Выбрать главу

„Bald wirst du jede Menge Zandalari-Seelen bekommen.“

Das Lachen des Loa hallte freudlos wider. „Meinen Hunger wirst du nie stillen können.“

„Ich selbst werde ihnen bald folgen.“

„Und ich werde dich willkommen heißen. So wie ich alle Trolle willkommen heiße.“

Vol’jin fand diese Bemerkung seltsam tröstlich; nicht, weil er das Verlangen verspürte, tot zu sein, sondern weil es bedeutete, dass er nicht von seinen Freunden getrennt sein würde. Im Angesicht des drohenden Todes war das zwar nicht viel, aber zumindest für den Moment war es genug.

30

Chen tat es leid um den kleinen Busch, hinter dem sie die Pyramide aus Felsbrocken versteckt hatten. Jeder einzelne dieser Steine – alle im Durchschnitt so groß wie ein Trollschädel, wenn natürlich auch deutlich runder – hätte gereicht, um den Busch zu zermalmen, aber alle, vereint in einer kleinen Lawine, würden den Boden aufwühlen, die Pflanze entwurzeln und mit ein wenig Glück ein halbes Dutzend Zandalari zerschmettern, die zum Kloster hochkletterten.

Chen legte seinen Felsbrocken auf die Spitze der Pyramide, dann bückte er sich und blickte den Hang hinab. Die Steine würden in einen engen Kanal hinabpoltern, dort, wo der Weg steiler wurde – und wo die feindlichen Krieger sich sammeln würden, weil sie nur einer nach dem anderen hinaufklettern konnten. Das machte diese Enge zu einem ziemlich offensichtlichen Ort für eine Falle, und auch wenn der Busch die Steine vor den meisten wachsamen Augen verbergen sollte, würden die Zandalari sie gewiss entdecken.

Und genauso wollen wir es auch. Aus der Tasche an seinem Gürtel holte der Pandaren eine Handvoll kleiner Holzscheiben hervor, die er anschließend in die Lücken zwischen den Steinen klemmte. Wenn die Felsbrocken den Hang hinunterrollten, würden die Scheiben schon bald liegen bleiben, aber die Zandalari würden sie trotzdem finden, nachdem die Lawine vorüber war.

Weiter oben am Pfad, hinter der Stelle, an der Chen stand, kniete Yalia über einem Loch im Boden. Sie musste bis ganz nach unten greifen, um den angespitzten Bambuspflock im Erdreich zu verankern, der nun zum Himmel emporragte. Chen hatte dabei geholfen, einige dieser Pfähle zu schnitzen, indem er erst das Ende zu einer scharfen Spitze gehackt und dann Einschnitte unterhalb der Kanten hinzugefügt hatte, sodass unnachgiebige Stacheln entstanden.

Er trottete den Berghang hinauf, sorgsam darauf bedacht, nicht den Pfad zu betreten. Ein Stolperdraht war quer darübergespannt, einen Fuß von Yalias kleiner Grube entfernt. Der Gedanke dahinter war, dass die Trolle gewiss einen Späher vorschicken würden, um die steile Stelle zu erkunden. Wenn er den Hang emporkletterte, würde er die Felsenbrocken entdecken, sobald er auf gleicher Höhe mit ihnen war, und dann würde er auch den Stolperdraht sehen, der nicht sonderlich gut versteckt war. Er würde annehmen, dass dadurch die Steinlawine ausgelöst wurde, und wenn er dann einen Schritt über den Draht hinwegmachte, würde er mit dem Fuß direkt in diese Grube treten. Natürlich würde er anfangen zu schreien, und selbst wenn nicht, seine Kameraden würden ihn sehen, und sie würden ihm zu Hilfe eilen.

Genau in diesem Moment würde ein kleines Katapult weiter oben am Berg beginnen, Felsen abzufeuern. Diese würden dann überall am Hang einschlagen und die Lawine auslösen, um noch mehr Trolle in den Tod zu reißen.

Chen streckte Yalia die Pfote hin. Sie warf noch einen letzten Blick auf die Kiesschicht, die sie über der Grube ausgebreitet hatte, dann nahm sie seine Hilfe an und stand auf.

Dass sie seine Pfote nicht sofort wieder losließ, freute Chen. „Das sieht gut aus, Yalia. So, wie du den Staub darüber verteilt hast, wirkt es, als wäre er schon immer da gewesen. Tyrathan wäre stolz auf diese Falle.“

Sie lächelte, aber zu hastig und zu kurz. „Aber wir legen hier keine Fallen für dumme Tiere, oder, Chen?“

„Nein, die Zandalari sind äußerst gerissen. Darum ködern wir sie auch mit den Holzscheiben. Aber keine Sorge, so, wie du alles vorbereitet hast, fallen sie sicher darauf herein.“

Sie schüttelte den Kopf. „Darüber mache ich mir keine Sorgen. Die Falle wird sie erwischen, und sie wird ihnen schaden.“

„Was ist dann …?“

„Ich habe gefragt, weil ich fragen musste.“ Yalia seufzte, zum Teil aus Erschöpfung, zum größeren Teil aber aus einem anderen Grund. „Ich ertappte mich dabei, stolz auf mein Werk hier zu sein, obwohl es anderen Schmerzen zufügen wird. Und als ich es merkte, da versuchte ich, meine Gefühle zu rechtfertigen, indem ich die Zandalari als Tiere betrachtete. Als stumpfsinnige Mordmaschinen. Ich habe sie in meinem Kopf zu etwas gemacht, das es nicht verdient hat zu leben, und mir eingeredet, dass das Urteil, das auf einen von ihnen zutrifft, über alle von ihnen gefällt werden kann. Aber sie können doch nicht alle so sein, oder?“

„Nein.“ Chen drückte ihre Pfote. „Es ist gut, dass du so denkst und mich daran erinnerst. Dass du den Wert des Lebens siehst, selbst bei deinen Feinden, ist ein Zeichen von Weisheit – und einer der Gründe, warum ich dich liebe.“

Verlegen senkte Yalia einen Moment lang den Blick. „Und dass du mir zuhörst und über das nachdenkst, was ich sage, ist einer der Gründe, warum ich dich liebe, Chen. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit. Mehr Zeit füreinander, mehr Zeit hier. Du hast so lange nach einem Zuhause gesucht, und meine Hoffnung war, dass du hier eines finden würdest. Doch jetzt musst du es schon wieder aufgeben. Das macht mich traurig.“

Er hob die Hand und wischte eine Träne aus Yalias feuchten Augen, bevor sie ihr seidenweiches Fell benetzen konnte. „Sei nicht traurig. Wenn man ein Zuhause findet, füllt das eine Leere, und dieses Gefühl ist so wundervoll, dass nicht einmal mehr Zeit es noch schöner machen könnte. Ich habe es voll ausgekostet, denn ich weiß jetzt, wer ich bin und was ich tun soll.“

„Wie das?“

„All diese Gebräue und Getränkemischungen waren mein Versuch, einen Moment oder einen Ort festzuhalten. Genauso wie ein Barde es mit einem Lied tun würde oder ein Maler mit einem Bild. Sie bedienen Ohr und Auge, während ich Nase und Zunge bediene und vielleicht noch den Tastsinn. Ich war immer auf der Suche nach dem perfekten Gebräu, in der Hoffnung, etwas zu finden, das die Leere in meinem Leben beschreiben könnte. Etwas, das diese Leere füllen würde. Aber hier, jetzt, spüre ich keine Leere mehr. Und auch wenn ich weiterhin versuchen werde, einen Ort oder eine Zeit einzufangen, habe ich nun doch Freude und Glück – und beides verdanke ich dem Umstand, dass du in mein Leben getreten bist.“

Yalia machte einen Schritt auf ihn zu und legte ihre Arme um seinen Hals. „Vielleicht bin ich dann selbstsüchtig. Denn ich möchte mehr, Chen. Ich möchte eine Ewigkeit mit dir.“

„Die werden wir haben, Yalia Weisenwisper.“ Er zog sie an sich heran und hielt sie fest in den Armen. „Wir sind bereits unsterblich. Unsere Bilder mögen eines Tages aus den Knochen des Berges fallen, aber bevor man uns vergisst, wird der Berg selbst in sich zusammenfallen. Barden werden Lieder über uns singen. Maler von hier bis Orgrimmar und wieder zurück werden unsere Bilder auf die Leinwand bannen. Und noch in Jahrtausenden werden Braumeister behaupten, dass sie mein geheimes Rezept für das Gebräu haben, das den Dreiunddreißig zum Sieg verhalf. Vermutlich werden sie es sogar so nennen: Dreiunddreißig.“

„Und wir werden auf ewig in ihren Erinnerungen vereint sein?“

„Es wird keinen Jungen in Pandaria geben, der nicht seine Yalia sucht und den Göttern dankt, wenn er sie gefunden hat. Und die Mädchen werden glücklich sein, wenn sie ihren rastlosen Chen zähmen.“

Yalia löste sich von ihm und zog die Braue hoch. „Denkst du, dass ich das so sehe?“

Er küsste sie auf die Nasenspitze. „Nein. Du hast deinen Frieden mit mir geteilt. Du bist der Anker und das Meer. Und jeder Junge, der seine Yalia findet und in den Genuss dieser Dinge kommt, sollte sich besser für den glücklichsten Pandaren der Welt halten.“