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Seine Gefühlsempfindungen wechselten einander so rasch ab, daß er nur verschwommen bemerkte, wovon sie handelten. Sie waren sein ureigener Privatbesitz, aber trotzdem nahm er sie kaum wahr, als sie blitzschnell auftauchten und wieder verschwanden — eine ungeheure Demütigung! Gegen Ende dieser geistigen Kontrolle fielen ihm allerdings einige Vorstellungen auf, die sich seltsamerweise mit Tiergärten und Balletten beschäftigten.

Er sah sich um, konnte aber nicht feststellen, wo Miau oder das Tigerwesen sich verborgen hielten. Die unsichtbare Sonne strahlte weiter auf ihn herab. Die Blumenbeete dufteten so betäubend wie zuvor.

Don Merriams winziges Raumschiff war eben zum drittenmal in den Schatten des Wanderers eingetreten. An Steuerbord erkannte er die Nachtseite des seltsamen grün-grauen Planeten. Vor ihm strahlten Tausende von Sternen aller Größen und Helligkeitsklassen, an Backbord erkannte er einen schwarzen langgestreckten Körper — den Mond, der jetzt jeden Augenblick auseinanderfallen konnte. Don war müde und hatte seine Versuche an dem Funkgerät schon vor einiger Zeit aufgegeben.

Ein dunkelgelber Punkt erschien auf der Oberfläche des Wanderers und verwandelte sich rasch in einen heller strahlenden Lichtbalken, der schräg nach oben zeigte. Dann wurde er zu einem doppelten Lichtstrahl, dessen beide Teile durch eine dünne schwarze Linie voneinander getrennt waren — wie das Licht der fluoreszierenden Scheinwerfer, die in letzter Zeit für Autos modern geworden waren. Schließlich wurde der gelbliche Schein immer heller und stärker.

Erst jetzt merkte Don, daß es sich dabei nicht um eine Erscheinung handelte, die auf die Oberfläche des Wanderers beschränkt war, sondern um ein durchaus materielles Ding — oder zwei Dinge — mit geradem Kurs auf den ›Baba Yaga‹. Er zuckte zusammen und rieb sich die Augen, als im nächsten Augenblick zwei Objekte neben seinem Raumschiff auftauchten und dort ruckartig zum Stillstand kamen. Die beiden Objekte waren so nahe, daß der Rand des Bildschirms ihre äußersten Spitzen abschnitt.

Don hatte jetzt den Eindruck, zwei untertassenförmige Raumschiffe vor sich zu haben, die jeweils etwa fünfzehn Meter Durchmesser bei einer mittleren Decke von drei oder vier Metern hatten.

Seine erste Vermutung über ihre äußere Form wurde bestätigt, als die beiden Raumschiffe sich auf die Seite legten, ohne daß ein Feuerstrahl aus Steuerdüsen sichtbar geworden wäre. Jetzt hatte er zwei gelbe Scheiben vor sich, von deren Unterseite sich jeweils deutlich ein violettes Dreieck abhob.

Dann spürte er, daß er sanft nach hinten gedrückt wurde während der ›Baba Yaga‹ sich nach vorn zwischen die beiden Raumschiffe seiner Eskorte schob, bis der Bildschirm nur noch einen kleinen Teil der Scheiben zeigte. Von dann ab hielten sie diese Position zueinander sehr genau ein, als sei irgendwie eine feste Verbindung zu seinem Schiff hergestellt worden — und zu seinem Körper, was Don zunächst einigermaßen in Erstaunen versetzte. Er schätzte, daß der ›Baba Yaga‹ mit etwa hundertfünfzig Kilometer pro Sekunde nach oben gezogen wurde. Und trotzdem hatte er nichts von dem Andruck gespürt, der ihn gegen die Schiffswand hätte drücken müssen.

Bisher hatte Don noch nie den Verdacht gehabt, einer Halluzination erlegen zu sein — nicht einmal während des Fluges durch den Mond. Aber jetzt glaubte er ernsthaft daran. Sein professionelles Wissen beruhte schließlich auf der Vorstellung, daß jede Beschleunigung mit Treibstoff und erhöhtem Andruck bezahlt werden müsse. Was jetzt mit dem ›Baba Yaga‹ und seinem eigenen Körper geschah, war nicht nur eine unerwartete Auswirkung fremder Einflüsse von außen, sondern auch ein fast erschreckender Widerspruch zu allem, was Don jemals über den Raumflug gelernt hatte. Von zehn Kilometer pro Sekunde auf hundertfünfzig bei einer Kursänderung von neunzig Grad, ohne die geringste Bewegung zu spüren und ohne irgendein Triebwerk in Funktion zu sehen — das war nicht nur erstaunlich, sondern geradezu unmöglich!

Trotzdem wurden immer mehr Sterne sichtbar, und plötzlich verließ der ›Baba Yaga‹ den Schatten des Wanderers, um in das strahlende Sonnenlicht einzutreten. Don kniff die Augen zusammen, als das helle Licht durch die Bullaugen in die Kabine drang. Dann tastete er nach seiner Schutzbrille mit polarisierenden Gläsern, setzte sie auf und sah wieder hinaus. Der ›Baba Yaga‹ stand offenbar noch immer mit den beiden geheimnisvollen Raumschiffen in Verbindung, denn er bewegte sich weiter mit phantastischer Geschwindigkeit in einer weiten Kreisbahn um den Wanderer. Don erkannte jetzt sogar die Erde hinter dem neuen Planeten; in unmittelbarer Nähe vor sich hatte er die seltsamen Fäden, die ihm schon zuvor aufgefallen waren — sie stellten eine Verbindung zwischen dem Mond und dem Wanderer her. Zwei von ihnen waren jetzt dicker geworden.

Vor Dons Schiff liefen sie allmählich zusammen und erstreckten sich nach unten, wo der Nordpol des Wanderers lag. Dort schienen sie dicht nebeneinander in der Oberfläche des Planeten zu enden — einige auf der Tagseite, andere auf der Nachtseite. Aus dieser Entfernung wirkten sie wie unheimliche blätterlose Ranken, die aus dem Wanderer sprossen. Der ›Baba Yaga‹ und die beiden Raumschiffe näherten sich ihnen rasch.

Als Don den Eindruck hatte, sie müßten in der nächsten Sekunde entweder an den ›Ranken‹ vorüberfliegen oder mit ihnen zusammenprallen, erhielten seine Überzeugungen erneut einen schweren Schlag, denn der ›Baba Yaga‹ und seine Eskorte verloren von einem Augenblick zum anderen den größten Teil ihrer Geschwindigkeit. Gleichzeitig änderten sie wieder ihren Kurs und flogen jetzt auf die Oberfläche des Planeten zu.

Entweder verfügten die fremden Raumschiffe über den trägheitslosen Antrieb, den es sonst nur in utopischen Romanen gab, und transportierten den ›Baba Yaga‹ in ihrem Null-g-Feld — oder er hatte Halluzinationen, die ...

Don drehte sich nach dem Radargerät um und versuchte, seine augenblickliche Flughöhe zu bestimmen. Zu seiner großen Überraschung erhielt er sofort eine genaue Anzeige. Er befand sich fünfhundertzwanzig Kilometer über der Erdoberfläche und näherte sich ihr mit fünfzehn Kilometer pro Sekunde. Don betätigte instinktiv die Steuerdüsen, um die Fluglage des ›Baba Yaga‹ zu verändern, damit er bei der Landung mit dem wenigen Treibstoff bremsen konnte, der ihm noch zur Verfügung stand.

Die Steuerdüsen brachten keine Veränderung der Fluglage. Der vordere Bildschirm zeigte noch immer den Planeten unter Don, anstatt die Sterne über ihm. Erst dann fiel ihm auf, daß er parallel zu einer der Ranken oder Röhren nach unten sank, die den Mond mit dem Wanderer verbanden. Aus dieser geringen Entfernung war zu erkennen, daß sie fast zwei Kilometer Durchmesser haben mußte, denn sie füllte ein Viertel des Bildschirmes.

Don sah jetzt auch, daß die Außenfläche der Säule nicht durchgehend aus glattem Material bestand, sondern auch aus kleinen und größeren Felsbrocken — vermutlich aus Mondstaub und Felsen, die irgendwie durch die riesigen Röhren gesaugt wurden.

Die Felsbrocken bewegten sich langsam an ihm vorbei nach unten — wie ein Zug, der auf einem anderen Gleis etwas schneller fährt. Aber das bedeutete, daß die ganze Säule sich ebenfalls mit etwa fünfzehn Sekundenkilometer bewegte! Warum zersplitterten die Felsen dann nicht in einer Staubwolke, wenn sie auf die Oberfläche des Planeten trafen?