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»Eddie, mein Junge«, begann der Waffenschmied, »geht es dir gut? Wir haben alle möglichen Geräusche von hier drin gehört, aber wir konnten bis eben nicht hereinkommen. Nicht mal Casper der Unfreundliche Geist hier. Und was zum Teufel ist mit dem Herzen passiert?«

»Schau nach unten«, sagte ich. »Du stehst in dem, was von ihm übrig ist.«

Er schaute nach unten, zuckte zusammen und schüttelte dann den Kopf. »Das also macht der Eidbrecher! Ich wollte es schon immer wissen.«

»Hier«, sagte ich und gab ihm den Stock aus Eisenholz zurück. »Je eher das wieder in den Armageddon-Kodex kommt, desto sicherer werden wir alle sein. Molly, gib ihm den Torquesschneider!«

»Och, schade!«, sagte Molly schmollend. »Ich hatte gehofft, ihn als Souvenir behalten zu können!«

Der Waffenschmied bedachte sie mit einem seiner finsteren Blicke, und sie übergab die Schere ohne ein weiteres Wort.

»So«, meinte ich, »das wär's also endgültig. Alles vorbei. Führ mich jemand zu einem bequemen Sessel und drück mir eine schöne Tasse Tee in die Hand! Es waren ein paar geschäftige Tage … aber wenigstens ist es jetzt zu Ende.«

»Du machst wohl Witze!«, sagte der Waffenschmied streng. »Nach all dem Schaden, den du hier angerichtet hast, glaubst du, du kannst dich einfach zurücklehnen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen? Du hast an einem Abend mehr dazu beigetragen, die Drood-Familie in die Knie zu zwingen, als sämtliche unsere Feinde in Jahrhunderten! Es liegt jetzt an dir, die Familie zu retten, Eddie. Ich habe dich nicht dazu erzogen, eine Arbeit halb vollendet liegen zu lassen. Du hast die Familie gestürzt; nur du kannst sie wieder auf die Beine bringen!«

»Zum Teufel damit!«, sagte Molly scharf. »Dafür habe ich gelebt: die arroganten Droods gedemütigt und auf den Knien rutschen zu sehen, wo sie mit uns Übrigen im Dreck leben müssen! Hör nicht auf ihn, Eddie! Du hast den Fuß der Droods vom Nacken aller in der Welt genommen. Wir sind endlich frei!«

»Frei?«, wiederholte ich widerstrebend. »Nein, Molly. So einfach ist es nicht - und war es auch nie. Trumans Manifestes Schicksal ist immer noch da draußen, hast du das schon vergessen? Befreit vom Einfluss und der Kontrolle der Droods und nach wie vor entschlossen, alles auszulöschen, was ihrer engstirnigen Definition von normal und menschlich nicht genügt. Wer soll sie aufhalten, wenn nicht die Familie? Und dann sind da noch all die anderen dunklen Mächte, die nur die Furcht davor in Schach hält, was die Familie mit ihnen machen würde, wenn sie es je zu weit treiben sollten. Es muss eine andere Macht im Amt sein, um die Mächte der Finsternis daran zu hindern, über die Welt herzufallen. Aber wenn es eine Drood-Familie geben muss, dann wird es eine neue Art von Familie sein.«

»Das lässt sich schon eher hören!«, ergriff Jacob das Wort. »Wusste immer, dass du für Großes bestimmt bist, Eddie; auch wenn ich mich nicht daran erinnern konnte, warum.«

Ich betrachtete ihn nachdenklich. »Du hast dich doch vorhin daran erinnert, dass du dich nur hier herumgetrieben hast, um mir dabei zu helfen, das Herz zu zerstören … Nun - und bitte versteh das nicht falsch, aber - warum bist du noch hier?«

Er sah mich mit seinem üblichen gerissenen Grinsen an und zuckte unbestimmt die Schultern. Kleine Bläschen blaugrauen Ektoplasmas sprangen von seinen Schultern hoch, bevor sie wieder in ihn sanken. »Schätze, ich hab mich einfach dran gewöhnt, hier rumzuhängen. Und außerdem bin ich echt neugierig zu sehen, was als Nächstes passiert. So viel Spaß hab ich seit dem Großen Geschlechtertausch von 1741 nicht mehr gehabt! Wir haben nie herausgefunden, wer dahintersteckte …«

»Ich sehe Alexandra oder Matthew gar nicht«, bemerkte ich vorsichtig. »Was hast du mit ihnen gemacht, Jacob?«

Er erwiderte meinen Blick unbefangen, und einen winzigen Moment lang kam etwas von seinem alten, furchteinflößenden Selbst in seiner Miene zum Vorschein. »Sie werden nicht zurückkommen. Nie mehr.«

»Frag nicht!«, sagte der Waffenschmied mit unbewegtem Gesicht. »Vertrau mir, du willst es nicht wirklich wissen.«

»Arme Alex!«, sagte ich, und ich meinte es.

»Was genau hat dir diese Alex-Person eigentlich bedeutet?«, wollte Molly wissen.

»Es war eher … was sie hätte bedeuten können«, erklärte ich. »Wenn sich die Dinge anders entwickelt hätten.«

»Oh …«, machte Molly. »Jau. Solche Beziehungen hatte ich viele.«

Ich blickte sie einen Moment lang an. »Ich werde nicht fragen«, sagte ich schließlich.

»Ist auch besser so«, stimmte sie mir zu.

Und dann, endlich, blickte ich den Waffenschmied an, meinen Onkel Jack, und sagte das Eine, wovor ich mich gedrückt hatte, das Eine, wovon ich wusste, dass ich es würde sagen müssen, seit ich ihn durch die Tür hatte kommen sehen. »Es tut mir leid, Onkel Jack. Es tut mir wirklich leid, aber … Onkel James ist tot.«

»Ich weiß«, sagte der Waffenschmied. »Du hättest nichts anderes tun können, Eddie. James hätte dir keine andere Wahl gelassen. Für ihn kam die Familie immer an erster Stelle. Und er konnte nie nein zu Mutter sagen.«

»Er hätte mich eigentlich auf der Autobahn töten sollen«, sagte ich. »Aber er ließ mich gehen. Gab mir eine Chance … ermöglichte all dies.«

»Schön für ihn«, meinte der Waffenschmied. »Vielleicht wurde er endlich erwachsen. So, der Graue Fuchs ist tot … Gute Barkeeper und schlechte Frauen in Bars auf der ganzen Welt werden bittere Tränen vergießen, wenn sich die Nachricht verbreitet.«

Es war sinnlos, ihm zu erzählen, dass es eigentlich Molly gewesen war, die meinen Onkel James getötet hatte. Die Familie würde schon genug Probleme haben, sie zu akzeptieren, nach allem, was passiert war.

Jacob fixierte mich mit festem Blick. »Du musst dich an die Familie wenden, Eddie. Hier und jetzt! Erklär ihnen, was los war; sie müssen die Wahrheit erfahren. Ich werde sie hierherzitieren, und du kannst ihnen erzählen, was getan werden muss, um die Familie wieder zu einen.«

»Was? Ich weiß gar nicht, was ich ihnen sagen soll!«

»Du wirst dir etwas einfallen lassen«, tat der Waffenschmied meinen Einwand ab. »Du musst das Kommando übernehmen, Eddie! Die Veränderung durchboxen, bevor die alte Garde wieder die Kontrolle übernimmt!«

»Augenblick mal!«, sagte ich schnell. »Ich wollte nie auch nur ein regulärer Teil der Familie sein, geschweige denn ihnen erzählen, wie sie ihren Betrieb führen müssen! Ich habe die erste Gelegenheit ergriffen, von zu Hause auszureißen, schon vergessen?«

»Tja, diesmal kannst du nicht ausreißen«, meinte der Waffenschmied. »Nicht nach dem ganzen Ärger, den du gemacht hast. Du hast unsere Verteidigungsanlagen zerschlagen, das Herrenhaus in Trümmer gelegt, die Kämpfer der Familie demoralisiert, das Herz zerstört und allen die Torques weggenommen! Du hast die Pflicht, den Schaden, den du angerichtet hast, wiedergutzumachen.«

»Aber -«, setzte ich an.

»Nur du kannst ihnen die Wahrheit sagen«, erklärte Jacob.

»Es ist das, was dein Onkel James gewollt hätte«, fügte der Waffenschmied ernst hinzu.

Ich starrte ihn wütend an. »Ich wusste gar nicht, dass du so bewandert in emotionaler Erpressung bist!«

Er grinste. »Liegt in der Familie.«

* * *

Und dann fuhren wir alle zusammen und erschauderten, denn Jacob nahm seine totenähnliche Erscheinung wieder an. Seine gespenstische Präsenz erfüllte den Raum, kalt und abweisend und nur entfernt menschlich, machtvoll jenseits aller Vorstellungskraft, jetzt, da er nicht mehr länger an die Beschränkungen des Lebens gebunden war. Seine Stimme breitete sich im gesamten Herrenhaus aus und befahl allen Familienmitgliedern, sich im Sanktum einzufinden. Unverzüglich, keine Ausnahmen, keine Ausflüchte. Ich bekam nur die äußersten Ausläufer der gespensterhaften Vorladung ab, und das war immer noch genug, um mich auf meinen Füßen schwanken zu lassen. Die schiere Macht in Jacobs Stimme war wie nichts auf dieser Welt. Niemand in der Familie würde es wagen, sich zu widersetzen.