So vieler Schweden adeliges Blut,
Es ist um Gold und Silber nicht geflossen!
Und nicht mit magerm Lorbeer wollen wir
Zum Vaterland die Wimpel wieder lueften,
Wir wollen Buerger bleiben auf dem Boden,
Den unser Koenig fallend sich erobert.
Wallenstein.
Helft den gemeinen Feind mir niederhalten,
Das schoene Grenzland kann euch nicht entgehn.
Wrangel.
Und liegt zu Boden der gemeine Feind,
Wer knuepft die neue Freundschaft dann zusammen?
Uns ist bekannt, Herr Fuerst-wenngleich der Schwede
Nichts davon merken soll-dass Ihr mit Sachsen
Geheime Unterhandlung pflegt. Wer buergt uns
Dafuer, dass wir nicht Opfer der Beschluesse sind,
Die man vor uns zu hehlen noetig achtet?
Wallenstein.
Wohl waehlte sich der Kanzler seinen Mann,
Er haett' mir keinen zaehern schicken koennen.
(Aufstehend.)
Besinnt Euch eines Bessern, Gustav Wrangel.
Von Prag nichts mehr.
Wrangel.
Hier endigt meinen Vollmacht.
Wallenstein.
Euch meine Hauptstadt raeumen! Lieber tret ich
Zurueck-zu meinem Kaiser.
Wrangel.
Wenn's noch Zeit ist.
Wallenstein.
Das steht bei mir, noch jetzt, zu jeder Stunde.
Wrangel.
Vielleicht vor wenig Tagen noch. Heut nicht mehr.
-Seit der Sesin gefangen sitzt, nicht mehr.
(Wie Wallenstein betroffen schweigt.)
Herr Fuerst! Wir glauben, dass Sie's ehrlich meinen;
Seit gestern-sind wir des gewiss-Und nun
Dies Blatt uns fuer die Truppen buergt, ist nichts,
Was dem Vertrauen noch im Wege stuende.
Prag soll uns nicht entzweien. Mein Herr Kanzler
Begnuegt sich mit der Altstadt, Euer Gnaden
Laesst er den Ratschin und die kleine Seite.
Doch Eger muss vor allem sich uns oeffnen,
Eh' an Konjunktion zu denken ist.
Wallenstein.
Euch also soll ich trauen, ihr nicht mir?
Ich will den Vorschlag in Erwaegung ziehn.
Wrangel.
In keine gar zu lange, muss ich bitten.
Ins zweite Jahr schon schleicht die Unterhandlung;
Erfolgt auch diesmal nichts, so will der Kanzler
Auf immer sie fuer abgebrochen halten.
Wallenstein.
Ihr draengt mich sehr. Ein solcher Schritt will wohl
Bedacht sein.
Wrangel.
Eh' man ueberhaupt dran denkt,
Herr Fuerst! Durch rasche Tat nur kann er gluecken.
(Er geht ab.)
Sechster Auftritt
Wallenstein. Terzky und Illo kommen zurueck.
Illo.
Ist's richtig?
Terzky.
Seid ihr einig?
Illo.
Dieser Schwede
Ging ganz zufrieden fort. Ja, ihr seid einig.
Wallenstein.
Hoert! Noch ist nichts geschehn, und-wohl erwogen,
Ich will es lieber doch nicht tun.
Terzky.
Wie? Was ist das?
Wallenstein.
Von dieser Schweden Gnade leben!
Der Uebermuetigen? Ich trueg' es nicht.
Illo.
Kommst du als Fluechtling, ihre Hilf' erbettelnd?
Du bringest ihnen mehr, als du empfaengst.
Wallenstein.
Wie war's mit jenem koeniglichen Bourbon,
Der seines Volkes Feinde sich verkaufte
Und Wunden schlug dem eignen Vaterland?
Fluch war sein Lohn, der Menschen Abscheu raechte
Die unnatuerlich frevelhafte Tat.
Illo.
Ist das dein Fall?
Wallenstein.
Die Treue, sag ich euch,
Ist jedem Menschen wie der naechste Blutsfreund,
Als ihren Raecher fuehlt er sich geboren.
Der Sekten Feindschaft, der Parteien Wut,
Der alte Neid, die Eifersucht macht Friede;
Was noch so wuetend ringt, sich zu zerstoeren,
Vertraegt, vergleicht sich, den gemeinen Feind
Der Menschlichkeit, das wilde Tier zu jagen,
Das mordend einbricht in die sichre Huerde,
Worin der Mensch geborgen wohnt-denn ganz
Kann ihn die eigne Klugheit nicht beschirmen.
Nur an die Stirne setzt' ihm die Natur
Das Licht der Augen, fromme Treue soll
Den blossgegebnen Ruecken ihm beschuetzen.
Terzky.
Denk von dir selbst nicht schlimmer als der Feind,
Der zu der Tat die Haende freudig bietet.
So zaertlich dachte jener Karl auch nicht,
Der Oehm und Ahnherr dieses Kaiserhauses,
Der nahm den Bourbon auf mit offnen Armen,
Denn nur vom Nutzen wird die Welt regiert.
Siebenter Auftritt
Graefin Terzky zu den Vorigen.
Wallenstein.
Wer ruft Euch? Hier ist kein Geschaeft fuer Weiber.
Graefin.
Ich komme, meinen Glueckwunsch abzulegen.
-Komm ich zu frueh etwa? Ich will nicht hoffen.
Wallenstein.
Gebrauch dein Ansehn, Terzky. Heiss sie gehn.
Graefin.
Ich gab den Boehmen einen Koenig schon.
Wallenstein.
Er war darnach.
Graefin. (zu den andern)
Nun, woran liegt es? Sprecht!
Terzky.
Der Herzog will nicht.
Graefin.
Will nicht, was er muss?
Illo.
An Euch ist's jetzt. Versucht's, denn ich bin fertig,
Spricht man von Treue mir und von Gewissen.
Graefin.
Wie? da noch alles lag in weiter Ferne,
Der Weg sich noch unendlich vor dir dehnte,
Da hattest du Entschluss und Mut-und jetzt,
Da aus dem Traume Wahrheit werden will,
Da die Vollbringung nahe, der Erfolg
Versichert ist, da faengst du an, zu zagen?
Nur in Entwuerfen bist du tapfer, feig
In Taten? Gut! Gib deinen Feinden Recht!
Da eben ist es, wo sie dich erwarten.
Den Vorsatz glauben sie dir gern; sei sicher,
Dass sie's mit Brief und Siegel dir belegen!
Doch an die Moeglichkeit der Tat glaubt keiner,
Da muessten sie dich fuerchten und dich achten.
Ist's moeglich? Da du so weit bist gegangen,
Da man das Schlimmste weiss, da dir die Tat
Schon als begangen zugerechnet wird,
Willst du zurueckziehn und die Frucht verlieren?
Entworfen bloss ist's ein gemeiner Frevel,
Vollfuehrt ist's ein unsterblich Unternehmen;
Und wenn es glueckt, so ist es auch verziehn,
Denn aller Ausgang ist ein Gottes Urtel.
Kammerdiener. (tritt herein)
Der Oberst Piccolomini.
Graefin. (schnell)
Soll warten.
Wallenstein.
Ich kann ihn jetzt nicht sehn. Ein andermal.
Kammerdiener.
Nur um zwei Augenblicke bittet er,
Er hab ein dringendes Geschaeft-
Wallenstein.
Wer weiss, was er uns bringt. Ich will doch hoeren.
Graefin. (lacht)
Wohl mag's ihm dringend sein. Du kannst's erwarten.
Wallenstein.
Was ist's.
Graefin.
Du sollst es nachher wissen.
Jetzt denke dran, den Wrangel abzufert'gen.
(Kammerdiener geht.)
Wallenstein.
Wenn eine Wahl noch waere-noch ein milderer
Ausweg sich faende-jetzt noch will ich ihn
Erwaehlen und das Aeusserste vermeiden.
Graefin.
Verlangst du weiter nichts, ein solcher Weg
Liegt nah vor dir. Schick diesen Wrangel fort.
Vergiss die alten Hoffnungen, wirf dein
Vergangnes Leben weg, enschliesse dich,
Ein neues anzufangen. Auch die Tugend
Hat ihre Helden, wie der Ruhm, das Glueck.