rätsel begnügen? Aglaja, so werde ich in dir nichts sehen als die Botschaft einer Welt, in die ich nicht eintreten, ein Versprechen, das ich nicht halten, und einen Besitz, den ich nicht wahren kann.

Er wendet sich um und steht mit dem Gesicht zum Publikum.

Erwacht zum Leben im Schein, von Planeten verfuhrt, die von uns Ausdruck verlangen, seh ich zur grenzenlosen Musik die Bewegung der Stummen.

Hier münden seine Worte in einen marionettenhaft starren Tanz.

Unsere Schritte sind nur die wenig genauen Anschläge weniger Töne, die uns erreichen.

In den Tanz, der die Einsamkeit jedes einzelnen zum Ausdruck bringen soll, wird auch Myschkin hineingezogen.

Ein Interieur, das die Atmosphäre einer Zirkusarena schafft. Nastassia gängelt Totzki, Ganja und den General an weißen Bändern und spielt in einem tragischen, gewagten, gefahrlichen Tanz ihre Macht über die drei Männer aus. Dann erscheint Rogoschin, und Nastassia dreht sich an den Männern vorbei. Ihr Kostüm fällt stückweise von ihr ab, so daß sie zuletzt, nur mit einem weißen Trikot bekleidet, unter einer goldenen Kugel steht. Sie hebt eine Hand zum Ball und reicht die andere Rogoschin, der abwartend abseits gestanden ist. In diesem Augenblick tritt Myschkin auf sie zu.

Halt ein! Dich beschwör ich, Gesicht der einzigen Liebe, bleib hell und schlag mit den Wimpern das Auge zur Welt zu, bleib schön, Gesicht der einzigen Liebe, und heb deine Stirn aus dem Wetterleuchten der Zweifel. Deine Küsse werden sie teilen, dich entstellen im Schlaf, wenn du nach Spiegeln blickst, in denen du jedem gehörst!

Myschkin fuhrt Nastassia zur Vorderbühne und steigt mit ihr in ein Trapez, das aus dem Schnürboden herabgelassen wurde. Während die beiden langsam in die Höhe schweben, erklingen nur wenige Takte einer sehr zarten Musik.

Sei wahr und gib dem Schnee die Jahre zurück, nimm Maß an dir selbst und laß die Flocken dich nur von ungefähr streifen. Auch dies ist die Welt: ein früher Stern, den wir als Kinder bewohnen; verteilt an die Brunnen als Inhalt und Regen der Stunden, als Vorrat von heiterer Zeit. Auch dies ist schon Geist, eines armen fröhlichen Spiels Einerlei, die Schaukel im Wind und ein Lachen oben und unten; dies ist das Ziel, von uns selbst nicht besessen zu sein und jedes Ziel zu verfehlen; und auch dies ist Musik, mit einem törichten Ton, immer demselben, einem Lied nachzugehen, das uns ein spätres verspricht. Fall nicht in den Tumult des Orchesters, in dem die Welt sich verspielt. Du stürzt, wenn du jetzt deinen Bogen vergibst, und redest mit deinem Fleisch eine vergängliche Sprache.