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Seit Neuestem ist durch DNA-Analysen nachgewiesen, dass Neandertaler und Homo sapiens zwischen 110000 und 50000 im Nahen Osten koexistierten und Gene austauschten. Mit anderen Worten: Einzelne dieser Individuen hatten Sex miteinander. Auch in jedem von uns steckt also ein bisschen Neandertaler.

DIE STEINZEITMENSCHEN UND IHRE KUNST

Cro-Magnon ist der Name eines Fundortes in der französischen Dordogne. Hier entdeckten Archäologen 1868 in einer Höhle im Vézère-Tal Siedlungsreste und fünf Skelette eines etwa 30000 Jahre alten Hominiden-Typs.

40000–30000 v. Chr.

CRO-MAGNON    Cro-Magnon gilt als früher Homo sapiens sapiens. Er lebte zunächst unter eiszeitlichen Bedingungen in arktischer Kälte in einer weitgehend baumlosen Tundra. Viel zu ernten gab es da nicht, deshalb jagte Cro-Magnon hauptsächlich Tiere. Wie man aus den berühmten Höhlenmalereien weiß, spielten dabei allerlei Jagdzauber, also quasi-religiöse Vorstellungen eine Rolle. Cro-Magnon war perfekt an das Klima angepasst und ein hervorragender Handwerker-Künstler, der Stein, Knochen, Elfenbein, Kleidung und Schmuck bearbeitete, mit Kochsteinen kochte und Nahrungsmittel konservierte. Pfeil und Bogen sowie Tierfallen sind vermutlich Cro-Magnon-Erfindungen.

um 40000 v. Chr.

DIE UREINWOHNER AUSTRALIENS    In dieselbe Zeit fällt auch die Besiedlung Australiens. Wegen der starken Vereisungen gab es sehr viel Wasser in Gletschern, und der Meeresspiegel lag tiefer. »Australien« hatte also ganz andere Umrisse und bildete mit Neuguinea eine größere Landmasse, das Sunda-Land. Von den indonesischen Inseln im Indischen Ozean aus war dieser Vorkontinent Australiens über schmalere und seichtere Meerwasserstraßen viel leichter zu erreichen als heute.

Die australischen Ureinwohner verbreiteten sich innerhalb kurzer Zeit über den gesamten Kontinent und rotteten den weitaus größten Teil der dort vorhandenen Großwildarten aus. Sie befanden sich noch bis zur Entdeckung Australiens durch James Cook 1770 auf der Stufe der Jäger und Sammler.

35000 v. Chr.

DIE ÄLTESTEN KUNSTWERKE    Aus der Vogelherdhöhle im Lonetal auf der Schwäbischen Alb wurde 2006 das bislang älteste bekannte Kunstwerk der Menschheit geborgen, eine 30 Zentimeter große Figur aus Mammut-Elfenbein. Das Alter der leicht verzierten menschlichen Figur mit einem Löwenhaupt schätzt man auf annähernd 35000 Jahre. Ebenfalls auf der Schwäbischen Alb, bei Blaubeuren, fand sich in der Höhle von Geißenklösterle eine steinzeitliche Lagerstätte mit Besiedlungsspuren aus der Zeit zwischen 36000 und 32000 v. Chr. Geißenklösterle ist für seine Flöten aus Vogelknochen berühmt, die als älteste Musikinstrumente der Welt gelten. In der benachbarten Höhle »Hohle Fels« lag eine »Venus«-Figurine (um 35000 v. Chr.). Alle Kunstwerke aus den schwäbischen Höhlen sind älter als die Höhlenmalereien in den südfranzösischen Grotten.

ca. 33000 v. Chr.

DER »LOUVRE« DER EISZEIT    Eine Sensation war 1994 die Entdeckung einer Grotte im südfranzösischen Ardèche-Tal durch Jean-Marie Chauvet. Sie gilt als »Louvre« oder »Kathedrale« der Eiszeit, denn sie enthält eine Fülle von erstaunlich gut erhaltenen, überraschend naturgetreuen Höhlenmalereien aus der Zeit um 33000 bis 30000 v. Chr. Auf rund 300 Wandbildern sind mehr als 400 Tiere in der Grotte Chauvet dargestellt. Etwas jünger sind die Wandmalereien in der Cosquer-Höhle an der Mittelmeerküste bei Marseille, die 1991 von Henri Cosquer »ertaucht« wurde, weil sich ihr Eingang heute unterhalb des Meeresspiegels befindet. Hier gibt es auch Darstellungen von Meerestieren und Vögeln.

ca. 25000 v. Chr.

VENUS VON WILLENDORF    Lange galt die weltberühmte Venus von Willendorf als das älteste Kunststück der Altsteinzeit. Die 1908 in Willendorf in der österreichischen Wachau gefundene elf Zentimeter hohe Frauenstatuette mit breitem Becken und üppigen Brüsten aus Kalkstein dürfte 25000 Jahre alt sein. Mittlerweile wurden zwischen Europa und Sibirien rund 200 weitere ähnliche Venusse gefunden, die allerdings nicht so gut erhalten sind. Man kann davon ausgehen, dass die Figur ein kultisches Idol war, vermutlich im Zusammenhang mit einem Fruchtbarkeitsritus. Über das riesige Gebiet verbreitet gab es also so etwas wie eine einheitliche »religiöse« Vorstellung.

Was danach geschah: Die Venusse stammen aus einer Zeit der Klimaverschlechterung vor dem Höhepunkt der letzten Eiszeit, dem Gravettien. Von damals kennt man Bestattungen in großer Zahl, auch mit Grabbeigaben wie Waffen und Schmuck. Spuren der nachfolgenden Solutréen-Menschen fanden die Archäologen vor allem in Spanien. Die Kälte und die Vereisung jener Eiszeit waren so extrem, dass alle Homo sapiens Europa verließen – oder ausstarben. Die neuen Besiedler Europas fertigten danach keine Venusse mehr, verbreiteten sich aber in Europa relativ schnell, unter anderem in

ca. 16000 v. Chr.

ALTAMIRA UND LASCAUX    Die jüngsten, nach wie vor berühmtesten Höhlen mit Steinzeitmalereien sind die von Altamira in den spanischen Pyrenäen und Lascaux im Vézère-Tal (Dordogne). Altamira wurde bereits 1868 entdeckt, die Malereien allerdings erst 1879, als die achtjährige Tochter des Grundbesitzers zufällig »Rinderbilder« an der Höhlendecke erkannte. Lascaux entdeckte man 1940.

Die Wandbilder von Lascaux und Altamira werden auf 17000 bis 15000 v. Chr. datiert und gehören zum Magdalénien (ab 22000 v. Chr.). Es ist die Blütezeit der Großwildjäger. Die – stellenweise immer wieder übermalten – Tierdarstellungen werden als Ausdruck einer magischen Religion interpretiert, bei der schamanenartige Zauberer die Beute- und Jagdtiere wie Hirsch, Wildpferd und Ren zu beschwören versuchten. Die Magdaléniens jagten raffinierter, nutzten zum Beispiel Harpunen mit Widerhaken, kochten in Erdlöchern, fertigten Schmuckgegenstände, kannten religiöse Riten und Jenseitsvorstellungen. Es gibt Anzeichen, wonach die Lascaux-Leute bereits über astronomisches Wissen verfügten, da einzelne markante Punkte in der Höhle auf den damaligen Wintersonnenwendepunkt ausgerichtet sind.

ab 13000 v. Chr.

HOLOZÄN    bedeutet so viel wie »das allerneueste, das jüngste« Zeitalter und umfasst erdgeschichtlich die auf das Pleistozän folgende Periode. Die Erwärmung war nun so stark, dass es in Europa vor etwa 7000 Jahren überhaupt kein Eis mehr gab! Die Menschen waren auf der Nordhalbkugel längst sesshaft geworden, in den Flusstälern Chinas, Ägyptens und Mesopotamiens bildeten sich die Anfänge der ersten Hochkulturen. Gletscher entstanden erst wieder gut 1000 Jahre später. Auch wir leben im Holozän.

ca. 12000/10000 v. Chr.

JÄGER UND SAMMLER    Mit dem Schmelzen des Eises war die Steinzeit keineswegs zu Ende. Die Menschen blieben dieselben, suchten noch immer in Höhlen Zuflucht, bauten sich allenfalls Strohhütten oder zeltartige Unterschlupfe, bei denen Felle und Tierhäute zum Schutz gegen die Witterung über einige Stangen gelegt wurden, wie bei den indianischen Tipis oder den Jurten sibirischer und mongolischer Nomaden.

Es gab kleine Verbesserungen der Steinwerkzeuge, erste Boote, Schlitten, Töpferwaren, Haustiere (Hund) sowie erste Anzeichen von vorübergehender Sesshaftigkeit und Ackerbau. Die Verarbeitung von Metall war aber nach wie vor völlig unbekannt.

DIE BESIEDLUNG AMERIKAS    Die sibirischen Verwandten oder Nachbarn der Uraustralier sollen immer weiter nach Nordosten vorgedrungen sein. Auf dem letzten Kältehöhepunkt der letzten Eiszeit »überwinterten« sie dann in Südsibirien, was wiederum ein paar Jahrtausende dauerte. Von dort aus zogen sie noch einmal sehr viel später in der Jungsteinzeit (um 13000–12000 v. Chr.) über die damals trockene Landmasse »Beringia«, die heute vom Meer überflutete Beringstraße. Möglicherweise war dies nur während eines engen Zeitfensters von 2000 bis 3000 Jahren geschehen, als »Beringia« erstmals eisfrei, aber noch »trocken« war, weil längst nicht alles Eis geschmolzen und der Meeresspiegel noch relativ niedrig war. So besagt es die herkömmliche Theorie. Andere Besiedlungswege entlang der Küsten sind jedoch durchaus denkbar, auch über den Nordatlantik entlang der Gletschergrenze.