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Wallenstein. (mit finsterm Stirnfalten, doch gemaessigt)

Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort,

Das schwer sich handhabt, wie des Messers Schneide;

Aus ihrem heissen Kopfe nimmt sie keck

Der Dinge Mass, die nur sich selber richten.

Gleich heisst ihr alles schaendlich oder wuerdig,

Boes oder gut-und was die Einbildung

Phantastisch schleppt in diesen dunkeln Namen,

Das buerdet sie den Sachen auf und Wesen.

Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit.

Leicht beieinander wohnen die Gedanken,

Doch hart im Raume stossen sich die Sachen;

Wo eines Platz nimmt, muss das andre ruecken,

Wer nicht vertrieben sein will, muss vertreiben;

Da herrscht der Streit, und nur die Staerke siegt.

-Ja, wer durchs Leben gehet ohne Wunsch,

Sich jeden Zweck versagen kann, der wohnt

Im leichten Feuer mit dem Salamander

Und haelt sich rein im reinen Element.

Mich schuf aus groeberm Stoffe die Natur,

Und zu der Erde zieht mich die Begierde.

Dem boesen Geist gehoert die Erde, nicht

Dem guten. Was die Goettlichen uns senden

Von oben, sind nur allgemeine Gueter;

Ihr Licht erfreut, doch macht es keinen reich,

In ihrem Staat erringt sich kein Besitz.

Den Edelstein, das allgeschaetzte Gold

Muss man den falschen Maechten abgewinnen,

Die unterm Tage schlimmgeartet hausen.

Nicht ohne Opfer macht man sie geneigt,

Und keiner lebet, der aus ihrem Dienst

Die Seele haette rein zurueckgezogen.

Max. (mit Bedeutung)

Oh! fuerchte, fuerchte diese falschen Maechte!

Sie haltennicht Wort! Es sind Luegengeister,

Die dich berueckend in den Abgrund ziehn.

Trau ihnen nicht! Ich warne dich-Oh! kehre

Zurueck zu deiner Pflicht. Gewiss! du kannst's!

Schick mich nach Wien. Ja, tue das. Lass mich,

Mich deinen Frieden machen mit dem Kaiser.

Er kennt dich nicht, ich aber kenne dich,

Er soll dich sehn mit meinem reinen Auge,

Und sein Vertrauen bring ich dir zurueck.

Wallenstein.

Es ist zu spaet. Du weisst nicht, was geschehn.

Max.

Und waer's zu spaet-und waer' es auch soweit,

Dass ein Verbrechen nur vom Fall dich rettet,

So falle! Falle wuerdig, wie du standst.

Verliere das Kommando. Geh vom Schauplatz.

Du kannst's mit Glanze, tu's mit Unschuld auch.

-Du hast fuer andre viel gelebt, leb endlich

Einmal dir selber, ich begleite dich,

Mein Schicksal trenn ich nimmer von dem deinen-

Wallenstein.

Es ist zu spaet. Indem du deine Worte

Verlierst, ist schon ein Meilenzeiger nach dem andern

Zurueckgelegt von meinen Eilenden,

Die mein Gebot nach Prag und Eger tragen.

-Ergib dich drein. Wir handeln, wie wir muessen.

So lass uns das Notwendige mit Wuerde,

Mit festem Schritte tun-Was tu ich Schlimmres,

Als jener Caesar tat, des Name noch

Bis heut das Hoechste in der Welt benennet?

Er fuehrte wider Rom die Legionen,

Die Rom ihm zur Beschuetzung anvertraut.

Warf er das Schwert von sich, er war verloren,

Wie ich es waer', wenn ich entwaffnete.

Ich spuere was in mir von seinem Geist.

Gib mir sein Glueck, das andre will ich tragen.

(Max, der bisher in einem schmerzvollen Kampfe gestanden, geht schnell ab. Wallenstein sieht ihm verwundert und betroffen nach und steht in tiefe Gedanken verloren.)

Dritter Auftritt

Wallenstein. Terzky. Gleich darauf Illo.

Terzky.

Max Piccolomini verliess dich eben?

Wallenstein.

Wo ist der Wrangel?

Terzky.

Fort ist er.

Wallenstein.

So eilig?

Terzky.

Es war, als ob die Erd' ihn eingeschluckt.

Er war kaum von dir weg, als ich ihm nachging,

Ich hatt' ihn noch zu sprechen, doch-weg war er,

Und niemand wusste mir von ihm zu sagen.

Ich glaub, es ist der Schwarze selbst gewesen,

Ein Mensch kann nicht auf einmal so verschwinden.

Illo. (kommt)

Ist's wahr, dass du den Alten willst verschicken?

Terzky.

Wie? Den Octavio! Wo denkst du hin?

Wallenstein.

Er geht nach Frauenberg, die spanischen

Und welschen Regimenter anzufuehren.

Terzky.

Das wolle Gott nicht, dass du das vollbringst!

Illo.

Dem Falschen willst du Kriegsvolk anvertrauen?

Ihn aus den Augen lassen, grade jetzt,

In diesem Augenblicke der Entscheidung?

Terzky.

Das wirst du nicht tun. Nein, um alles nicht!

Wallenstein.

Seltsame Menschen seid ihr.

Illo.

Oh! nur diesmal

Gib unsrer Warnung nach. Lass ihn nicht fort.

Wallenstein.

Und warum soll ich ihm dies eine Mal

Nicht trauen, da ich's stets getan? Was ist geschehn,

Das ihn um meine gute Meinung braechte?

Aus eurer Grille, nicht der meinen, soll ich

Mein alt erprobtes Urteil von ihm aendern?

Denkt nicht, dass ich ein Weib sei. Weil ich ihm

Getraut bis heut, will ich auch heut ihm trauen.

Terzky.

Muss es denn der just sein? Schick einen andern.

Wallenstein.

Der muss es sein, den hab ich mir erlesen.

Er taugt zu dem Geschaeft, drum gab ich's ihm.

Illo.

Weil er ein Welscher ist, drum taugt er dir.

Wallenstein.

Weiss wohl, ihr wart den beiden nie gewogen,

Weil ich sie achte, liebe, euch und andern

Vorziehe, sichtbarlich, wie sie's verdienen,

Drum sind sie euch ein Dorn im Auge! Was

Geht euer Neid mich an und mein Geschaeft?

Dass ihr sie hasst, das macht sie mir nicht schlechter.

Liebt oder hasst einander, wie ihr wollt,

Ich lasse jedem seinen Sinn und Neigung,

Weiss doch, was mir ein jeder von euch gilt.

Illo.

Er geht nicht ab-muesst' ich die Raeder ihm am Wagen

Zerschmettern lassen.

Wallenstein.

Maessige dich, Illo!

Terzky.

Der Questenberger, als er hier gewesen,

Hat stets zusammen auch gesteckt mit ihm.

Wallenstein.

Geschah mit meinem Wissen und Erlaubnis.

Terzky.

Und dass geheime Boten an ihn kommen

Vom Gallas, weiss ich auch.

Wallenstein.

Das ist nicht wahr.

Illo.

Oh! du bist blind mit deinen sehenden Augen!

Wallenstein.

Du wirst mir meinen Glauben nicht erschuettern,

Der auf die tiefste Wissenschaft sich baut.

Luegt er, dann ist die ganze Sternkunst Luege.

Denn wisst, ich hab ein Pfand vom Schicksal selbst,

Dass er der treuste ist von meinen Freunden.

Illo.

Hast du auch eins, dass jenes Pfand nicht luege?

Wallenstein.

Es gibt im Menschenleben Augenblicke,

Wo er dem Weltgeist naeher ist als sonst

Und eine Frage frei hat an das Schicksal.

Solch ein Moment war's, als ich in der Nacht,

Die vor der Luetzner Aktion vorherging,

Gedankenvoll an einen Baum gelehnt,

Hinaussah in die Ebene. Die Feuer

Des Lagers brannten duester durch den Nebel,

Der Waffen dumpfes Rauschen unterbrach,

Der Runden Ruf einfoermig nur die Stille.

Mein ganzes Leben ging, vergangenes

Und kuenftiges, in diesem Augenblick

An meinem inneren Gesicht vorueber,

Und an des naechsten Morgens Schicksal knuepfte

Der ahnungsvolle Geist die fernste Zukunft.

Da sagt' ich also zu mir selbst:" So vielen