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»Jawohl«, bestätigte Matthew, »das sind wir. Nur dass wir es vorziehen, uns Manifestes Schicksal zu nennen.«

Ich muss wohl ein bestürztes Geräusch von mir gegeben haben, denn ihr Lächeln wurde breiter. Molly ergriff meinen guten Arm und hielt ihn ganz fest; vielleicht dachte sie, ich würde die beiden angreifen. Ich war zu verblüfft. Matthew und Alexandra lachten über den Ausdruck in unseren Gesichtern.

»Truman glaubt nur, dass er die Sache leitet«, erklärte Alexandra unbeschwert. »Aber er ist nur unser Strohmann, unser öffentliches Gesicht, damit der Rest der Welt nicht merkt, dass es in Wirklichkeit die Droods sind, die das Manifeste Schicksal aus ihren eigenen Beweggründen finanzieren und führen. Und es auch nicht merken wird, bevor es viel zu spät ist.«

»Aber … du hast gegen ihre Truppen gekämpft!«, sagte ich zu Matthew. »Ich habe dich gesehen, in London …«

Er zuckte die Achsel. »Eine notwendige Täuschung. Und gelegentlich müssen die Truppen in ihre Schranken verwiesen werden. Es hält Truman davon ab, zu anmaßend zu werden, wenn wir ihm ab und zu ordentlich eins auf die Nase geben.«

»Es war schon immer die Art der Droods, hinter den Kulissen zu wirken«, sagte Alexandra, »lieber Königsmacher als Könige zu sein. Null-Toleranz ist der einzige Weg nach vorn für die Droods, Eddie. Die Familie ist sehr altmodisch geworden, sehr starr in ihren Methoden - und viel zu selbstgefällig. Zu zufrieden damit, wie es in der Welt zugeht … Die meisten aus den jüngeren Generationen folgen uns inzwischen, brennen darauf, die Welt zum Besseren zu verändern statt ihr Leben zu riskieren, nur um den Status quo aufrechtzuerhalten. Und schließlich, warum sollten sie das auch? Sieh dich doch um! Der Status quo ist echt beschissen! Es ist Zeit, dass wir die Führung übernehmen, alle Bösen ein für alle Mal ausrotten und eine bessere Welt für alle schaffen!«

»Aber wem bleibt es überlassen zu entscheiden, was besser ist?«, fragte ich. »Den Droods? Dem Manifesten Schicksal? Euch?«

»Die Familie wird es entscheiden«, antwortete Matthew. »Und wer wäre dafür besser geeignet? Wir sind die Einzigen, die wissen, was wirklich in der Welt vor sich geht.«

»Ich dachte eigentlich, gerade du müsstest das verstehen, Eddie«, sagte Alexandra. »Du warst immer der große Rebell … der berühmte Freidenker der Familie. Du hast mir die Augen geöffnet, hast mir gezeigt, dass das Leben nicht nur aus Pflicht und Verantwortung besteht. Nachdem du uns verlassen hattest, wartete und wartete ich darauf, dass du etwas unternimmst … irgendetwas. Aber du hast dich damit zufriedengegeben, bloß ein weiterer Frontagent zu sein. So eine Enttäuschung!«

»Komisch, Alex«, erwiderte ich, »genau das Gleiche habe ich über dich gedacht. Ich dachte eigentlich, du wärst klüger. Matthew war ja noch nie der Hellste, aber du … Du bist exakt zu dem geworden, wogegen diese Familie sich immer gestellt hat: Eine weitere Möchtegern-Diktatorin mit Größenwahn.«

»Oh, es ist kein Wahn!«, widersprach Matthew. »Nicht mehr. Wir haben Anhänger, Waffen und weitreichende Pläne. Dies ist unsere Zeit, unser Schicksal. Das Morgen gehört uns!«

»Die Familie hat viel zu viel Zeit mit dem Kampf gegen das Übernatürliche verbracht«, sagte Alexandra lebhaft. »In ihren zahllosen geheimen Kriegen unsere Leben vergeudet, bloß um ihren ach so kostbaren Status quo aufrechtzuerhalten. Die Zeit ist gekommen, all diesen Kriegen ein Ende zu setzen, indem wir ein für alle Mal den Sieg davontragen. Wir werden alles ausrotten, was nicht menschlich ist, nicht natürlich ist. Keine Zauberei mehr, nur verlässliche, rationale Wissenschaft. Wir werden aus der Welt einen saubereren, einfacheren Ort machen. Eine menschliche Welt, in der das menschliche Schicksal nur von Menschen bestimmt wird.«

»Keine Zauberei mehr?«, fragte Molly. »Keine Wunder mehr, keine geflügelten Einhörner mehr, kein Tanzen auf Mondstrahlen oder Lachen in den wilden Wäldern mehr?«

»Oh, ein paar von euch werden wir wahrscheinlich behalten«, meinte Matthew. »Als Haustiere.«

»Und die Drood-Familie führt die Aufsicht«, riet Molly.

»Selbstverständlich«, bekräftigte Alexandra. »Wir werden unser Licht nicht mehr im Schatten verstecken und Gutes nicht mehr nur aus der Entfernung tun. Wir haben uns unsere Zeit im Rampenlicht verdient! Wir planen das schon so lange … Doch dann bist so schrecklich nah daran gekommen, alles zum Scheitern zu bringen, Eddie.«

»Bin ich das?«, fragte ich. »Das sieht mir ähnlich!«

»Wir waren es, die den Karma-Katecheten ausfindig gemacht und neu programmiert haben«, führte Matthew aus. »Wir hatten vor, sein angesammeltes Wissen im kommenden Krieg einzusetzen. Nur dass der Prozess schieflief … Weißt du, er ist im Lauf der Jahre durch so viele Hände gewandert; so viele verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Ansichten und Zielen. Ich kann dir sagen, Eddie, sein Schädelinneres war ein einziges Chaos. Also lieferten wir den armen Burschen klammheimlich ins Saint Baphomet ein, damit dort seine Gesundheit wiederhergestellt werden sollte - von gewissen medizinischen Fachleuten, die der Sache des Manifesten Schicksals wohlwollend gegenüberstehen.«

»Und dann kamst du daher«, fuhr Alexandra fort. »Was hattest du in diesem Zimmer überhaupt verloren, Eddie? Das war nicht Teil deines Auftrags! Du hättest nicht einmal auf diesem Stockwerk sein sollen! Aber man konnte sich ja noch nie darauf verlassen, dass du einfach nur deine Arbeit machst … Wir durften es nicht darauf ankommen lassen, ob er dir etwas über uns und unsere Pläne erzählt hatte oder nicht. Er kannte unsere Namen, wusste alles. Und uns war klar, dass du bei dem, an dessen Verwirklichung wir alle so hart gearbeitet hatten, nicht einfach mitmachen würdest. Also raunten wir der Matriarchin ins Ohr, erzählten ihr, du habest den Karma-Katecheten absichtlich umgebracht, weil du ein Teil des Manifesten Schicksals seist. Es war wirklich nicht besonders schwer, sie zu überzeugen; du warst schon immer das schwarze Schaf der Familie. Ein Einzelgänger in jeder Beziehung bis auf den Namen. Wir überzeugten sie davon, dass du eine eindeutige und akute Bedrohung für die Familie darstellst, und, Eddie … sie unterschrieb dein Todesurteil ohne mit der Wimper zu zucken. Schreckliches altes Weib!«

Matthew grinste breit. »Wir wussten schon immer, dass der Weg zur Macht über sie führt. Also haben wir sie … bearbeitet. Ihre Paranoia genährt. Wir mochten keine Ratsmitglieder sein, aber wir waren viele Jahre lang ihre Lieblinge, und sie verheimlichte uns nichts.«

»Er hatte mir überhaupt nichts erzählt«, sagte ich schroff. »Der Karma-Katechet. Vorher hat er sich umgebracht. Das hier … alles, was passiert ist … es war alles völlig unnötig. Alles umsonst!«

Alexandra zuckte die Schulter. »Wir gaben ihm den Giftzahn und programmierten ihn so, dass er ihn benutzt, wenn er sich irgendwie gefährdet sieht. Vielleicht hätten wir ihm keinen Stecher an das Ding machen sollen. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Tatsächlich warst du sehr nützlich für uns, Eddie, denn du hast einen so wunderbar sichtbaren Sündenbock abgegeben, der die Aufmerksamkeit der Familie gefangen hielt, während wir still und heimlich unsere Pläne in die Tat umsetzten.«

»Wir hätten die Familie zuerst destabilisieren und schwächen müssen, bevor wir die Kontrolle übernehmen konnten«, ergriff Matthew wieder das Wort. »Aber jetzt hast du das für uns gemacht! Du hast die Familie demoralisiert, die meisten ihrer einflussreichen Persönlichkeiten ausgeschaltet und die Matriarchin vernichtet, indem du ihren geliebten Alistair vernichtet hast. James ist tot, Jack ist tot -«

»Du hast ihn umgebracht? Du hast den Waffenschmied umgebracht?«, fragte ich Alexandra erschüttert, und sie zuckte zusammen bei dem, was sie in meiner Stimme hörte.

»Er war uns im Weg«, sagte sie. »Er hätte sich schon vor langer Zeit zur Ruhe setzen sollen.«

»Ich werde dafür sorgen, dass ihr dafür in der Hölle brennt«, sagte ich, und meine Stimme war kalt genug, um beide einen Moment lang aus der Fassung zu bringen.