drei Boten satteln.
Illo.
Nun, gelobt sei Gott!
(Eilt hinaus.)
Wallenstein.
Es ist sein boeser Geist und meiner. Ihn
Straft er durch mich, das Werkzeug seiner Herrschsucht,
Und ich erwart es, dass der Rache Stahl
Auch schon fuer meine Brust geschliffen ist.
Nicht hoffe, wer des Drachen Zaehne saet,
Erfreuliches zu ernten. Jede Untat
Traegt ihren eignen Rach-Engel schon,
Die boese Hoffnung, unter ihrem Herzen.
Er kann mir nicht mehr traun,-so kann ich auch
Nicht mehr zurueck. Geschehe denn, was muss.
Recht stets behaelt das Schicksa, denn das Herz
In uns ist sein gebietrischer Vollzieher.
(Zu Terzky.)
Bring mir den Wrangel in mein Kabinett,
Die Boten will ich selber sprechen. Schickt
Nach dem Octavio!
(Zur Graefin, welche eine triumphierende Miene macht.)
Frohlocke nicht!
Denn eifersuechtig sind des Schicksals Maechte.
Voreilig Jauchzen greift in ihre Rechte.
Den Samen legen wir in ihre Haende,
Ob Glueck, ob Unglueck aufgeht, lehrt das Ende.
(Indem er abgeht, faellt der Vorhang.)
Zweiter Aufzug
Ein Zimmer
Erster Auftritt
Wallenstein. Octavio Piccolomini. Bald darauf Max Piccolomini.
Wallenstein.
Mir meldet er aus Linz, er laege krank,
Doch hab ich sichre Nachricht, dass er sich
Zu Frauenberg versteckt beim Grafen Gallas.
Nimm beide fest und und schick sie mir hieher.
Du uebernimmst die spanischen Regimenter,
Machst immer Anstalt und bist niemals fertig,
Und treiben sie dich, gegen mich zu ziehn,
So sagst du Ja und bleibst gefesselt stehn.
Ich weiss, dass dir ein Dienst damit geschieht,
In diesem Spiel dich muessig zu verhalten.
Du rettest gern, so lang du kannst, den Schein;
Extreme Schritte sind nicht deine Sache,
Drum hab ich diese Rolle fuer dich ausgesucht,
Du wirst mir durch dein Nichtstun diesesmal
Am nuetzlichsten-Erklaert sich unterdessen
Das Glueck fuer mich, so weisst du, was zu tun.
(Max Piccolomini tritt ein.)
Jetzt, Alter, geh. Du musst heut nacht noch fort.
Nimm meine eignen Pferde.-Diesen da
Behalt ich hier-Macht's mit dem Abschied kurz!
Wir werden uns ja, denk ich, alle froh
Und gluecklich wiedersehn.
Octavio. (zu seinem Sohn)
Wir sprechen uns noch.
(Geht ab.)
Zweiter Auftritt
Wallenstein. Max Piccolomini.
Max. (naehert sich ihm.)
Mein General-
Wallenstein.
Der bin ich nicht mehr,
Wenn du des Kaisers Offizier dich nennst.
Max.
So bleibt's dabei, du willst das Heer verlassen?
Wallenstein.
Ich hab des Kaisers Dienst entsagt.
Max.
Und willst das Heer verlassen?
Wallenstein.
Vielmehr hoff ich,
Mir's enger noch und fester zu verbinden.
(Er setzt sich.)
Ja, Max. Nicht eher wollt' ich dir's eroeffnen,
Als bis des Handelns Stunde wuerde schlagen.
Der Jugend glueckliches Gefuehl ergreift
Das Rechte leicht, und eine Freude ist's,
Das eigne Urteil pruefend auszuueben,
Wo das Exempel rein zu loesen ist.
Doch, wo von zwei gewissen Uebeln eins
Ergriffen werden muss, wo sich das Herz
Nicht ganz zurueckbringt aus dem Streit der Pflichten,
Da ist es Wohltat, keine Wahl zu haben,
Und eine Gunst ist die Notwendigkeit.
-Die ist vorhanden. Blicke nicht zurueck.
Es kann dir nichts mehr helfen. Blicke vorwaerts!
Urteile nicht! Bereite dich, zu handeln.
-Der Hof hat meinen Untergang beschlossen,
Drum bin ich willens, ihm zuvorzukommen.
-Wir werden mit den Schweden uns verbinden.
Sehr wackre Leute sind's und gute Freunde.
(Haelt ein, Piccolominis Antwort erwartend.)
-Ich hab dich ueberrascht. Antwort mir nicht.
Ich will dir Zeit vergoennen, dich zu fassen.
(Er steht auf und geht nach hinten. Max steht lange unbeweglich, in den heftigsten Schmerz versetzt; wie er eine Bewegung macht, koemmt Wallenstein zurueck und stellt sich vor ihn.)
Max.
Mein General!-Du machst mich heute muendig.
Denn bis auf diesen Tag war mir's erspart,
Den Weg mir selbst zu finden und die Richtung.
Dir folgt' ich unbedingt. Auf dich nur braucht' ich
Zu sehn und war des rechten Pfads gewiss.
Zum ersten Male heut verweisest du
Mich an mich selbst und zwingst mich, eine Wahl
Zu treffen zwischen dir und meinem Herzen.
Wallenstein.
Sanft wiegte dich bis heute dein Geschick,
Du konntest spielend deine Pflichten ueben,
Jedwedem schoenen Trieb Genuege tun,
Mit ungeteiltem Herzen immer handeln.
So kann's nicht ferner bleiben. Feindlich scheiden
Die Wege sich. Mit Pflichten streiten Pflichten.
Du musst Partei ergreifen in dem Krieg,
Der zwischen deinem Freund und deinem Kaiser
Sich jetzt entzuendet.
Max.
Krieg! Ist das der Name?
Der Krieg ist schrecklich, wie des Himmels Plagen,
Doch er ist gut, ist ein Geschick, wie sie.
Ist das ein guter Krieg, den du dem Kaiser
Bereitest mit des Kaisers eignem Heer?
O Gott des Himmels! was ist das fuer eine
Veraenderung! Ziemt solche Sprache mir
Mit dir, der wie der feste Stern des Pols
Mir als die Lebensregel vorgeschienen!
Oh! welchen Riss erregst du mir im Herzen!
Der alten Ehrfurcht eingewachsnen Trieb
Und des Gehorsams heilige Gewohnheit
Soll ich versagen lernen deinem Namen?
Nein! wende nicht dein Angesicht zu mir!
Es war mir immer eines Gottes Antlitz,
Kann ueber mich nicht gleich die Macht verlieren;
Die Sinne sind in deinen Banden noch,
Hat gleich die Seele blutend sich befreit!
Wallenstein.
Max, hoer mich an.
Max.
Oh! tu es nicht! Tu's nicht!
Sieh! deine reinen, edeln Zuege wissen
Noch nichts von dieser ungluecksel'gen Tat.
Bloss deine Einbildung befleckte sie,
Die Unschuld will sich nicht vertreiben lassen
Aus deiner hoheitblickenden Gestalt.
Wirf ihn heraus, den schwarzen Fleck, den Feind.
Ein boeser Traum bloss ist es dann gewesen,
Der jede sichre Tugend warnt. Es mag
Die Menschheit solche Augenblicke haben,
Doch siegen muss das glueckliche Gefuehl.
Nein, du wirst so nicht endigen. Das wuerde
Verrufen bei den Menschen jede grosse
Natur und jedes maechtige Vermoegen,
Recht geben wuerd' es dem gemeinen Wahn,
Der nicht an Edles in der Freiheit glaubt
Und nur der Ohnmacht sich vertrauen mag.
Wallenstein.
Streng wird die Welt mich tadeln, ich erwart es.
Mir selbst schon sagt' ich, was du sagen kannst.
Wer miede nicht, wenn er's umgehen kann,
Das Aeusserste! Doch hier ist keine Wahl,
Ich muss Gewalt ausueben oder leiden-
So steht der Fall. Nichts anders bleibt mir uebrig.
Max.
Sei's denn! Behaupte dich in deinem Posten
Gewaltsam, widersetze dich dem Kaiser,
Wenn's sein muss, treib's zur offenen Empoerung,
Nicht loben werd ich's, doch ich kann's verzeihn,
Will, was ich nicht gut heisse, mit dir teilen.
Nur-zum Verraeter werde nicht! Das Wort
Ist ausgesprochen. Zum Verraeter nicht!
Das ist kein ueberschrittnes Mass, kein Fehler,
Wohin der Mut verirrt in seiner Kraft.
Oh! das ist ganz was anders-das ist schwarz,
Schwarz, wie die Hoelle!