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Melifaro sagte, du hättest so viele anstrengende Abenteuer an den verschiedensten Orten von Echo hinter dir, dass man dich bis zum Abend schlafen lassen sollte.«

»Du kennst ihn doch - er übertreibt gern. Du darfst höchstens die Hälfte von dem glauben, was er erzählt.«

»Das werde ich mir merken«, meinte Techi. »Kann ich heute Abend mit deinem Besuch rechnen?«

»Wenn mich Sir Kofa, Melifaro und all die anderen in Ruhe lassen, dann vielleicht. Ansonsten kann ich nichts über die Welt in ein paar Stunden sagen.«

»Da bist du nicht der Einzige«, beruhigte sie mich.

Ich zog mich rasch an und fuhr ins Haus an der Brücke.

»Noch ein wiederbelebter Toter!«, rief Melifaro, als er mich sah, und schob geistesgegenwärtig seinen Sessel zwischen uns, um sich vor mir zu schützen. »Wie lange kann diese Auferstehungswelle noch dauern?«

»Es gibt Schlimmeres! Es soll schon vorgekommen sein, dass aus Lebenden Tote wurden«, meinte ich düster und warf ihm einen grimmigen Blick zu. »Welche Räuberpistolen tischst du eigentlich meiner Freundin auf? Und was wäre, wenn sie nicht genug Humor hätte, um sie als Lügen zu entlarven?«

»Jetzt gehst du einen Schritt zu weit«, meinte Melifaro lächelnd. »Wenn sie keinen Humor hätte, wäre sie unmöglich deine Freundin.«

»Ist Kofa eigentlich nicht da?«, fragte ich.

»Was soll er hier zu suchen haben?«, seufzte Melifaro neidisch. »Er hat schon am frühen Morgen das Haus verlassen und sich bestimmt einen leckeren Truthahn im Skelett auf Diät bestellt. Aber er hat versprochen, später vorbeizukommen. Du kannst dich ja per Stumme Rede bei ihm melden.«

»Nicht nötig. Eigentlich wollte ich fragen, wie der Einsatz auf dem Friedhof gelaufen ist.«

»Soweit ich weiß, ist alles ohne Komplikationen über die Bühne gegangen. Die Zombies wurden mit Teer übergossen und wie Holz verbrannt. Das soll nicht gerade aromatisch gerochen haben. Tschekta läuft noch immer mit vor Ekel verzerrter Miene im Haus an der Brücke herum.«

»Das Verbrennen muss wirklich ein brutaler Anblick gewesen sein. Und wo ist Melamori?«

»Stell dir vor: Für sie hat sich ein Fall gefunden, und sie ist im Einsatz. Auf dem Nachtflohmarkt wurde einem unglücklichen Provinzler eine Holzfigur angedreht, die sich nach einer Stunde in Luft aufgelöst hat. Jetzt ist unsere tapfere Lady auf die Spur des Verkäufers getreten und hat zu ihrem Schutz drei Polizisten mitgenommen. Aber mach dir keine Sorgen um sie: Ich habe gerade mit ihr gesprochen - sie ist bald zurück.«

»Max, du wirkst urlaubsreif«, sagte Kofa, der plötzlich in der Tür stand. »Hier passiert sowieso nichts Interessantes, und es wäre dumm, wenn du morgen nicht in Form wärst.«

»Meinst du wirklich, dass es mit den Zombies morgen früh von vorn losgeht? Wir haben sie doch gerade erst verbrannt.«

»Im Moment lässt sich gar nichts ausschließen«, meinte Kofa achselzuckend. »Außerdem vermute ich, dass ein Großer Magister hinter den Zombies steckt, und da ist immer höchste Vorsicht geboten.«

»Was meint ihr, was wir jetzt machen können?«, fragte ich meine Kollegen ratlos.

»Gar nichts können wir machen. Ich habe den Polizisten empfohlen, weiterhin Streife zu gehen. Wenn die Zombies erneut auftauchen, müssen wir eben von vorn anfangen - immer wieder, bis Sir Schürf zurückkommt. Er wird diese Untoten ein für alle Mal beruhigen.«

»Und was ist mit dem Großen Archiv?«, fragte ich und hatte plötzlich eine Erleuchtung. »Hat einer mal die Buriwuche befragt? Vielleicht gibt es ja einen Präzedenzfall!«

»Für wen hältst du mich?«, rief Melifaro empört. »Lukfi und ich haben schon gestern Abend danach gesucht - leider vergebens. In Echo ist nie etwas Vergleichbares passiert.«

»Schon gut. Dann warten wir eben, bis Schürf und Juffin wieder da sind.«

Langsam freundete ich mich mit dem Gedanken an, noch einige Zombievernichtungen ins Werk zu setzen.

»Aber ich habe eine gute Nachricht für dich«, rief Kofa und klopfte mir freundlich auf die Schulter. »Heute Nacht hab ich frei - da kann ich dich problemlos vertreten. Und wenn etwas passiert, übernehme ich gleich die Schwerarbeit.«

»In so einem Fall musst du mich sofort benachrichtigen«, widersprach ich streng. »Du bist mein Freund und schon oft für mich eingesprungen - da ist es Ehrensache, dass ich dich in einer schwierigen Situation unterstütze.«

»Wenn du das so siehst, melde ich mich unverzüglich«, versprach mir Kofa.

»Zombies oder lebende Tote sind wirklich das Stumpfsinnigste, was es gibt«, überlegte ich halblaut im A-Mobil. »Auch Filme zu diesem Thema haben mich immer gelangweilt. Warum muss ausgerechnet ich mich damit nun herumschlagen?«

Dieser Monolog besserte meine Laune. Außerdem keimte in mir langsam ein tröstlicher Gedanke, den ich allerdings noch nicht genau beschreiben konnte. Aber jede Pflanze braucht Zeit, um zu wachsen.

Den Rest des Tages investierte ich in Wellness und genoss meine Entspannungsrituale. Es gibt nichts Angenehmeres, als sich nach vollzogener Heldentat langsam von der Ermüdung zu befreien. Ich hatte noch einiges vor, doch Kofa unterbrach mein süßes Nichtstun per Stumme Rede.

»Max - es ist schon wieder das Gleiche.«

»Ich komme sofort«, seufzte ich. »Diese Zombies fangen täglich früher an, uns zu quälen.«

»Da hast du Recht«, pflichtete Kofa mir bei.

Wir hielten gleichzeitig vor dem Petow-Friedhof. Diesmal wirkten die Polizisten noch erschrockener als zuvor. Im Licht des Halbmonds sahen die Untoten besonders grässlich aus, und ich zuckte zusammen.

»Max, bitte spar deine Kräfte«, riet mir Kofa. »Du hast dich gestern Abend verausgabt. Ich schaff das schon allein.«

»Daran zweifle ich nicht. Deine Tötungsmethode ist viel effektiver als meine. Du könntest sie mir bei dieser Gelegenheit beibringen.«

»Irgendwann sicher«, beruhigte mich Kofa. »Aber nicht heute, denn das Erlernen von Zaubertricks, für die man wenig Kraft braucht, erfordert eine längere Vorbereitung.«

»Prima - ich bin von Natur aus fleißig und ausdauernd.«

»Das ist mir noch gar nicht aufgefallen, Max. Heute werde ich übrigens einen Trick anwenden, den du noch nicht kennst. Er gefällt dir bestimmt.«

Kofa zog eine kleine Pfeife aus dem Lochimantel, musterte sie und zündete sie an.

Einige Minuten lang paffte er ungerührt, und ich konnte seine Seelenruhe und Geduld nur bewundern. Dann merkte ich, dass er den Rauch die ganze Zeit inhaliert und kein einziges Mal ausgeatmet hatte.

Schließlich ging Kofa zu den lässig auf ihren Grabsteinen hockenden Zombies, blieb einige Schritte vor ihnen stehen und blies ein paar dicke, rötliche Rauchwolken aus. Man hätte denken können, er habe brennenden Torf in den Lungen. Ich war so erstaunt, dass mir der Atem stockte, und sah einen Untoten nach dem anderen geräuschlos zu Boden gehen. Binnen Minuten war Kofa mit Hilfe des Rauchs mit den Zombies fertig geworden.

»Da ist ja schon wieder der Mann mit dem Ohrring«, rief ich, nachdem ich einmal mehr das mir schon vertraute Schillern bemerkt hatte. »Du hast Recht: Es lohnt nicht, diese Wesen erneut zu verbrennen.«

»Je mehr Energie wir darauf verwenden, die Zombies zu töten, umso schneller erleben sie ihre Auferstehung«, bemerkte Kofa. Er war nun sichtlich müde, wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und fügte hinzu: »Außerdem habe ich übertrieben, denn dieser Pfeifentrick hat auch mich viel Kraft gekostet. Wenn ich bedenke, dass das womöglich alles für die Katz war ... Nein, Max, wir müssen eine andere Lösung finden - sonst können wir gleich auf dem Friedhof bleiben. Und unsere mächtigen Kollegen kehren nicht so bald zurück. Leider.«

»Ich könnte Lady Sotowa um Rat fragen«, schlug ich halbherzig vor.

»Ich fürchte, sie wird uns kaum von Nutzen sein. Der Orden des Siebenzackigen Blattes mag nichts, was mit dem Tod zu tun hat. Das bedeutet natürlich nur, dass er sich damit nicht auskennt - diese unbequeme Wahrheit ist vermutlich die einzige Schwäche des Ordens.«