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Die drei starrten sie fasziniert an. Ihre Aufregung war ansteckend, aber nicht ganz erklärlich. »Was soll das alles, Miß Katz?« wollte Hester wissen. Helen kicherte wieder einmal.

Barbara starrte sie ernst an. »Wir müssen fort von hier, weil eine hohe Flut kommt!« sagte sie nachdrücklich. »So hoch, wie die Ebbe jetzt niedrig ist — und höher!«

»Ist daran der ... Wanderer schuld?« erkundigte Benjy sich, während er ihr das Kalenderblatt gab.

Barbara nickte und las gleichzeitig die Rückseite. »Mister K. hat ein kleineres Teleskop«, stellte sie dann fest. »Wo bewahrt er es auf?«

»Teleskop?« wiederholte Hester ungläubig. Dann grinste sie breit und sagte: »Ja, natürlich — Sie und Mister K. sind doch Astronomen. Ich nehme an, daß er das kleinere in das Gewehrzimmer zurückgebracht hat.«

»Gewehrzimmer?« fragte Barbara mit blitzenden Augen. »Wie steht es mit Bargeld?«

»Das muß in einem der Wandsafes liegen«, antwortete Hester.

21

Die Untertassen-Beobachter spürten ihre Lebensgeister endlich wieder erwachen, nachdem sie sich völlig durchnäßt ans Ufer gerettet hatten, wo sie vor den Brechern sicher waren. Die Männer hatten Treibholz gesammelt und am Rand der Brücke über dem ausgetrockneten Flußbett ein großes Feuer entzündet. Jetzt trockneten sich alle daran, teilten sich die Decken aus dem Lieferwagen und die wenigen anderen Kleidungsstücke, die nicht durchnäßt waren.

Rama Joan schnitt die Hose ihres Smokings bis zum Knie ab, kürzte die Ärmel der Jacke um die Hälfte und band ihre rotgoldenen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, so daß sie den grünen Turban als Plastron benutzen konnte. Ann und Doc bewunderten sie aufrichtig.

Alle sahen ziemlich mitgenommen aus. Margo fiel auf, daß Ross Hunter sich besser als die übrigen Männer gehalten zu haben schien, aber dann merkte sie, daß daran sein gepflegter Bart schuld war, der sich kaum verändert hatte, während die anderen unterdessen schwarze Bartstoppeln hatten, die nicht gerade vorteilhaft aussahen.

Als ein strahlend schöner Tag heraufkam, konnten sie sich alle kaum noch vorstellen, was letzte Nacht tatsächlich passiert war — und daß in diesem Augenblick der neue Planet Japan Australien und die anderen Inseln im Pazifik terrorisierte. Aber sie sahen einen gewaltigen Erdrutsch, der die Straße kaum zweihundert Meter nördlich von ihnen blockierte, während Doc auf die Trümmer der Plattform und des kleinen Hauses wies, die gegen den Stacheldrahtzaun von Vandenberg zwei geschwemmt worden waren.

»Trotzdem steht fest, daß der Mensch nachträglich an seinen eigenen Erlebnissen zu zweifeln beginnt«, sagte Doc. »Wie steht es mit einem weiteren Augenzeugenbericht, den wir alle unterzeichnen können, Doddsy?«

»Ich mache Tagebuchaufzeichnungen mit wasserfester Tinte«, antwortete der kleine Mann sofort. »Sie alle können meine Notizen jederzeit nachlesen.« Er hielt sein Buch hoch, als wolle er diese Feststellung ausdrücklich bekräftigen. »Falls jemand die Ereignisse anders in Erinnerung hat, notiere ich seine Version gern — unter der Voraussetzung, daß er die Abweichung mit seiner Unterschrift bestätigt.«

Wojtowicz warf einen Blick auf die Zeichnungen in dem Notizbuch und sagte: »He, Doddsy, der Wanderer hat aber nicht ganz so ausgesehen!«

»Ich habe einige Details weggelassen und nur den Gesamteindruck wiedergegeben«, antwortete der kleine Mann ruhig. »Andererseits habe ich die Zeichnungen nach der Natur angefertigt. Aber wenn Sie den neuen Planeten anders in Erinnerung haben, können Sie ihn selbst zeichnen und die abweichende Darstellung unterschreiben.«

»Nein, nein, ich bin wirklich kein Künstler«, wehrte Wojtowicz grinsend ab.

»Heute abend können Sie sich davon überzeugen, wer recht hat, Wojtowicz«, warf Doc ein.

»Reden wir lieber nicht davon!« sagte der andere.

Der Ladestock hielt sich von den anderen fern; er saß auf dem breiten Brückengeländer und starrte trübselig aufs Meer hinaus, wo der Wanderer untergegangen war.

»Sie hat ihn gewählt«, murmelte er erstaunt vor sich hin. »Ich habe geglaubt und bin doch übergangen worden. Er ist jetzt an Bord der Untertasse.«

»Mach dir nichts daraus Charlie«, sagte Wanda und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Vielleicht war es gar nicht die Kaiserin selbst, sondern nur eine Zofe, die ihren Auftrag nicht richtig verstanden hatte.«

»Das war wirklich komisch, als die Untertasse plötzlich über uns erschien — ich wäre fast erschrocken«, erzählte Wojtowicz den anderen. »Wißt ihr eigentlich bestimmt, daß Paul darin verschwunden ist? Ich sage das nicht, um euch zu ärgern, aber schließlich könnte er ins Meer abgetrieben worden sein, wie es uns fast passiert ist.«

Doc, Rama Joan und Hunter versicherten ihm, daß sie die Szene mit eigenen Augen beobachtet hatten. »Ich glaube allerdings, daß sie mehr an der Katze als an Paul interessiert war«, fügte Rama Joan hinzu.

»Warum?« fragte der kleine Mann. »Und weshalb ›sie‹?«

Rama Joan zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen, Mister Dodd. Wahrscheinlich nur deshalb, weil das Lebewesen wie eine Katze aussah.«

»Richtig«, stimmte Doc zu.

»Glauben Sie, daß die Untertasse wirklich einen trägheitslosen Antrieb besessen hat — wie die Bergenholms von E. E. Smith oder so ähnlich?« fragte Harry McHeath Doc.

»Vermutlich, denn sonst hätte sie nicht so rasch ihre Richtung ändern können. In solchen Situationen sind SF-Romane unsere einzige Stütze. Andererseits ...«

Während sich die anderen unterhielten, benützte Margo die Gelegenheit, um hinter den nächsten Büschen zu verschwinden. Sie kletterte über eine niedrige Böschung am Ufer des ausgetrockneten Flußbettes und stand dann auf einer mit Felsbrocken übersäten Terrasse etwa fünf Meter über dem Strand.

Sie sah sich vorsichtig um und stellte fest, daß ihr niemand gefolgt war. Erst dann holte sie die Pistole, die aus der Untertasse gefallen war, unter ihrer Jacke hervor. Jetzt hatte sie zum erstenmal Gelegenheit, ihren Fund eingehend zu betrachten. Die Pistole bestand aus einem grauen Metall — dem Gewicht nach Aluminium oder Magnesium — und wies keine erkennbare Öffnung auf, aus der eine Kugel oder ein anderes Geschoß hätte kommen können. Der Griff mit dem Feuerknopf schien für eine Hand mit drei Fingern und einem Daumen vorgesehen zu sein. An der linken Innenseite des Griffes sah Margo einen violetten Streifen, der fünf Achtel der gesamten Länge einnahm und sie an ein Thermometer erinnerte.

Margo wog die Pistole nachdenklich in der Hand. Dann zielte sie auf einen der kleineren Felsbrocken, der am Rand der Klippe lag, und drückte langsam auf den roten Knopf an der Vorderseite des Griffes. Ihr Herz schlug rascher. Zunächst geschah gar nichts, aber als sie fester auf den Knopf drückte, schoß der Felsbrocken plötzlich förmlich davon, ohne daß Margo einen Rückstoß bemerkt hätte. Im Rand der Felsklippe gähnte jetzt ein breites Loch; der Felsbrocken und die losen Steine waren zwanzig Meter weiter fast geräuschlos in den nassen Sand gefallen. Ein kurzer Windstoß wehte Margo die Haare ins Gesicht, dann rutschten noch einige Steine hinter den anderen her nach unten.

Margo holte tief Luft und grinste zufrieden. Der violette Streifen hatte sich nicht merklich verkürzt. Sie steckte die Pistole in die Innentasche der Lederjacke zurück und zog den Reißverschluß bis oben zu. Dabei runzelte sie nachdenklich die Stirn.