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Auf der Türschwelle verharrte Vol’jin noch einmal, um zum Dojo hinüberzublicken. Das Schneegestöber versperrte ihm die Sicht, aber er konnte sehen, wie einige Zandalari tote Mönche in den Graben um die Insel warfen. Er suchte zwischen den Toten nach Tyrathan, aber dann tropfte ihm Blut in die Augen.

Zwei Pandaren schlossen die verzierten Bronzetüren hinter ihm. Während sie einen schweren Riegel vorlegten, ließ Vol’jin sich auf ein Knie fallen, um wieder zu Atem zu kommen, anschließend wischte er sich das Blut vom Gesicht und hob den Kopf.

Von den dreiunddreißig waren nur noch vierzehn übrig, und außer Taran Zhu waren sie alle von den Spuren des Kampfes gezeichnet. Viele Roben waren mit Blut verschmiert, andere von Magie versengt. Zumindest zwei der Überlebenden hatten gebrochene Knochen, und Vol’jin vermutete, dass die meisten anderen auch Verletzungen verbargen. Yalia versuchte ganz klar, ihre gebrochenen Rippen zu schonen, und das Blut, das von Chens Pfoten tropfte, floss viel zu stetig, um von einem Feind zu stammen.

Der Troll blickte den Anführer der Shado-Pan an. „Wie sind sie ins Schneewehen-Dojo gelangt?“

„Ich glaube, sie haben sich durch die Tunnel nach oben gearbeitet.“ Taran Zhu blickte ein wenig geistesabwesend auf einen Fingernagel hinab. „Andere versuchten, hier durch die Tunnel hochzuklettern, aber wir konnten sie davon abbringen.“ Er blickte zu einem halb geöffneten Alkoven hinter der Statue eines Tigers, und Vol’jin fragte sich, was für ein Blutbad wohl hinter der Tür lag.

Der Schattenjäger ächzte, als er sich aufrichtete und seine linke Schulter kreisen ließ. „Khal’ak hat einige ihrer Elite-Krieger in diese Flankenkompanien gesteckt. Und die anderen hat sie als Kanonenfutter in die vorderste Linie gezwung’n. Wir haben uns gut geschlag’n. Viele von ihnen sind tot.“

„Aber nicht genug.“ Der alte Mönch nickte, und als das Heulen des Windes hörbar wurde, musste er lächeln. „Vielleicht wird der Winter sie für uns töten.“

Vol’jin schüttelte den Kopf. „Ich bezweifle, dass sie so lange wart’n werden.“

Die Versiegelten Kammern waren T-förmig angelegt: Der Haupteingang führte zu einer kreisrunden Mulde im Boden, und von dort gingen drei Flügel des Komplexes aus, einer auf der gegenüberliegenden Seite, die beiden anderen im rechten Winkel dazu. Links von Vol’jin, im längeren der beiden Seitenflügel, befand sich eine weitere Doppeltür, und nun hämmerte eine schwere Faust von außen dagegen, um Einlass zu fordern.

Chen lachte. „Ich glaube nicht, dass wir aufmachen sollten.“

„Da stimme ich dir zu.“ Der Troll blickte von einer Tür zur anderen. „Ich vermute, Khal’ak wird ihren Angriff dort, auf der anderen Seite, konzentrier’n, um uns abzulenk’n, und dann wird sie schnell und hart bei dieser Tür zuschlag’n. Chen, falls du ihr einen warmen Empfang bereit’n möchtest …“

Der Pandaren nickte. „Es wäre mir ein Vergnügen.“

„Bruder Cuo, du bist für die andere Tür zuständig.“ Vol’jin ging zu der Stelle hinüber, wo Tyrathan einen Köcher und einen kompakten Reiterbogen versteckt hatte. Er spannte die Waffe und prüfte die Sehne. „Ich werde hier in der Mitte in Position geh’n und sehen, was ich tun kann.“

Taran Zhu nickte, dann stieg er die Stufen hinauf und setzte sich in die Mitte des Flügels, der gegenüber von Chens Tür lag. Er wirkte gefasst, ruhig und ungerührt, das genaue Gegenteil der anderen dreizehn. Vol’jin hätte es zwar nie zugegeben, aber die Tatsache, dass der alte Mönch voller Frieden und ohne jede Sorge schien, ließ sein Herz leichter schlagen. Wenn er keine Angst hat, warum sollte ich dann?

Die Zandalari begannen ihren Angriff bei der Tür am westlichen Flügel. Zauber donnerten gegen die Bronze, so gleichmäßig und entschlossen wie der Hammer eines Schmieds, der ein Hufeisen beschlägt, und schon bald begann das Metall um den hölzernen Riegel in einem dumpfen Rot zu glühen. Dann stiegen Rauchfahnen vom Holz auf. Die Mönche griffen nach ihren Waffen. Chen und Yalia umarmten sich.

Einen Moment später gab es eine schwere Explosion. Geschmolzenes Metall spritzte durch den Raum, und einer der Türflügel kippte nach innen, während der andere nach außen verbogen wurde. Von dem Eichenriegel blieb nichts übrig außer Qualm und glühender Asche; ein roter Teppich für die Angreifer.

Vol’jin spannte die Sehne und schoss, wieder und wieder, so schnell er konnte. Tyrathan hatte recht gehabt: Der kurze Bogen feuerte die Pfeile mit genügend Wucht ab, um auf so kurze Distanz die Rüstung der Feinde zu durchschlagen. Und da die Zandalari dicht gedrängt vorstürmten, fand jeder Schuss unweigerlich ein Ziel. Das Problem war nur, dass sie sich zu schnell bewegten. So blieb es dem Zufall überlassen, ob ein Pfeil sein Opfer tötete oder nur verwundete, außerdem dauerte es eine Weile, bevor die Verletzten und Toten in der vorbrandenden Woge zu Boden gingen.

Die Mönche kämpften tapfer, und ihre Klingen glänzten silbern und golden im warmen Lampenlicht des Gebäudes, während sie sich an Trollblut satt tranken. Der massive Ansturm der Feinde, der es Vol’jin unmöglich machte danebenzuschießen, behinderte jedoch die Bewegungen der Pandaren. Hätten sie mehr Platz gehabt, hätten sie gewaltige Breschen in die Reihen der Zandalari schlagen können – und inzwischen waren es fast nur noch Zandalari. Das zeigte, dass draußen etliche Trolle den Tod gefunden hatten, und nicht nur, weil sie Gurubashi oder Amani gewesen waren, sondern vor allem, weil sie es gewagt hatten, sich mit den Shado-Pan anzulegen.

Speere und Schwerter stachen gierig nach den Mönchen, und einer nach dem anderen fiel. Bruder Cuo war einer der Letzten. Er wurde um die eigene Achse gewirbelt, sein Gesicht entzweigeschnitten. Andere verschwanden einfach in dem Meer aus Trollfleisch, und vielleicht gingen sie zufrieden in den Tod, wussten sie doch, dass sie viele Feinde mit sich genommen hatten.

Eine zweite Explosion zerfetzte den Haupteingang, und Chen spie Feuer, um die hereindrängenden Zandalari in Flammen zu hüllen. Doch weitere Elitekrieger stürmten hinterher und griffen Chen und Yalia an. Der Hauptmann, der den Angriff draußen angeführt hatte, schob sich nach vorne, und hinter ihm stand Khal’ak mit dem anderen Mogu. Sie blickte sich um, als wäre die Schlacht schon längst vorbei und sie nur hier, um die Leichen zu zählen.

Vol’jin warf seinen Bogen beiseite, streckte einen Troll in einem knisternden Blitz dunkler Magie zu Boden und nahm die Gleve in die Hand. Damit sprang er auf den Zandalari-Offizier zu und fing einen Hieb ab, der Yalia gegolten hatte, anschließend nickte er dem Hauptmann zu und winkte ihn zu sich heran. „Hast du jetzt vielleicht vor mir Angst?“

Der Zandalari knurrte und griff an. Während der Mogu vorhin sich ganz auf seine Kraft verlassen hatte, kämpfte der Troll mit Geschick und Schnelligkeit. Sein Säbel zischte an Vol’jins eingezogenem Kopf vorbei, dann sprang er zurück, als der Dunkelspeer nach seiner Mitte schlug. Bevor Vol’jin nachsetzen konnte, wirbelte der Hauptmann im Kreis um ihn herum, anschließend schnellte er erneut vor und ließ seine Klinge in einem bösartigen Hieb auf den Körper des Schattenjägers hinabsausen.

Vol’jin wehrte einen Schlag nach dem anderen ab, von oben und von der Seite, und bei jeder Parade klirrte Metall auf Metall, als der Säbel gegen seine Gleve prallte. Es war fast so, als würden die Waffen zum Leben erwachen, während sie schnell wie Vipern vorzuckten und dann wieder verschwanden wie Geister. Die beiden Trolle kreisten umeinander, miteinander, aneinander vorbei, auf eine Finte folgte ein tiefer Schlag, ein Sprung auf einen Hieb, alles in tödlicher, fließender Bewegung, und das Tempo des Kampfes nahm unaufhörlich zu, bis Funken von den Klingen sprühten.

Vol’jin wirbelte ein weiteres Mal vor, und der Zandalari wich zurück, aber erst im allerletzten Moment, und die Gleve verfehlte ihn nur um ein Fingerbreit. Der Hauptmann blickte an sich hinab, erst ungläubig, dann voller Freude. Eigentlich hätte sein Bauch aufgeschlitzt sein müssen, seine Eingeweide über den Boden verteilt, aber wie durch ein Wunder hatte die Klinge ihn nicht berührt.