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WELTWIRTSCHAFTSUNORDNUNG

Ronald Reagan führte während seiner Amtszeit (1981–1989) in der Wirtschaftspolitik eine weitgehende Liberalisierung der Wirtschaft durch. Die »Reaganomics« (Steuersenkungen, Steuervereinfachungen, Sozialabbau und Rüstungsausgaben) sollten die Wirtschaft ankurbeln in der Hoffnung, der Wohlstand werde auch zu den Ärmeren »durchsickern«. Moralisch und praktisch wurde Reagan von seiner Freundin und Kollegin Margaret Thatcher (britische Premierministerin 1979–1990) unterstützt. Das ist der Hintergrund für die allmähliche buchstäbliche Entfesselung der Finanzmärkte (von »lästigen« Vorschriften und Kontrollen) und für den Geld- und Immobilienboom jener Jahre, der mit der New Economy in den Neunzigern einen weiteren Höhepunkt erreichte.

1993

WORLD WIDE WEB    Im März 1989 eröffnete der englische Physiker Tim Berners-Lee, ein Physiker am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf das World Wide Web (www) für den Datenaustausch zwischen Rechnern von Forschungseinrichtungen und veröffentlichte 1991 das dafür notwendige Protokoll HTTP (Hypertext Transfer Protocol) unter Verzicht auf Patentierung und Kommerzialisierung. Dank des von dem amerikanischen Studenten Marc Andreessen erfundenen ersten Browsers (»Herumstöberer«) Mosaic hat seit 1993 im Prinzip jedermann Zugang zu diesem »Internet«. 1994 gab es rund 100000 Nutzer. Heute ist das Internet die globalste allgemein zugängliche technische Vernetzung seit der Erfindung des Telegrafen. Es brachte ganz neue Modelle der Kommunikation, des Wissensmanagements und auch neue Geschäftszweige hervor. Ein ähnlicher globaler und technischer Sprung vollzog sich durch die massenhafte Nutzung und Verbreitung der Funktechnik nach der allgemeinen Einführung der Mobilfunktechnologie sowie der Satellitennavigation GPS (Global Positioning System), die seit 2000 auch zivil genutzt werden kann.

ab 1975

SILICON VALLEY    ist ein Inbegriff für die Computerindustrie, die als innovative Technik die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts so stark prägt wie keine andere. Die aus Silizium gefertigten Chips sind die materielle Basis der Branche, die in rasantem Tempo immer mikrofeinere Hardware produziert. Die eigentlichen Innovationen liegen allerdings schon längst im Bereich der Software.

Das Silicon Valley befindet sich unmittelbar südlich der kalifornischen Stadt San Francisco. Es handelt sich natürlich nicht um einen alten geografischen Begriff, sondern um eine moderne Bezeichnung für einen etwa 80 Kilometer langen Küstenstreifen. In mehreren dort unmittelbar aneinandergrenzenden kalifornischen Gemeinden befinden sich die Sitze wichtiger IT-Firmen und Forschungsinstitute: Redwood City (Oracle), Stanford (Stanford University), Palo Alto (Stanford Research Park, Facebook; in Palo Alto befindet sich auch die Garage, in der Hewlett-Packard, das erste IT-Unternehmen, 1939 gegründet wurde), Mountain View (Google), Sunnyvale (AMD, Intel), Cupertino (Apple), Santa Clara (Fairchild Semiconductors). Microsoft, gegründet 1975, sitzt nicht im Silicon Valley, sondern in Seattle im Bundesstaat Washington.

März 2000

NEW ECONOMY    Computertechnik, Mobiltelefonie, Internet, Biochemie und Mikrotechnologie waren und sind die Hoffnungsträger einer Expansion der Weltwirtschaft in »neue Märkte«. In den späten Neunzigerjahren wurden sie als hoffnungsvolle New Economy den traditionellen Großbranchen (Agrarindustrie, Rohstoffverarbeitung, Chemie, Massengüterproduktion am Fließband) geradezu ironisch-polemisch gegenübergestellt, die man als »schmutzig« und »veraltet« (Old Economy) brandmarkte. Die neuen Hoffnungsträger wurden an der Börse in einer Art Goldrausch hoch bewertet und zum Schluss einfach überbewertet. Bis zum März 2000 erreichten die wichtigsten Weltbörsen neue Aktienhöchststände, dann platzte die Spekulationsblase. Viele Geschäftsmodelle erwiesen sich sehr schnell als substanzlos. Die Investoren, darunter auch viele Kleinanleger, verloren Geld und Vermögen.

2007/2008

SUBPRIME UND DERIVATE    Der Subprime-Markt ist ein Teilmarkt des Hypothekenmarktes und bezieht sich auf diejenigen Hypotheken, die keine erstklassigen Wertanlagen darstellen, sondern zweitklassige (subprime).

Die Regierung des amerikanischen Präsidenten Bush (2001–2009) ermunterte die Banken, Kredite zum Bau oder Kauf von Eigenheimen auch an Darlehensnehmer zu vergeben, deren Bonität nicht gesichert war, sprich: an arme Leute. Auch ihre Immobilien waren nicht so viel wert, wie ein dadurch spekulativ überhitzter Immobilienmarkt vermuten ließ. Die Niedrigzins-Politik der amerikanischen Notenbank unter ihrem Gouverneur Alan Greenspan (1987–2006) gaukelte den Leuten zudem vor: »Kredite kosten nichts«.

Die Banken bündelten ihre mehr schlecht als recht besicherten Darlehensforderungen in einer Art Fonds, aus dem sie wiederum Wertpapiere bildeten. Damit hatten die Forderungen eine andere »Struktur« und konnten als Geldanlage weiterverkauft werden. So entstand ein »Derivat«, ein »strukturiertes Finanzprodukt«. Deren »Wert« wurde durch positive »Ratings« darauf spezialisierter Agenturen verstärkt, währenddessen diese »Finanzinstrumente« immer komplexer und undurchschaubarer wurden.

2008

FINANZMARKTKRISE    Als die Zinsen in den USA wieder stiegen und gleichzeitig die Einkommen sanken, konnten viele Amerikaner die Hypotheken für Häuser nicht mehr bezahlen. Nun zerplatzte die Subprime-Blase. Das setzte eine Abwärtsspirale der Finanzmärkte von ungeheurem weltweiten Ausmaß in Gang. Die Regierung Bush sah sich gezwungen, die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac zu verstaatlichen. Vielen Immobilienbesitzern blieb nichts anderes übrig, als Eigenheime und Wohnungen zu verkaufen, aber da so viele Objekte gleichzeitig auf den Markt kamen, verloren sie drastisch an Wert. Und weil so viele Banken so viele Subprime-Derivate in ihren Depots hatten, verloren auch sie an Wert.

Das gesamte amerikanische und in der Folge auch das eng verknüpfte weltweite Finanzsystem steht am Abgrund. Banken wie Lehman Brothers und Versicherungen (der größte Versicherungskonzern AIG muss im vierten Quartal 2008 einen Bilanzverlust von 61,7 Milliarden Dollar hinnehmen) gehen in Konkurs. Island gerät im Oktober 2008 nach dem Kollaps seiner Banken an den Rand des Staatsbankrotts. In Deutschland muss vor allem eine bis dahin wenig bekannte Großbank namens Hypo Real Estate mit staatlichen Garantiezusagen in Höhe von rund 100 Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Weltweit werden die Kredite knapp, eine existentielle Bedrohung für die Realwirtschaft. Die großen amerikanischen Autokonzerne betteln im November 2008 in einer gemeinsamen Aktion ihre Regierung um Überbrückungskredite an. Die Staaten intervenieren mit Garantien, um wenigstens die Funktionsfähigkeit des Systems zu erhalten. Der Internationale Währungsfonds schätzt den Gesamtschaden auf 12000 Milliarden Dollar.

November 2008/2009

YES, WE CAN    Am 20. Januar 2009 wurde Barack Obama als 44. und erster afroamerikanischer Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Die Mehrheit von 53 Prozent der Wählerstimmen für Obama gegenüber seinem weißen republikanischen Gegenkandidaten war angesichts einer solch historischen Wahl überzeugend. 75 Prozent der Amerikaner sind Weiße mit europäischen Vorfahren, nur 13 Prozent sind Afroamerikaner, die restlichen zwölf Prozent sind überwiegend lateinamerikanischer Herkunft und Asiaten.