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Wie koennte das

Das Rechte sein, was dieses zarte Herz

Nicht gleich zuerst ergriffen und gefunden?

Geh und erfuelle deine Pflicht. Ich wuerde

Dich immer lieben. Was du auch erwaehlt,

Du wuerdest edel stets und deiner wuerdig

Gehandelt haben-aber Reue soll

Nicht deiner Seele schoenen Frieden stoeren.

Max.

So muss ich dich verlassen, von dir scheiden!

Thekla.

Wie du dir selbst getreu bleibst, bist du's mir.

Uns trennt das Schicksal, unsre Herzen bleiben einig.

Ein blut'ger Hass entzweit auf ew'ge Tage

Die Haeuser Friedland, Piccolomini,

Doch wir gehoeren nicht zu unserm Hause.

-Fort! Eile! Eile, deine gute Sache

Von unsrer unglueckseligen zu trennen.

Auf unserm Haupte liegt der Fluch des Himmels,

Es ist dem Untergang geweiht. Auch mich

Wird meines Vaters Schuld mit ins Verderben

Hinabziehn. Traure nicht um mich, mein Schicksal

Wird bald entschieden sein.

(Max fasst sie in die Arme, heftig bewegt. Man hoert hinter der Szene ein lautes, wildes, langverhallendes Geschrei: "Vivat Ferdinandus!" von kriegerischen Instrumenten begleitet. Max und Thekla halten einander unbeweglich in den Armen.)

Zweiundzwanzigster Auftritt

Vorige. Terzky.

Graefin. (ihm entgegen)

Was war das? Was bedeutete das Rufen?

Terzky.

Es ist vorbei, und alles ist verloren.

Graefin.

Wie, und sie gaben nichts auf seinen Anblick?

Terzky.

Nichts. Alles war umsonst.

Herzogin.

Sie riefen Vivat.

Terzky.

Dem Kaiser.

Graefin.

O die Pflichtvergessenen!

Terzky.

Man liess ihn nicht einmal zum Worte kommen.

Als er zu reden anfing, fielen sie

Mit kriegerischem Spiel betaeubend ein.

-Hier kommt er.

Dreiundzwanzigster Auftritt

Vorige. Wallenstein, begleitet von Illo und Buttler. Darauf Kuerassiere.

Wallenstein. (im Kommen).

Terzky!

Terzky.

Mein Fuerst?

Wallenstein.

Lass unsre Regimenter

Sich fertig halten, heut noch aufzubrechen,

Denn wir verlassen Pilsen noch vor Abend.

(Terzky geht ab.)

Buttler-

Buttler.

Mein General?-

Wallenstein.

Der Kommendant zu Eger

Ist Euer Freund und Landsmann. Schreibt ihm gleich

Durch einen Eilenden, er soll bereit sein,

Uns morgen in die Festung einzunehmen-

Ihr folgt uns selbst mit Euerm Regiment.

Buttler.

Es soll geschehn, mein Feldherr.

Wallenstein. (tritt zwischen Max und Thekla, welche sich waehrend dieser Zeit fest umschlungen gehalten)

Scheidet!

Max.

Gott!

(Kuerassiere mit gezogenem Gewehr treten in den Saal und sammeln sich im Hintergrunde. Zugleich hoert man unten einige mutige Passagen aus dem Pappenheimer Marsch, welche dem Max zu rufen scheinen.)

Wallenstein. (zu den Kuerassieren).

Hier ist er. Er ist frei. Ich halt ihn nicht mehr.

(Er steht abgewendet und so, dass Max ihm nicht beikommen, noch sich dem Fraeulein naehern kann.)

Max.

Du hassest mich, treibst mich im Zorn von dir.

Zerreissen soll das Band der alten Liebe,

Nicht sanft sich loesen, und du willst den Riss,

Den schmerzlichen, mir schmerzlicher noch machen!

Du weisst, ich habe ohne dich zu leben

Noch nicht gelernt-in eine Wueste geh ich

Hinaus, und alles, was mir wert ist, alles

Bleibt hier zurueck-O wende deine Augen

Nicht von mir weg! Noch einmal zeige mir

Dein ewig teures und verehrtes Antlitz.

Verstoss mich nicht-

(Er will seine Hand fassen. Wallenstein zieht sie zurueck. Er wendet sich an die Graefin.)

Ist hier kein andres Auge,

Das Mitleid fuer mich haette-Base Terzky-

(Sie wendet sich von ihm; er kehrt sich zur Herzogin.)

Ehrwuerd'ge Mutter-

Herzogin.

Gehn Sie, Graf, wohin

Die Pflicht Sie ruft-So koennen Sie uns einst

Ein treuer Freund, ein guter Engel werden

Am Thron des Kaisers.

Max.

Hoffnung geben Sie mir,

Sie wollen mich nicht ganz verzweifeln lassen.

O taeuschen Sie mich nicht mit leerem Blendwerk,

Mein Unglueck ist gewiss, und Dank dem Himmel!

Der mir ein Mittel eingibt, es zu enden.

(Die Kriegsmusik beginnt wieder. Der Saal fuellt sich mehr und mehr mit Bewaffneten an. Er sieht Buttlern dastehn.)

Ihr auch hier, Oberst Buttler-Und Ihr wollt mir

Nicht folgen?-Wohl! Bleibt Eurem neuen Herrn

Getreuer als dem alten. Kommt! Versprecht mir,

Die Hand gebt mir darauf, dass Ihr sein Leben

Beschuetzen, unverletzlich wollt bewahren.

(Buttler verweigert seine Hand.)

Des Kaisers Acht haengt ueber ihm und gibt

Sein fuerstlich Haupt jedwedem Mordknecht preis,

Der sich den Lohn der Bluttat will verdienen;

Jetzt taet' ihm eines Freundes fromme Sorge,

Der Liebe treues Auge not-und die

Ich scheidend um ihn seh-

(Zweideutige Blicke auf Illo und Buttler richtend.)

Illo.

Sucht die Verraeter

In Eures Vaters, in des Gallas Lager.

Hier ist nur einer noch. Geht und befreit uns

Von seinem hassenswuerd'gen Anblick. Geht.

(Max versucht es noch einmal, sich der Thekla zu naehern. Wallenstein verhindert es. Er steht unschluessig, schmerzvoll; indes fuellt sich der Saal immer mehr und mehr, und die Hoerner ertoenen unten immer auffordernder und in immer kuerzeren Pausen.)

Max.

Blast! Blast!-O waeren es die schwed'schen Hoerner,

Und ging's von hier gerad ins Feld des Todes,

Und alle Schwerter, alle, die ich hier

Entbloesst muss sehn, durchdraengen meinen Busen!

Was wollt ihr? Kommt ihr, mich von hier

Hinwegzureissen-o treibt mich nicht zu Verzweiflung!

Tut's nicht! Ihr koenntet es bereun!

(Der Saal ist ganz mit Bewaffneten erfuellt.)

Noch mehr-Es haengt Gewicht sich an Gewicht,

Und ihre Masse zieht mich schwer hinab.-

Bedenket, was ihr tut. Es ist nicht wohlgetan,

Zum Fuehrer den Verzweifelnden zu waehlen.

Ihr reisst mich weg von meinem Glueck, wohlan,

Der Rachegoettin weih ich eure Seelen!

Ihr habt gewaehlt zum eigenen Verderben,

Wer mit mir geht, der sei bereit zu sterben!

(Indem er sich nach dem Hintergrund wendet, entsteht eine rasche Bewegung unter den Kuerassieren, sie umgeben und begleiten ihn in wildem Tumult. Wallenstein bleibt unbeweglich. Thekla sinkt in ihrer Mutter Arme. Der Vorhang faellt.)

Vierter Aufzug

In des Buergermeisters Hause zu Eger.

Erster Auftritt

Buttler. (der eben anlangt)

Er ist herein. Ihn fuehrte sein Verhaengnis,

Der Rechen ist gefallen hinter ihm,

Und wie die Bruecke, die ihn trug, beweglich

Sich niederliess und schwebend wieder hob,

Ist jeder Rettungsweg ihm abgeschnitten.

Bis hieher, Friedland, und nicht weiter! sagt

Die Schicksalsgoettin. Aus der boehmischen Erde

Erhub sich dein bewunder Meteor,

Weit durch den Himmel einen Glanzweg ziehend,

Und hier an Boehmens Grenze muss es sinken!

-Du hast die alten Fahnen abgeschworen,

Verblendeter, und traust dem alten Glueck!

Den Krieg zu tragen in des Kaisers Laender,

Den heil'gen Herd der Laren umzustuerzen,

Bewaffnest du die frevelhafte Hand.

Nimm dich in acht! dich treibt der boese Geist

Der Rache-dass dich Rache nicht verderbe!