Выбрать главу

Also rüstete ich auch herunter - nur um meine Geringschätzung zu zeigen.

»Hallo, Großmutter«, sagte ich. »Alistair. Woher wusstet ihr, wo ihr mich finden würdet?«

Alistair lächelte affektiert. »Dir den Weg abzuschneiden war nicht eben schwierig, Edwin. Wir brauchten nur der Zerstörung und den Trümmern zu folgen, eine Gerade zum Sanktum zu ziehen und dich dann hier abzufangen.«

»Du warst immer sehr direkt, schon als Kind«, sagte die Matriarchin. »Deshalb habe ich diesen Raum gewählt für unsere … kleine Plauderei. Wie viele Male musste ich jemanden schicken, um dich hier rauszuzerren, weil du nicht da warst, wo du sein solltest … Du warst immer solch eine Enttäuschung für mich, Edwin.«

Molly schaute mich an. »Es ist deine Familie, Edwin. Wie willst du damit umgehen?«

»Ganz vorsichtig«, sagte ich. »Meine Großmutter wäre mir hier nicht ohne ernst zu nehmende Unterstützung entgegengetreten, wenn sie sich nicht sicher wäre, dass sie ein paar echt fiese Karten zum Ausspielen hat.«

»Das ist die Drood-Matriarchin?«, fragte Molly. »Holla, jetzt bin ich aber schwer beeindruckt! Die Oberschlampe der Familie, die die ganze Welt leitet! Eine alte Kuh mit Charakterkopf, was?«

Die Matriarchin beachtete sie nicht, sondern fixierte mich mit ihrem kalten Blick. »Wo ist James?«, fragte sie schroff. »Was hast du James angetan?«

»Ich … ich habe ihn getötet, Großmutter«, sagte ich.

Da schrie sie kurz auf; ein verlorener, zutiefst erschütterter Laut. Sie sackte in sich zusammen, als ob ich sie geschlagen hätte, und wäre vielleicht sogar gestürzt, wenn Alistair nicht da gewesen wäre und sie gestützt hätte. Sie drückte das Gesicht an seine Brust und kniff die Augen zu, um die Tränen zurückzuhalten. Alistair funkelte mich über ihren gebeugten Kopf hinweg wütend an. Ich hatte sie leiden sehen wollen für das, was sie mir angetan hatte, uns allen angetan hatte, auch Onkel James, aber am Ende war es beunruhigend und sogar traurig mitanzusehen, wie so eine legendäre Fassade direkt vor mir bröckelte und auseinanderfiel. Ich hatte es vorher noch nie erlebt, dass sie in der Öffentlichkeit irgendwelche echten Gefühle gezeigt hatte.

»Du hast meinen Sohn getötet«, sagte sie schließlich und stieß sich von Alistair weg. »Meinen Sohn … deinen Onkel … Er war der Beste von uns! Wie konntest du, Edwin?«

»Du hast ihn in den Tod geschickt, Großmutter«, erwiderte ich unbeirrt. »Genau wie du versucht hast, mich auf der Autobahn in den Tod zu schicken. Erinnerst du dich noch daran?«

Ich machte einen Schritt nach vorn, um ihr all die anderen Dingen entgegenzuhalten, die ich zu sagen hatte, doch zu meiner Überraschung trat Alistair vor, um mir die Stirn zu bieten, und stellte sich zwischen seine Frau und den Vogelfreien, der sie bedrohte. Groß und stolz stand er da und gab sich alle Mühe, mich mit seinen Blicken einzuschüchtern, und zum ersten Mal sah er tatsächlich wie ein Drood aus.

»Geh mir aus dem Weg, Alistair!«, forderte ich ihn auf.

»Nein.« Seine Stimme war hoch, aber fest. Er hatte keine Autorität, keine Macht, und das wusste er, doch mit seiner Weigerung, sich aus der Schusslinie zu entfernen, besaß er endlich eine Art von Würde. »Ich werde nicht zulassen, dass du ihr weiter wehtust.«

»Ich will ihr nicht wehtun«, sagte ich fast schon abgedroschen. »Ich will niemandem wehtun. Deshalb bin ich nicht zurückgekommen. Aber ich muss etwas Wichtiges tun, und ich habe nicht viel Zeit dafür. Bring sie hier raus, Alistair!«

»Nein! Dies endet hier!«

»Ich habe den Eidbrecher«, setzte ich ihn ins Bild. »Und Molly hat den Torquesschneider. Nicht einmal der Graue Fuchs konnte dagegen etwas ausrichten.«

»Du hast den Torquesschneider gegen deinen eigenen Onkel eingesetzt?« Alistair sah mich entsetzt an. »Du lieber Gott, was ist nur aus dir geworden, Edwin?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Vielleicht bin ich mir all der Lügen und Verrätereien bewusst geworden … Es ist Zeit, der Familie ihr verderbtes Herz herauszuschneiden.«

»Ich habe auch eine Waffe«, sagte Alistair plötzlich, und auf einmal lag eine altmodische Pistole in seiner rechten Hand. Sie hätte primitiv, ja Mitleid erregend auf mich gewirkt - hätte ich sie nicht erkannt. Hätte ich nicht gewusst, wofür sie war. Alistair nickte grimmig, als er die Erkenntnis in meinen Augen sah. Selbst Martha wurde beim Anblick der Waffe aus ihrem Kummer aufgerüttelt.

»Alistair! Wo zum Teufel hast du die her? Die kannst du nicht benutzen! Ich verbiete es!«

»Ich werde tun, was immer nötig ist, um dich zu beschützen, Martha.« Alistair blickte mich an, aber die Pistole war unverwandt auf Molly gerichtet. »Du bleibst ganz ruhig stehen, Edwin, oder ich werde deiner Frau wehtun, so wie du meiner wehgetan hast. Ich weiß, dass keiner von euch mich jemals als richtiges Mitglied der Familie betrachtet hat. Ihr habt nie geglaubt, dass ich es in mir hätte, wie ihr Übrigen den guten Kampf zu kämpfen. Aber ich liebe diese Familie und alles, wofür sie steht, genau wie ich dich immer geliebt habe, Martha. Und dies ist der Augenblick, wo ich es beweisen werde.«

»Bitte, Alistair!«, redete Martha auf ihn ein und war bemüht, ihre Stimme ruhig und vernünftig klingen zu lassen. »Steck die Waffe weg! Lass mich die Sache handhaben!«

»Wie kannst du die Familie lieben«, fragte ich Alistair, »bei allem, was du über das Herz weißt? Über den Preis, den wir zahlen, um zu sein, was wir sind?«

Er runzelte die Stirn und schien plötzlich verunsichert. »Martha? Wovon redet er?«

Ich schaute Martha an. »Er weiß es nicht, nicht wahr, Großmutter? Du hast es ihm nie gesagt! Hast ihm nie erzählt, wieso er niemals den goldenen Torques tragen kann!«

»Er ist kein Mitglied des Rats«, sagte sie gleichgültig. »Er brauchte es nie zu wissen, also habe ich es ihm nie gesagt. Es wäre … grausam gewesen. Du warst immer zu weichherzig, Alistair.«

»Nicht hier, nicht jetzt!«, entgegnete er. »Nicht wenn er es wagt, dich und die ganze Familie zu bedrohen. Du weißt, was es mit dieser Pistole auf sich hat, nicht wahr, Edwin? Natürlich weißt du das! Wieso erzählst du deiner kleinen Hexenfreundin nicht, was es damit auf sich hat?«

»Ja, Eddie«, meinte auch Molly. »Du weißt, dass ich es hasse, ausgeschlossen zu sein.«

»Dies ist … eine Salem Special«, sagte ich. »Es ist ein Hexenkiller. Sie schießt Flammen, die aus der Hölle selbst heraufbeschworen sind; zumindest behaupten das die Aufzeichnungen. Seit Jahrhunderten hat niemand mehr das schreckliche Ding benutzt.« Ich starrte Alistair wütend an. »Ich kann es nicht glauben, dass du auch nur mit dem Gedanken spielst, eine Salem Special zu benutzen! Du setzt deine Seele aufs Spiel, wenn du sie nur in die Hand nimmst!«

»Ich werde dich aufhalten, und das ist alles, worauf es ankommt«, entgegnete er. Über seine Miene flackerte ein nervöses Lächeln. »Feuer mit Feuer bekämpfen, was? Oh, ich weiß, dass sie dich nicht verletzen wird, Edwin! Aber mit deiner hübschen Freundin wird sie entsetzliche Dinge anstellen … Du wirst also ganz ruhig stehen bleiben, Edwin, bis der Rest der Familie hier eintrifft, euch die Waffen wegnimmt und euch unter Arrest stellt, sonst werde ich deine Frau vor deinen Augen verbrennen!«

»Sei kein Narr, Alistair!«, herrschte Martha ihn an, die etwas von ihrer alten Autorität zurückgewonnen hatte. »Du bist kein Frontagent! Ich habe dich vor all dem beschützt!«

»Ich habe dich nie darum gebeten, beschützt zu werden, Martha!«

»Er wird dich umbringen!«

»Du hast noch nie Vertrauen zu mir gehabt«, sagte Alistair. »Aber heute werde ich euch allen beweisen, dass ihr euch geirrt habt. Du dachtest, du könntest ihn mit deiner Autorität aufhalten, dachtest, du könntest ihn so einschüchtern, dass er einfach aufgibt. Das habe ich nie geglaubt. Er hat sich sein ganzes Leben lang nicht durch Autorität einschüchtern lassen! Aber schau ihn dir jetzt an! Aus Angst vor mir rührt er keinen Muskel!«