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Sie zweifeln noch und sind noch zu gewinnen.

Fuenfzehnter Auftritt

Wallenstein. Terzky. Illo. Zehn Kuerassiere, von einem Gefreiten gefuehrt, marschieren auf und stellen sich nach dem Kommando in einem Glied vor den Herzog, die Honneurs machend.

Wallenstein. (nachdem er sie eine Zeitlang mit den Augen gemessen, zum Gefreiten)

Ich kenne dich wohl. Du bist aus Bruegg' in Flandern,

Dein Nam' ist Mercy.

Gefreiter.

Heinrich Mercy heiss ich.

Wallenstein.

Du wurdest abgeschnitten auf dem Marsch,

Von Hessischen umringt und schlugst dich durch,

Mit hundertachtzig Mann durch ihrer tausend.

Gefreiter.

So ist's, mein General.

Wallenstein.

Was wurde dir

Fuer diese wackre Tat?

Gefreiter.

Die Ehr', mein Feldherr,

Um die ich bat, bei diesem Korps zu dienen.

Wallenstein. (wendet sich zu einem andern)

Du warst darunter, als ich die Freiwilligen

Heraus liess treten auf dem Altenberg,

Die schwed'sche Batterie hinwegzunehmen.

Zweiter Kuerassier.

So ist's, mein Feldherr.

Wallenstein.

Ich vergesse keinen,

Mit dem ich einmal Worte hab gewechselt.

Bringt eure Sache vor.

Gefreiter. (kommandiert)

Gewehr in Arm!

Wallenstein. (zu einem dritten gewendet)

Du nennst dich Risbeck, Koeln ist dein Geburtsort.

Dritter Kuerassier.

Risbeck aus Koeln.

Wallenstein.

Den schwed'schen Oberst Duebald brachtest du

Gefangen ein im Nuerenberger Lager.

Dritter Kuerassier.

Ich nicht, mein General.

Wallenstein.

Ganz recht! Es war

Dein aeltrer Bruder, der es tat-du hattest

Noch einen juengern Bruder, wo blieb der?

Dritter Kuerassier.

Er steht zu Olmuetz bei des Kaisers Heer.

Wallenstein. (zum Gefreiten)

Nun so lass hoeren.

Gefreiter.

Ein kaiserlicher Brief kam uns zu Handen,

Der uns-

Wallenstein. (unterbricht ihn)

Wer waehlte Euch?

Gefreiter.

Jedwede Fahn'

Zog ihren Mann durchs Los.

Wallenstein.

Nun denn zur Sache!

Gefreiter.

Ein kaiserlicher Brief kam uns zu Handen,

Der uns befiehlt, die Pflicht dir aufzukuendigen,

Weil du ein Feind und Landsverraeter seist.

Wallenstein.

Was habt ihr drauf beschlossen?

Gefreiter.

Unsre Kameraden

Zu Braunau, Budweis, Prag und Olmuetz haben

Bereits gehorcht, und ihrem Beispiel folgten

Die Regimenter Tiefenbach, Toscana.

-Wir aber glauben's nicht, dass du ein Feind

Und Landsverraeter bist, wir halten's bloss

Fuer Lug und Trug und spanische Erfindung.

(Treuherzig.)

Du selber sollst uns sagen, was du vorhast,

Denn du bist immer wahr mit uns gewesen,

Das hoechste Zutraun haben wir zu dir,

Kein fremder Mund soll zwischen uns sich schieben,

Den guten Feldherrn und die guten Truppen.

Wallenstein.

Daran erkenn ich meine Pappenheimer.

Gefreiter.

Und dies entbietet dir dein Regiment:

Ist's deine Absicht bloss, dies Kriegeszepter,

Das dir gebuehrt, das dir der Kaiser hat

Vertraut, in deinen Haenden zu bewahren,

Oestreichs rechtschaffner Feldhauptmann zu sein,

So wollen wir dir beistehn und dich schuetzen

Bei deinem guten Rechte gegen jeden-

Und wenn die andern Regimenter alle

Sich von dir wenden, wollen wir allein

Dir treu sein, unser Leben fuer dich lassen.

Denn das ist unsre Reiterpflicht, dass wir

Umkommen lieber, als dich sinken lassen.

Wenn's aber so ist, wie des Kaisers Brief

Besagt, wenn's wahr ist, dass du uns zum Feind

Treuloserweise willst hinueberfuehren,

Was Gott verhuete! ja, so wollen wir

Dich auch verlassen und dem Brief gehorchen.

Wallenstein.

Hoert, Kinder-

Gefreiter.

Braucht nicht viel Wort. Sprich

Ja oder nein, so sind wir schon zufrieden.

Wallenstein.

Hoert an. Ich weiss, dass ihr verstaendig seid,

Selbst prueft und denkt und nicht der Herde folgt.

Drum hab ich euch, ihr wisst's, auch ehrenvoll

Stets unterschieden in der Heereswoge;

Denn nur die Fahnen zaehlt der schnelle Blick

Des Feldherrn, er bemerkt kein einzeln Haupt,

Streng herrscht und blind der eiserne Befehl,

Es kann der Mensch dem Menschen hier nichts gelten-

So, wisst ihr, hab ich's nicht mit euch gehalten;

Wie ihr euch selbst zu fassen angefangen

Im rohen Handwerk, wie von euren Stirnen

Der menschliche Gedanke mir geleuchtet,

Hab ich als freie Maenner euch behandelt,

Der eignen Stimme Recht euch zugestanden-

Gefreiter.

Ja, wuerdig hast du stets mit uns verfahren,

Mein Feldherr, uns geehrt durch dein Vertraun,

Uns Gunst erzeigt vor allen Regimentern.

Wir folgen auch dem grossen Haufen nicht,

Du siehst's! Wir wollen treulich bei dir halten.

Sprich nur ein Wort, dein Wort soll uns genuegen,

Dass es Verrat nicht sei, worauf du sinnst,

Dass du das Herr zum Feind nicht wollest fuehren.

Wallenstein.

Mich, mich verraet man! Aufgeopfert hat mich

Der Kaiser meinen Feinden, fallen muss ich,

Wenn meine braven Truppen mich nicht retten.

Euch will ich mich vertrauen-Euer Herz

Sei meine Festung! Seht, auf diese Brust

Zielt man! Nach diesem greisen Haupte!-Das

Ist span'sche Dankbarkeit, das haben wir

Fuer jene Mordschlacht auf der alten Feste,

Auf Luetzens Ebnen! Darum warfen wir

Die nackte Brust der Partisan' entgegen,

Drum machten wir die eisbedeckten Erde,

Den harten Stein zu unserm Pfuehl; kein Strom

War uns zu schnell, kein Wald zu undurchdringlich,

Wir folgten jenem Mansfeld unverdrossen

Durch alle Schlangenkruemmen seiner Flucht,

Ein ruheloser Marsch war unser Leben,

Und wie des Windes Sausen, heimatlos,

Durchstuermten wir die kriegbewegte Erde.

Und jetzt, da wir die schwere Waffenarbeit,

Die undankbare, fluchbeladene, getan,

Mit unermuedet treuem Arm des Krieges Last

Gewaelzt, soll dieser kaiserliche Juengling

Den Frieden leicht wegtragen, soll den Oelzweig,

Die wohlverdiente Zierde unsers Haupts,

Sich in die blonden Knabenhaare flechten-

Gefreiter.

Das soll er nicht, solang wir's hindern koennen.

Niemand als du, der ihn mit Ruhm gefuehrt,

Soll diesen Krieg, den fuerchterlichen, enden.

Du fuehrtest uns heraus ins blut'ge Feld

Des Todes, du, kein andrer, sollst uns froehlich

Heimfuehren in des Friedens schoene Fluren,

Der langen Arbeit Fruechte mit uns teilen-

Wallenstein.

Wie? denkt ihr euch im spaeten Alter endlich

Der Fruechte zu erfreuen? Glaubt das nicht.

Ihr werdet dieses Kampfes Ende nimmer

Erblicken! Dieser Krieg verschlingt uns alle.

Oestreich will keinen Frieden; darum eben,

Weil ich den Frieden suche, muss ich fallen.

Was kuemmert's Oestreich, ob der lange Krieg

Die Heere aufreibt und die Welt verwuestet,

Es will nur wachsen stets und Land gewinnen.

Ihr seid geruehrt-ich seh den edeln Zorn

Aus euren kriegerischen Augen blitzen.

O dass mein Geist euch jetzt beseelen moechte,

Kuehn, wie er einst in Schlachten euch gefuehrt!