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Im Mai 1430 wurde Jehanne von burgundischen Soldaten gefangen genommen. Die Burgunder lieferten sie an die verbündeten Engländer aus, die ihr wegen angeblicher Ketzerei den Prozess machten. Am 30. Mai 1431 wurde Jeanne d’Arc in Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Was danach geschah: Nach 1435 gaben die Burgunder ihr Bündnis mit England auf, und die Franzosen begannen etappenweise mit der Rückeroberung. Diese war 1453 mit der Einnahme von Bordeaux abgeschlossen. Der Hundertjährige Krieg war beendet. Mehr oder weniger direkt mit ihm im Zusammenhang stehen die englischen

1455–1485

ROSENKRIEGE    Wappen werden oft von symbolischen Tieren geziert. Auch Pflanzen können solche Wappenzier sein. Im Falle des englisch-französischen Adelshauses der Plantagenet ist der Ginster (planta genista) sogar namensgebend für die Dynastie. Die Plantagenets waren von Heinrich II. bis zu dem dekadenten Richard II., also von 1154 bis 1399, Könige von England.

Nach der Absetzung des kinderlosen Richards II. stritten zwei Seitenlinien der Dynastie, York und Lancaster, um die Thronansprüche. Die Anwärter waren also verwandt, da sie von zweiten oder dritten Söhnen Edwards III. abstammten. Jede dieser beiden Seitenlinien führte eine Rose im Wappenschild: York eine weiße und Lancaster eine rote Rose.

Zunächst regierten zwei Lancaster, Heinrich IV. und sein Sohn Heinrich V., von 1413 bis 1422 und führten den Hundertjährigen Krieg gegen Frankreich fort. Aber unter Heinrich VI. wendete sich das Blatt auf dem französischen Kriegsschauplatz, und die Engländer gerieten in die Defensive. Für den geistesschwachen Heinrich VI. führten Regenten die Herrschaft, und angesichts der sich verschlechternden Situation erhob nun Richard von York seine Thronansprüche. In der Folge entwickelte sich ein Intrigantenstadel mit Mord und Totschlag und Einkerkerungen im Tower, an dem sich auch Königinnen und Königinmütter beteiligten. Seit 1455 wurde der Familienstreit auch militärisch ausgetragen. Praktisch der gesamte Hochadel hielt entweder zur einen (Hofpartei) oder zur anderen Seite (Adelspartei). Wegen der vielen Schlachten mit ihren vielen Gefallenen in diesem Adelsbürgerkrieg war am Ende die englische Hocharistokratie völlig ausgeblutet.

Lachender Dritter war ein Verwandter der »roten Rose« der Lancasters, Heinrich Tudor, der den letzten Vertreter der »weißen Rose« der Yorks, Richard III. besiegte, aber eine Erbin Yorks heiratete. Er bestieg als Heinrich VII. den Thron und konnte mangels ernst zu nehmender Gegner aus dem Adel fast schon absolutistisch regieren.

DIE TÜRKEN IN EUROPA

ab 1330

OSMANISCHES REICH    Nach dem Mongoleneinfall war die relativ einheitliche Herrschaft der Seldschuken in viele Kleinfürstentümer oder »Horden« zerbrochen, um das turkmongolische Wort zu verwenden. Osman (1258–1326) war einer dieser Hordenführer im Westen Kleinasiens, ungefähr dort, wo einstmals Troja und Pergamon waren. Zu Beginn seiner Karriere als Herrscher begann Osman, sein Territorium auszudehnen. Bei seinen Gebietserweiterungen achtete er stets darauf, die Christen zu beschützen. Kleinasien war seit der Antike griechisch besiedelt – und dies blieb so bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Griechen waren natürlich orthodoxe Christen. Diese Toleranz wird als einer der Gründe für die schnelle Erweiterung des Osmanenreiches gesehen. Neu eroberte Gebiete übergab Osman in Statthalterschaft an Verwandte und enge Vertraute, begründete damit eine Art Feudalsystem und machte sein halbnomadisches Volk auf diese Weise sesshaft.

Das Fürstentum, das Osmans Sohn Orhan erbte, war etwa so groß wie Bayern. Orhan nahm den Sultan-Titel an und begründete die Janitscharen. Er setzte als erster Türken-Herrscher mit der Eroberung der Festung Gallipoli an den Dardanellen 1354 seinen Fuß auf europäischen Boden. Bei seinem Tod (ca. 1362) war das Osmanische Reich schon so groß wie das heutige Ungarn.

Was danach geschah: 150 Jahre später erobern die Osmanen Konstantinopel und beherrschen jahrhundertelang den Balkan sowie den gesamten Nahen Osten, zeitweise auch Ägypten und Nordafrika. Die moderne Türkei geht nach dem Ersten Weltkrieg aus den Resten dieses Osmanischen Reiches hervor.

1330

JANITSCHAREN    Orhan war auch der Gründer der als grausam gefürchteten Janitscharen, einer Elitetruppe der Osmanen und Leibwache des Sultans. »Janitscharen« geht auf das türkische Wort Yeniçeri (»neue Truppe«) zurück. Sie wurden schon als Knaben zwangsrekrutiert, lebten zölibatär und streng erzogen möglichst abgeschottet in eigenen Kasernen. Formell gesehen waren sie Sklaven. Die Janitscharen durften keine Vollbärte tragen, sondern nur Schnurrbärte. Wegen ihrer anerzogenen Loyalität konnten sie in hohe Ämter der osmanischen Reichsverwaltung aufsteigen. Einer der bekanntesten Janitscharen war der Architekt Sinan (ca. 1490–1588), der Erbauer zahlloser hochbedeutender Gebäude des Osmanischen Reiches. Sinans Moscheen prägen heute noch das Stadtbild von Istanbul.

Selbstbewusst geworden, erlangten die Janitscharen ab dem 16. Jahrhundert zunehmend Einfluss im Staatsapparat, widersetzten sich Reformbestrebungen, revoltierten gegen einzelne Sultane und ermordeten sogar einige. 1826 wurde die Janitscharen-Truppe aufgelöst.

1398

DIE SCHLACHT AUF DEM AMSELFELD    Nach ihrer Landung in Europa drängen die Osmanen Byzanz praktisch nur noch auf das Gebiet der Hauptstadt zusammen und wenden sich erobernd gegen die christlichen Völker auf dem Balkan. Den erbittertsten Widerstand leisten die Serben, aber auch sie werden am 15. Juni 1398 in der Schlacht auf dem Amselfeld nahe Priština besiegt.

Auf beiden Seiten waren große Ritterheere versammelt. Der serbische Fürst Lazar hatte rund 25000 Mann aufgeboten, der türkische Sultan Murad 40000. Beide starben in der Schlacht. Für die Serben ist »das Amselfeld« ein ungeheurer Mythos, ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse, ritterlicher Tugend und Verrat, durchzogen von geradezu märchenhaften Legenden. In der serbisch-orthodoxen Kirche gilt Lazar als Heiliger.

Gerade das Opfer der Niederlage bewirkte aus serbischer Sicht, dass sich die Serben trotz anschließender jahrhundertelanger, als grausam empfundener osmanischer Fremdherrschaft ihren orthodoxen Glauben und ihre serbische Identität bewahrten.

1402

TIMUR LENK    Seit 1240 hielten die Goldene Horde beziehungsweise ihre Nachfolge-Khanate Russland in Schach. In Peking waren die mongolischen Khane und Kaiser um 1360 von den Chinesen vertrieben worden. Dort regierte nun die Ming-Dynastie.

Wie ein Komet erschien in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts der turkmongolische, aus Usbekistan stammende Eroberer Timur Lenk (1336–1405). Er hatte in die Familie von Dschingis-Khan eingeheiratet und schuf in kürzester Zeit wie dieser ein eigenes Weltreich. Es umfasste ganz Mittelasien mit den heutigen Ländern Afghanistan, Pakistan, Iran und Irak. Timur Lenk fiel 1398 in Indien ein und plünderte Delhi. Dies war auch das Ende des Sultanats von Delhi. Sein Urenkel Babur begründete dort 1526 das glanzvolle Mogul-Reich. Dann bedrohte Timur in buchstäblich lebensgefährlicher Weise die Osmanen in Anatolien. Sein Beiname Lenk bedeutet »der Lahme«, weil er Knochenverwachsungen auf der rechten Körperseite hatte. Timur Lenks Grausamkeit ist legendär; bei seinen Eroberungen wurden die Menschen zu Hunderttausenden abgeschlachtet. Er herrschte überwiegend von Samarkand aus. Die Stadt ließ er im persisch-islamischen Stil prachtvoll ausbauen. Wie bei Alexander überdauerte sein Reich aber kaum sein eigenes Leben.