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„Ein Pfeil in seinem Herzen, oder ein Dorn in meinem Auge.“

„Ich bin vielen ein Dorn im Auge.“ Der Schattenjäger lächelte bedachtsam. „Du könntest mich und meine Position auch nutz’n, um die Gurubashi und die Amani zu besserer Leistung anzuspornen. Zeige den kleineren Stämmen durch mich, dass auch sie aufsteig’n können! Furcht kann motivieren, aber nur, wenn sie durch Hoffnung ausgeglichen wird.“

Die Augen des alten Zandalari verengten sich zu Schlitzen. „Ich soll die Dunkelspeere also in einen hohen Rang erheb’n, um ein Exempel zu setzen? Ist das dein Preis?“

„Es ist ein angemessener Preis. Schließlich würde dir so geling’n, was dein König nicht geschafft hat: Du würdest die Dunkelspeere an den Verhandlungstisch zurückbring’n.“

Die Verlockung ließ die Augen des Trolls wieder groß werden. „Aber kann ich dir vertrauen?“

Khal’ak nickte. „Er ist motiviert, Meister.“

Vol’jin neigte feierlich den Kopf. „Und nicht nur, weil ihr drei meiner Kamerad’n gefangen haltet. Meine Möglichkeit’n sind begrenzt. Der Anführer der Horde ließ mich ermorden, und die Dunkelspeertrolle sind mir gegenüber zwar loyal, aber ihre Anzahl ist zu klein, um sich allein geg’n die Horde oder eure Macht zu behaupt’n. Das war mir bereits klar, bevor ich die Mogu sah. In der Vergangenheit waren die Pandaren stark genug, aber jetzt? Jetzt brauch’n sie einen Menschen und mich, um geg’n euch zu kämpfen.“

„Aber was ist mit dir persönlich Vol’jin? Was versprichst du dir davon?“ Vilnak’dor breitete die Arme aus. „Möchtest du mich stürz’n? Dich selbst zum Herren der Zandalari aufschwing’n?“

„Würde ich so viel Macht woll’n, würde ich jetzt Orgrimmar beherrschen und auf einem Thron sitz’n, der vor Orcblut glänzt. Nein, dieser Pfad, dieser Wunsch, ist mir verschloss’n.“ Er tätschelte den Dolch, der um seinen linken Oberarm gebunden war. „Ihr seid die Hüter des Zandalari-Erbes. Die Zandalari-Traditionen hab’n euch geformt. Sie bestimmen euer Schicksal. Auch ich hüte eine alte Tradition: Ich bin ein Schattenjäger. Die Zandalari wälzt’n sich noch im Schlamm, da war diese Tradition bereits voll entfaltet.

Meine Entscheidung’n werden von den Loa bestimmt. Die Loa wollen, was für ihr Volk das Beste ist. Hätte Elortha no Shadra mir erklärt, dass dein Tod das Beste für die Trolle sei, hätte dieser kleine Dolch inzwischen dein Auge an die Innenseite deines Schädels genagelt.“

Vilnak’dor versuchte, seine Beherrschung zu wahren, aber die Art, wie er die Arme vor der Brust verschränkte, verriet ihn. „Ist es das, was …“

„Sie hat mir Visionen geschickt, in denen sie ihr Missfall’n ausgedrückt hat, General, aber sie hat nicht verlangt, dass ich dich töte.“ Vol’jin presste die Handflächen zusammen. „Sie hat mich an meine Pflicht’n erinnert. Daran, dass mein Leben, meine Wünsche, in ihrer Hand lieg’n. Dass die Trolle wieder herrsch’n, dass wir zu den alten Traditionen zurückkehr’n, das wünscht sie sich. Indem ich dir diene, diene ich ihr. Sofern du meine Dienste akzeptierst.“

Der aufrichtige Ton von Vol’jins letzten Worten ließ den Zandalari innehalten. Er lächelte milde, während seine Finger an den losen Enden seiner verknoteten Schärpe aus goldener Seide zupften, dann zog sich seine Miene zu einem Ausdruck zusammen, der wohl Scharfsinn und Nachdenklichkeit vermitteln sollte.

Zu dumm, dass er in seiner Mogu-Kleidung wie ein Kind aussieht, vor allem in diesem Raum, wo alles Mogu-Proportionen hat. Die hohen Fenster, vor denen er stand, die schweren, verzierten Vorhänge und die Bilder, die in die Wände gehauen waren – allein die Einrichtung des Raumes ließ Vilnak’dor kleiner erscheinen. Warum Rastakhan ausgerechnet ihn geschickt hatte, konnte Vol’jin nicht verstehen, es sei denn natürlich, weil die Mogu vermutlich keinen Anstoß an diesem General nehmen würden. Zudem gab es neben Vilnak’dor sicher noch andere hochrangige Zandalari, die an dieser Invasion beteiligt waren.

Aber er ist derjenige, mit dem ich mich herumschlag’n muss.

„Ich muss über das Gesagte nachdenk’n, Dunkelspeer.“ Vilnak’dor nickte. „Dein Status als Schattenjäger ist beeindruckend, und deine politisch’n Ratschläge sind wertvoll. Ich werde all diese Dinge in meine Überlegung’n mit einbeziehen.“

„Wie Ihr wünscht, Mylord.“ Vol’jin verbeugte sich nach der Art der Pandaren, dann folgte er Khal’ak nach draußen. Sie marschierten durch die dunklen Korridore, und die Echos ihrer Schritte wisperten durch das schattenverhüllte Gewölbe. Keiner sagte ein Wort, bis sie die Stufen erreicht hatten und wieder zwischen den steinernen Qilen standen.

Hier wandte Vol’jin sich seiner Begleiterin mit offener Miene zu. „Dir ist vermutlich klar, dass wir ihn umbring’n müssen. Er hat wirklich Angst vor mir, wie du sagtest. Und noch mehr Angst vor dem Schattenjäger.“

„Deshalb wird er sich gezwung’n sehen, dich eliminieren zu lassen.“ Sie zog die Brauen zusammen. „Doch er wird sich nicht so tölpelhaft anstell’n wie Garrosh. Außerdem wird er warten, bis die Dunkelspeere dem Bündnis beigetreten sind, dann kann er dich aus dem Weg räumen. Und nach deinem Tod wird man eine Nachricht in deiner Handschrift find’n, die ihn oder eine seiner Marionetten als deinen Nachfolger festlegt.“

„Ich sehe das genauso. Das verschafft uns etwas Zeit.“

„Er wird dich vermutlich ein paar Tage im Gefängnis schmoren lass’n, damit du ihm dankbar bist, wenn er dich dann freilässt.“

Vol’jin nickte. „Dann kannst du in der Zwischenzeit alle nötig’n Vorbereitungen treff’n.“

Bevor sie etwas darauf erwidern konnte, trat Kriegsfürst Kao durch die Tür. Er trug noch immer den Mantel, den man ihm gegeben hatte, dazu hohe Stiefel, goldene Seidenhosen, eine schwarze Tunika, ebenfalls aus Seide, und einen Gürtel aus Gold. Er blieb vor ihnen stehen, nicht aus Überraschung, sondern ganz bewusst.

Hat er uns also nachspioniert.

„Mein Meister hat mir versprochen, dass ich so viele Pandaren abschlachten darf, wie mir beliebt. Sie sind fehlerbehaftete Kreaturen. Wir werden uns bessere Diener erschaffen, und dann werden wir diese Biester ausrotten.“ Der Mogu entblößte seine weißen Zähne. „Einschließlich deiner Begleiter, Troll.“

„Die Weisheit Eures Meisters muss gepriesen werd’n.“ Vol’jin verbeugte sich, zwar weder tief noch lange, aber immerhin.

Der Kriegsfürst schnaubte. „Ich kenne dich, Troll. Ich kenne deine Sorte. Dir öffnet nur Macht die Augen. Aber warte, bis du die Macht meines Meisters siehst. Du wirst lernen, diese Macht zu fürchten.“

Kao breitete die Arme aus, aber nicht in einer Geste der Machtdemonstration. Vielmehr sah er aus wie der Meister eines Jahrmarkts, der seinen Gästen von den Freuden erzählte, die sie im Innern erwarteten. Als er die Hände öffnete und sie nach den Qilen ausstreckte, bewegten sich die Statuen. Der Stein zerbarst nicht, wie es bei seiner Wiedererweckung der Fall gewesen war. Jene Magie war minderwertig gewesen, triviale Taschenspielertricks verglichen hiermit. Die Macht des Donnerkönigs verwandelte grauen Stein übergangslos in lebendes Fleisch und hohläugige Kreaturen in hungrige Monster.

Kao lachte erneut, während die Qilen sich auf ihren Podesten herumdrehten wie Hunde, die den Ruf des Jäger vernommen hatten, sodass sie nun mit dem Gesicht zu ihm saßen. „Deine Pandaren haben diesen Ort nicht erbaut. Selbst in all der Zeit, die sie hatten, wären sie nicht in der Lage gewesen, etwas so Erhabenes zu erschaffen. Der Donnerkönig hat das alles selbst errichtet, durch seine Träume. Jetzt, wo er zu uns zurückgekehrt ist, wird er auch sein Reich wieder errichten. Es gibt keine Kraft auf dieser Welt, die ihn aufhalten könnte, und keine Macht, die ihm verwehren könnte, wonach es ihn verlangt.“