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Angesichts dieser wirtschaftlichen und politischen Situation radikalisierte sich die Arbeiterschaft. Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) profitierten davon.

1933

MACHTERGREIFUNG    Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler (1889–1945), der Führer der NSDAP, durch Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Einen Monat später, am 27. Februar, brannte das Reichstagsgebäude; als Brandstifter beschuldigte man einen Niederländer und ehemaligen Kommunisten, Marinus van der Lubbe. Hindenburg setzte die Grundrechte der Presse- und Versammlungsfreiheit außer Kraft. SA und SS terrorisierten die politischen Gegner der Nationalsozialisten. In der Reichstagswahl am 5. März erzielte die NSDAP eine knappe Mehrheit mit den Konservativen. Die konstituierende Sitzung des neuen Reichstags fand am 21. März 1933 in Potsdam statt. Bei dieser vom neu ernannten Propagandaminister Joseph Goebbels wirkungsvoll inszenierten Veranstaltung sollte durch einen Handschlag zwischen Hindenburg und Hitler den bürgerlichen Schichten suggeriert werden, dass die Nationalsozialisten an die Tradition Preußens anknüpften. Tags zuvor war das erste Konzentrationslager in Dachau errichtet worden.

Zwei Tage später, am 23. März, beschloss der Reichstag (ohne die inzwischen ermordeten oder festgenommenen) Abgeordneten der KPD und gegen die Stimmen der SPD das »Ermächtigungsgesetz«: Die Reichsregierung konnte nun Gesetze ohne Zustimmung des Reichstags erlassen – eine Diktatur unter dem Schein der Legalität. Am 31. März und am 7. April folgte per Gesetz die »Gleichschaltung« der Länder und Landesregierungen. Am 7. April wurde das berüchtigte »Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums« erlassen, aufgrund dessen die Nazis »nichtarische« und politisch missliebige Beamte entließen. Die Abfolge all dieser »gesetzlichen« Maßnahmen zeigt, wie schnell und wie gut vorbereitet sich die Nazis des Staatsapparates bemächtigten. Sie brauchten nicht einmal drei Monate, um die Macht vollständig an sich zu reißen.

Was danach geschah: Nach dem Tod Hindenburgs am 2. August 1934 ließ Hitler die Reichswehr auf sich persönlich vereidigen. Im September 1935 wurden schließlich die infamen antisemitischen Nürnberger Rassengesetze verkündet. Diesen entstammen Begriffe wie »Volljude« und »Mischling«. Wesentlicher Zweck war ein Verbot der Eheschließung und des sexuellen Kontakts zwischen Juden und »Deutschblütigen«. Nach statistischen Erhebungen gab es 1933 im Reich ca. 500000 bekennende Juden und insgesamt etwa 800000 Menschen jüdischer Abstammung.

ab 1932

GROßE DEPRESSION UND NEW DEAL    Auch die USA litten unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise, auch hier stärkte das soziale Elend die politischen Extremisten. Die Arbeitslosigkeit erreichte 1932 einen Rekordstand von 15 Millionen; verschärft wurde das Problem durch das Fehlen jeglicher Sozialversicherungen. Bei den Farmern des Mittleren Westens und des Südens herrschten Hunger und blanke Armut. Seit seiner Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten für die Wahl im Herbst 1932 sprach Franklin Delano Roosevelt (1882–1945) von einem »New Deal«. Gemeint waren einschneidende Wirtschafts- und Sozialreformen: staatlich finanzierte Investitionsprogramme, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vom Staudammbau bis zur Aufforstung von Wäldern. Es wurde ein Sozialversicherungssystem nach europäischem Vorbild eingeführt samt einer staatlichen Rente. Aber erst die gesteigerte Industrieproduktion im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg beendete die Folgen der schweren Wirtschaftskrise, die als Große Depression in die Geschichte einging.

1934/1935

LANGER MARSCH    Zur ersten militärischen Auseinandersetzung zwischen Kommunisten und einer bürgerlichen Regierung in einem lang anhaltenden Bürgerkrieg kam es in China. Nach dem Ende des Kaiserreichs stellte die bürgerliche Chinesische Nationalpartei (Kuomintang) die Regierung. 1920/1921 hatte Mao Tse-tung (1893–1976) die Kommunistische Partei unter Einfluss der Komintern mitbegründet.

1927 wandte sich der neue Kuomintang-Führer Tschiang Kai-schek definitiv gegen die Kommunisten, ließ die Partei verbieten und verfolgen, vor allem durch ein Massaker in Shanghai 1927. Tschiang wollte die Kommunisten auslöschen und bekämpfte sie mit einer 500000-Mann-Armee jahrelang militärisch, indem er die kommunistische Machtbasis im Süden Chinas systematisch einzukreisen suchte. Auch die Kommunisten verfügten über eine »Rote« Armee von annähernd 100000 Mann, aber angesichts einer drohenden Niederlage mussten sie sich unter Maos Führung in die Provinz Shansi im Norden zurückziehen. Das war der sogenannte Lange Marsch 1934 bis 1935. Er währte über ein Jahr, über 10000 Kilometer durch unwegsamstes Gelände waren zurückzulegen und nur zehn Prozent der Rotarmisten kamen in Shansi an.

Was danach geschah: Seit 1937 führten Kuomintang und Kommunisten einen Verteidigungskrieg gegen Japan, das seit 1931 versuchte, in China einzufallen. Im pazifischen Raum ist dieser Krieg bereits der Beginn des Zweiten Weltkriegs.

1936–1939

SPANISCHER BÜRGERKRIEG    Faschisten gegen Kommunisten, Rechte gegen Linke lautete auch die Frontstellung im Spanischen Bürgerkrieg. 1931 endete in Spanien die Monarchie, 1936 kamen in Frankreich wie in Spanien durch demokratische Wahlen linke Koalitionsbündnisse (Volksfrontregierungen) an die Macht. Diese Regierungen trieben soziale Reformen wie Jahresurlaub und Arbeitszeitbeschränkung voran, im Falle Spaniens auch eine Landreform, die den Bauern mehr Rechte und Eigentum bringen sollte; außerdem waren sie natürlich antiklerikal eingestellt. Hinter den spanischen Faschisten, der konservativen Opposition, standen die Großgrundbesitzer und die Kirche. Politische Attentate, Streiks und Straßenkämpfe destabilisierten die Lage. Ein knappes halbes Jahr nach dem Wahlsieg der Volksfront im Februar 1936 leitete Franco im Juli von Marokko aus seinen Putsch ein. Die Putschisten konnten in Andalusien schnell Fuß fassen. Große Teile der regulären Armee liefen zu Franco über, so dass die Regierung ohne Militär zur Gegenwehr dastand. Franco bildete am 1. Oktober 1936 eine Gegenregierung in Burgos.

1936

INTERNATIONALE BRIGADEN    Der Spanische Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 gilt als »Vorspiel« zum Zweiten Weltkrieg auf europäischem Boden. Beide Bürgerkriegsparteien wurden vom Ausland unterstützt. Die Francisten erhielten Militärhilfe aus dem faschistischen Italien Mussolinis und aus Hitler-Deutschland. Bekannt ist der Einsatz der deutschen »Legion Condor«, die mit ihren Flugzeugen 1937 die baskische Stadt Guernica zerstörte. Pablo Picasso schuf zum Gedenken daran sein berühmtes Monumentalgemälde Guernica. Zur Unterstützung der Volksfrontregierung kamen aus ganz Europa und den USA freiwillige Kämpfer, darunter Künstler und Intellektuelle wie Ernest Hemingway, George Orwell, Egon Erwin Kisch. Die Internationalen Brigaden waren von der Kommunistischen Internationale (Komintern) aufgestellt worden und unterlagen sogar stalinistischen Säuberungen. Ernest Hemingway schuf mit seinem Roman Wem die Stunde schlägt das bekannteste literarische Denkmal des Spanischen Bürgerkrieges, der mit großer Grausamkeit geführt wurde.

Was danach geschah: General Franco (1892–1975) regierte das Land diktatorisch bis zu seinem Tod und verwandelte es 1946 zurück in eine Monarchie ohne König. Einen König gab es aber erst wieder nach Francos Tod mit dem jetzt regierenden Juan Carlos I. Dieser ist ein Enkel König Alfons XIII., der 1931 abgedankt hatte. Juan Carlos unterstützt entschlossen die demokratische Entwicklung Spaniens. Eine parallele Entwicklung nahm das Nachbarland Portugal, wo Antonio Salazar das Land – ohne Putsch – von 1932 bis 1968 diktatorisch regierte. Dessen Nachfolger Caetano wurde am 24. April 1974 in der unblutigen »Nelkenrevolution« von linksliberalen Offizieren gestürzt, die die Demokratisierung einleiteten. Die Nelkenrevolution war der Anfang vom Ende der rechtsgerichteten Diktatoren in Südeuropa.