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(Schwedischer Hauptmann geht ab. Wallenstein sitzt in tiefen Gedanken, starr vor sich hinsehend, den Kopf in die Hand gesenkt. Graefin Terzky tritt herein und steht eine Zeitlang vor ihm unbemerkt, endlich macht er eine rasche Bewegung, erblickt sie und fasst sich schnell.)

Kommst du von ihr? Erholt sie sich? Was macht sie?

Graefin.

Sie soll gefasster sein nach dem Gespraech,

Sagt mir die Schwester-Jetzt ist sie zu Bette.

Wallenstein.

Ihr Schmerz wird sanfter werden. Sie wird weinen.

Graefin.

Auch dich, mein Bruder, find ich nicht wie sonst.

Nach einem Sieg erwartet' ich dich heitrer.

O bleibe stark! Erhalte du uns aufrecht,

Denn du bist unser Licht und unsre Sonne.

Wallenstein.

Sei ruhig. Mir ist nichts-Wo ist dein Mann?

Graefin.

Zu einem Gastmahl sind sie, er und Illo.

Wallenstein. (steht auf und macht einige Schritte durch den Saal)

Es ist schon finstre Nacht-Geh auf dein Zimmer.

Graefin.

Heiss mich nicht gehn, o lass mich um dich bleiben.

Wallenstein. (ist ans Fenster getreten)

Am Himmel ist geschaeftige Bewegung,

Des Turmes Fahne jagt der Wind, schnell geht

Der Wolken Zug, die Mondessichel wankt,

Und durch die Nacht zuckt ungewisse Helle.

-Kein Sternbild ist zu sehn! Der matte Schein dort,

Der einzelne, ist aus der Kassiopeia,

Und dahin steht der Jupiter-Doch jetzt

Deckt ihn die Schwaerze des Gewitterhimmels!

(Er versinkt in Tiefsinn und sieht starr hinaus).

Graefin. (die ihm traurig zusieht, fasst ihn bei der Hand).

Was sinnst du?

Wallenstein.

Mir deucht, wenn ich ihn saehe, waer' mir wohl.

Es ist der Stern, der meinem Leben strahlt,

Und wunderbar oft staerkte mich sein Anblick.

(Pause.)

Graefin.

Du wirst ihn wiedersehn.

Wallenstein. (ist wieder in eine tiefe Zerstreuung gefallen,

er ermuntert sich und wendet sich schnell zur Graefin)

Ihn wiedersehn?-O niemals wieder!

Graefin.

Wie?

Wallenstein.

Er ist dahin-ist Staub!

Graefin.

Wen meinst du denn?

Wallenstein.

Er ist der Glueckliche. Er hat vollendet.

Fuer ihn ist keine Zukunft mehr, ihm spinnt

Das Schicksal keine Tuecke mehr-sein Leben

Liegt faltenlos und leuchtend ausgebreitet,

Kein dunkler Flecken blieb darin zurueck,

Und unglueckbringend pocht ihm keine Stunde.

Weg ist er ueber Wunsch und Furcht, gehoert

Nicht mehr den trueglich wankenden Planeten-

O ihm ist wohl! Wer aber weiss, was uns

Die naechste Stunde schwarz verschleiert bringt!

Graefin.

Du sprichst von Piccolomini. Wie starb er?

Der Bote ging just von dir, als ich kam.

(Wallenstein bedeutet sie mit der Hand, zu schweigen.)

O wende deine Blicke nicht zurueck!

Vorwaerts in hellre Tage lass uns schauen.

Freu dich des Siegs, vergiss, was er dir kostet.

Nicht heute erst ward dir der Freund geraubt;

Als er sich von dir schied, da starb er dir.

Wallenstein.

Verschmerzen werd ich diesen Schlag, das weiss ich,

Denn was verschmerzte nicht der Mensch! Vom Hoechsten

Wie vom Gemeinsten lernt er sich entwoehnen,

Denn ihn besiegen die gewalt'gen Stunden.

Doch fuehl ich's wohl, was ich in ihm verlor.

Die Blume ist hinweg aus meinem Leben,

Und kalt und farblos seh ich's vor mir liegen.

Denn er stand neben mir wie meine Jugend,

Er machte mir das Wirkliche zum Traum,

Um die gemeine Deutlichkeit der Dinge

Den goldnen Duft der Morgenroete webend-

Im Feuer seines liebenden Gefuehls

Erhoben sich, mir selber zum Erstaunen,

Des Lebens flach alltaegliche Gestalten.

-Was ich mir ferner auch erstreben mag,

Das Schoene ist doch weg, das kommt nicht wieder,

Denn ueber alles Glueck geht doch der Freund,

Der's fuehlend erst erschafft, der's teilend mehrt.

Graefin.

Verzag nicht an der eignen Kraft. Dein Herz

Ist reich genug, sich selber zu beleben.

Du liebst und preisest Tugenden an ihm,

Die du in ihm gepflanzt, in ihm entfaltet.

Wallenstein. (an die Tuere gehend)

Wer stoert uns noch in spaeter Nacht?-Es ist

Der Kommendant. Er bringt die Festungsschluessel.

Verlass uns, Schwester, Mitternacht ist da.

Graefin.

O mir wird heut so schwer, von dir zu gehn,

Und bange Furcht bewegt mich.

Wallenstein.

Furcht! Wovor?

Graefin.

Du moechtest schnell wegreisen diese Nacht,

Und beim Erwachen faenden wir dich nimmer.

Wallenstein.

Einbildungen.

Graefin.

O meine Seele wird

Schon lang von trueben Ahnungen geaengstigt,

Und wenn ich wachend sie bekaempft, sie fallen

Mein banges Herz in duestern Traeumen an.

-Ich sah dich gestern nacht mit deiner ersten

Gemahlin, reich geputzt, zu Tische sitzen-

Wallenstein.

Das ist ein Traum erwuenschter Vorbedeutung,

Denn jene Heirat stiftete mein Glueck.

Graefin.

Und heute traeumte mir, ich suchte dich

In deinem Zimmer auf-Wie ich hineintrat,

So war's dein Zimmer nicht mehr, die Kartause

Zu Gitschin war's, die du gestiftet hast

Und wo du willst, dass man dich hin begrabe.

Wallenstein.

Dein Geist ist nun einmal damit beschaeftigt.

Graefin.

Wie? Glaubst du nicht, dass eine Warnungsstimme

In Traeumen vorbedeutend zu uns spricht?

Wallenstein.

Dergleichen Stimmen gibt's-Es ist kein Zweifel!

Doch Warnungsstimmen moecht' ich sie nicht nennen,

Die nur das Unvermeidliche verkuenden.

Wie sich der Sonne Scheinbild in dem Dunstkreis

Malt, eh' sie kommt, so schreiten auch den grossen

Geschicken ihre Geister schon voran,

Und in dem Heute wandelt schon das Morgen.

Es machte mir stets eigene Gedanken,

Was man vom Tod des vierten Heinrichs liest.

Der Koenig fuehlte das Gespenst des Messers

Lang vorher in der Brust, eh' sich der Moerder

Ravaillac damit waffnete. Ihn floh

Die Ruh', es jagt' ihn auf in seinem Louvre,

Ins Freie trieb es ihn; wie Leichenfeier

Klang ihm der Gattin Kroenungsfest, er hoerte

Im ahnungsvollen Ohr der Fuesse Tritt,

Die durch die Gassen von Paris ihn suchten-

Graefin.

Sagt dir die innre Ahnungsstimme nichts?

Wallenstein.

Nichts. Sei ganz ruhig!

Graefin. (in duestres Nachsinnen verloren):

Und ein andermal,

Als ich dir eilend nachging, liefst du vor mir

Durch einen langen Gang, durch weite Saele,

Es wollte gar nicht enden-Tueren schlugen

Zusammen, krachend-keuchend folgt' ich, konnte

Dich nicht erreichen-ploetzlich fuehlt' ich mich

Von hinten angefasst mit kalter Hand,

Du warst's und kuesstest mich, und ueber uns

Schien eine rote Decke sich zu legen-

Wallenstein.

Das ist der rote Teppich meines Zimmers.

Graefin. (ihn betrachtend)

Wenn's dahin sollte kommen-Wenn ich dich,

Der jetzt in Lebensfuelle vor mir steht-

(Sie sinkt ihm weinend an die Brust.)

Wallenstein.

Des Kaisers Achtsbrief aengstigt dich. Buchstaben

Verwunden nicht, er findet keine Haende.

Graefin.

Faend' er sie aber, dann ist mein Entschluss