Wie immer die Hsia-Periode konkret beschaffen war, offenbar bildeten sich damals Grundzüge der chinesischen Kultur aus, die nicht mehr unterbrochen wurden, weswegen diese Tradition so altehrwürdig ist.
1600–1045 v. Chr.
SHANG-DYNASTIE Die Zeit der Shang-Dynastie ab 1600 v. Chr. ist »die« Bronzezeit in China. Ebenfalls eine Huangho-Kultur, baut Shang insbesondere auf der jungsteinzeitlichen Longshan-Kultur auf und ist die erste, die größere Gebiete in China umfasst, also über jungsteinzeitliche, rein lokale Kulturen hinausgeht. Shang war als eine Art Feudalstaat mit Vasallen organisiert – auch wenn es sich bei dem »Staatsgebiet« nur um einen Bruchteil des späteren Reichs der Mitte oder gar der heutigen Volksrepublik handelte. Allerdings blieb die Bronzeherstellung auf Werkstätten im Umkreis der hauptstädtischen Königsresidenz beschränkt. Die praktisch versklavten Bauern lebten in Erdlöchern.
vor 1600 v. Chr.
CHINESISCHE SCHRIFTZEICHEN Weil man aus der Shang-Zeit Hunderttausende von Orakelknochen gefunden hat, kann man ermessen, wie vorzeichengläubig diese Gesellschaft war. Rinderschulterblätter oder Schildkrötenbauchplatten wurden erhitzt, und die »Kaiser« deutelten dann anhand der Sprungstellen hauptsächlich gute und schlechte Omen. Die Beherrschung dieser Kunst scheint ihnen viel Autorität verliehen zu haben. Die Weissagungen wurden mit Datum auf den Knochen eingeritzt und »zu den Akten gelegt«. Anhand dieser »Dokumente« kann man erkennen, dass die chinesische Schrift schon damals ausgebildet war.
Was danach geschah: In der anschließenden, sehr bewegten Chou-Zeit (1045–256 v. Chr.) lebten Konfuzius und Lao-tse. Chou zerfiel dann völlig in die »Streitenden Reiche«, denen der erste (gesamt-)chinesische Kaiser Ch’in ein Ende bereitete (221 v. Chr).
um 1500 v. Chr.
ARIER Arya (»Edle«, »Adlige«) war die Selbstbezeichnung von Reiternomaden, die um 1500 v. Chr. von Norden her in Indien einbrachen und dank der Streitwagen, über die sie verfügten, den nördlichen Teil des Subkontinents rasch unterwerfen konnten. Ob sie zum Untergang der Indus-Kulturen beitrugen, ist nicht geklärt.
vor 1500 v. Chr.
SANSKRIT war nie eine Volkssprache, sondern die Hoch- und Gelehrtensprache Indiens und darüber hinaus eine der ältesten und wichtigsten indoeuropäischen Sprachen, verwandt mit dem Lateinischen, Griechischen, Altpersischen und den germanischen Sprachen. Die eingesessene Bevölkerung Indiens sprach kein Sanskrit, es war die Sprache der heiligen Schriften. Die Inder sprachen – und sprechen bis heute – viele verschiedene Idiome. Eine gemeinsame Sprache »Indisch« gibt es bekanntlich nicht.
vor 1500 v. Chr.
VEDEN In die Übergangsperiode von der Bronze- zur Eisenzeit in Europa und im Orient fällt in Indien die Entstehung der ältesten religiösen Texte der Menschheit, der Veden. Das Wort ist eng verwandt mit lateinisch videre (»sehen« im Sinne von »erkennen«, »Wissen«, »Einsicht«). Die Veden, in einer Vorläuferform des Sanskrit geschrieben, entstanden über einen langen Zeitraum hinweg, von etwa 1750 bis 1200 v. Chr. Ziemlich genau zur selben Zeit entwickelte sich unser Alphabet in Phönizien.
Die Rigveda sind in erster Linie hymnische Liedtexte, in denen bereits von den Kasten (Varna) die Rede ist, die noch heute für die indische Gesellschaft eine große Bedeutung haben. Ursprünglich gab es vier Kasten, die weiße, die rote, die gelbe und die schwarze. So bedeutet auch Varna so viel wie »Farbe«. Die jüngsten Veden, die Upanishaden (700–550 v. Chr.), sind Sammlungen religiös-philosophischer Schriften des Hinduismus. Hierin spielen Begriffe wie Brahman und Atman eine zentrale Rolle.
Jahrhunderte-, wenn nicht jahrtausendelang wurden die Veden nur mündlich weitergegeben. Aufgeschrieben wurden sie erstmals um 500 n. Chr.
nach 1500 v. Chr.
BRAHMANEN sind heute die oberste Kaste der Hindugesellschaft in Indien, waren aber ursprünglich einmal ein Volk am oberen Ganges. Von dort breiteten sie sich früh über den ganzen Subkontinent aus. Bei den Brahmanen entwickelte sich die auf der vedischen Überlieferung beruhende Religion zum Brahmanismus und daraus wiederum der Hinduismus. Der höchste Rang in der Brahmanen-Kaste kommt den Gelehrten zu, den Pandit. Sie genießen unabhängig von ihrer finanziellen Situation die größte Hochachtung und den höchsten sozialen Rang. Die niederrangigeren Priester praktizieren Opferhandlungen und Leichenverbrennungen. Viele Brahmanen sind auch als Richter, Beamte, Kaufleute oder Politiker tätig. (Auch der erste Premierminister nach der Unabhängigkeit Jawaharlal Nehru, der das Land von 1947 bis 1964 regierte, stammte aus einer Brahmanenfamilie.) Es schadet einem Brahmanen für sein hohes Ansehen nichts, reich zu sein, aber es ist kein Muss.
DER BEGINN DER GESCHICHTE
ca. 1200 bis 500 v. Chr.
Durch den Seevölkersturm um 1200 v. Chr. war die bronzezeitliche Hochkulturphase im gesamten östlichen Mittelmeer zu Ende: Das Hethiter-Reich und die inzwischen mykenisch-minoische Mischkultur verschwanden vollständig, in Babylonien gewannen die Assyrer die Vorherrschaft. Ägypten blieb intakt, mehr aber nicht. In den Jahrhunderten von 1200 bis 500 v. Chr. bildete sich dann die Mittelmeerwelt der Antike: Ägypter, Griechen, Römer, Assyrer und Perser, Israel. Mit den ersten gesicherten Daten beginnt nun die bekannte Weltgeschichte.
um 1200/1100 v. Chr.
DER TROJANISCHE KRIEG Der gewaltigste Donnerschlag um 1200/1100 v. Chr. mit unüberhörbarem Nachhall bis in die Sprache der Gegenwart wird für unser historisches Gedächtnis durch den Untergang Trojas markiert – falls die Annahme stimmt, dass die archäologisch gesicherte Zerstörung von Troja VII den »historischen Hintergrund« für Homers Ilias abgibt.
Ilion lautet der Name der sagenhaften Stadt, gegen die die Griechen in der Ilias in einen zehnjährigen Krieg ziehen. Die erste epische Dichtung des Abendlandes hat ihren Namen von dieser Bezeichnung für »Troja«. Nach der sensationellen Auffindung und Ausgrabung »Trojas« durch Schliemann seit 1871 glaubte man sich gewiss, nun tatsächlich den Ort des Trojanischen Krieges gefunden zu haben. 1873 präsentierte Schliemann stolz den »Schatz des Priamos«. Immerhin scheint wenigstens für den Hisarlik-Hügel der Name Ilion (hethitisch Wilusa) durch einen Tontafel-Vertrag aus der Zeit um 1300 v. Chr. gesichert zu sein. Möglicherweise war Wilusa ein vom mächtigen Hethiter-Reich abhängiger Vasallenstaat.
Doch beim weiteren Forschen und Graben stellte sich schnell heraus, dass es mehrere »Troja« gab. Immer wieder war der strategisch zweifellos günstig in Sichtweite der Dardanellen gelegene Siedlungshügel erobert, gebrandschatzt, durch Erdbeben zerstört oder verlassen und immer wieder neu aufgebaut worden.
Wilusa muss also nicht »Troja« gewesen sein. Denn es gibt auf dem Hisarlik-Hügel nur eine nachweislich mit starken Zerstörungen verbundene Schicht VIIb, die auf ungefähr 1200 v. Chr. datiert wird. Wer jenes »Troja« VIIb zerstört haben könnte, ist damit noch nicht gesagt. War es eine panhellenische Streitmacht, waren es brandschatzende eisenzeitliche Indogermanen aus Ostmitteleuropa oder wandernde Volksstämme vom Balkan oder räuberische Expeditionen in Wikinger-Manier unbekannter Herkunft? Wer weiß.