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In Dien Bien Phu an der Nordwestgrenze zu Laos hatten die Franzosen eine strategisch wichtige, aber schwer zu verteidigende Militärbasis errichtet. Sie war von bewaldeten Bergflanken umgeben. Die Franzosen nahmen an, dass man hier keine Geschütze in Stellung bringen könne. Aber genau das taten die Viet Minh unter General Giap, der später auch Operationen in Nordvietnam gegen die Amerikaner leitete.

Die Franzosen wurden von der Eröffnung des Feuers Mitte März 1954 vollkommen überrascht. Nach fast zweimonatigem verzweifeltem und verbissenem Abwehrkampf mussten sie sich ergeben. Auf der Indochina-Konferenz 1954 stimmten die geschlagenen Franzosen der Teilung des Landes am 17. Breitengrad zu. So entwickelte sich ein kommunistischer Norden unter der Regierung der Kommunistischen Partei Ho Chih Minhs (Volksrepublik). Im Süden entstand eine prowestliche Republik Vietnam unter dem Präsidenten und sich zunehmend als Diktator gerierenden Ngo Diem.

1963–1975

VIETNAMKRIEG II    In der damaligen antikommunistischen Hysterie wollten die Amerikaner nach der von ihnen propagierten Domino-Theorie verhindern, dass die Nachbarstaaten ebenfalls »den Kommunisten in die Hände fielen«.

1963 spitzte sich die Lage in Südvietnam zu, wo Präsident Diem, ein glühender Antikommunist katholischen Glaubens, zunächst als Hoffnungsträger der USA galt. Dann aber eskalierte die Lage nach spektakulären Selbstverbrennungen buddhistischer Mönche, die sich zunehmend von dem korrupten und diktatorischen Herrscher unterdrückt fühlten. Im November 1964 stürzte das ungeliebte Regime Diems. Von nun an führten die Amerikaner den Krieg mit eigenen Truppen gegen die Vietcong (die Nationale Front für die Befreiung Südvietnams). Berüchtigt waren der Einsatz des ätzenden Brandmittels Napalm und des giftigen Entlaubungsmittels Agent Orange. Die Zahl der vietnamesischen Opfer (Militär und Zivilisten) geht in die Millionen. Die Amerikaner verloren in diesen zehn Jahren 170 Milliarden Dollar, sechs Millionen Tonnen Sprengstoff und 58000 Soldaten, ganz zu schweigen von den Verwundeten und Vermissten. 1975 mussten die letzten Amerikaner und vietnamesischen Helfershelfer gedemütigt mit Hubschraubern über das Dach der amerikanischen Botschaft in Saigon evakuiert werden.

Eine ganze Generation junger Leute in den USA war traumatisiert. Dieser militärische Aufwand war nicht nur dort, sondern in der gesamten westlichen Welt umstritten. In vielen Ländern kam es zu antiamerikanischen Demonstrationen.

ab 1949

DER GROßE VORSITZENDE    Mao Tse-tung war seit der zweiten Hälfte der Zwanzigerjahre der maßgebliche Anführer der kommunistischen Revolution in China, jahrzehntelang der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Chinas und 1949 Gründer der Volksrepublik China. Er führte das völlig verarmte und zerrüttete, von europäischen Kolonialmächten und Japan gedemütigte Land zu weltpolitischer Bedeutung. Wegen seiner überragenden historischen Bedeutung und jahrzehntelangen Herrschaft mit der offiziellen Bezeichnung »Vorsitzender der Kommunistischen Partei Chinas« ist er das historische Vorbild des zum Allgemeinbegriff gewordenen »Großen Vorsitzenden«. Um seine Person entfachte Mao einen regelrechten Kult. Seine unbestrittenen historischen Verdienste erwarb Mao allerdings auch, indem er im Bürgerkrieg wie in innerparteilichen Säuberungswellen viele Millionen Menschen in den Tod trieb. Er war einer der brutalsten Gewaltherrscher des 20. Jahrhunderts, neben Hitler und Stalin.

1949

PERMANENTE REVOLUTION    Am 1. Oktober 1949 wurde nach dem Sieg der Kommunisten über die Kuomintang die größte aller »Volksrepubliken«, China, durch Mao Tse-tung begründet. Tschiang Kai-schek, der Führer der Kuomintang, gründete die »Republik China«, später als asiatischer »Tigerstaat« bekannt für »Made in Taiwan«.

Einer der wichtigsten Gedanken des »Großen Vorsitzenden« ist der von der permanenten Revolution: Die Revolution müsse immer weiter vorangetrieben werden und dürfe nicht bei einem einmal erreichten Status quo enden – wie in der Sowjetunion, fügte Mao vielleicht im Stillen hinzu. Immerhin war der Bruch mit Moskau 1960 eine seiner wichtigsten außenpolitischen Entscheidungen. Im Innern versuchte er mit immer neuen Kampagnen, den revolutionären Eifer neu zu entfachen und sich nebenbei Widersachern in der Partei zu entledigen. Um 1960 sollte mit dem »Großen Sprung nach vorn« der Übergang vom Agrarstaat zum Industriestaat geschafft werden. Resultat: Die Arbeitskräfte fehlten in der Landwirtschaft, die Folge war eine Hungersnot mit 20 Millionen Toten. Am bekanntesten und geradezu sprichwörtlich wurde die zehnjährige Kulturrevolution seit 1966 mit ihren aufgehetzten jugendlichen Roten Garden, die Eltern, Lehrer, Akademiker, Beamte und Betriebsleiter als »Rechtsabweichler« töteten, schlugen, verletzten und demütigten. Kulturgüter wurden massenhaft vernichtet und Kulturwissen einfach verschüttet. Die berüchtigte »Viererbande« um Maos Ehefrau leistete jeder Art von Gewaltexzessen Vorschub. Erst Maos Tod 1976 setzte dem Treiben ein Ende. Die Viererbande wurde sofort verhaftet.

Was danach geschah: Unter Deng Xiaoping (1904–1997) begann nun die innere Modernisierung Chinas. Deng war bereits vor dem Langen Marsch Funktionär der Partei und hatte alle Rückschlage und Säuberungen überlebt. Er begann eine Wirtschaftsreform und machte schrittweise die Kollektivierung der Landwirtschaft rückgängig. Dann folgte eine Liberalisierung durch Abschaffung der staatlich vorgeschriebenen Preise und die Privatisierung von Staatsunternehmen. Diesen Weg hin zur »sozialistischen Marktwirtschaft« sind seine Nachfolger weiter gegangen. Da China als Exportland unglaublich hohe Handelsüberschüsse erzielt, besitzt es mittlerweile einige der größten Staatsfonds weltweit. Die Volksrepublik China ist heute einer der größten Global Player und größter Gläubiger der USA, ganz zu schweigen von den politischen Aktivitäten und Abhängigkeiten, die es sich in den vergangenen 30 Jahren in der Dritten Welt geschaffen hat. 2008 wurden Olympische (!) Spiele in Peking ausgetragen, und das Land nimmt am Formel-1-Weltzirkus teil. Das hätten sich sicherlich weder Kaiser Ch’in noch Kaiser Pu Yi oder auch Mao jemals träumen lassen.

DIE DRITTE WELT UND DIE SCHWELLENLÄNDER

The Emerging Markets Century ist der Titel eines Buches des amerikanischen Fondsmanagers und Buchautors Antoine van Agtmael. Damit prägte er 1981 den Begriff »Schwellenland« als bewusste Unterscheidung zu den eher undifferenzierten und oft abwertend verstandenen Begriffen »Dritte Welt« oder »Entwicklungsländer«.

1948

APARTHEID    Apartheid in Südafrika bedeutete: Als Schwarzer nicht in bestimmten Bussen fahren zu dürfen, an der Küste nur an bestimmte Strände gehen zu dürfen, sich von weißen Buren anrempeln lassen zu müssen, in bestimmten Stadtvierteln wohnen zu müssen, nur bestimmte Schulen mit einem von Weißen bestimmten Lehrprogramm (auf Afrikaans) besuchen zu dürfen. Sexuelle Kontakte und Mischehen waren verboten. Die Diskriminierung war bis ins kleinste Detail des Alltags bürokratisch organisiert und wurde mit großem Verwaltungsaufwand überwacht. Zehn Prozent weißer Bevölkerung standen 90 Prozent schwarzer Bevölkerung gegenüber.

»Apartheid« bedeutet: (Rassen-)Trennung, das System war aber eine eindeutige Diskriminierung und Unterdrückung. 1910 hatte die britische Regierung ihre Kapkolonie mit den Burenrepubliken (Transvaal, Oranje und Natal) zur Südafrikanischen Union zusammengeschlossen, wie Kanada oder Australien ein souveräner Staat im Rahmen des Commonwealth. Die Regierung wurde nur von Weißen gebildet. Schwarze hatten kein Wahlrecht. Von Anfang an wurde die Rassentrennung praktiziert. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dominierten die englischsprachigen Bevölkerungsgruppen innerhalb der weißen Schicht, ab 1948 verschärften die von der burischen Nationalen Partei getragenen Regierungen die Apartheid. Die Nationale Partei blieb bis 1994 an der Macht.