Nicht auch zum Frevel angerechnet werde!
Das Schicksal ueberraschte meinen Bruder
Zu schnell, er konnte nicht mehr an sie denken.
Octavio
Nichts von Misshandlung! Nichts von Rache, Graefin!
Die schwere Schuld ist schwer gebuesst, der Kaiser
Versoehnt, nichts geht vom Vater auf die Tochter
Hinueber als sein Ruhm und sein Verdienst.
Die Kaiserin ehrt Ihr Unglueck, oeffnet Ihnen
Teilnehmend ihre muetterlichen Arme.
Drum keine Furcht mehr! Fassen Sie Vertrauen
Und uebergeben Sie sich hoffnungsvoll
Der kaiserlichen Gnade.
Graefin. (mit einem Blick zum Himmel)
Ich vertraue mich
Der Gnade eines groessern Herrn-Wo soll
Der fuerstliche Leichnam seine Ruhstatt finden?
In der Kartause, die er selbst gestiftet,
Zu Gitschin ruht die Graefin Wallenstein;
An ihrer Seite, die sein erstes Glueck
Gegruendet, wuenscht' er, dankbar, einst zu schlummern.
O lassen Sie ihn dort begraben sein!
Auch fuer die Reste meines Mannes bitt ich
Um gleiche Gunst. Der Kaiser ist Besitzer
Von unsern Schloessern, goenne man uns nur
Ein Grab noch bei den Graebern unsrer Ahnen.
Octavio.
Sie zittern, Graefin-Sie verbleichen-Gott!
Und welche Deutung geb ich Ihren Reden?
Graefin. (sammelt ihre letzte Kraft und spricht mit
Lebhaftigkeit und Adel)
Sie denken wuerdiger von mir, als dass Sie glaubten,
Ich ueberlebte meines Hauses Fall.
Wir fuehlten uns nicht zu gering, die Hand
Nach einer Koenigskrone zu erheben-
Es sollte nicht sein-Doch wir denken koeniglich
Und achten einen freien, mut'gen Tod
Anstaendiger als ein entehrtes Leben.
-Ich habe Gift-
Octavio.
O rettet! helft!
Graefin.
Es ist zu spaet.
In wenig Augenblicken ist mein Schicksal
Erfuellt.
(Sie geht ab.)
Gordon.
O Haus des Mordes und Entsetzens!
(Ein Kurier kommt und bringt einen Brief. Gordon tritt ihm entgegen.)
Was gibt's? Das ist das kaiserliche Siegel.
(Er hat die Aufschrift gelesen und uebergibt den Brief dem Octavio
mit einem Blick des Vorwurfs.)
Dem Fuersten Piccolomini.
(Octavio erschrickt und blickt schmerzvoll zu Himmel.)
(Der Vorhang faellt.)