Выбрать главу

Der Braumeister schüttelte den Kopf. „Ich habe nie darüber nachgedacht.“

„Die Legende erzählt, dass manche Kinder nicht dazu bestimmt sind, sich der Prüfung der Roten Blüten zu unterziehen. Ihr Schicksal wird auf andere Weise entschieden.“

Während sie sprach, wanderte ihr Blick in die Ferne, und ihre Stimme wurde noch leiser. „Diese Kinder, die weit über ihre Jahre hinaus weise sind, kommen in neuen Körpern auf die Welt, aber mit einem alten Geist, wie manche behaupten. Gütige Reisende helfen ihnen auf ihrem Weg, und die Legenden deuten darauf hin, dass jene Reisenden die Götter selbst sind. Diese Kinder werden vom Meister der Shado-Pan aufgenommen. Man nennt sie die behüteten Kinder.

Ich war ein solches behütetes Kind. Mein Heimatdorf Zouchin liegt an der Nordküste. Mein Vater war dort Fischer. Er hatte sein eigenes Boot und war wohlhabend. Es gab viele stolze Familien in unserem Dorf. Ich wuchs in dem Wissen auf, dass ich mit dem Sohn eines anderen Fischers verheiratet werden sollte. Das Problem war nur, dass mir gleich zwei Pandaren den Hof machten, jeder ein halbes Dutzend Jahre älter als ich. Sie rangen um meine Aufmerksamkeit und um die Aufmerksamkeit des ganzen Dorfes. Meine Entscheidung würde den Wohlstand einer Familie sichern, und die Seiten waren schnell gewählt.“

Yalia blickte ihn einen kurzen Moment an. „Ihr müsst verstehen, Meister Sturmbräu, dass ich durchschaute, worum es wirklich ging. Ich wusste, dass ich nur ein Preis war, dass das meine Rolle im Leben war. Wäre ich älter gewesen, hätte ich mich vielleicht dagegen aufgelehnt, wie Vieh behandelt zu werden. Doch die Realität, die ich sah, machte solche Versuche überflüssig.“

„Was habt Ihr denn gesehen?“

„Yenkis und Chinwas Rivalität begann ganz harmlos. Sie sind Pandaren, es gab also viel Lärm und Trara, aber nichts Ernstes. Doch dabei gingen sie immer einen Schritt weiter, bis ihr Wettstreit eskalierte und sie einander provozierten, mehr und mehr und mehr zu tun. Spuren von Verbitterung schlichen sich in ihre Stimmen.“

Sie öffnete die Pfoten. „Ich konnte sehen, was den anderen verborgen blieb. Diese Rivalität zwischen Freunden war zu einer Feindschaft geworden, und auch wenn es vielleicht nie so weit gekommen wäre, dass einer von ihnen den anderen im Zorn geschlagen hätte, würden sie doch alles tun, um zu beweisen, dass sie würdig waren, mich, den Preis, zu gewinnen. Sie würden unnötige, dumme Risiken eingehen, und es würde nicht enden, wenn ich einem von ihnen gehören würde. Es würde weitergehen, bis einer von ihnen dabei starb, und der Überlebende würde auf ewig mit der Schuld leben. Es würden also gleich zwei Leben zerstört werden.“

„Drei, wenn man Eures mitzählt.“

„Es dauerte viele Jahre, bis ich das erkannte. Damals, als ich noch nicht einmal ein halbes Dutzend Jahre alt war, sah ich nur, dass sie wegen mir sterben würden. Also packte ich eines Morgens einige Reisbällchen und Kleider und stahl mich davon. Die Mutter meiner Mutter sah mich, und sie half mir, indem sie mein Gesicht mit ihrem Lieblingsschal verhüllte. Sie wisperte: ‚Ich wünschte, ich hätte auch so viel Mut gehabt wie du, Yalia.‘ Danach machte ich mich auf den Weg zum Kloster.“

Chen wartete darauf, dass sie fortfuhr, aber Yalia blieb stumm. Am liebsten hätte er nach dieser Geschichte gelächelt, denn sie war ein sehr tapferes Kind gewesen, dass sie diese Wahl getroffen und diese Reise angetreten hatte. Zugleich war es aber auch eine schrecklich schwere Entscheidung für ein Kind gewesen, und als ihre Worte durch seinen Kopf echoten, glaubte er, darin einen Anflug von Schmerz und Besorgnis zu hören.

Yalia schüttelte den Kopf. „Ich weiß durchaus, wie ironisch es ist, dass ich nun mit der traditionellen Prüfung der Roten Blüten betraut bin. Ich, die nie diese Tests ablegen musste, entscheide nun darüber, wer unter den Anwärtern ins Kloster aufgenommen wird. Wäre ich nach denselben strengen Kriterien beurteilt worden, die ich heute anlegen muss, wäre ich nicht hier.“

Und dass du die barsche Prüfmeisterin sein musst, schmerzt deine wahre Natur. Chen bückte sich und pflückte flink eine Pfote voll gelber Blumen mit kleinen roten Streifen, dann riss er die Blüten ab und rieb sie zwischen seinen Handflächen zusammen. Ein herrlicher Geruch stieg davon auf, und er streckte Yalia die Pfoten hin.

Sie nahm die zerdrückten Blumen mit hohler Hand entgegen und sog tief den Atem ein. „Das Versprechen des Frühlings.“

„Eine ganz ähnliche Pflanze gibt es in Durotar, sie wächst dort nach dem Regen. Man nennt sie Herzensruhe.“ Er rieb mit den Pfoten über seinen Hals und seine Wangen. „Die Trolle haben natürlich einen anderen Namen. Sie besitzen zwar edelmütige Herzen, aber sie finden nicht, dass sie ruhen sollten. Es gab einmal eine Zeit, da hatten ihre Herzen Ruhe, aber ich glaube, sie denken, dass diese Ruhe zu ihrem Fall geführt hat.“

„Sie lassen sich von ihrer Verbitterung antreiben?“

„Manche. Viele sogar. Aber nicht Vol’jin.“

Yalia schob die gelben Blüten in einen kleinen Leinenbeutel und zog ihn dann mit einer Kordel wieder zu. „Wisst Ihr wirklich so genau, was in seinem Herzen ist?“

„Das glaubte ich früher.“ Chen zog die Schultern hoch. „Und ich glaube es auch jetzt noch.“

„Dann, Meister Chen, hofft, dass Euer Freund sich selbst ebenso gut kennenlernt, wie Ihr es tut. Das wird der erste Meilenstein auf seinem Weg zur Heilung sein.“

Ursprünglich hatten sie vorgehabt, sich ungefähr in Richtung des Sonnenaufgangs zu halten und dann auf die Straße zum Tempel des Weißen Tigers abzubiegen. Sie waren jedoch kaum eine Wegstunde auf diesem Pfad unterwegs, als sie zwei jungen, männlichen Pandaren begegneten, die auf einem Rübenfeld arbeiteten. Keiner von beiden bewegte sich sonderlich schnell, und sie benutzten ihre Hacken und Spaten mehr als Stütze denn als Ackergeräte. Ihre zerzauste Erscheinung und ihr niedergeschlagenes Verhalten zeigte, dass sie vor Kurzem zusammengeschlagen worden waren.

„Es war nicht unsere Schuld“, verteidigte sich der eine, als sie einen Brei aus gekochten Rüben mit den Reisenden teilten. „Einige Shed-Ling, die sich nach dem Sturm wieder frei gegraben hatten, befielen unser Feld. Wir baten eine Wanderin, uns zu helfen, und bevor der Staub sich gelegt hatte, hatte sie bereits das ganze Rudel erledigt und verlangte eine Belohnung. Ich bot ihr einen Kuss an, mein Bruder sogar zwei. Wir sind hübsche Kerle, müsst Ihr wissen. Also, unter diesen Verbänden.“

Der andere nickte rasch, dann hob er die Pfoten an den Kopf, als wäre ihm bei der Bewegung beinahe der Schädel von den Schultern gefallen. „Für einen wilden Hund war sie ziemlich jung.“

Chens Augen wurden schmal. „Li Li Sturmbräu.“

„Hattet Ihr auch schon Probleme mit Ihr?“

Chen knurrte und bleckte die Zähne, denn das war es schließlich, was ein Onkel in einer solchen Situation tun musste. „Sie ist meine Nichte. Und ich bin ein noch viel wilderer Hund als sie. Sie wird schon ihre Gründe gehabt haben, euch am Leben zu lassen. Sagt uns, in welche Richtung sie gegangen ist, dann werde ich diese Gründe nicht hinterfragen müssen.“

Die beiden zuckten ängstlich zusammen und deuteten hastig nach Norden. „Seit dem letzten Schnee sind viele Leute nach Süden gekommen, um Hilfe zu suchen. Wir haben Essen geschickt. Wir werden Euch auch etwas einpacken, dann könnt Ihr es mitnehmen, wenn Ihr dorthin geht.“

„Bevor ihr einen Karren sucht und selbst Essen nach Norden bringt, meinst du?“

„Ja, ja.“

„Das klingt gut.“

Anschließend schwieg Chen, ebenso die Brüder. Yalia blieb gleichfalls stumm, aber ihr Schweigen war von anderer Natur. Nachdem sie den Brei gegessen hatten, machte Chen Tee und mischte ein paar Zutaten hinzu, die die Heilung der Brüder beschleunigen würden. „Wickelt die Teeblätter in Stoffstreifen und benutzt sie als Wickel. Das wird eure Schmerzen lindern.“