Gebietest du! Sie folgen deinen Sternen
Und setzen, wie auf eine grosse Nummer,
Ihr Alles auf dein einzig Haupt und sind
In deines Glueckes Schiff mit dir gestiegen.
Doch kommen wird der Tag, wo diese alle
Das Schicksal wieder auseinanderstreut,
Nur wen'ge werden treu bei dir verharren.
Den moecht' ich wissen, der der Treuste mir
Von allen ist, die dieses Lager einschliesst.
Gib mir ein Zeichen, Schicksal! Der soll's sein,
Der an dem naechsten Morgen mir zuerst
Entgegenkommt mit einem Liebeszeichen".
Und dieses bei mir denkend, schlief ich ein.
Und mitten in die Schlacht ward ich gefuehrt
Im Geist. Gross war der Drang. Mir toetete
Ein Schuss das Pferd, ich sank, und ueber mir
Hinweg, gleichgueltig, setzten Ross und Reiter,
Und keuchend lag ich, wie ein Sterbender,
Zertreten unter ihrer Hufe Schlag.
Da fasste ploetzlich hilfreich mich ein Arm,
Es war Octavio-und schnell erwach ich,
Tag war es, und-Octavio stand vor mir.
"Mein Bruder", sprach er, "reite heute nicht
Den Schecken, wie du pflegst. Besteige lieber
Das sichre Tier, das ich dir ausgesucht.
Tu's mir zu Lieb'. Es warnte mich ein Traum."
Und dieses Tieres Schnelligkeit entriss
Mich Banniers verfolgenden Dragonern.
Mein Vetter ritt den Schecken an dem Tag,
Und Ross und Reiter sah ich niemals wieder.
Illo.
Das war ein Zufall.
Wallenstein. (bedeutend)
Es gibt keinen Zufall;
Und was uns blindes Ohngefaehr nur duenkt,
Gerade das steigt aus den tiefsten Quellen.
Versiegelt hab ich's und verbrieft, dass er
Mein guter Engel ist, und nun kein Wort mehr!
(Er geht.)
Terzky.
Das ist mein Trost, der Max bleibt uns als Geisel.
Illo.
Und der soll mir nicht lebend hier vom Platze.
Wallenstein. (bleibt stehen und kehrt sich um)
Seid ihr nicht wie die Weiber, die bestaendig
Zurueck nur kommen auf ihr erstes Wort,
Wenn man Vernunft gesprochen stundenlang!
-Des Menschen Taten und Gedanken, wisst!
Sind nicht wie Meeres blind bewegte Wellen.
Die innre Welt, sein Mikrokosmus, ist
Der tiefe Schacht, aus dem sie ewig quellen.
Sie sind notwendig, wie des Baumes Frucht,
Sie kann der Zufall gaukelnd nicht verwandeln.
Hab ich des Menschen Kern erst untersucht,
So weiss ich auch sein Wollen und sein Handeln.
(Gehen ab.)
Vierter Auftritt
Zimmer in Piccolominis Wohnung.
Octavio Piccolomini reisefertig. Ein Adjutant.
Octavio.
Ist das Kommando da?
Adjutant.
Es wartet unten.
Octavio.
Es sind doch sichre Leute, Adjutant?
Aus welchem Regimente nahmt Ihr sie?
Adjutant.
Von Tiefenbach.
Octavio.
Dies Regiment ist treu.
Lasst sie im Hinterhof sich ruhighalten,
Sich niemand zeigen, bis Ihr klingeln hoert;
Dann wird das Haus geschlossen, scharf bewacht,
Und jeder, den Ihr antrefft, bleibt verhaftet.
(Adjutant ab.)
Zwar hoff ich, es bedarf nicht ihres Dienstes,
Denn meines Kalkuls halt ich mich gewiss.
Doch es gilt Kaisers Dienst, das Spiel ist gross,
Und besser zu viel Vorsicht als zu wenig.
Fuenfter Auftritt
Octavio Piccolomini. Isolani tritt herein.
Isolani.
Hier bin ich-Nun! wer kommt noch von den andern?
Octavio. (geheimnisvoll)
Vorerst ein Wort mit Euch, Graf Isolani.
Isolani. (geheimnisvoll)
Soll's losgehn? Will der Fuerst was unternehmen?
Mir duerft Ihr trauen. Setzt mich auf die Probe.
Octavio.
Das kann geschehn.
Isolani.
Herr Bruder, ich bin nicht
Von denen, die mit Worten tapfer sind
Und, kommt's zur Tat, das Weite schimpflich suchen.
Der Herzog hat als Freund an mir getan,
Weiss Gott, so ist's! Ich bin ihm alles schuldig.
Auf meine Treue kann er baun.
Octavio.
Es wird sich zeigen.
Isolani.
Nehmt Euch in acht. Nicht alle denken so.
Es halten's hier noch viele mit dem Hof
Und meinen, dass die Unterschrift von neulich,
Die abgestohlne, sie zu nichts verbinde.
Octavio.
So? Nennt mir doch die Herren, die das meinen.
Isolani.
Zum Henker! Alle Deutschen sprechen so.
Auch Esterhazy, Kaunitz, Deodat
Erklaeren jetzt, man muess' dem Hof gehorchen.
Octavio.
Das freut micht.
Isolani.
Freut Euch?
Octavio.
Dass der Kaiser noch
So gute Freunde hat und wackre Diener.
Isolani.
Spasst nicht. Es sind nicht eben schlechte Maenner.
Octavio.
Gewiss nicht. Gott verhuete, dass ich spasse!
Sehr ernstlich freut es mich, die gute Sache
So stark zu sehn.
Isolani.
Was Teufel! Wie ist das?
Seid Ihr denn nicht?-Warum bin ich denn hier?
Octavio. (mit Ansehen)
Euch zu erklaeren, rund und nett, ob Ihr
Ein Freund wollt heissen oder Feind des Kaisers.
Isolani. (trotzig)
Darueber werd ich dem Erklaerung geben,
Dem's zukommt, diese Frag' an mich zu tun.
Octavio.
Ob mir das zukommt, mag dies Blatt Euch lehren.
Isolani.
Wa-was? Das ist des Kaisers Hand und Siegel.
(Liest.)
"Als werden saemtliche Hauptleute unsrer
Armee der Ordre unsers lieben, treuen,
Des Generalleutnant Piccolomini,
Wie unsrer eignen"-Hum-Ja-So-Ja, ja!
Ich-mach Euch meinen Glueckwunsch, Generalleutnant.
Octavio.
Ihr unterwerft Euch dem Befehl?
Isolani.
Ich-aber
Ihr ueberrascht mich auch so schnell-Man wird
Mir doch Bedenkzeit, hoff ich-
Octavio.
Zwei Minuten.
Isolani.
Mein Gott, der Fall ist aber-
Octavio.
Klar und einfach.
Ihr sollt erklaeren, ob Ihr Euren Herrn
Verraten wollet oder treu ihm dienen.
Isolani.
Verrat-Mein Gott-Wer spricht denn von Verrat?
Octavio.
Das ist der Fall. Der Fuerst ist ein Verraeter,
Will die Armee zum Feind hinueberfuehren.
Erklaert Euch kurz und gut. Wollt Ihr dem Kaiser
Abschwoeren? Euch dem Feind verkaufen? Wollt Ihr?
Isolani.
Was denkt Ihr? Ich des Kaisers Majestaet
Abschwoeren? Sagt' ich so? Wann haett' ich das
Gesagt?
Octavio.
Noch habt Ihr's nicht gesagt. Noch nicht.
Ich warte drauf, ob Ihr es werdet sagen.
Isolani.
Nun seht, das ist mir lieb, dass Ihr mir selbst
Bezeugt, ich habe so was nicht gesagt.
Octavio.
Ihr sagt Euch also von dem Fuersten los?
Isolani.
Spinnt er Verrat-Verrat trennt alle Bande.
Octavio.
Und seid entschlossen, gegen ihn zu fechten?
Isolani.
Er tat mir Gutes-doch wenn er ein Schelm ist,
Verdamm' ihn Gott! die Rechnung ist zerrissen.
Octavio.
Mich freut's, dass Ihr in gutem Euch gefuegt.
Heut nacht in aller Stille brecht Ihr auf
Mit allen leichten Truppen; es muss scheinen,
Als kaem' die Ordre von dem Herzog selbst.