Gordon.
Ermorden wollt Ihr ihn?
Buttler.
Das ist mein Vorsatz.
Gordon.
Der Eurer Treu vertraut!
Buttler.
Sein boeses Schicksal!
Gordon.
Des Feldherrn heilige Person!
Buttler.
Das war er!
Gordon.
O was er war, loescht kein Verbrechen aus!
Ohn' Urtel?
Buttler.
Die Vollstreckung ist statt Urtels.
Gordon.
Das waere Mord und nicht Gerechtigkeit,
Denn hoeren muss sie auch den Schuldigsten.
Buttler.
Klar ist die Schuld, der Kaiser hat gerichtet,
Und seinen Willen nur vollstrecken wir.
Gordon.
Den blut'gen Spruch muss man nicht rasch vollziehn,
Ein Wort nimmt sich, ein Leben nie zurueck.
Buttler.
Der hurt'ge Dienst gefaellt den Koenigen.
Gordon.
Zu Henkers Dienst draengt sich kein edler Mann.
Buttler.
Kein mutiger erbleicht vor kuehner Tat.
Gordon.
Das Leben wagt der Mut, nicht das Gewissen.
Buttler.
Was? Soll er frei ausgehn, des Krieges Flamme,
Die unausloeschliche, aufs neu entzuenden?
Gordon.
Nehmt ihn gefangen, toetet ihn nur nicht,
Greift blutig nicht dem Gnadenengel vor.
Buttler.
Waer' die Armee des Kaisers nicht geschlagen,
Moecht' ich lebendig ihn erhalten haben.
Gordon.
O warum schloss ich ihm die Festung auf!
Buttler.
Der Ort nicht, sein Verhaengnis toetet ihn.
Gordon.
Auf diesen Waellen waer' ich ritterlich,
Des Kaisers Schloss verteidigend, gesunken.
Buttler.
Und tausend brave Maenner kamen um!
Gordon.
In ihrer Pflicht-das schmueckt und ehrt den Mann;
Doch schwarzen Mord verfluchte die Natur.
Buttler. (eine Schrift hervorlangend)
Hier ist das Manifest, das uns befiehlt,
Uns seiner zu bemaechtigen. Es ist an Euch
Gerichtet, wie an mich. Wollt Ihr die Folgen tragen,
Wenn er zum Feind entrinnt durch unsre Schuld?
Gordon.
Ich, der Ohnmaechtige, o Gott!
Buttler.
Nehmt Ihr's auf Euch. Steht fuer die Folgen ein!
Mag werden draus was will! Ich leg's auf Euch.
Gordon.
O Gott im Himmel!
Buttler.
Wisst Ihr andern Rat,
Des Kaisers Meinung zu vollziehen? Sprecht!
Denn stuerzen, nicht vernichten will ich ihn.
Gordon.
O Gott! Was sein muss, seh ich klar wie Ihr,
Doch anders schlaegt das Herz in meiner Brust.
Buttler.
Auch dieser Illo, dieser Terzky duerfen
Nicht leben, wenn der Herzog faellt.
Gordon.
O nicht um diese tut mir's leid. Sie trieb
Ihr schlechtes Herz, nicht die Gewalt der Sterne.
Sie waren's, die in seine ruh'ge Brust
Den Samen boeser Leidenschaft gestreut,
Die mit fluchwuerdiger Geschaeftigkeit
Die Ungluecksfrucht in ihm genaehrt-Mag sie
Des boesen Dienstes boeser Lohn ereilen!
Buttler.
Auch sollen sie im Tod ihm gleich voran.
Verabred't ist schon alles. Diesen Abend
Bei eines Gastmahls Freuden wollten wir
Sie lebend greifen und im Schloss bewahren.
Viel kuerzer ist es so. Ich geh sogleich,
Die noetigen Befehle zu erteilen.
Siebenter Auftritt
Vorige. Illo und Terzky.
Terzky.
Nun soll's bald anders werden! Morgen ziehn
Die Schweden ein, zwoelftausend tapfre Krieger.
Dann grad auf Wien. He! Lustig, Alter! Kein
So herb Gesicht zu solcher Freudenbotschaft!
Illo.
Jetzt ist's an uns, Gesetze vorzuschreiben
Und Rach' zu nehmen an den schlechten Menschen,
Den schaendlichen, die uns verlassen. Einer
Hat's schon gebuesst, der Piccolomini.
Ging's allen so, die's uebel mit uns meinen!
Wie schwer trifft dieser Schlag das alte Haupt!
Der hat sein ganzes Leben lang sich
Abgequaelt, sein altes Grafenhaus zu fuersten,
Und jetzt begraebt er seinen einz'gen Sohn!
Buttler.
Schad ist's doch um den heldenmuet'gen Juengling,
Dem Herzog selbst ging's nah, man sah es wohl.
Illo.
Hoert, alter Freund! Das ist es, was mir nie
Am Herrn gefiel, es war mein ew'ger Zank,
Er hat die Welschen immer vorgezogen.
Auch jetzo noch, ich schwoer's bei meiner Seele,
Saeh' er uns alle lieber zehnmal tot,
Koennt' er den Freund damit ins Leben rufen.
Terzky.
Still! Still! Nicht weiter! Lass die Toten ruhn!
Heut gilt es, wer den andern niedertrinkt,
Denn Euer Regiment will uns bewirten.
Wir wollen eine lust'ge Fassnacht halten,
Die Nacht sei einmal Tag, bei vollen Glaesern
Erwarten wir die schwed'sche Avantgarde.
Illo.
Ja, lasst uns heut noch guter Dinge sein,
Denn heisse Tage stehen uns bevor.
Nicht ruhn soll dieser Degen, bis er sich
In oesterreich'schem Blute satt gebadet.
Gordon.
Pfui, welche Red' ist das, Herr Feldmarschall,
Warum so wueten gegen Euren Kaiser-
Buttler.
Hofft nicht zu viel von diesem ersten Sieg.
Bedenkt, wie schnell des Glueckes Rad sich dreht,
Denn immer noch sehr maechtig ist der Kaiser.
Illo.
Der Kaiser hat Soldaten, keinen Feldherrn,
Denn dieser Koenig Ferdinand von Ungarn
Versteht den Krieg nicht-Gallas? Hat kein Glueck
Und war von jeher nur ein Heerverderber.
Und diese Schlange, der Octavio,
Kann in die Fersen heimlich wohl verwunden,
Doch nicht in offner Schlacht dem Friedland stehn.
Terzky.
Nicht fehlen kann's uns, glaubt mir's nur. Das Glueck
Verlaesst den Herzog nicht; bekannt ist's ja,
Nur unterm Wallenstein kann Oestreich siegen.
Illo.
Der Fuerst wird ehestens ein grosses Heer
Beisammen haben, alles draengt sich, stroemt
Herbei zum alten Ruhme seiner Fahnen.
Die alten Tage seh ich wiederkehren,
Der grosse wird er wieder, der er war-
Wie werden sich die Toren dann ins Aug'
Geschlagen haben, die ihn jetzt verliessen!
Denn Laender schenken wird er seinen Freunden
Und treue Dienste kaiserlich belohnen.
Wir aber sind in seiner Gunst die naechsten.
(Zu Gordon.)
Auch Eurer wird er dann gedenken, wird Euch
Aus diesem Neste ziehen, Eure Treu
In einem hoehern Posten glaenzen lassen.
Gordon.
Ich bin vergnuegt, verlange hoeher nicht
Hinauf: wo grosse Hoeh', ist grosse Tiefe.
Illo.
Ihr habt hier weiter nichts mehr zu bestellen,
Denn morgen ziehn die Schweden in die Festung.
Kommt, Terzky. Es wird Zeit zum Abendessen.
Was meint Ihr? Lassen wir die Stadt erleuchten,
Dem Schwedischen zur Ehr', und wer's nicht tut,
Der ist ein Spanischer und ein Verraeter.
Terzky.
Lasst das. Es wird dem Herzog nicht gefallen.
Illo.
Was! Wir sind Meister hier, und keiner soll sich
Fuer kaiserlich bekennen, wo wir herrschen.
-Gut Nacht, Gordon. Lasst Euch zum letztenmal
Den Platz empfohlen sein, schickt Runden aus,
Zur Sicherheit kann man das Wort noch aendern.
Schlag zehn bringt Ihr dem Herzog selbst die Schluessel,