Octavio.
Ich geh nach Frauenberg, die Pappenheimer
Lass ich dir hier, auch Lothringen, Toscana
Und Tiefenbach bleibt da, dich zu bedecken.
Sie lieben dich und sind dem Eide treu
Und werden lieber tapfer streitend fallen,
Als von dem Fuehrer weichen und der Ehre.
Max.
Verlass dich drauf, ich lasse fechtend hier
Das Leben oder fuehre sie aus Pilsen.
Octavio. (aufbrechend)
Mein Sohn, leb wohl!
Max.
Leb wohl!
Octavio.
Wie? Keinen Blick
Der Liebe? Keinen Haendedruck zum Abschied?
Es ist ein blut'ger Krieg, in den wir gehn,
Und ungewiss, verhuellt ist der Erfolg.
So pflegten wir uns vormals nicht zu trennen.
Ist es denn wahr? Ich habe keinen Sohn mehr?
(Max faellt in seine Arme, sie halten einander lange schweigend umfasst, dann entfernen sie sich nach verschiedenen Seiten.)
Dritter Aufzug
Saal bei der Herzogin von Friedland.
Erster Auftritt
Graefin Terzky. Thekla. Fraeulein von Neubrunn. Beide letztern mit weiblichen Arbeiten beschaeftigt.
Graefin.
Ihr habt mich nichts zu fragen, Thekla? Gar nichts?
Schon lange wart ich auf ein Wort von Euch.
Koennt Ihr's ertragen, in so langer Zeit
Nicht einmal seinen Namen auszusprechen?
Wie? Oder waer' ich jetzt schon ueberfluessig,
Und gaeb' es andre Wege als durch mich?
Gesteht mir, Nichte. Habt Ihr ihn gesehn?
Thekla.
Ich hab ihn heut und gestern nicht gesehn.
Graefin.
Auch nicht von ihm gehoert? Verbergt mir nichts.
Thekla.
Kein Wort.
Graefin.
Und koennt so ruhig sein!
Thekla.
Ich bin's.
Graefin.
Verlasst uns, Neubrunn.
(Fraeulein von Neubrunn entfernt sich.)
Zweiter Auftritt
Graefin Thekla.
Graefin.
Es gefaellt mir nicht,
Dass er sich grade jetzt so still verhaelt.
Thekla.
Gerade jetzt!
Graefin.
Nachdem er alles weiss!
Denn jetzo war's die Zeit, sich zu erklaeren.
Thekla.
Sprecht deutlicher, wenn ich's verstehen soll.
Graefin.
In dieser Absicht schickt' ich sie hinweg.
Ihr seid kein Kind mehr, Thekla. Euer Herz
Ist muendig, denn Ihr liebt, und kuehner Mut
Ist bei der Liebe. Den habt Ihr bewiesen.
Ihr artet mehr nach Eures Vaters Geist
Als nach der Mutter ihrem. Darum koennt Ihr hoeren,
Was sie nicht faehig ist zu tragen.
Thekla.
Ich bitt Euch, endet diese Vorbereitung.
Sei's was es sei. Heraus damit! Es kann
Mich mehr nicht aengstigen als dieser Eingang.
Was habt Ihr mir zu sagen? Fasst es kurz.
Graefin.
Ihr muesst nur nicht erschrecken-
Thekla.
Nennt's! Ich bitt Euch.
Graefin.
Es steht bei Euch, dem Vater einen grossen Dienst
Zu leisten-
Thekla.
Bei mir stuende das! Was kann-
Graefin.
Max Piccolomini liebt Euch. Ihr koennt
Ihn unaufloeslich an den Vater binden.
Thekla.
Braucht's dazu meiner? Ist er es nicht schon?
Graefin.
Er war's.
Thekla.
Und warum sollt' er's nicht mehr sein,
Nicht immer bleiben?
Graefin.
Auch am Kaiser haengt er.
Thekla.
Nicht mehr, als Pflicht und Ehre von ihm fordern.
Graefin.
Von seiner Liebe fordert man Beweise,
Und nicht von seiner Ehre-Pflicht und Ehre!
Das sind vieldeutig doppelsinn'ge Namen,
Ihr sollt sie ihm auslegen, seine Liebe
Soll seine Ehre ihm erklaeren.
Thekla.
Wie?
Graefin.
Er soll dem Kaiser oder Euch entsagen.
Thekla.
Er wird den Vater gern in den Privatstand
Begleiten. Ihr vernahmt es von ihm selbst,
Wie sehr er wuenscht, die Waffen wegzulegen.
Graefin.
Er soll sie nicht weglegen, ist die Meinung,
Er soll sie fuer den Vater ziehn.
Thekla.
Sein Blut,
Sein Leben wird er fuer den Vater freudig
Verwenden, wenn ihm Unglimpf widerfuehre.
Graefin.
Ihr wollt mich nicht erraten-Nun so hoert.
Der Vater ist vom Kaiser abgefallen,
Steht im Begriff, sich zu dem Feind zu schlagen
Mitsamt dem ganzen Heer-
Thekla.
O meine Mutter!
Graefin.
Es braucht ein grosses Beispiel, die Armee
Ihm nachzuziehn. Die Piccolomini
Stehn bei dem Heer in Ansehn, sie beherrschen
Die Meinung, und entscheidend ist ihr Vorgang.
Des Vaters sind wir sicher durch den Sohn-
-Ihr habt jetzt viel in Eurer Hand.
Thekla.
O jammervolle Mutter! Welcher Streich des Todes
Erwartet dich!-Sie wird's nicht ueberleben.
Graefin.
Sie wird in das Notwendige sich fuegen.
Ich kenne sie-Das Ferne, Kuenftige beaengstigt
Ihr fuerchtend Herz; was unabaenderlich
Und wirklich da ist, traegt sie mit Ergebung.
Thekla.
O meine ahnungsvolle Seele-Jetzt-
Jetzt ist sie da, die kalte Schreckenshand,
Die in mein froehlich Hoffen schaudernd greift.
Ich wusst' es wohl-O gleich, als ich hier eintrat,
Weissagte mir's das bange Vorgefuehl,
Dass ueber mir die Unglueckssterne stuenden-
Doch warum denk ich jetzt zuerst an mich-
O meine Mutter! meinen Mutter!
Graefin.
Fasst Euch.
Brecht nicht in eitle Klagen aus. Erhaltet
Dem Vater einen Freund, Euch den Geliebten,
So kann noch alles gut und gluecklich werden.
Thekla.
Gut werden! Was? Wir sind getrennt auf immer!-
Ach, davon ist nun gar nicht mehr die Rede.
Graefin.
Er laesst Euch nicht! Er kann nicht von Euch lassen.
Thekla.
O der Unglueckliche!
Graefin.
Wenn er Euch wirklich liebt, wird sein Entschluss
Geschwind gefasst sein.
Thekla.
Sein Entschluss wird bald
Gefasst sein, daran zweifelt nicht. Entschluss!
Ist hier noch ein Entschluss?
Graefin.
Fasst euch. Ich hoere
Die Mutter nahn.
Thekla.
Wie werd ich ihren Anblick
Ertragen!
Graefin.
Fasst Euch.
Dritter Auftritt
Die Herzogin. Vorige.
Herzogin. (zur Graefin)
Schwester! Wer war hier?
Ich hoerte lebhaft reden.
Graefin.
Es war niemand.
Herzogin.
Ich bin so schreckhaft. Jedes Rauschen kuendigt mir
Den Fusstritt eines Ungluecksboten an.
Koennt Ihr mir sagen, Schwester, wie es steht?
Wird er dem Kaiser seinen Willen tun,
Dem Kardinal die Reiter senden? Sprecht,
Hat er den Questenberg mit einer guten
Antwort entlassen?
Graefin.
-Nein, das hat er nicht.
Herzogin.
O dann ist's aus! Ich seh das Aergste kommen.
Sie werden ihn absetzen, es wird alles wieder
So werden wie zu Regenspurg.
Graefin.
So wird's