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1947/1948

ISRAEL    In der nach ihm benannten Balfour-Deklaration hatte der damalige britische Außenminister Arthur James Balfour 1917 im Namen seiner Regierung empfohlen, »die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk« mit Wohlwollen zu betrachten und sich für deren Erreichung einzusetzen. Nach 1880 und nochmals zwischen 1904 und 1914 waren als Folge der Judenpogrome in Russland vorwiegend osteuropäische Juden in das dünn besiedelte Palästina gekommen. Bedeutendste jüdische Stadtneugründung aus dieser Zeit ist Tel Aviv (1909). Gleich nach der Übernahme des Völkerbund-Mandats teilten die Briten das Gebiet in zwei Bezirke, der Jordan war die Grenze. Östlich davon entstand Transjordanien, der spätere Staat Jordanien. Die Juden durften nur in Westpalästina siedeln. Während der Zwanziger- und erst recht der Dreißigerjahre strömten durch die Nazi-Verfolgung immer mehr jüdische Immigranten in das westpalästinische Gebiet. Im Westjordanland lebte eine arabische Mehrheit (heute eine Minderheit: 20 Prozent). Die Spannungen wuchsen, antijüdischer und antibritischer Aufruhr musste mit massivem Truppeneinsatz niedergeschlagen werden. Zwischen 1937 und 1939 gab es Tausende von toten, verwundeten, geflohenen, inhaftierten ausgewiesenen Arabern. Die Briten waren der Lage nicht mehr gewachsen.

1947 wurde von der UNO ein Plan verabschiedet, der das gesamte Westpalästina in Gebiete mit überwiegend jüdischer und überwiegend arabischer Bevölkerung teilte. Dieser bildete die Grundlage für die Grenzen des neuen Staates Israel und den eigenartigen Grenzverlauf mit der langgestreckten »Taille« in der Mitte.

An dem Abend, als das britische Mandat ablief, am 14. Mai 1948, verkündete David Ben Gurion (1886–1973) die Unabhängigkeit Israels. Er wurde der erste Ministerpräsident des Landes. Die USA erkannten Israel sofort an (elf Minuten später), die Sowjetunion drei Tage darauf. Noch in der gleichen Nacht erklärten alle umliegenden arabischen Staaten Israel den Krieg (bis 1949).

Was danach geschah: Das schwierige Verhältnis zwischen Israelis und Arabern war und ist bis heute extrem komplex und wurde durch mehrere Kriege im Nahen Osten immer komplizierter. Allein nach der Auflösung der Sowjetunion wanderten zwischen 1990 und 2000 noch einmal über eine Million Juden aus Russland ein. Heute leben etwa sechs Millionen Israelis und ungefähr anderthalb Millionen Palästinenser in dem Staat. Es gibt weitere acht Millionen Palästinenser. Fünf Millionen von ihnen leben im Westjordanland und im Gazastreifen sowie in Jordanien und drei Millionen in anderen Ländern der arabischen Welt oder in weiteren Staaten, beispielsweise in Griechenland, aber auch in den USA.

1945

VEREINTE NATIONEN    Der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premierminister Winston Churchill bemühten sich bereits seit 1941 und unmittelbar unter dem Schock des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion um die Errichtung einer internationalen Weltstaatenorganisation als Nachfolger für den nicht sehr wirksamen Völkerbund. An diesen Plänen beteiligten sich seit 1943 auch die Sowjetunion und China. Die Charta der Vereinten Nationen wurde auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 verabschiedet und am 26. Juni 1945 von 50 Gründungsnationen in San Francisco unterzeichnet. Dieser Tag gilt als Gründungstag der UNO, die ihren Hauptsitz in New York hat. Die Vereinten Nationen sind ein souveränes Völkerrechtssubjekt.

Hauptziele sind die Friedenssicherung, die Einhaltung des Völkerrechts und der Schutz der Menschenrechte. Die UNO verfügt über eigene Truppen (»Blauhelme«).

FLUCHT UND VERTREIBUNG    Die bedeutendsten territorialen Veränderungen nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa betrafen Deutschland und Polen. Sie beruhten auf Beschlüssen der Konferenz von Jalta Anfang Februar 1945 und wurden auf der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 definiert. Die Oder-Neiße-Linie wurde Westgrenze Polens, das dafür Gebiete im Osten an die Sowjetunion abtreten musste. Diejenigen (Ost-)Preußen, Pommern und Schlesier, die nicht schon während des Krieges vor der heranrückenden Roten Armee geflohen waren, sollten nach Deutschland umgesiedelt werden. Gewaltsam und nahezu vollständig vertrieben wurden die Deutschen aus der Tschechoslowakei und etlichen deutschen Siedlungsgebieten auf dem Balkan. Sofern sie den Krieg überlebt hatten, verloren die aus Polen und der Tschechoslowakei geflohenen und vertriebenen Deutschen dadurch ihre Existenzgrundlage.

BESATZUNGSZONEN    Deutschland, Berlin und auch Österreich wurden in jeweils vier Besatzungszonen aufgeteilt. Deutschland als Ganzes hatte durch die bedingungslose Kapitulation seine Souveränität verloren, das Deutsche Reich aufgehört zu existieren. Diese Souveränität und die damit verbundene Verantwortung nahmen nun die Besatzungsmächte wahr. Deswegen musste beispielsweise der Westteil Berlins während der Berliner Blockade 1948/1949 aus der Luft versorgt werden und die Sowjetunion hätte Ende der Achtzigerjahre die kurz vor dem Zusammenbruch stehende DDR »durchfüttern« müssen. Erst durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990/1991 (zwischen BRD, DDR und den früheren Besatzungsmächten Frankreich, Großbritannien, USA und – damals noch – Sowjetunion) im Zuge der deutschen Wiedervereinigung wurde das Besatzungsstatut beendet, und Deutschland gewann seine volle Souveränität zurück. Österreich hatte seine Souveränität bereits durch den Staatsvertrag von 1955 wiedererlangt.

1946

EISERNER VORHANG    Auf ihrer Konferenz in Jalta 1945 hatten sich die angehenden Siegermächte USA, Sowjetunion und Großbritannien, insbesondere Churchill und Stalin, auf ihre jeweilige Einflusszone in Europa geeinigt. Schon bald nach Kriegsende riegelte der »Ostblock«, also alle von der Sowjetunion abhängigen Staaten, seine Grenzen durch Sperren und Kontrollen gegen den Westen rigoros ab. Das hatte man bei den Konferenzen in Jalta und Potsdam so nicht vorausgesehen. Winston Churchill formulierte 1946 bei einer Rede an einem amerikanischen College den Satz An iron curtain has descended across the continent (»Ein Eiserner Vorhang hat sich über den Kontinent gesenkt«).

1947

KALTER KRIEG    Marshall-Plan, Kalter Krieg und die Truman-Doktrin stehen in einem direkten Zusammenhang. Der erfahrene amerikanische Diplomat George F. Kennan (1904–2005) war unter Außenminister George C. Marshall Planungschef im amerikanischen Außenministerium und formulierte das Prinzip des containment, der »Eindämmung« der sowjetischen Expansion. Dies wird in der von Präsident Harry S. Truman im März 1947 verkündeten Truman-Doktrin als amerikanische »Unterstützung für alle in ihrer Freiheit bedrohten Völker« formuliert. In Trumans Ansprache ist auch von der »wirtschaftlichen und finanziellen Hilfe« für die freiheitlich-demokratische »Lebensform« die Rede, die alsbald im Marschall-Plan für Europa realisiert wurde. In diesen Formulierungen zeichnet sich deutlich die Sichtweise von der in zwei große Blöcke gespaltenen Nachkriegswelt ab. Die Formel vom »Kalten Krieg« verbreitete sich durch den Titel des Buches Cold War. A Study in US Foreign Policy des Journalisten Walter Lippmann, das 1947 erschien. Sie war kurz zuvor von einem amerikanischen Präsidentenberater erstmals formuliert worden.

1948

MARSHALL-PLAN    Nach dem Krieg waren auch Frankreich und England wirtschaftlich am Boden. Das zerstörte Deutschland sowieso; hinzu kamen zwei extrem kalte Winter 1946 und 1947, sodass die humanitäre Lage in Deutschland katastrophal war. Das nach dem damaligen Außenminister George C. Marshall (1880–1959) benannte Wiederaufbauprogramm für Westeuropa sollte Abhilfe schaffen. Neben konkreter humanitärer Hilfe erhielten die europäischen Staaten vor allem Geld zum Wiederaufbau, aber nicht geschenkt, sondern in Form von Krediten. In Deutschland steht die Gründung der Kreditanstalt für Wiederaufbau 1948 damit in direktem Zusammenhang. Man lieh den Mitsiegern wie den Besiegten Geld, damit sie Rohstoffe und Investitionsgüter kaufen konnten – natürlich in Amerika. Eine gute Kapitalanlage. Den größten Anteil erhielten Frankreich (3,1 Milliarden Dollar) und Großbritannien (3,6 Milliarden Dollar), wo die Lebensmittelrationierung erst in den Fünfzigerjahren aufgehoben werden konnte. Auch in Italien war die Situation nach dem Krieg prekär, die Kommunisten hatten großen Zulauf. Italien erhielt 1,6 Milliarden, Deutschland 1,4 Milliarden, die Niederlande, Griechenland und Österreich alle etwas unter 1 Milliarde, auch alle anderen bekamen etwas, auch die skandinavischen Staaten, selbst die Schweiz.