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Thekla.

-Wo ist sein Grab?

Hauptmann.

In einer Klosterkirche

Bei Neustadt ist er beigesetzt, bis man

Von seinem Vater Nachricht eingezogen.

Thekla.

Wie heisst das Kloster?

Hauptmann.

Sankt Kathrinenstift.

Thekla.

Ist's weit bis dahin?

Hauptmann.

Sieben Meilen zaehlt man.

Thekla.

Wie geht der Weg?

Hauptmann.

Man kommt bei Tirschenreit

Und Falkenberg durch unsre ersten Posten.

Thekla.

Wer kommandiert sie?

Hauptmann.

Oberst Seckendorf.

Thekla. (tritt an den Tisch und nimmt aus dem Schmuckkaestchen einen Ring).

Sie haben mich in meinem Schmerz gesehn

Und mir ein menschlich Herz gezeigt-Empfangen Sie

(indem sie ihm den Ring gibt)

Ein Angedenken dieser Stunde-Gehn Sie.

Hauptmann. (bestuerzt).

Prinzessin-

(Thekla winkt ihm schweigend, zu gehen, und verlaesst ihn. Hauptmann zaudert und will reden. Fraeulein Neubrunn wiederholt den Wink. Er geht ab.)

Elfter Auftritt

Thekla. Neubrunn.

Thekla. (faellt der Neubrunn um den Hals)

Jetzt, gute Neubrunn, zeige mir die Liebe,

Die du mir stets gelobt, beweise dich

Als meine treue Freundin und Gefaehrtin!

-Wir muessen fort, noch diese Nacht.

Neubrunn.

Fort, und wohin?

Thekla.

Wohin? Es ist nur ein Ort in der Welt!

Wo er bestattet liegt, zu seinem Sarge!

Neubrunn.

Was koennen Sie dort wollen, teures Fraeulein?

Thekla.

Was dort, Unglueckliche! So wuerdest du

Nicht fragen, wenn du je geliebt. Dort, dort

Ist alles, was noch uebrig ist von ihm,

Der einz'ge Fleck ist mir die ganze Erde.

-O halte mich nicht auf! Komm und mach Anstalt.

Lass uns auf Mittel denken, zu entfliehen.

Neubrunn.

Bedachten Sie auch Ihres Vaters Zorn?

Thekla.

Ich fuerchte keines Menschen Zuernen mehr.

Neubrunn.

Den Hohn der Welt! des Tadels arge Zunge!

Thekla.

Ich suche einen auf, der nicht mehr ist.

Will ich denn in die Arme-o mein Gott!

Ich will ja in die Gruft nur des Geliebten.

Neubrunn.

Und wir allein, zwei hilflos schwache Weiber?

Thekla.

Wir waffnen uns, mein Arm soll dich beschuetzen.

Neubrunn.

Bei dunkler Nachtzeit?

Thekla.

Nacht wird uns verbergen.

Neubrunn.

In dieser rauhen Sturmnacht?

Thekla.

Ward ihm sanft

Gebettet, unter den Hufen seiner Rosse?

Neubrunn.

O Gott!-und dann die vielen Feindesposten!

Man wird uns nicht durchlassen.

Thekla.

Es sind Menschen,

Frei geht das Unglueck durch die ganze Erde!

Neubrunn.

Die weite Reise-

Thekla.

Zaehlt der Pilger Meilen,

Wenn er zum fernen Gnadenbilde wallt?

Neubrunn.

Die Moeglichkeit, aus dieser Stadt zu kommen?

Thekla.

Gold oeffnet uns die Tore. Geh nur, geh!

Neubrunn.

Wenn man uns kennt?

Thekla.

In einer Fluechtigen,

Verzweifelnden sucht niemand Friedlands Tochter.

Neubrunn.

Wo finden wir die Pferde zu der Flucht?

Thekla.

Mein Kavalier verschafft sie. Geh und ruf ihn.

Neubrunn.

Wagt er das ohne Wissen seines Herrn?

Thekla.

Er wird es tun. O geh nur! Zaudre nicht.

Neubrunn.

Ach! und was wird aus Ihrer Mutter werden,

Wenn Sie verschwunden sind?

Thekla. (sich besinnend und schmerzvoll vor sich hinschauend)

O meine Mutter!

Neubrunn.

So viel schon leidet sie, die gute Mutter,

Soll sie auch dieser letzte Schlag noch treffen?

Thekla.

Ich kann's Ihr nicht ersparen!-Geh nur, geh.

Neubrunn.

Bedenken Sie doch ja wohl, was Sie tun.

Thekla.

Bedacht ist schon, was zu bedenken ist.

Neubrunn.

Und sind wir dort, was soll mit Ihnen werden?

Thekla.

Dort wird's ein Gott mir in die Seele geben.

Neubrunn.

Ihr Herz ist jetzt voll Unruh, teures Fraeulein,

Das ist der Weg nicht, der zur Ruhe fuehrt.

Thekla.

Zur tiefen Ruh, wie er sie auch gefunden.

-O eile! geh! Mach keine Worte mehr!

Es zíeht mich fort, ich weiss nicht, wie ich's nenne,

Unwiderstehlich fort zu seinem Grabe!

Dort wird mir leichter werden, augenblicklich!

Das herzerstickende Band des Schmerzens wird

Sich loesen-Meine Traenen werden fliessen.

O geh, wir koennten laengst schon auf dem Weg sein.

Nicht Ruhe find ich, bis ich diesen Mauern

Entrunnen bin-sie stuerzen auf mich ein-

Fortstossend treibt mich eine dunkle Macht

Von dannen-Was ist das fuer ein Gefuehl!

Es fuellen sich mir alle Raeume dieses Hauses

Mit bleichen, hohlen Geisterbildern an-

Ich habe keinen Platz mehr-Immer neue!

Es draengt mich das entsetzliche Gewimmel

Aus diesen Waenden fort, die Lebende!

Neubrunn.

Sie setzen mich in Angst und Schrecken, Fraeulein,

Dass ich nun selber nicht zu bleiben wage.

Ich geh und rufe gleich den Rosenberg.

(Geht ab.)

Zwoelfter Auftritt

Thekla.

Sein Geist ist's, der micht ruft. Es ist die Schar

Der Treuen, die sich raechend ihm geopfert.

Unedler Saeumnis klagen sie mich an.

Sie wollten auch im Tod nicht von ihm lassen,

Der ihres Lebens Fuehrer war-Das taten

Die rohen Herzen, und ich sollte leben!

-Nein! Auch fuer mich ward jener Lorbeerkranz,

Der deine Totenbahre schmueckt, gewunden.

Was ist das Leben ohne Liebesglanz?

Ich werf es hin, da sein Gehalt verschwunden.

Ja, da ich dich, den Liebenden gefunden,

Da war das Leben etwas. Glaenzend lag

Vor mir der neue goldne Tag!

Mir traeumte von zwei himmelschoenen Stunden.

Du standest an dem Eingang in der Welt,

Die ich betrat mit kloesterlichem Zagen,

Sie war von tausend Sonnen aufgehellt;

Ein guter Engel schienst du hingestellt,

Mich aus der Kindheit fabelhaften Tagen

Schnell auf des Lebens Gipfel hinzutragen.

Mein erst Empfinden war des Himmels Glueck,

In dein Herz fiel mein erster Blick!

(Sie sinkt hier in Nachdenken und faehrt dann mit Zeichen des Grauens auf.)

-Da kommt das Schicksal-Roh und kalt

Fasst es des Freundes zaertliche Gestalt

Und wirft ihn unter den Hufschlag seiner Pferde-

-Das ist das Los des Schoenen auf der Erde!

Dreizehnter Auftritt

Thekla. Fraeulein Neubrunn mit dem Stallmeister.

Neubrunn.

Hier ist er, Fraeulein, und er will es tun.

Thekla.

Willst du uns Pferde schaffen, Rosenberg?

Stallmeister.

Ich will sie schaffen.

Thekla.

Willst du uns begleiten?

Stallmeister.

Mein Fraeulein, bis ans End' der Welt.

Thekla.

Du kannst