Выбрать главу
DER ZWEITE WELTKRIEG

Üblicherweise betrachtet man als Zeitraum des Zweiten Weltkriegs die Phase vom 1. September 1939 (deutscher Überfall auf Polen) bis zum 8. Mai 1945 (deutsche Kapitulation) beziehungsweise 2. September 1945 (japanische Kapitulation nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki). Auf dem fernöstlichen Kriegsschauplatz begann der Krieg allerdings bereits 1937 mit der japanischen Invasion Chinas. Ein entscheidendes Zwischendatum ist der Kriegseintritt der USA am 8. Dezember 1941 nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor.

1931/1937

MANDSCHU-KUO    Bereits 1931 hatte Japan die rohstoffreiche nordchinesische Mandschurei besetzt und dort einen Mandschu-Kuo genannten Staat errichtet. 1937 besetzten die Japaner Teile Chinas, darunter Nanking mit einem Tötungs- und Vergewaltigungsmassaker mit weit über 200000 Opfern, ein gigantisches Kriegsverbrechen. Trotz des gemeinsamen Abwehrkampfes von bürgerlicher Kuomintang und Kommunisten konnte keine Seite die Oberhand gewinnen. 1940/41 zerbrach die chinesische Einheitsfront wieder. Nach Abschluss eines Nichtangriffspakts zwischen Japan und der Sowjetunion eroberten die Japaner in einer Art Blitzkrieg binnen weniger Monate den gesamten pazifischen Raum einschließlich der Philippinen, Indochina und Indonesien. Damit vertrieben sie – vorläufig – die Kolonialmächte, insbesondere die Holländer und die Franzosen. Wegen dieser japanischen Expansionspolitik wurde der Pazifik zum zweiten großen Kriegsschauplatz. Den nächsten Schlag führten die Japaner dann direkt gegen die USA in Pearl Harbor.

1938/1939

ANSCHLUSS    Die erste Veränderung auf der Landkarte Europas vollzog Hitler durch den »Anschluss« »meiner Heimat an das Deutsche Reich«, wie er am 15. März 1938 einer jubelnden Menge auf dem Heldenplatz in Wien verkündete. Vom 12. bis 15. März war eine Armee der deutschen Wehrmacht gewaltfrei in Österreich einmarschiert, was durch den Versailler Vertrag ausdrücklich verboten war. Selbstverständlich wurde Österreich umgehend »gleichgeschaltet«.

Im Herbst 1938 vereinnahmte Hitler die deutschsprachigen (sudentendeutschen) Gebiete in der Tschechoslowakei auf der Grundlage des Münchner Abkommens vom 29. September. Für die Sicherheit und Integrität des Vielvölkerstaats Tschechoslowakei, ein Produkt der Friedenskunst der Alliierten nach dem Ersten Weltkrieg, garantierten Frankreich und Großbritannien. Unter Vermittlung Mussolinis gestatteten die Premierminister Édouard Daladier und Neville Chamberlain auf einer Konferenz in München Hitler die Besetzung des Sudetenlandes. Sie gaben Hitlers Forderungen nach und meinten, mit ihrem Appeasement (»Beschwichtigung«) den Bestand der restlichen Tschechoslowakei gesichert und peace for our time gesichert zu haben. Wiederum ein halbes Jahr später besetzten Hitlers Truppen am 15. März 1939 die »Rest-Tschechei« – ohne dass Frankreich oder Großbritannien intervenierten. Tags darauf wurde das »Protektorat Böhmen und Mähren« errichtet.

1939–1940

BLITZKRIEG    Seit dem 1. September 1939 überfiel die deutsche Wehrmacht nacheinander Polen, Dänemark, Norwegen, die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Nordfrankreich. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Paris Mitte Juni 1940 war Hitler auf dem Höhepunkt seiner Macht und Zustimmung in Deutschland.

In diesem Moment, als man in Großbritannien erkannte, dass die Engländer nunmehr als einzige und letzte der nationalsozialistischen Expansion gegenüberstanden, hielt der englische Premierminister Winston Churchill am 13. Mai 1940 vor dem Unterhaus seine berühmte Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede. (»I have nothing to offer but blood, toil, tears and sweat« – »Ich kann nichts bieten außer Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß.«) Es folgte die etwa einjährige »Luftschlacht um England«, der Versuch der deutschen Luftwaffe, die Briten durch die Bombardements großer Städte zu demoralisieren und eventuell sogar eine Invasion vorzubereiten. Weil die Briten das gerade erst erfundene Radar effektiv einsetzten und durch die Entzifferung des Enigma-Codes den deutschen Funkverkehr entschlüsseln konnten, erlitt die Luftwaffe hohe Verluste.

ab 1941

OSTFRONT    Die Eroberungen von Hitlers Wehrmacht schienen 1941 kein Ende zu nehmen. Außer dem Kriegsgegner Großbritannien und den neutralen Staaten Schweden, Irland, Portugal, Spanien und die Schweiz hielten die beiden Achsenmächte, das Deutsche Reich und Italien, ganz Europa bis weit in den Osten besetzt oder in Abhängigkeit, wie die Slowakei, Rumänien und der nicht besetzte Rest Frankreichs südlich der Loire unter der von Hitler anerkannten Vichy-Regierung. Als Mussolinis Vorstoß auf dem Balkan scheiterte, übernahm die deutsche Wehrmacht auch hier das Kommando. Unter General Erwin Rommel griff ein deutsches Korps in Nordafrika in den dortigen Krieg gegen die Briten ein.

Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion, das »Unternehmen Barbarossa«, begann am 22. Juni 1941. Erst an diesem Tag entstand die »Ostfront«. Der deutschen Besetzung Polens 1939 hatte die Sowjetunion aufgrund eines unmittelbar vor Kriegsbeginn geschlossenen Nichtangriffspaktes (»Hitler-Stalin-Pakt«) tatenlos zugesehen und sich mit Lettland, Estland, Finnland und Ostpolen ihren »Anteil« gesichert. »Barbarossa« war ein glatter Bruch dieses Vertrags. 1941 und 1942 reichte die Ostfront von der Ostseeküste bis etwa 50 Kilometer an Moskau heran und am Schwarzen Meer bis zur Halbinsel Krim. Das war ein riesiges Territorium, das Weißrussland und die Ukraine einschloss.

Juni 1941–Mai 1945

GROßER VATERLÄNDISCHER KRIEG    In der Sowjetunion sprach man vom »Großen Vaterländischen Krieg« gegen Hitler-Deutschland. Das Land erlitt die stärksten Verluste an Menschen im gesamten Zweiten Weltkrieg. Zunächst war die Rote Armee nicht auf den Überfall durch die rasch vordringende Wehrmacht vorbereitet. Leningrad wurde seit Herbst 1941 von deutschen Truppen blockiert, konnte aber – trotz der Hungerkatastrophe in der Stadt – nie erobert werden. Der deutsche Vormarsch auf Moskau erlahmte im Herbst zuerst im Schlamm und anschließend im eisigen Winter. Die deutschen Truppen waren für Temperaturen bis minus 35 Grad nicht ausgerüstet.

Nach ihren schweren Verlusten in der Anfangsphase mobilisierten die Sowjets alle Kräfte. Schon im Winter 1942 wurde der deutsche Angriff auf Moskau zurückgeschlagen. Ein Jahr später, ebenfalls im Winter, kam die Kriegswende mit der von beiden Seiten verbissen geführten Schlacht um das noch weiter östlich an der Wolga gelegene Stalingrad. Am 31. Januar 1943 begab sich der dortige Generalfeldmarschall Paulus mit den Resten seiner 6. Armee in sowjetische Gefangenschaft. Hitler-Deutschland geriet von nun an in die Defensive.

ab Februar 1943

TOTALER KRIEG    Eine unmittelbare Reaktion auf die katastrophale Niederlage bei Stalingrad war die Rede des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast am 18. Februar 1943, in der er die von ihm erhobene Forderung nach Mobilisierung aller Reserven von Staat, Volk und Wirtschaft in die Frage kleidete: »Wollt ihr den totalen Krieg?«. Der Begriff geht auf den führenden General des Ersten Weltkriegs, Erich Ludendorff, zurück. Er wurde zum Symbol für einen der größten, allumfassendsten und verlustreichsten Aggressionskriege der Weltgeschichte. Die systematische Zerstörung ziviler Ziele war von Anfang an ein Charakteristikum des Zweiten Weltkriegs. Die Deutschen flogen Luftangriffe unter anderem auf Warschau, Rotterdam (ab Mai 1940) und Coventry als erster englischer Stadt ab November 1940. 1942 begannen die Alliierten mit Flächenbombardements in Schwärmen von teilweise über 1000 Flugzeugen. Diese Luftkriegführung war ganz bewusst gegen die deutsche Zivilbevölkerung gerichtet. Die nahezu komplette Zerstörung ganzer Städte trug sich erst in den allerletzten Kriegsmonaten 1945 zu. Den traurigen Auftakt bildeten die Angriffe auf Nürnberg (2. Januar), Dresden (13./14. Februar) und Pforzheim (23. Februar).