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Der Zandalari brach zuckend vor Vol’jins Füßen zusammen.

Sein Kamerad fiel auf ihn. Er hatte Tyrathan überhaupt nicht bemerkt, bis der Mensch ihn bei den Haaren gepackt und seinen Kopf nach hinten gerissen hatte. Da der Gurubashi-Dolch nicht sonderlich scharf war, hatte der Mensch ihn wie eine Säge über der Kehle des Trolls hin- und herziehen müssen, doch zum Glück ging der erste Stich tief genug, um seine Luftröhre zu zerfetzen, sodass die Hilfeschreie des Zandalari nur als heiseres Wispern des Nachtwindes hervordrangen. Anschließend schoss Blut aus den durchtrennten Adern, und während der Troll ausblutete, kehrte wieder relative Ruhe im Sumpf ein.

Chen und Cuo, die im Gegensatz zu Mensch und Troll nicht blutüberströmt waren, tauchten wieder auf und zogen die beiden letzten Krieger in den Morast. Nachdem die Patrouille sich zu Vol’jin aufgemacht hatte, waren die Pandaren zur Stellung der Zandalari geschlichen und hatten die letzten übrigen Soldaten dort ausgeschaltet. Einem von ihnen war der Schädel eingeschlagen worden, der andere sah aus, als wäre er im Schlaf gestorben. Tyrathan nickte und zerrte sie weiter in den Sumpf, bis er außer Chens Sichtweite war, dann schnitt er ihnen die Kehlen durch, um auf Nummer sicher zu gehen. So wie die anderen Leichen vor ihnen verschwanden die beiden Toten in den Tiefen des dunklen Wassers.

Obwohl er bei dem Gestank am liebsten gewürgt hätte, behielt Vol’jin die Gurubashi-Rüstung an. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass es sinnlos wäre, wenn einer der anderen sich ebenfalls verkleidete. Nicht einmal der dümmste Troll könnte einen Menschen oder einen Pandaren für einen seiner Art halten.

Tatsache war jedoch, dass niemand sie auch nur eines Blickes würdigte. Bis zu einem gewissen Grad konnte Vol’jin es verstehen: Niemand, den die Zandalari als Feind betrachteten, wusste, wo die Insel des Donnerkönigs lag, und keiner von ihnen hatte eine Invasionsarmee, die groß genug wäre, um die Insel zu überrennen. Würde die Allianz oder die Horde angreifen, würden die Kämpfe am Hafen ihren Vorstoß lange genug verzögern, damit die anderen Truppen einen Gegenangriff organisieren konnten. Sie würden die Eindringlinge in die Sümpfe locken und sie dort dezimieren, wo ihre Kenntnis des Terrains den Trollen einen Vorteil verschaffte.

Die Wachen dösten auf ihren Posten oder marschierten ihre Route hastig ab, um möglichst schnell zu ihren Freunden zurückkehren zu können. Das machte Vol’jins Plan, die Invasion zu behindern, fast schon zu leicht. Sie hätten ihr Ziel auch erreicht, wenn sie einige Wachen hätten umbringen müssen, aber das erübrigte sich nun. Sie konnten einfach durch die Lager schleichen, wie Geister – was in Tyrathans und Vol’jins Fall ein durchaus passender Vergleich war.

Die Trolle hatten ihre Lager alle nach demselben eintönigen Muster aufgebaut: mit Standarten in der Mitte, die anzeigten, welche Einheit hier hauste, und kleineren Bannern vor den Zelten, in denen die Offiziere schliefen. Vol’jin zog von einem dieser Lager zum nächsten und tötete alle Feldwebel und Hauptmänner, die beiden wichtigsten Ränge in der Kommandostruktur jeder Armee. Die Hauptmänner interpretierten die Befehle von oben, und die Feldwebel stellten sicher, dass die gemeinen Soldaten sie auch ausführten. Ohne sie würde selbst die brillanteste Strategie im Sande verlaufen.

Vol’jin ging seiner Aufgabe kühl und effizient nach. Ein schneller Hieb im Dunkel, das Keuchen eines Trolls, dann das Geräusch, mit dem seine schlaffen Glieder auf die Schlafmatte fielen. Der Schattenjäger empfand kein Mitleid mit ihnen, sondern schickte sie bereitwillig in Bwonsamdis eisige Umarmung. Es war ihre eigene Dummheit, die sie zum Tode verurteilte – Vol’jin trieb lediglich eine Schuld ein.

Hin und wieder stellte er außerdem sicher, dass ein klar erkennbarer Fußabdruck neben einem Opfer zurückblieb.

Während sie sich zum Hafen vorarbeiteten, wurde es jedoch immer offensichtlicher, dass sie nicht genügend Offiziere töten konnten. Cuo und Chen hielten am Rand des Sumpfs Wache, vor und hinter der Stelle, wo der Troll und Tyrathan zuschlugen. Der Mensch blieb ebenfalls stets in der Nähe des Morasts, aber Vol’jin konnte sich weiter vorwagen und dort seine Opfer töten. Sie kamen nur langsam voran, und als das Morgengrauen einsetzte, verringerte jeder Dolchhieb ihre Chancen auf eine Flucht.

Vol’jin zählte seine Opfer nicht mit, aber wenn sie lediglich fünf Prozent der Offiziere getötet hatten, wäre das schon eine positive Überraschung.

Es wird den Kampf leichter mach’n, aber nicht leicht genug.

Als Vol’jin wieder zu ihnen stieß, hatte er einen Zandalari-Bogen mit zurückgebogenen Enden und einen Köcher voller Pfeile dabei. „Von einem Feldwebel. Er wird sie nicht mehr brauchen. Jetzt fühle ich mich endlich nicht mehr nackt.“

Sie schlichen nun schneller weiter und hielten dabei direkt auf den Hafen zu, bis sie schließlich die Sümpfe verließen und sich zwischen einigen niedrigen Hügeln in der Nähe der Lagerhäuser wiederfanden. Zwar waren noch immer Arbeiter damit beschäftigt, Vorräte von den Schiffen an Land oder von Land auf die Schiffe zu transportieren, doch aus dem geschäftigen Strom war inzwischen ein Rinnsal geworden. Das Lärmen von Zimmermannshämmern auf einigen Schiffen ließ Vol’jin vermuten, dass man einige Bordwände verschob, um die Kähne in Truppentransporter umzuwandeln.

Doch nicht alle. Der Troll lächelte und drehte sich zu Tyrathan herum. „Ich glaube, du wirst noch froh sein, dass du mir Jihui beigebracht hast.“

Er deutete auf ein kleines, aber robustes Fischerboot, das auf der seewärtigen Seite des Hafens auf den Strand geschoben worden war. „Chen, denkst du, dieser Kahn schafft es nach Pandaria?“

Der Braumeister nickte. „Sofern er kein Loch im Boden hat.“

„Gut. Du und Tyrathan schafft das Boot ins Wasser und rudert bis hundert Schritte hinter dieses dreimastige Schiff in der Mitte des Hafens hinaus. In einer halben Stunde. Bei Dämmerung.“

„Wird erledigt.“

Vol’jin griff nach Tyrathans Unterarm. „Sei bereit, dich von deinen Pfeil’n zu trennen! Es könnte sein, dass du schießen musst.“

„Selbstverständlich.“

„Geht!“

Der Mönch blickte ihn an, während die beiden anderen davonhuschten, und der Troll deutete auf die kleine Mole, die die Mündung des Hafens schützte. Eine einsame Wache ging an ihrem Ende auf und ab. „Ich brauche ihn lebendig, Cuo. Er muss genau da bleib’n, wo er ist, und du mit ihm. Schlag kurz nach Morgendämmerung zu!“

Der Mönch verbeugte sich. „Danke, Meister Vol’jin!“

„Los!“

Er wartete, bis der Pandaren verschwunden war, dann arbeitete er sich den Hügel hinab und auf ein Lagerhaus zu. Jetzt wünschte er sich, er hätte einem der Zandalari, die er getötet hatte, die Uniform abgenommen, denn auch wenn er einen Kopf kleiner als die meisten dieser Trolle war, hätte er dann offen über das Dock zu dem Schiff hinüberstolzieren können, das er sich ausgespäht hatte. Wäre er nur herrisch genug aufgetreten, hätte niemand ihm Fragen gestellt, und jeder hätte ihm Platz gemacht.

Mit der Verkleidung, die er jetzt trug, konnte er diese Rolle natürlich nicht spielen. Seine Uniform war bis zur Hüfte mit Schlamm und Dreck besudelt, und auf den Ärmeln verkrustete bereits das Blut. Also wählte er eine andere Rolle. Er ließ die Schultern hängen und zog das rechte Bein leicht nach, sodass es aussah, als wäre seine Hüfte einst gebrochen und nicht wieder richtig zusammengewachsen. Zu guter Letzt schob er seine Lederkappe ein Stück auf die eine Seite, dann neigte er den Kopf nach hinten und drehte ihn in die andere Richtung.

So humpelte er anschließend an den Docks entlang, hastig und zielgerichtet, wobei er den Eindruck vermittelte, dass er es nicht um seiner selbst willen so eilig hatte. Die Wache am Landungssteg schenkte ihm kaum mehr als einen Blick.

Der Zandalari-Offizier auf dem oberen Kanonendeck war da schon aufmerksamer. „Was willst du hier?“